1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 11 Ritter wider den Herzog
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Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
11 Ritter wider den Herzog
Die Last der Hussitenkriege hatten in besonderem Maße die Ritter getragen. Oft auf sich selbst gestellt, hatten sie vom Herzog keine Unterstützung erfahren. Nun forderten sie vom Herzog ...
... Ersatz ihrer aus dem Krieg entstandenen Unkosten. Die Herzöge von München, Landshut und Ingolstadt aber hatten mit sich selbst zu tun im ewigen Streit um Herrschaft und Erbe. Es war die Zeit, dass Agnes die Bernauerin aus gleichem Grund den Ertränkungstod erleiden musste (1435).
Unruhe herrschte auch im Volk, da eine neue Pestwelle drohte, in Zusammenhang gebracht mit der totalen Sonnenfinsternis am 17. Juni 1433, nachmittags 3.00 Uhr. Nun gab es Bittprozessionen landauf, landab.
Die Ritter wurden ungeduldig, mancher auch selbstherrlich und überheblich, andere holten sich Fehlendes auf Raubritterweise, wie jener Paul Zenger auf Burg Neuhaus, dessen 50 Raubgesellen in Straubing gehängt, geköpft oder ersäuft wurden. 1435 wollten es fünf mächtige Ritter dem Herzog zeigen: sie überfielen den Markt Bogen und den Bogenberg. Es waren dies Peter der Chamerauer, Heimeram der Nußberger, sein Bruder Kaspar, Albrecht Nothafft und Jakob Gewolf von Degenberg. Die Degenberger zählten zum Kern des Widerstandes; sie traten auf wie Fürsten und fühlten sich nur dem Kaiser unterworfen, nachdem 1465 Hans II. von Kaiser Friedrich den Titel- und nur den Titel! -eines Reichsfreiherrn erhalten hatte.
Bund der Böckler (1466-1468)
Am 1. 9. 1466 schlossen sich in Regensburg 40 Ritter des Bayerischen Waldes zu einem Bund zusammen - dem Namen nach gegen Hussiten und Ketzer gerichtet, in Wirklichkeit ein starker Bund wider den Herzog.
Der bayerische Herzog Albert IV. (wikimedia commons)
Albrecht des IV. rücksichtslose Art den Rittern gegenüber hatte sie dazu bewogen. Im Banner führten sie den Einhornbock, als Zeichen trugen sie einen goldenen Bock an goldener Halskette - darnach nannten sie sich "Bund der Böckler" oder "des Einhorns". Selbst zwei Brüder des Herzogs schlossen sich an, Wolfgang und der starke Christoph, weil sie Albrecht bei der Regentschaft verdrängt hatte. Vom Degenberg aus schrieb Christoph an seinen herzoglichen Bruder den Fehde- und Absagebrief.
Jetzt wurde es wieder unruhig um das Pflegschloss Mitterfels. Herzog Albrecht befahl dem Pfleger Peter Kolbeck und den zu ihm stehenden Adeligen, alle Untertanen und deren Habe in die Burgen aufzunehmen und die Landaufgebote der Bauern zu bestellen. Auf Hans den Degenberger hatte der Herzog ein besonderes Auge. Da kam ihm ein privater Handel sehr zustatten. Einige Edelknechte des Degenbergers, der Georg Donnersteiner oder Dachssteiner (vielleicht aus dem alten Tichmannsdorf, dem heutigen Dammersdorf), der Hans Tresnitzer und Gallus Moser, sagten dem Hans von Degenberg ab. (Edelknechte hießen im damaligen Sprachgebrauch Ritter, die es zu keinem Ritterschlag gebracht hatten.)
Erst lachte der Degenberger über die drei, aber nicht lange. Als der Burgherr gerade abwesend war, überrumpelten die Edelknechte mit List und halb mit Gewalt die Burg auf dem Degenberg, angeblich mit nur 80 Reitern und 100 Fußknechten. Sie hielten den Bau gegen den wütend anrennenden Burgherrn und riefen Herzog Albrecht zu Hilfe. Der kam sofort mit großer Truppenmacht, nahm die Burg aus den Händen des Donnersbergers und seiner Gesellen in Besitz und zerstörte sie bis auf den Grund. Sie wurde auch nie mehr aufgebaut, selbst als einige Jahre später das Geschlecht der Degenberger wieder in Gnaden aufgenommen wurde. Die Degenberger bauten sich darauf in Schwarzach an.
