Glossen, Realsatire & Co.
Begegnung mit Menschen (2). “Schö is g’wen, alles is schö g’wen”
So kannten viele Hans Schub: Bei diversen Veranstaltungen spielte er als Alleinunterhalter die „Ziach” und die Zither - alles ohne Noten, nach Gehör. Der Schub Hans, wie ihn die Leute in Falkenfels nannten, war ein Lebenskünstler. - Vergrößern durch Anklicken!
Das unglaubliche Leben des Hans Schub
Aus: Mitterfelser Magazin 15/2009 - „Schö is g’wen, alles is schö g’wen!” So resümierte Hans Schub aus Falkenfels an seinem 85. Geburtstag am 9. Mai 1987 über sein Leben. Dabei hätte ...
... dieser allzeit lustige und glückliche Mann fürwahr allen Grund gehabt, mit seinem Schicksal zu hadern. Hatte er doch bereits mit zwei Jahren die Kinderlähmung bekommen. Die Folgen waren katastrophal für ihn. Ein Klumpfuß und schwere Gehbehinderungen ermöglichten ihm kein normales Leben. Es gab keinerlei Behandlungsmöglichkeiten. Nur mit Mühe konnte er sich zeitlebens auf Krücken fortbewegen. Und trotzdem hat Hans Schub sein Leben ohne fremde Hilfe gemeistert.
Ein starker Wille, Lebensmut und Durchsetzungsvermögen haben es ihm gestattet, 88 Jahre mit der Behinderung zu leben und niemandem besonders zur Last zu fallen. Er hat seinen Lebensunterhalt durch seiner Hände Arbeit bestritten. Nicht ohne berechtigten Stolz konnte er immer sagen: „Ich habe alles selber gemacht.”
Ein Vorbild für alle!
Sein Leben ist eigentlich ein Abbild des harten Lebens, das viele Waidler in unserer Gegend auch noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu führen hatten. Geboren ist der Schub Hans, wie ihn alle Leute im Dorf nur nannten, in seinem Elternhaus am 9. Mai 1902, „um 4 Uhr in der Früah. Dös woaß i ganz genau vom G'meindeschreiber”, betonte er gerne. Sein Vater war Knecht im Schloss droben gewesen und die Mutter Tagelöhnerin, ebenfalls im Schloss, wie viele Falkenfelserinnen damals. Im Alter von zwei Jahren ereilte ihn ein grausames Schicksal. Er bekam Kinderlähmung. Der Vater fuhr zwar mit dem Zweijährigen mit dem Zug nach München in der Hoffnung, dort ärztliche Hilfe für seinen Sohn zu bekommen. Aber die Ärzte waren damals im Hinblick auf diese Erkrankung noch ratloser als heutzutage. „Dös war mei erste Bahnfahrt, da bin i allerweil auf dem Boden rumkrabbelt. I woaß aber nix vom Krankenhaus und vo de Doktern. Eine Behandlung hat nix bracht.” So erinnerte sich der Hans.
Dann brach der nächste schwere Schicksalsschlag über die Familie herein. „I bin erst 4 Jahre alt g'wen, wia mei Vater 1906 g’storben ist.” Er war einer Lungenentzündung erlegen. Nun musste die Mutter alleine ihre sechs Kinder durchbringen. Ihre größte Sorge galt natürlich ihrem Sohn Hans. Doch der stand trotz seiner Behinderung nie im Abseits, sondern war immer mitten unter seinen Altersgenossen. Wo die anderen Kinder auf ihren zwei Beinen herumtobten, lief er auf den Händen.
Hans war - trotz seiner Behinderung - ein schneidiger Bursche.
Um gehen zu können, oder wohl besser gesagt, um sich einigermaßen aufrecht bewegen zu können, verwendete Hans zunächst Haselnussstöcke. Dann fertigte ihm sein Großvater die ersten Krücken. Besonders mühsam war für ihn der tägliche Gang zur Schule, da er noch dazu den steilen Wirtsberg hinauf gehen musste. Nach ein paar Schritten musste er immer wieder eine Rast einlegen. Im Winter trug ihn seine Mutter öfter auf dem Rücken in die Schule hinauf. Und trotzdem betonte Hans voller Stolz immer, er habe ganz wenig gefehlt in der Schule, in all den Jahren wohl keine 10 Tage. „Mich hat das immer so geärgert, weil die anderen dauernd wegen Zahnweh und Bauchweh und allen möglichen Krankheiten nicht in die Schule gingen. Ich bin immer pumperlgsund g’wen, bin allerweil in der Schule g’wen.” Dass er immer auch ein echter Lausbub gewesen ist, darf man wohl folgern, wenn er lachend anfügt: „I hab oft Tatzn bekommen.”
