Festvortrag im Rahmen der 800-Jahr-Feier
Prof. Dr. Ackermann (Foto: Lothar Eiglsperger)
Am 4. August 1995: Prof. Dr. Konrad Ackermann, Leben im Schatten der Burg
„Kein Reisender von Gefühl“, so der Geograph Adrian von Riedl 1843 in seinem Reiseatlas über den Vorderen Bayerischen Wald, „wird die bezaubernde Gegend an einem schönen Frühlings- oder Sommertage durchwandern, ohne von den angenehmsten Empfindungen und der lebhaftesten Freude durchdrungen zu werden. ...
... Sein Auge wird sich bald an den reifenden Saaten und grünenden Wiesen ergötzen. Hier wird ihn der Anblick der stolz hinströmenden Donau, dort die Ansicht der Waldgebirge entzücken, die sich stufenweise erheben und in grauer Ferne den Horizont begrenzen. Überall wird ihm Anmut und Schönheit begegnen.“
Burg Mitterfels und Burgruine beim Steinhaus - Fresko von Hans Donauer um 1590 im Antiquarium der Münchner Residenz
„Mitternfels“: Eine trutzige Burg der Grafen von Bogen auf einem „gar unträchtig bergig Ding“
Teil dieser Landschaft ist auch Mitterfels mit seinem Wahrzeichen, der hochaufragenden, gleichsam uneinnehmbaren Burg in der Mitte des Weges zwischen Bogen und Falkenfels, inmitten einer freilich kargen Landschaft mit „dürrem, buckligem“ Boden und „schlechten, rissigen“ Wiesen, kurz, wie eine Steuerbeschreibung des 16. Jahrhunderts vom Schlossberg berichtet, „ein gar unträchtig bergig Ding“.
Als trutzige Burg mit mächtigen Zwingmauern - neben der Ruine einer zweiten kleineren Anlage - hat sie Hans Donauer am Ende des 16. Jahrhunderts an der Seite der wichtigsten Herrschafts- und Verwaltungssitze des altbayerischen Landes dargestellt. Sie diente der Landesverteidigung wie der Abwehr äußerer und innerer Feinde.
Burg und Ansiedlung Mitterfels sind eine Gründung der Grafen von Bogen. Diese stellen das angesehenste und mächtigste hochmittelalterliche Dynastengeschlecht des Donauraumes dar. Hermann von Altaich, ihr erster Biograph, beschreibt sie als „dives“ (reich) mit einer „Grafschaft voll Reichtum und Ehre“. Sie hatten ausgedehnten Besitz im Altsiedelland, von dem Arbeo von Freising bereits in frühmittelalterlicher Zeit berichtet, dass es dem Garten Eden gleiche. Der Schwerpunkt ihrer Grundherrschaft, das heißt ihrer Verfügungsgewalt und Herrschaft über Land und Leute, aber lag eindeutig im Rodungsland des Bayerischen Waldes. In Windberg hatten sie ihre Stammburg, und als sie diese in ein Kloster, in ihr Hauskloster umwandeln ließen, wählten sie Bogen als Hauptsitz.
Kloster Windberg in Michael Wenings Landbeschreibung des Rentamts Straubing (1726)
Schwerpunkt der Grundherrschaft der Grafen von Bogen: "Silva nortica", der Nordwald
Der Bayerische Wald ist eine Passlandschaft, ein Durchgangsland von den Kernzonen des Reiches an Rhein, Main und Donau zum Flusssystem der Moldau. Uralte Durchlässe und Übergänge, Pfade und Säumerwege, auf denen bereits in mittelalterlicher Zeit im Besonderen Salz, Getreide und Vieh transportiert wurden, kennzeichneten diese Region, schufen Stützpunkte für den Handel sowie zur Sicherung der Wege und zum Schutze der Reisenden. Eine dauerhafte Besiedlung freilich entstand daraus nicht, denn diese forderte andere Voraussetzungen: eine Landschaft von parkähnlichem Zuschnitt, die dem Vieh Weide bot sowie Feld- und Ackerbau in größerem Umfang ermöglichte.
