Glossen, Realsatire & Co.
Mühlen an der Menach (14): Die Wasserkraftnutzung in Höllgrub
Der Weiher beim Haimerl-Anwesen in Höllgrub
Wasserreserve des Weihers reichte für einen Tag
In Höllgrub stehen heute zwei Bauernhöfe nebeneinander. Bis Ende des 19. Jahrhunderts gab es da nur ein Anwesen und das war ein „ganzer” Hof. So wurden amtlicherseits Anwesen bezeichnet, die mindestens 100 Tagwerk groß waren. Zu diesem Höllgruber Stammanwesen gehörten bis zum Jahr 1898 etwa 150 Tagwerk Grund. Entsprechend hoch war der Viehbestand und der Bedarf an Gsod im Winter. Diese kurzgehäckselte Mischung aus Heu und Stroh bereit zu stellen, kostete enorm viel Irxenschmalz, solange das Schwungrad an der Gsodmaschine per Hand zu drehen war. Dieser Umstand veranlasste den Hofbesitzer Straßmeier, die Schinderei abzustellen und für diese Arbeit die Kraft des vorbeifließenden Wassers zu nutzen. Der von Oberkogl kommende Graben führt nur wenig Wasser, damit lässt sich in direkter Form kein Mühlrad drehen. Durch vorherige Ansammlung des Wassers in einem Weiher aber war es möglich, wie überall an den Kleingewässern, über das Gerinne die zum Antrieb notwendige Menge heranzuführen. Der Weiher ist heute noch vorhanden, seinerzeit aber war er dreimal so groß wie heute. Mit dieser großen Wasserreserve konnte bei Bedarf das Mühlrad einen ganzen Tag lang produktive Arbeit leisten.
So schlau diese Idee des Straßmeier auch war, gewirtschaftet hat er schlecht, er kam auf die „Gant”, sein Anwesen wurde versteigert. Ein jüdischer Grundstücksmakler ersteigerte den Besitz und „zertrümmerte” das Anwesen. Xaver Haimerl, der Urgroßvater des heutigen Besitzers, erwarb die Hofstelle im Jahr 1898 zusammen mit 63 Tagwerk Grund. Eine weitere größere Fläche blieb zusammen und führte zur Begründung des heutigen Axinger-Anwesens in direkter Nachbarschaft zu Haimerl.
Haimerl erweiterte die Wasserkraftnutzung zum Antrieb seiner Dreschmaschine und der Kreissäge. Dazu fügte er zwischen das Antriebseil und den Geräten zwei Transmissionen ein, die eine außen an der Scheunenwand, die andere innen. So konnte er jetzt seine Maschinen sowohl im Freien wie auch unter Dach benützen und durch Wahl der entsprechenden Übersetzung die Umdrehungsgeschwindigkeit dem Bedarf anpassen. 1920 hat der Sohn Josef das Anwesen übernommen und auch ihm erleichterte das Werk lange Zeit die Arbeit auf dem Hof. Während des Zweiten Weltkrieges ging das hölzerne Wasserrad zu Bruch und Haimerl konnte weit und breit keinen Mann auftreiben, der ihm ein neues Rad zusammenzimmerte. So musste er die Wasserkraftnutzung einstellen.
Zeichnung: Franz Wartner - aus "Heimatmuseum Markt Mitterfels", Seite 36 - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Weil in dieser schwierigen Zeit auch kein Motor aufzutreiben war und das „Elektrische” in Höllgrub noch nicht Einzug gehalten hatte, behalf sich Haimerl mit einem Göpel als Übergangslösung. Damit wurde die einstige Schinderei der Menschen jetzt auf den Mehnt (örtlich auch Mehnat genannt), also die Zugtiere abgewälzt. Die Göpelstange zu ziehen war zwar nicht kraftraubend, aber stundenlang im Kreis zu trotten war sowohl fürs Vieh wie auch für die Treiber keine vergnügliche Sache.
Informant: Xaver Haimerl sen., Höllgrub
Foto: Otto Wartner
Veröffentlicht in Mitterfelser Magazin 8/2002
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