Als Holzhauer auf Burg Falkenfels
Nach seiner Schulzeit war für Hans Schub wegen der schweren Behinderung keine Lehre möglich und außerdem musste man damals noch den Lehrherren bezahlen. Dieses Geld aber hätte die Mutter nie aufbringen können. Also verdingte er sich ebenfalls im Schlossgut Falkenfels. Er zerkleinerte das Brennholz. Bei dieser Arbeit ist er auf einem Holzstock gesessen und auf einem anderen daneben hat er die Scheitl gespalten. Für das „Kloibn” von 1 Ster Holz bekam er umgerechnet so viel, dass man sich 2 Maß Bier hätte kaufen können. 1 Maß Bier kostete in jenem Inflationsjahr 1923 die unglaubliche Summe von 25 Milliarden Mark.
Als er sich das erste Mal das Geld für die Arbeit im Schlossbüro auszahlen ließ, wollte er jemandem, der nach Straubing fuhr, Verschiedenes anschaffen, was er brauchte. Da rief der Kernbichl-Wirt aus Mitterfels an und sagte, dass die Maß nicht mehr 25 Mrd. Mark, sondern schon 48 Mrd. Mark kosten würde. Nach 14 Tagen weiterer Arbeit kostete die Maß dann 83 Mrd. Mark. „Dös woaß i noch ganz genau”, erzählte Hans noch als 85-Jähriger.
Als er dann vom neuen Verwalter seine 83 Mrd. Mark Geld einforderte, die ihm noch zustanden, dieser ihm aber zur Antwort gab, das interessiere ihn nicht, und ihm nur 27 Mrd. Mark für die 20 Ster Holz, die er bis zum Herbst gehackt hatte, auszahlen wollte, wurde es dem Hans zu viel. Er ging zu einem Advokaten. Bis die Angelegenheit allerdings entschieden war, war mittlerweile die Währungsreform gekommen. Hans bekam zwar Recht, aber nur 12,40 Reichsmark des neuen Geldes ausbezahlt.
Wer nun glauben würde, der Hans sei aufgrund seiner Behinderung nie aus dem Dorf herausgekommen, täuscht sich gewaltig. Der hat den Lebenswillen, die ungeheuere Energie und den Lebensmut unseres Hans nicht gekannt. Beim Gehen schob er sich die Krücke unter die rechte Achsel als Stütze und mit der anderen Krüke schob er sich vorwärts.
Hans Schub auf seinem 1933 selbst gebauten Dreiradl
Schon 1922 hatte er sich für 200 Mark in Thurasdorf drüben ein radähnliches Gefährt gekauft. 1933 baute er sich selber ein dreirädriges Gefährt, ein Handradl, mit dem er dann 25 Jahre über alle Berge gefahren ist. Statt mit den Füßen zu strampeln, kurbelte er mit den Händen so etwas Ähnliches wie Pedale, die an der Stelle montiert waren, wo normalerweise die Lenkstange sitzt. Und mit seinen Füßen, die auf zwei kleinen Plattformen ruhten und die gerade noch so viel Kraft besaßen, dass sie die Lenkarbeit übernehmen konnten, steuerte er sein Vehikel. Hans ist damit bis nach Straubing gefahren und auch selbstverständlich über den steilen Berg von Ascha herauf, der immerhin eine Steigung von 12 Prozent aufweist!
1959 erhielt er aus der Kriegsschadensrente in einer Summe 2.500 DM ausbezahlt. Diese Summe war ein kleiner Ersatz für die Ersparnisse, die er sich trotz der vielen schlecht bezahlten Jobs für das Alter zusammengespart hatte und die durch die zweite Währungsreform 1948 aufgefressen worden waren. Dafür kaufte er sich dann einen „Motorwagen”. Für dieses motorisierte Dreirad musste er im gleichen Jahr sogar den Führerschein der Klasse 4 machen.
1959 konnte er sich endlich einen motorisierten fahrbaren Untersatz kaufen. Nun waren auch weitere Strecken leichter zurückzulegen. - Vergrößern durch Anklicken!