Das bergige Land des Bayerischen Waldes aber war - im Gegensatz zum Altsiedelland um Kelheim, Deggendorf und Straubing - weithin karg, unwirtlich und von dichtem, undurchdringlichem Urwald bedeckt. Bis in das hohe Mittelalter bezeichnen Urkunden diese Region daher als „silva nortica“, als Nordwald, deren westliche Grenze die Donau bildete.
Die Donau war bereits für die Römer eine Art Limes, eine Grenzscheide, über die vorzudringen man nur in seltenen Fällen wagte. So stand diese Region, der Bayerische Wald allgemein, erst zur Rodung an, als in den von Boden und Klima begünstigten Landschaften Siedelland knapp geworden war und als Folge der um die Jahrtausendwende einsetzenden Bevölkerungsexplosion auch die unwirtlichsten Waldgebiete und Bergregionen unter den Pflug genommen wurden.
Die Bogener Grafen Friedrich und Aswin als Stifter und Schenker, dargestellt auf der Grabplatte in der Klosterkirche Oberalteich - 1418
Unbebauter, wilder Nordwald – zuerst von den Klöstern gerodet
Der Bayerische Wald war von seinem Ursprung her ein herrschaftsfreier Raum, nur dem Herzog und in seiner Nachfolge dem König - zumindest dem Anspruch nach - zugehörig. Denn nach dem „Jus nemoris“, dem Recht des Bodens und des Waldes, stand alles ungerodete, unbebaute, wilde Land dem König zu. Dieser verfügte denn auch darüber, als er im 9. Jahrhundert große Forstgebiete an das Reichskloster Metten schenkte, mit dem Ziel, das innere Waldgebiet zu erschließen und es durch stärkere Besiedlung politisch zu sichern. Auch andere Stifte und Klöster wurden in dieses Werk einbezogen: St. Emmeram in Regensburg und sein Filialort Chammünster, das Donaustift Passau sowie die Reichsstifte Nieder- und Oberaltaich.
Rodung und Landesausbau indes wurden jäh unterbrochen, als die Ungarn vor den Toren des Reiches erschienen und ganz Europa mit ihren Raubzügen verheerten, alles niederbrannten und erschlugen, was wehrhaft war. Das bisherige Verteidigungssystem des Markengürtels, der vom Fichtelgebirge bis ins österreichische Marchgebiet reichte, fiel in sich zusammen wie im Römerreich der Limes vor den anstürmenden Germanen. Die alten niederbayerischen Klöster gingen in den Kämpfen oder der anschließenden Enteignung ihrer Güter durch Herzog Arnulf zugrunde oder wurden so geschwächt wie das Reichskloster Metten, dass sie für Generationen aus dem Werk des Landesausbaus ausschieden.
Nach dem Ungarneinfall übernahmen Vasallen des Herzogs das Rodungswerk, allen voran die Grafen von Bogen
Das enteignete Kirchengut ging an die Vasallen des Herzogs, die sich im Kampf gegen die Ungarn ausgezeichnet hatten und nun die Verteidigung des Landes auf festere Grundlagen stellten. Aus dem schmerzlichen Gefühl der Ohnmacht gegenüber einem Feind, der unvermutet einbrach und schnell wieder entwich, dessen Abwehr nur hinter starken Festungsmauern gelang, begannen diese im Verein mit Herzog und König feste, gesicherte Plätze anzulegen und unüberwindliche Burgen als Landesburgen zu erbauen. Die so zu Besitz gelangten und in ihrer Machtposition gestärkten weltlichen Kräfte übernahmen nun das Rodungs- und Siedelwerk, wie es vorher die Klöster unternommen hatten, und schufen sich kleinere und größere Rodungsherrschaften, unter ihnen in besonderer und hervorragender Weise die Grafen von Bogen, die mit der Zeit derart an Bedeutung und Einfluss gewannen, dass sie alle anderen überflügelten und in das zweite Glied verdrängten.
