1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 58 Mitterfels wird Bahnstation (1896)
Das „Bayerwaldbockerl“ auf den letzten Metern zum Bahnhof Mitterfels. (Postkartensammlung Elisabeth Aumer) - Vergrößern durch Anklicken!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Mitterfels wird Bahnstation (1896)
Stück um Stück fraß sich der "Eiserne Hund", wie der Waldprophet "Mühlhiasl" ihn angekündigt hatte, herein in den Wald. Als er am 8. Dezember 1895 zum ersten Mal über die neue Donaubrücke fuhr und zur festlichen Eröffnung Bogen anlief, standen die Kinder Spalier, und Ehrengäste, Behörden, Bürgermeister waren erschienen. Bei der nachmittäglichen Rückfahrt war alles dabei und ließ den freudigen Tag ausklingen in einer "Festreunion", einem Versöhnungsfest in Straubings schönstem Saal, dem Colosseum in der "Krone".
Am 16. Mai 1896 war bereits Steinburg erreicht, und am 5. Dezember 1896 dampfte der erste Zug die Wachsenberger Anhöhe herauf und fuhr über Mitterfels bis Konzell-Süd. Da war vorerst Endstation; denn erst 1905 war die Verbindung nach Miltach fertig. In Konzell-Süd war eine Tankstelle mit Wasser für die Dampflok.
Ein vertrautes Bild: Das „Bayerwaldbockerl“ faucht und poltert über die hohe Brücke bei der Goaßreibn. (Ansichtskarte um 1960, Aufn. und Verlag Foto-Eiglsperger; Slg. Elisabeth Aumer) – Vergrößern durch Anklicken!
Für viele hatte es über Monate Arbeit gegeben: Die Trasse erforderte überall ein Abgraben oder Aufschütten und Planieren, dann die Beschotterung, die Verlegung der eichenen Bohlen und der Gleise, der Bau von Brücken und Übergängen und des Bahnhofs. Nur die große Brücke an der Goaßreibn blieb anderen vorbehalten: Hier bauten die gebirgserfahrenen Italiener.
1896: Die Brückenpfeiler wachsen aus der „Goaßreibnsenke“ – (Foto: Archiv AK Heimatgeschichte Mitterfels) – Vergrößern durch Anklicken!
Überall in der Gemeinde waren sie verteilt, hatten dort eine billige Schlafstelle und bekamen wenigstens Milch und Brot. Das Mittagessen wurde ja in Kastenfeld in der Feldküche gekocht, Polenta zumeist. Gearbeitet wurde auch sonntags. Die Steine für die vier hohen Pfeiler kamen vom Steinbühl bei Wollersdorf. Die Bauleitung hatte sich im Haus Baumeister einquartiert. Dem "Bayerwaldbockerl", wie man unseren Zug gern nannte, machten einzelne Anstiege erhebliche Schwierigkeiten - so auch zwischen Steinburg und Wiespoint. Da konnte man tatsächlich einen kurzen Ausstieg riskieren. Deutlicher verstand dies der "Schinder" von Uttendorf (Xaver Fischer) darzustellen: Er ging vor der Lokomotive her und hielt ihr ein Büschel Gras als "Futter" vor. Der kgl. bayerische Lokführer sah darin eine grobe Beleidigung, zeigte den Veri an und brachte ihm so 14 Tage Logis auf Staatskosten ein.
Um 1900: Am Bahnhof herrscht schon Betrieb, und die Restauration steht fertig da. (Foto um 1900, Karte nach 1905: Alleinverl. U. Eigentum Anton Bauer, Mitterfels; Slg. Christl Jakob) – Vergrößern durch Anklicken!
Die Lage des Bahnhofs Mitterfels warlange Zeit umstritten. Sogar Wenamühl wurde vorgeschlagen. Die Mitterfelser Bürgerversammlung und auch der Gemeindeausschuss Mitterfels aber versteiften sich schon im Januar 1892 und nochmals am 18.11.1894 auf eine Lage unweit Kastenfeld-Reinbach, ansonsten man die 20% Beteiligung am Grunderwerb für eine Lade- und Zufuhrstraße ablehnen würde. Erst im August/September 1896 scheint alles sicher gewesen zu sein, weil da die Gemeinde zu obigem Zweck ein Darlehen von 3800 Mark aufnahm und für diese wirklich geringe Summe eine Lauf- und Tilgungszeit von 39 Jahren aushandelte (bis 1936!).