Nun war Hans noch „beweglicher” geworden und man sah ihn oftmals durch das Dorf „kurven”, hinaus nach St. Johann oder ins Schloss hinauf zum Kartenspielen mit Freunden und auf ein paar Halbe Bier. „Öfter hab i scho an Rausch ghabt, aber i bin dann allerweil no selber hoam ganga.” Dabei erzählte er gerne von alten Zeiten und ließ sich nicht lange bitten, wenn man ihn aufforderte, doch ein paar „Gstanzl” zu singen.
Befragt, was er sich zum 85. Geburtstag wünsche, antwortete er damals: „Mit dem Zeppelin fliegen” und weiter: „Der größte Wunsch geht mir net ausse, dass das untere Gelenk eine Kraft hätt’.” Beides ging ihm nicht in Erfüllung. Trotzdem stellte er rückblickend auf sein nicht leichtes Leben fest: „Schö is g'wen, alles is schö g'wen”.
Was für ein Mensch, der das von sich sagen konnte!
Hans liebte zeitlebens die Musik
Hans spielte Zither und die Diatonische. Mit 16 Jahren hatte er bei Raimund Dietl aus Falkenfels das Zitherspielen erlernt. Nur 16 Stunden benötigte er für die Grundbegriffe zum Spielen in der ersten und zweiten Lage. Alle weiteren Kenntnisse eignete er sich selber an. Mit 19 Jahren wechselte er sozusagen das Instrument. „Weil ma mit da Zugharmonie mehra Geld vodeahnt hod” gibt er als Grund dafür an. Und weiter begründete Hans Schub sein Umsteigen auf die Diatonische: Die Männer in den Wirtshäusern rücken in der Regel erst dann für die Musikanten Geld raus, wenn sie betrunken sind. Weil sie aber dann meistens auch ziemlich laut werden und nicht mehr so gut zuhören, ist die kräftigere Harmonika der Zither überlegen gewesen.
Hans Schub und Alfons Dietl singen Gstanzl. Bürgermeister Aichinger und seine Frau freuen sich darüber.
Auf die Frage, wo er denn dieses Instrument gelernt habe, kommt prompt die Antwort: „Bei niemandem. Ich hab’ mir alles selber beigebracht. Ich hab’ Grammofon g’hört oder was ich von anderen Musikanten g’hört hab’.” Wenn im Moro-Wirtshaus gegenüber zum Tanz und zur Unterhaltung aufgespielt wurde, legte er sich oftmals unter das Saalfenster und lauschte der Musik. Sobald er da neue, ihm noch nicht bekannte Stücke hörte, die gespielt wurden, humpelte er schleunigst heim, holte seine „Harmonie” und spielte sie nach, so lange, bis er sie konnte und nicht mehr vergaß. „Dös hab i mir dann g’mirkt”. Hans ergänzte noch: „Ich spiele alles ohne Noten.” Die Nachbarin sagte dazu oft: „Der tuat jetzt fürs Beten a bloß no Ziehharmonika spielen.”
1925 ließ sich Hans die erste „Harmonie”, eine diatonische Ziehharmonika, per Post schicken. Die kostete damals 115 RM. Bereits nach 14 Tagen hatte er zum ersten Male in einem Gasthaus aufgespielt. Alles ganz ohne Noten. Hans musizierte nun oft als Alleinunterhalter in Gastwirtschaften in der Umgebung. Häufig wurde er dazu von den Wirten persönlich zu Hause abgeholt. Besonders gefragt war Hans Schub wegen seines umfangreichen Tanzmusikrepertoires während des Zweiten Weltkrieges und in den Jahren danach, da die meisten anderen Musiker im Krieg waren. Er trat aber nicht nur alleine auf. Mit Xaver Hagn (Posaune) aus Haselbach und einem Schlagzeuger spielte er beispielweise zu vielen Stubenhochzeiten (Hochzeiten im kleinen Kreise zuhause, nicht in Gasthäusern) und Namenstagsfeiern Schottische, Bairische, Landler und Polkas auf, dass es eine Freude war.
Als er 1944 Rheumatismus an allen Gelenken bekam, konnte er zu seinem großen Leidwesen nicht mehr mit der großen, schweren Diatonischen spielen, sondern musste sich eine leichtere kaufen, was aber seiner Spielweise keinesfalls abträglich war. Als im Burghotel Falkenfels der Fremdenverkehr in den 50er und 60er Jahren immer stärker aufblühte, holte man auch dorthin oft den Hans zum Musizieren. Er spielte und sang für die zahlreichen Gäste, die ihm gerne und begeistert zuhörten. Hans musizierte jedes Jahr auch bei den weitum beliebten Faschingsbällen „Spuk im Schloss” in dem zur Bar umgebauten Burgverlies.
