1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 59 Elektrisches Licht für Mitterfels 1904
Auf der Hausbank der Talmühle der Betreiber des E-Werks, Martin Wiesbeck (Foto im Besitz von Uekermann Erika) - Vergrößern durch Anklicken!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Elektrisches Licht für Mitterfels (1904)
Am 3. Oktober 1897, noch kein Jahr nach Fertigstellung des Bahnanschlusses, forderte der Verschönerungsverein Mitterfels die Beleuchtung für die Ortsstraße und auch die Zufuhrstraße zum Bahnhof. Damit erfahren wir erstmals von einer solchen Möglichkeit; allerdings handelte es sich, wie nachfolgend hervorgeht, noch nicht um eine elektrische Beleuchtung. Der Gemeindeausschuss lehnte ab mit der einfachen Begründung, dass dafür keine Verpflichtung bestehe.
Es gab aber zu der Zeit schon eine einfache Form einer Außenbeleuchtung, der Verschönerungsverein muss also an eine Verbesserung und Ausweitung gedacht haben. Anscheinend bohrte er weiter, so dass es am 30. Januar 1898 zu einem weiteren, diesmal ausführlichen Protokoll kam. Darin wird festgestellt:
- Die angestrebte Straßenbeleuchtung ist nach den örtlichen Verhältnissen nicht notwendig und wird deshalb auch nicht von der Gemeindekasse übernommen. Die Entbehrlichkeit geht daraus hervor, dass die vorhandenen (!), von den einzelnen Hausbesitzern, meist Geschäftsleuten betriebenen Straßenlaternen von ihnen nicht "angezündet"
- Ein lebhafter Verkehr in Mitterfels zur Nachtzeit wird in Abrede gestellt. Sollte aber ein bedeutender Teil der Einwohnerschaft dennoch eine Straßenbeleuchtung wünschen, so sollen diese die Hausbesitzer auf ihre Kosten und durch eine eigene Ortsumlage herstellen und unterhalten.
Am 1. Februar 1900 beschließt der Gemeindeausschuss den Unterhalt von zwei "Richtlampen" in der Ortschaft Mitterfels und stellt dafür dem Verschönerungsverein jährlich 30 Mark zur Verfügung.
Am 12. Juni 1900 scheint das kgl. Bezirksamt Bogen der Gemeinde Mitterfels eine diesbezügliche Auflage erteilt zu haben, weil bereits am 17. Juni bei der kgl. Regierung von Niederbayern Beschwerde eingelegt wird. Dabei erfahren wir den ganzen Stand der damaligen Orts- und Häuserbeleuchtung. Es heißt:
- Für die Ortsstraße Mitterfels genügen die drei vorhandenen Richtlampen, für deren Unterhalt jährlich 30 Mark aus der Gemeindekasse geleistet werden, nachdem noch zwei weitere Laternen beim kgl. Rentamt und beim kgl. Amtsgericht aus Staatsmitteln unterhalten werden. Ferner sind in Mitterfels Gastwirtschaften, die verpflichtet sind, vor ihren Häusern die dort angebrachten Laternen im Bedarfsfall zu beleuchten. In eine dieser Gastwirtschaften wird am er d. J. auch die außerhalb des Dorfes (!) befindliche Post verlegt.
- Für die Beleuchtung der Zufuhrstraße zum Bahnhof besteht wenig Bedürfnis, als die Distriktsstraße, welche zwischen dem Ort Mitterfels und der Zufuhrstraße liegt, nicht zu beleuchtet werden zu jedem Bahnzug der Postwagen, welcher von jedem mit einem billigen Preis von 20 Ein lebhafter Verkehr nach Einbruch der Dunkelheit besteht weder in den Sommer- noch in den Wintermonaten. Die Beleuchtungskosten wären für die Gemeinde eine neue Belastung, welche sich nicht als notwendig
1903 bahnt sich dann eine Wende an - für Mitterfels beginnt das Zeitalter der Elektrizität. In diesem Jahr ist dem Müller im Tal, Jakob Kuglmeier, versteigert worden, und der Neumüller Benno Wiesbeck sen. (1848-1937) hatte zugegriffen und den Plan gefasst, die Wasserkraft für die Stromerzeugung zu nutzen. Bereits am 15. Mai lag dem Gemeinderat ein fertig abgefasster Beschluss vor (der aber dann doch noch zurückgestellt wurde): "In Mitterfels wird die elektrische Straßenbeleuchtung eingeführt. Der Gemeinderat bestimmt, die Hälfte der Kosten zu tragen und zwar für fünf Lampen, wenn die andere Hälfte die Anschlussberechtigten in Mitterfels selber übernehmen."
Benno und Anna Wiesbeck, die Begründer des El.-Werks Talmühle (1904) - Vergrößern durch Anklicken!
Am 19. Oktober 1903 scheint aber alles ausführungsreif. Im Beschluss heißt es: "In Mitterfels (also auch in den Häusern) wird die Beleuchtung durch elektrisches Licht eingeführt und die Herstellung dem Elektrizitätswerk Regensburg übertragen."(Wiesbeck war ja nur Stromerzeuger, nicht auch Elektriker und Installateur.)
Nun mussten sich auch die Ortsbürger von Mitterfels äußern. Am 20. 12. 1903 wurden die 37 Ortsbürger geladen, 28 davon waren dann erschienen. Bezüglich der Straßenbeleuchtung verlangten die Ortsbürger, dass diese von der Gesamtgemeinde getragen werden müsse, und sie, die Ortsbürger, die Kostenübernahme verweigerten. Es folgen die Unterschriften: Georg Bemmerl, Heinrich Schollerer, Georg Hiendl, Georg Goham, Alois Bogner, Ludwig Greil, Wilhelm Schneider, Johann Hornauer, Hermann Baumeister, Josef Waldmann, Andreas Schall, Isidor Schneeberger, Johann Wirth, Wörgetter, Johann Plank, Josef Ziegler, Heibl, Anton Bauer, Dr. C. Kohler, Alois Kißl, Xaver Engl, Michael Denk, Xaver Denk, Joh. B. Hien, Xaver Pellkofer, Michael Mandl, Xaver ... -hammer, Josef Bachmeier.
Es ist fest anzunehmen, dass die verhältnismäßig kleine Baumaßnahme 1904 zum Abschluss kam. Es gibt nur noch einen Hinweis von November 1906, wo der Gemeinderat eine "weitere" Ortsbeleuchtung ablehnt, weil für die bisherige bereits jährlich Kosten von 100 Mark entstehen.
Auf der Hausbank der Betreiber, ihr Sohn Martin vor der Talmühle; auf dem Dach die Stromständer, über die elektrischer Strom hinauf nach Mitterfels floss. - Vergrößern durch Anklicken!
Talmühle und Mitterfels mit der Strommasten am Hang zum Dorf (Ansichtskarte um 1965, Aufnahme: Wilfried Günter Beege; Verlag Franz Stolz; Slg. E. Aumer) - Vergrößern durch Anklicken!
Das kleine wassergetriebene E-Werk Talmühle wurde von einem angestellten Elektriker versorgt, bis Wiesbecks jüngerer Sohn Martin (1886 geb.) Ausbildung, Militärzeit und Kriegsdienst 1914-1918 hinter sich hatte, das Werk ständig verbesserte und bis 1947 betrieb. Die geringe Kapazität hatte immer nur für die Ortschaft Mitterfels gereicht - in Wassernotzeiten auch da nicht mehr. So musste das Werk 1947 dem großen Überlandwerk den Platz räumen. (vgl. Kap. Nachkriegsjahre – Lösung alter Probleme).
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