Nun wurde auch mit zwei Akkordanten verhandelt. Akkordant Wurm sollte zwei Waggon kleingeschlagenes Beschotterungsmaterial ausfahren und einbringen, dann kam es aber wegen strittiger 35 Mark zur Eintreibung auf dem Klagewege. Der Akkordant Jakob Schreiner, Bauer auf dem Oberhartberg, musste dann für 400 Mark 100 Haufen Beschotterung ausfahren, das "Koth" abziehen, die Steine einbringen, und dies mit Frist bis 1. Oktober 1897; da war der Zugbetrieb schon zehn Monate im Gange!
Am 26. August 1900 versuchte die Gemeinde, die Lade- und Zufuhrstraße dem Distrikt abzutreten. Sie begründete dies mit der Straßennutzung auch durch andere Gemeinden, wie Ascha und Falkenfels, dann durch die kgl. Post mit sechs Fahrten täglich von Mitterfels zum Bahnhof, und schließlich mit der für 1901 zu erwartenden Fahrpost von Zinzenzell über Ascha nach Mitterfels. Nicht erwähnt hat man den Mitterfelser "Güteragenten" Albert Baumeister, der mit der Bahn einen zusätzlichen Verdienst gefunden hatte.
Mitten im Waldgebiet hat man den Mitterfelser Bahnhof gebaut. Erst mit der Siedlung Waldeck wurde eine Bresche geschlagen. (Luftaufnahme um 1960: Bayer. Flugdienst, München; Slg. Otmar Kernbichl) – Vergrößern durch Anklicken!
Viel Geschäftigkeit und Wirbel gab es auch um die Errichtung der "Bahnhofrestauration". Schon während des Baus der Bahnstrecke, am 1.12.1895, hatte der Mitterfelser Brauer Moosmüller Antrag gestellt auf Errichtung einer Marketenderei "behufs Verköstigung der beim Bau beschäftigten Arbeiter". Der Gemeindeausschuss stimmte zu: "…es wird ein Bedürfnis anerkannt, und gegen den Gesuchsteller JosefMoosmüller, Bierbrauer von Mitterfels, liegen keine begründeten Versagungsgründe vor!" Aber da war auch noch der geschäftstüchtige Bürgermeister und Metzger Bachmeier. Der legte am gleichen Tag einen gleichlautenden Antrag auf den Tisch. Darauf wurde nochmals beschlossen: "… Die Marketenderei soll aber nicht dem Bierbrauer Moosmüller, sondern dem Bürgermeister Bachmeier verliehen werden, da sich letzter verpflichtet, bis 15.12. d. J. die Restauration soweit herzustellen, dass sie als Schenklokal dient. Übrigens kann Bachmeier die Marketenderei selbst betreiben, während Moosmüller dieselbe verpachten müsste."
Moosmüller gab nicht auf. Bereits am 8.12.95 hatte er ein neues Projekt parat und beantragte die Konzession zur Errichtung einer Gastwirtschaft "nebst Fremdenbeherbergung" nahe der künftigen Bahnhaltestelle. Der Bürgermeister tat das gleiche und ließ nunmehr abstimmen. Nur Johann Schleinkofer stimmte für Moosmüller, die übrigen hielten es mit Bachmeier. Doch geschehen ist noch lange nichts. Nach einem Dreivierteljahr, am 25. Oktober 1896, überraschte der Straubinger Brauereibesitzer Jakob Leser mit dem Plan für eine Gast- und Schankwirtschaft nahe dem künftigen Bahnhof. Dann wurde insoweit eingelenkt,dass "gegen keinen der beiden Versagungsgründe vorlägen". Und dann findet sich kein Beschluss mehr im Protokollbuch außer jener vom 3. Oktober 1897, in dem festgestellt ist, dass gegen den Pächter Xaver Kroiß keine Versagungsgründe vorliegen und dass die Lokale der Restauration/ Gastwirtschaft den polizeilichen Vorschriften entsprechen. Es handelt sich aber um die Leser'sche Bahnhofrestauration Mitterfels! (Vgl. Kap. 67))
Die Leser'sche Bahnhofsrestauration Mitterfels (Ansichtskarte um 1914: Nr. 3888 August Zerle, München; Slg. Elisabeth Aumer) – Vergrößern durch Anklicken!
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