Die Grafen von Bogen wurden nach der Jahrtausendwende zu den eigentlichen Kolonisatoren des Bayerischen Waldes mit Besitzungen, die bis Böhmen, Kärnten und Krain an der Save reichten. Ihre Helfer am Aufbau eines weit verzweigten Territoriums, an Rodung, Landesausbau und Landesverteidigung waren die Ministerialen, das heißt Dienstmannen, die sich aus zumeist Unfreien rekrutierten, mit Dienstlehen ausgestattet waren und sich um Burgen und befestigte Höfe gruppierten.
Bogen Mittelpunkt eines großen Verwaltungsdistrikts
Bogen selbst war seit dem 12. Jahrhundert Mittelpunkt eines großen Verwaltungsdistriktes, an dessen Spitze ein Ministeriale mit der Bezeichnung „praepositus“ stand, ebenso wie Schwarzach, in dessen Nähe die Burg des mächtigen Ministerialengeschlechtes der Degenberger stand, und im großen Rodungsland des Vorderen Bayerischen Waldes, der den Mittelpunkt der Bogener Grafschaft bildete, entstanden die administrativen Zentren Viechtach und Mitterfels.
Die Grafen von Bogen waren das einzige hochadelige Dynastengeschlecht dieses Raumes, das das späte Hochmittelalter überlebte. Die anderen waren bereits im Laufe des 11. und 12. Jahrhunderts untergegangen und wie die Hochstiftvögte von Regensburg, die ebenfalls dem Bogener Geschlecht zugehörten - überwiegend auf den Kreuzzügen ums Leben gekommen. 1242 starb auch Graf Albert IV. nach einem ruhelosen Leben als letzter seines Stammes. Sein Erbe fiel an den wittelsbachischen Herzog Otto II. Die Wittelsbacher wurden nun Inhaber der politischen Gewalt und die größten Grundherrn dieses Raumes. Ganz selbstverständlich kamen mit dem Erbe der Grafen von Bogen auch deren Ministeriale in die Abhängigkeit und Dienstbarkeit der Wittelsbacher.
Unter den Wittelsbachern entwickelte sich Mitterfels zu einem bedeutenden Gerichts- und Verwaltungssitz ….
Das Pflegamt Mitterfels - von Markt Falkenstein bis Schloss Egg - Vergrößern durch Klick in Karte!
Mitterfels ist 1194 erstmals bezeugt, als Sitz eines Landgerichts erst im sogenannten zweiten Herzogsurbar aus der Zeit um 1280. Das Waldgebiet nördlich der Donau war darin den Gerichten Viechtach und Mitterfels unterstellt. Es hat jedoch den Anschein, dass diese Einteilung schon aus der Zeit der Grafen von Bogen rührt, die bereits eine umfassende Verwaltungsorganisation aufgebaut hatten.
Der Anfall dieses gewaltigen Erbes hat auch die Teilung des wittelsbachischen Landes 1255, die erste Teilung in seiner Geschichte in die Herzogtümer Ober- und Niederbayern, mit den Residenzstädten München und Landshut, wesentlich beeinflusst. Den vier neu geschaffenen Viztumsämtern unterstanden zahlreiche Gerichte. Unter den 16 Gerichten, die zum Viztumsamt Straubing gehörten, war auch Mitterfels, das Bogen inzwischen als Mittelpunkt der Gerichts- und Güterverwaltung abgelöst hatte. Zwar soll die Zentralität und die Stärke der Burg Mitterfels für die Verlegung des Gerichtssitzes von Bogen hierher den Ausschlag gegeben haben, doch scheint, dass die wittelsbachischen Herzöge, die das gräfliche Erbe nicht unangefochten in Besitz hatten, mit ihrer Abkehr von Bogen einen neuen unbelasteten Anfang machen wollten. Dem Richter in Mitterfels, der von der Burg aus amtete, oblag die Ausübung des Gerichts, die Erhebung der Gefälle und Zinsen, sowie die Aufsicht über die Grund- und Vogteiuntertanen.