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Böcklerkrieg 1468/69. (Gestaltung: Stefan Schnupp, Vorlage: Spindler/Diepolder, Bay. Geschichtsatlas, 21; Angaben nach: Josef Würdinger, Kriegsgeschichte von Bayern, Bd. 2, München 1868, 135-139; Krey, Böcklerbund)
Im gleichen Jahr nahm der Herzog auch die Burgen der übrigen Böckler, unter anderem Weißenstein, Neurandsberg, Kollnburg und Falkenfels. Der besiegte Degenberger floh über die Grenze nach Strakonitz und fiel mit seinem Anhang als "Hussit" in den Kirchenbann. Sein Burghauptmann Ratzko vom Rayol fiel von Altennußberg aus in das Pflegamt Mitterfels ein; aber da ließen die Bundesgenossen des Degenbergers von ihm ab. Herzog Albrecht und sein Feldhauptmann Jan Holup zogen mit einem stattlichen Haufen vor Altnußberg, das Ratzko dann auch kampflos übergab. Er wurde vom Herzog dafür gut belohnt.
Ruine der 1468 zerstörten Burg Altennußberg (Lkr. Regen). (Foto von Raoul & Carlos lizensiert durch CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Rekonstruktion der Burg Degenberg - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Löwleraufstand (1489-1493)
Nach Niederringung der Böckler gab es für 20 Jahre Frieden im Land. Herzog Albrecht hatte seine drei Brüder Wolfgang, Christoph und Siegmund mit Lehen und Renten abgefunden und damit aus der Regentschaft verdrängt. Jetzt lag ihm an der Modernisierung des Staatsapparats, vor allem an der Reformierung des Kriegswesens. Die Landaufgebote alter Art und auch die Knechthaufen der Ritter waren zu ungeübt, schwerfällig und schlecht ausgerüstet. Die Kosten wollte der Herzog mit einer ganz neuen Kriegssteuer, dem "Reisgeld", aufbringen, das von Rittern, Bürgern und Bauern bezahlt werden sollte. Befreit waren nur Bauern auf den Sedelhöfen (Eigenhöfen) der Adeligen, sie mussten dafür aber Wägen stellen und Spanndienste leisten.
Der Pfleger von Mitterfels, Christoph von Fraunberg, schrieb die neue Steuer am 15. Oktober 1488 aus und ließ sie durch seine Schergen, Amtsleute und Kastenbeamten mit großer Härte eintreiben. Die Bauern werden zwar ihre kleinen Beträge nicht ungern gegeben haben, waren sie doch von jetzt ab von dem lästigen Landaufgebot befreit, aber die Adeligen waren säumig in ihrem Trotz und viele wurden daraufhin gepfändet. Eine adelige Abordnung der Ritterschaft im Vorderen Wald hielt dem Herzog vor, dass er mit diesem Reisgeld gegen die Abmachungen der "Ottonischen Handfeste" von 1311 verstieß, die dem Adel ein Mitspracherecht bei der Ausschreibung von Steuern zugestand (über "Ottonische Handfeste" siehe Kap. 15, Einleitung.). Doch Herzog Albrecht blieb fest; er erklärte, die neue Steuer diene der Sicherheit des ganzen Landes, sie sei nichts anderes als "hohes Scharwerk" und müsse daher von jedem geleistet werden.
Die Ordnung der Gesellschaft vom Löwen, ausgestellt in Cham am 14. Juli 1489. (Staatsarchiv Amberg, Fürstentum Obere Pfalz, Regierung Urkunden 549) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Da schlossen sich am 14. Juli 1489 im Gasthaus zur "Goldenen Krone" in Cham 46 Ritter des Bayerischen Waldes erneut zu einem Ritterbund zusammen. Der Anführer war wieder Sebastian Pflug, der Pfleger von Cham; dann die Nothafft, Parsberger, Jobst Zenger von Schneeberg, Hans Degenberger (ein Sohn des Degenbergers von 1469), der Nußberger, der Stauf von Ernfels, der vor kurzem noch Vitztum in Straubing war.