Schub Hans spielt beim BRK-Seniorennachmittag 1970 im Rittersaal des Schlosshotels.
Hans war aber auch jederzeit bereit, an junge Burschen und Mädchen aus Falkenfels und der Umgebung sein Wissen und Können weiterzugeben. Kannte er doch ein großes Repertoire an Liedern, die zum Teil nirgendwo aufgeschrieben waren und die in Vergessenheit zu geraten drohten. Deshalb freute er sich, als vor allem auch die Geschwister Else und Rudi Baumgartner aus Haunkenzell, die damals durch viele Rundfunkauftritte sehr bekannt waren, sich für seine Lieder und Musikstückl interessierten und von ihm „neue” alte Lieder kennenlernen wollten, die sie dann selber bei vielen Gelegenheiten sangen, so z. B. das Lied: „Auf da Welt sollt's scho schia nimma so sein”.
Im Oktober 1980 hatte der Volksmusikpfleger Franz Schötz (Haselbach) aus dem umfangreichen Repertoire des Hans Schub 34 Musikstücke für das Archiv des Landkreises Straubing-Bogen im Wohnhaus des Hans in Falkenfels aufgenommen. Selbstverständlich ist der Hans auch auf der Schallplatte bzw. der CD „Vom Gäu in’ Wald - 2”, 1983 herausgegeben vom Landratsamt Straubing-Bogen, mit einer Polka zu hören. Leider hat Hans die Präsentation der CD und eines Notenheftes mit dem Titel: „Musikant'n zoigt's o!” nicht mehr erlebt, die im Jahre 2000 vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e.V. München in der Reihe „Volksmusiksammlung und -dokumentation in Bayern E 15” veröffentlicht wurde. In dieser Dokumentation zum überlieferten Harmonikaspiel in Ostbayern ist natürlich auch Hans Schub mit drei Stückln vertreten, die er auf seiner diatonischen Harmonika als 78-Jähriger noch dafür aufgenommen hatte. Es sind das „Wintergrün”, ein Bairischer, „Die beiden Finken”, ein Rheinländer, und ein „Landler”. Ein Foto zeigt ihn während der Tonaufnahmen und im Begleittext wird seine „musikalische Laufbahn” aufgezeigt.
Das Repertoire vom Schub Hans, das für das Volksmusikarchiv des Landkreises Straubing-Bogen aufgezeichnet wurde. Die 3 mit * gekennzeichneten Titel sind auf der CD ("Musikant'n zoigt's o!") zu hören. - Vergrößern durch Anklicken!
Der Hans erlernte die Schusterei
„Als ich 20 Jahre alt war”, so erzählte er, „da habe ich mir gedacht, jetzt muaßt was anfangen, weilst a Geld brauchst. Dann hab’ i mit der Schuhmacherei ang’fanga. Ohne Lehre.” Ein Bekannter, der zu dieser Zeit eine Schuhmacherlehre absolvierte, zeigte ihm, wie man den Schusterdraht macht. „Mehr brauchte i net, dös andere hab i mir selber angeeignet.” Später konnte er durch einen glücklichen Zufall in Pilgramsberg eine Nähmaschine für 45 Mark kaufen. Diese hatte der Vorbesitzer für 450 Mark erworben. „Da bin i guat wegkomma”, sagte er und lachte verschmitzt.
Zuerst hatte er nur Schuhe repariert. Später dann hat er auch neue Schuhe angefertigt. Das hatte ihm ein gelernter Schuster, der in St. Johann draußen wohnte, gezeigt. Der konnte diesen Beruf nicht mehr ausüben, weil er zu viele Kinder hatte und mit dem wenigen Geld, das er bei der Schusterei verdiente, seine Familie nicht ernähren konnte.
So hat Hans zur Zufriedenheit der Leute viele hundert Paar Schuhe im Laufe seines Lebens repariert und auch angefertigt. Den Kindern seiner Cousine Franziska und anderen Verwandten hat er immer Schuhe gemacht und dafür haben sie ihm geholfen. In den letzten Lebensjahren kümmerten sich besonders seine Cousine Anni und die Geschwister Semmelmann um ihn.
„Geld vom Staat hab’ i nia braucht. I hab’ immer g’arbeitet”, so durfte er mit Stolz sagen.
Hans spielt für Nachbarskinder zünftig auf. - Vergrößern durch Anklicken!
Sein Elternhaus war sein Wohnhaus
Der Schub Hans wohnte allein in seinem Elternhaus - immer griffbereit die Krücken an der langen Bank (links).