Michael Wenings Landbeschreibung von 1726: "Gericht Mitterfels" - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
…. das Dorf vor der Burg aber blieb lange Zeit bescheiden
Üblicherweise entstand um oder am Fuße einer solchen Burg eine Siedlung von Bauern und Handwerkern, die wegen ihrer Dienste für Burg- und Landesverteidigung mit Freiheiten und Rechten begabt wurden, die sie aus Siedlungen des platten Landes hervorhob und schließlich zur Gründung eines Marktes oder gar einer Stadt führten. Warum dieser Weg in Mitterfels nicht beschritten wurde, ist nicht auszumachen. Der Ort jedenfalls bestand nach Ausweis des bereits genannten zweiten Herzogsurbars um 1280 aus vier Gütern: aus dem Hof vor der „alten Burg“, dem Schergenhof und aus zwei weiteren kleinen Gütern. Sie leisteten Abgaben von Roggen, Hafer, Gerste, Erbsen, Käse, Eiern und Hühnern. Der Umfang der Abgaben zeigt, dass es sich bei den ersten Gütern um große Höfe gehandelt haben muss. In der Steuerbeschreibung von 1579 ist die ehemals rein landwirtschaftliche Struktur des Dorfes Mitterfels jedoch zugunsten von Handwerk und Gewerbe aufgelockert, die großen Höfe sind aufgelöst. 19 schindelbedeckte Holzhäuser bilden das bescheidene Dorf, dessen Bewohner überwiegend im Dienste der Verwaltung sowie der Sicherung und Versorgung der Burg stehen. Nur 6 kleinere Anwesen, die sogenannten Sölden, sind allein auf landwirtschaftliche Produktion festgelegt. Wie klein diese teilweise waren und mit welch geringen Erträgen man zu rechnen hatte, geht aus der Beschreibung der Sölde des Paulus Wolschläger hervor, der, wie eigens vermerkt wird, eine Witwe mit fünf Kindern geheiratet hatte. Das Häusl, so die Beschreibung, sei alt und aus Holz, außer den Nebengebäuden sei lediglich ein Backofen vorhanden. Zum Haus gehöre ein Gärtel ohne Bäume an der Gassen, ein Tagwerk Acker und ein viertel Tagwerk Wiese „in der Peundt“. Dennoch fällt eine Steuer in Höhe von zwölf Pfennigen und zwei Pfennigen Stift an. Dieses Jahrhunderte hindurch bescheidene Dorf, das dem Herzog gehört, verfügt nun über ein Kramhaus, eine Tafern (Wirtshaus), ein Badhaus am Perlbach, eine Mühle im Tal mit zwei Mahlgängen, eine Fleischbank, die von einem Metzger - mit einer zweiten Fleischbank in Haselbach - betrieben wird, eine aus Holz gebaute Schmiede. Weiters sind vorhanden ein Schuster, Schneider und Leinweber.
Das Dorf Mitterfels umfasste neben den erwähnten Anwesen und der Burg natürlich auch Gebäude, die zum Gericht gehörten, so das Fürstliche Kastenprobstamt. „Eine wohlgebaute hölzerne Behausung mit zwei Stuben übereinander und ein hölzerner Stall für sechs Pferde, dazu zahlreiche Felder“, es umfasste das Haus des Amtmanns sowie des Gerichtsschreibers, ein seltener „Steinbau mit zwei Stuben übereinander“. Die Gemeinde verfügte darüber hinaus über umfangreiche Wäldereien, rund ein Drittel aus Nadelholz, zwei Drittel aus Laubholz bestehend. Der Laubwald war von großer Bedeutung, weil den Dorfbewohnern neben dem Holzbezug in ihm auch das Recht zur Waldweide eingeräumt wurde.
Das Stieglerhaus in der Burgstraße 20 (hier nach der so gelungenen Sanierung) - vordem fürstliches Kastenprobstamt, auch Gerichtsschreibersölde
Der in der vorher genannten Steuerbeschreibung mitgeteilte Umfang des Dorfes blieb bis an die Schwelle unserer Zeit unverändert, auch deshalb, weil das karge gebirgige Land nur wenigen und auch diesen ein nur spärliches Auskommen sicherte. Der Getreidebau, das wichtigste landwirtschaftliche Erzeugnis, „kann allhier kaum mittelmäßig gesagt werden“ , so noch 1726 Michael Wening in seiner Landesbeschreibung über Mitterfels. Die einzige wesentliche Veränderung betraf nur die Anzahl der Handwerker, die sich 1808 um einen Bäcker, Küfner, Wagner, Schreiner, Hutmacher und zwei Weber vermehrt hatte.