Diesmal trugen sie nicht den Einhornbock an der Halskette als Abzeichen, sondern eine goldene Kette, deren 16 Glieder aus kleinen Löwen gebildet waren. Sie hießen darum die "Löwler". Sie fanden gleich mächtige Bundesgenossen; sogar Kaiser Friedrich III., der seinem Schwiegersohn Albrecht IV. missgünstig gesonnen war, unterstützte sie; der böhmische König Wladislaw und der große "Schwäbische Bund" schlugen sich zu ihnen. Auch die Herzöge Christoph und Wolfgang, die ihrem Bruder Albrecht übelwollten, ergriffen die Partei des Löwlerbundes.
Aus der kleinen Revolte entwickelte sich eine Fehde, die im Donauland, am Regen, an der Altmühl, in der Oberpfalz und im niederbayerischen Hügelland sehr großen Schaden anrichtete. Dörfer sanken in Schutt und Asche, Menschen wurden gequält und getötet, vielen Hab und Gut zerstört.
Im Dezember 1491 sammelte Herzog Albrecht sein Heer um München, über 1200 wohlausgerüstete und beste Söldner mit vier Geschützen. Auch ein Trupp oberbayerisches Bauernaufgebot schloss sich an. Die Burgen der Löwler wurden belagert, ihre Dörfer geplündert und gebrandschatzt, aber nicht verbrannt. Am 8. Juni 1492 wurde Falkenfels beschossen, acht Tage lang. Schließlich wurde der doppelte Mauerring vom herzoglichen Feldhauptmann Burkhard von Knörringen erstürmt und der Besitzer, der Ritter Hans Paulstorffer, zusammen mit seinem Sohn Wilhelm gefangengenommen und ins Gefängnis geworfen. Köfering, Triftling, Flügelsberg wurden eingenommen, bis schließlich fast alle der 93 Aufrührer besiegt waren. Am verzweifelsten wehrte sich Hans von Stauf (in seiner Abscheu gegen Albrecht nannte er sich hussitisch statt Hans "Jaromir"). Er verteidigte sich zäh in seiner im Gericht Mitterfels gelegenen Burg Falkenstein, musste sich endlich aber doch dem Herzog beugen. Durch Vermittlung des jungen Kaisers Maximilian kam es nach sehr langen Verhandlungen zu einem Waffenstillstand. Auf einem Landtag in München am 10. April 1493 einigten sich Herzog und Ritterschaft. Das Steuerrecht der Adeligen wurde bestätigt, doch blieb die neue Steuer bestehen, ihre Eintreibung aber wurde gemildert und abgeändert.
Auch die "Armen Leute", wie man damals die Bauern nannte, bekamen gewisse Erleichterungen und den Herzog als ihren Beschützer. Sie hatten sich besonders gegen die vielen Wildschäden aufgelehnt und gegen die unmäßige Jagdlust des Adels. Nun gebot ihnen der Herzog, ihre Felder mit Hecken und Gräben gegen das Wild zu schützen. Er erlaubte auch jedem Bauern, sich einen Hund zu halten. Die lästige Harnischschau wurde gemildert. Der Herzog hatte nun seine bezahlten Söldnertruppen und griff auf das Landaufgebot der Bauern in Zukunft nur mehr in ganz großen Notfällen zurück.
Auch der Übermut und die Ausschreitungen der Pfleger und ihrer Amtsleute wurden vom Herzog gedämpft. Es war den Richtern und Schergen nun streng verboten, auf Kosten der Parteien zu zechen. Die "Forderkandel", der Freiwein, gegen welche so oft Beschwerde geführt wurde, war damit endgültig abgeschafft. Die adeligen Herren durften von ihren Untertanen nicht mehr Abgaben verlangen, als sie selbst an den Herzog steuerten. Eine Mitterfelser Überlieferung ist nachzutragen (im Kapitel 4 "Zwei Mitterfelser Burgen" ist bereits darauf eingegangen): Die Entführung des Mitterfelser Pflegers Wilhelm Heuraß durch die Löwler "aus seiner Burg". Die Sache muss wohl ihre Richtigkeit haben, weil Herzog Albrecht den Straubinger Rentmeister anweist, umgehend einen neuen Richter zu ernennen und das Schloss Mitterfels gut zu bewachen, damit es "durch Übereilen oder in andern Weg nicht entwendet werde".
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