24 brennende Kerzen erinnern an die Opfer in Mitterfels. Foto: Susanne Kim
Ökumenisches Friedensgebet: „Komm den Frieden wecken“
Seit nunmehr 25 Jahren findet in Mitterfels jeweils im November ein Friedensgebet …
.. im Rahmen der ökumenischen Friedensdekade im Burghof statt.
In diesem Jahr wurde zusätzlich noch an die Opfer des Todesmarsches 1945 erinnert. Die Andacht fand daher am Sonntagabend in der Friedhofskirche und am Gedenkstein am Friedhof statt. Die Gestaltung hatte die Ökumene-Runde Mitterfels mit Pater Dominik und Pfarrerin Susanne Kim zusammen mit der Gesprächsrunde „mittendrin“ übernommen; die musikalische Umrahmung erfolgte durch den evangelischen Posaunenchor und Diakon i. R. Walter Peter mit der Gitarre.
Weiße Taube in buntem Konfettiregen
Das Motto der diesjährigen Friedensdekade lautet: „Komm den Frieden wecken“. Mit eindrucksvollen Gebeten, Liedern und Texten wurde die Sehnsucht der Menschen nach Frieden ins Bewusstsein gerufen und dazu angeregt, einen gerechten Frieden in der Welt zu suchen. Auf dem offiziellen Plakat war eine weiße Taube zu sehen, die in einem bunten Konfettiregen in die Lüfte steigt. Sie soll uns trotz düsterer und dunkler Zeiten einen Weg in ein buntes Leben mit Freude und Zuversicht zeigen.
In Erinnerung wurden auch die Ereignisse im April 1945 gerufen, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal gejährt haben. In den letzten Kriegstagen zogen durch Mitterfels viele halb verhungerte Häftlinge auf dem Todesmarsch genannten Weg aus dem Konzentrationslager Flossenbürg in Richtung Süden, Ziel war das Lager Dachau. Streng bewacht litten sie an Hunger und Durst, den Bewohnern von Mitterfels und anderen Dörfern war es unter Einsatz ihres Lebens verboten, Essen und Trinken herzugeben.24 Frauen und Männer starben in der Gemeinde
Viele der entkräfteten Menschen verloren ihr Leben, allein im Kreis Straubing-Bogen waren es mehr als 350. Im Bereich der Gemeinde Mitterfels starben 24 Frauen und Männer. Die Toten wurden zunächst notdürftig begraben und dann im Mai 1945 auf dem Friedhof von Mitterfels feierlich beigesetzt. Ein Ehrenmal wurde errichtet, im Jahr 1958 wurden die Leichen exhumiert und auf den KZ-Friedhof in Flossenbürg umgebettet, im Rahmen dieser Arbeiten verschwand auch das Ehrenmal.
2005 wurde ein neuer Gedenkstein aufgestellt
Vergessen hatte man in Mitterfels diese Toten allerdings nicht, es wurde immer wieder darüber geredet und schließlich auf Initiative des Arbeitskreises Heimatgeschichte zusammen mit dem Bayerischen Wald-Verein, den beiden Kirchen und der Gemeinde Mitterfels im April 2005 ein neuer Gedenkstein am Friedhof aufgestellt.
Aufgestellte Lichter zeigten den Besuchern dann den Weg in der Dunkelheit von der Kirche zu dem Gedenkstein, 24 brennende Kerzen erinnerten dort an die namenlosen Opfer. Hier fand der feierliche Abschluss dieser stimmungsvollen Andacht statt. Der berührende Text „Friede ist möglich“ von Kurtmartin Magiera wurde von Jugendlichen der KLJB Mitterfels vorgelesen.
Text von Pfarrer Dietrich Bonhoeffer
Nach dem Vaterunser und dem Segen, gemeinsam gesprochen von Pater Dominik und Pfarrerin Kim, wurde zum Abschluss das bekannte Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag“ gemeinsam gesungen. Der Text stammt von dem evangelischen Pfarrer Dietrich Bonhoeffer.
Auch hier gibt es eine direkte Verbindung nach Flossenbürg: Bonhoeffer, der im kirchlichen und politischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätig war, wurde deswegen zum Tode verurteilt und kurz vor Kriegsende am 9. April 1945 in Flossenbürg hingerichtet, auch daran wurde erinnert.
Pressemitteilung Ökumene-Runde vom 13. November 2025