Der Pfarrsitz von Mitterfels war Kreuzkirchen
Auf einem Gemälde im Pfarrheim Oberalteich (hier Ausschnitt) sind die Pfarrkirche Kreuzkirchen (links) und die bereits neu errichtete St. Georgskirche vor der Burg Mitterfels zu sehen. - Vergrößern durch Klick in Bild!
Mitterfels war keine eigene Pfarrei. Es gehörte zu Kreuzkirchen, in dessen Zusammenhang der Ort 1194 zum ersten Mal genannt wurde, während hier in Mitterfels nur die Burg eine kleine Kapelle beherbergte, die St. Georg, dem von den Adeligen der Kreuzfahrerzeit bevorzugten Kirchenpatron, geweiht war. Ihre materielle Ausstattung war freilich dürftig. Nur vier Häuser zinsten am Ende des 16. Jahrhunderts mit insgesamt 100 Regensburger Pfennigen an die Kapelle, im Übrigen hing die Bestreitung des notwendigen Aufwands überwiegend von den Zuwendungen des Pflegers, der die Patronatsrechte innehatte, von Stiftungen sowie von Messstipendien ab. Sie verfiel in den Wirren der Jahrhunderte durch Pfleger, die sich ihren Pflichten entzogen, sowie durch das nahezu völlige Aufhören von Stiftungen in der Zeit der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges derart, dass ihr Zustand 1730 als „so gar überaus baufällig, schlecht, wüsst und elendiglich beschaffen“ beschrieben wurde, „daß derlay im ganzen Rentambt nit anzutreffen“. Der von Pflegskommissar Yberle gemachte Vorschlag eines Neubaus wurde aufgegriffen und von Regierung und Ordinariat genehmigt. So entstand eine Kirche, die nun größer und schöner war als die Pfarrkirche in Kreuzkirchen, deren Erweiterung und Restaurierung jetzt freilich ebenfalls in Angriff genommen wurde.
Mitterfels immer von den Kriegswirren betroffen, aber auch von Beziehungen zu Böhmen geprägt
Als Pass- und Durchgangslandschaft hatte der Bayerische Wald, hatte Mitterfels im Besonderen, dessen Häuser sich um eine strategisch bedeutende, für die Verteidigung des Landes maßgebende Festung reihten, Teil an allen, von außen hereingetragenen und im Innern entstandenen Kriegen und Unglücksfällen, wie sie das Land in seiner langen und dramatischen Geschichte durchzustehen hatte. Von den Ungarneinfällen, die das erste große Aufblühen dieser Region jäh beendete, habe ich bereits gesprochen. Es folgen Auseinandersetzungen mit Böhmen, in deren vorderster Linie die Grafen von Bogen standen. Die Grafen von Bogen, von denen es hieß, dass sie hereinbrechende Böhmen in drei Schlachten siegreich überwunden hätten. Doch die Beziehungen zu diesem uns heute entfremdeten Nachbarn waren nicht immer feindselig, denn die größte Wegstrecke in der Geschichte ging man gemeinsam. Bogener und bayerische Prinzessinnen wurden an den Königshof und an den Adel in Böhmen verheiratet und böhmische Prinzessinnen aus den vornehmsten Geschlechtern des Landes kamen nach Bayern. Erzbischof Albert von Salzburg, der Metropolitankirche von Bayern, war der Sohn König Ladislaus Il., der auch dem Kloster Windberg reiche Besitzungen in Böhmen übertrug. Hier in der Region des Bayerischen Waldes war es vor allem die Grenzlage, die maßgebend beitrug zur Anbahnung verwandtschaftlicher Beziehungen. Die Situation an der Grenze aber war auch entscheidend und eine drückende Last bei kriegerischen Verwicklungen, so in den Vernichtungs- und Raubzügen der Hussiten, für die der Bayerische Wald Einfallstor war. Der Prager Reformator Jan Hus hatte auch hier im Grenzgebiet treue Anhänger in seiner friedlichen theologisch-religiösen Auseinandersetzung, die erst in dem Augenblick eskalierte, als sie in die Hände der weltlichen Obrigkeit überging, und Hus auf dem Scheiterhaufen in Konstanz verbrannt wurde. Nun wurden die Deutschen Ziel grausamer hussitischer Rache, im Besonderen im Grenzgebiet des Bayerischen Waldes. Zwar wurde die zum Gericht Mitterfels gehörende Burg Falkenfels vergeblich belagert, doch die ungeschützten Siedlungen auf dem Lande wurden wiederholt geplündert und verbrannt. Eine Sondersteuer, „Hussengeld“ genannt, wurde eingeführt, und nach mehrmaliger Niederlage der Reichsheere das Landaufgebot einberufen. 1433 schließlich wurde ein hussitischer Raubzug in Hiltersried gestellt und so entscheidend vernichtet, dass von nun an die Einfälle nach Bayern aufhörten.