Hans Schub bewohnte alleine sein kleines Elternhaus, das lediglich aus einer Flez, einer kleinen Schlafkammer, einer bescheiden hergerichteten Toilette und einer Stube mit einem Holzofen und einem emaillierten Waschbecken bestand. Ein Tisch mit einigen Stühlen stand in der Zimmermitte, die alte Schusternähmaschine am Fenster. Seine Krücken lehnten an der langen Bank, die an zwei Seiten des Raumes entlangführte.
Alle Figuren an der Wand wurden von Hans selbst geschnitzt.
Eine natürlich selbst liebevoll geschnitzte Muttergottesfigur an der Wand, von zwei Engerln flankiert, zeugte ebenso vom großen Geschick des Hans wie die vielen bäuerlichen Figuren und Tierfiguren auf selbst gefertigten Postamentln, geschnitzte Vögel auf ihren Stangerln und einige Schwarzwalduhren, die von vielen Rehgwichtln eingerahmt wurden. Im Herrgottswinkel hing ein ebenfalls selbstgeschnitztes Kreuz. Etliche Heiligenfiguren hatten darunter Aufstellung gefunden. Einige Blumenstöcke standen auf den Fensterbrettern. Die Uhren im Raum erhielt der Hans alle geschenkt, weil sie schadhaft waren. Doch er hatte sie alle mühsam wieder zum Gehen gebracht. Auch den Regulator hatte er selbst gebastelt. An der nordseitigen Wand hingen etliche Vogelkäfige, in denen ein paar Kanarienvögel lustig zwitscherten, wenn der Hausherr auf seinem Instrument spielte. Die ersten Vögel, „ein Manderl und ein Weiberl”, hatte er sich nach dem Ersten Weltkrieg für 2,50 Mark gekauft. Dann hatte Hans eine Zeitlang sogar Singvögel gezüchtet und die Jungen jeweils verkauft.
Das tanzende Figurenkabinett
Viele Falkenfelser Urlaubsgäste erfreuten sich bei ihren Spaziergängen an den tanzenden Figuren im Fenster, wenn sie an dem Häuschen in der Dorfstraße vorbeikamen. Sie mussten lediglich ein Zehnerl (es durfte auch mehr sein!) in das Geldkastl vor dem Fenster stecken. Dann begannen die Figuren zu tanzen und verschiedene Tätigkeiten auszuführen, z. B. Holz zu hacken.
Begonnen hatte alles damit, dass Hans eines Tages zwei Mandl (Figuren) zum Tanzen auf einen Wecker montierte. Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Figuren dazu. Alles hatte der Hans selber gebastelt, auch die Antriebe. Die Kinder des Dorfes und auch andere Leute kamen oft in die Stube und wollten die Dinge sehen, die neu im Entstehen waren. Weil Hans aber im Sommer oft nicht daheim war, stellte er die Figuren ans Fenster und hängte ein kleines Kästchen vor das Fenster. Wenn man ein Zehnerl oder größere Geldbeträge einwarf, begannen alle Figuren sich zu bewegen. „Desweg’n haben sie aber a net länger tanzt” ergänzte Hans schelmisch lachend.
Ein Marterl für den Hans
Am 10. März 1991 verstarb Johann Schub im Alter von 88 Jahren und liegt nun auf dem Falkenfelser Friedhof begraben. Seine Freunde, allen voran Eduard Semmelmann, aber halten das Andenken an den Lebenskünstler noch besonders in Erinnerung.
Dieses Marterl an der Ecke Bergstraße/Dorfstraße erinnert an den großartigen Menschen Hans Schub.
Sie errichteten an der Kreuzung Bergstraße/Dorfstraße ein Marterl für den Hans, auf dem er mit seiner Ziach auch im Bild festgehalten ist. Darunter steht:
- Er lebte bescheiden und war zufrieden.
- Herr gib ihm den ewigen Frieden!
Besser kann man wohl kaum ausdrücken, wie der Hans war.
Mündliche Quellen:
• Maria Piendl, Falkenfels
• Eduard Semmelmann, Falkenfels
• Interview von Georg Kremhöller mit Hans Schub anlässlich seines 85. Geburtstages.
Schriftliche Quellen:
• Aufzeichnung im Volksmusikarchiv des Landkreises Straubing-Bogen
Bilder:
• Maria Piendl, Falkenfels
• Eduard Semmelmann, Falkenfels
• Josef Buchner, Mitterfels
Quelle: Josef Buchner, in: Mitterfelser Magazin 15/2009 Seite 51ff
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