Revolte von Rittern des Bayerischen Waldes gegen den Landesherrn
Die hussitische Gefahr war kaum gebannt, als in einer Revolte führender Ritter des Bayerischen Waldes, unter ihnen im Besonderen die Degenberger, sich gegen den Herzog erhoben und den Markt Bogen überfielen. Es war der Anfang der späteren Ritterbünde, die sich nach ihrem Zeichen, dem Abbild eines Bockes, das die Mitglieder an einer Kette auf der Brust trugen, die Böckler nannten, und obgleich vom Herzog niedergerungen, nach zwei Jahrzehnten „in Anbetracht der Verwandlung der Zeit und unglücklicher Zufälle, die sich unversehens im Lande begeben“, erneut verbündeten, nunmehr unter dem Wahrzeichen des Löwen, weshalb sie Löwler genannt wurden, des Löwen „auf seinen vier Pranken geduckt, hauchend, mit durchschlagenem Schwanz zwischen den hinteren Diechen aufgerichtet, doch ein wenig gesenktem Wedel... allenthalben nach Gebühr fröhlich und durchsichtig“. Einigkeit und Kampfesmut, daneben aber ein Rest von Ehrerbietung gegen den Landesherrn, sollten wohl der Sinn des Bundeszeichens sein. Die Geschichte ist zu umfassend, als dass sie hier im Einzelnen nacherzählt werden könnte. Deshalb hier nur einige Grundzüge. Durch die zweite bayerische Landesteilung von 1349 war das Teilherzogtum Straubing - Holland geschaffen worden. Dazu zählte vor allem der Bayerische Wald mit seinen zahlreichen Burgen und Adelssitzen. Zwar bestand dieses Herzogtum nur ein knappes Menschenalter, aber es hat der Ritterschaft im Straubinger Land eine besondere selbständige Stellung verschafft, weil sich die Herzöge eben überwiegend in Holland aufhielten. Bei der Erbteilung 1429 fiel Straubing mit den Gerichten im Bayerischen Wald, im Besonderen mit dem ausgedehnten Gericht Mitterfels an das Herzogtum Bayern - München. Der Herzog aber setzte sich über die erworbenen Vorrechte der Ritterschaft hinweg und schmälerte - auf die Ausbildung einer mächtigen und einheitlichen Staatsgewalt bedacht - ihre Freiheiten. Die Ritterschaft, die in den schweren Hussitenkriegen die Verteidigung des Landes vielfach mit eigenem Einsatz und mit eigenen Mitteln organisiert und durchgeführt, die unter den hussitischen Raubzügen unendlich gelitten hatte, betrachtete die Missachtung ihres Standes mit besonderer Bitterkeit. Es kam zur Revolte gegen den Herzog.
In nur wenigen Wochen wurden die Revoltierenden besiegt, obgleich ihre entscheidenden Stützen, die Degenberger und Nußberger, an Macht den Herzögen nahezu ebenbürtig waren. Die Herrschaft der Degenberger erstreckte sich wie ein kleines Fürstentum entlang der böhmischen Grenze sowie in die Gerichte Mitterfels und Viechtach. Auf dieses Geschlecht trifft wohl das Urteil einer zeitgenössischen Chronik über die Ritterschaft des Waldes in besonderer Weise zu, dass sie Herzog Albrecht als ihren Landesherrn ablehnen, Obrigkeit an sich ziehen, ihren Vorteil suchen, eben zu hoch hinaus wollten. Ihre Burg auf dem Degenberg wurde am Ende des Krieges verbrannt und völlig zerstört und durfte auch nach der Aussöhnung mit dem Herzog nicht wieder aufgebaut werden.
Die Mächtigkeit von Degenberg (links) kann nur noch eine Rekonstruktionszeichnung wiedergeben. - Die mächtige Feste Falkenfels (rechts) im Gericht Mitterfels (Michael Wening, Rentamt Straubing, 1726)
Der zweite Krieg, den nunmehr der Bund der Löwler führte, der sich freilich trotz des verschiedenen Namens im Wesentlichen wieder aus den selben Rittern zusammensetzte, wurde durch einen Vergleich beendet, in welchem den Rittern die Wahrung der allgemeinen Landesfreiheit zugesichert wurde. Die Burgen der Löwler aber waren vom Herzog gebrochen worden, darunter auch die mächtige Feste Falkenfels im Gericht Mitterfels. Der Herzog trug schwer an diesem Vergleich und an der Niederlage, die ihm die einfachen Ritter des Bayerischen Waldes beigebracht hatten. In den Akten zu den entsprechenden Prozessen bittet er seine Erben, die „unlöbliche Geschichte, die hier beschrieben“ stehe, „in ihr fürstlich Gemüt zu nehmen und nicht ungerächt zu lassen“.
Die Burg in Mitterfels stand auf der Seite des Herzogs. Doch anders als die Ritter, die nur ihre ohnehin hergebrachten Rechte bestätigt bekamen, erlangten die Untertanen der Burg und des Gerichtes grundlegende Erleichterungen, indem sie sich der Einberufung in das Landaufgebot nunmehr in der Regel durch einen geringen Geldbetrag entziehen und ihre Felder mit Hecken, Zäunen und Gräben umgeben konnten, um sich vor Wildschäden zu schützen sowie anderes mehr. Einer Überlieferung nach wurde der Mitterfelser Pfleger Wilhelm Heuraß durch die Löwler aus seiner Burg entführt.
Mitterfels in der Zeit des Landshuter Erbfolgekriegs und der reformatorischen Wirren
Das ausgehende 15. Jahrhundert ist, wie wir gesehen haben, ein dunkles Kapitel in der Geschichte von Mitterfels und seines Umlandes. Doch die folgende Zeit des Landshuter Erbfolgekrieges und der reformatorischen Wirren bedeutet einen noch tieferen Einschnitt. Der Erbfolgekrieg, der nach dem Motto des Brandenburgischen Markgrafen „das Brennen gehöre zum Krieg wie das Magnifikat zur Vesper“ geführt wurde und nur verbrannte Dörfer und Städte zurückließ, war wohl die größte Tragödie dieses Landes an der Wende vom Spätmittelalter zur Neuzeit. Er hat in unmittelbarer Umgebung Aiterhofen in Asche gelegt, Oberaltaich und Windberg mehrmals geplündert, verbrannt und beschädigt. Von Burg und Siedlung Mitterfels liegen aus dieser Zeit keine Nachrichten vor, doch ohne Zweifel waren auch sie in den Strudel der Ereignisse gezogen worden. Denn die Regensburger Visitationsberichte des Jahres 1508, am Vorabend der Reformation, zeichnen ein düsteres Bild der gesamten Landschaft, ihrer Menschen und Pfarreien.
Auch hier in dieser Region ist die Lehre der Reformatoren tief in das Bewusstsein von Theologen und Laien gedrungen. Im Besonderen die These von der „Freiheit des Christenmenschen“, die auch als politische Forderung missverstanden wurde, übte eine ungewöhnliche Anziehungskraft aus. Luther habe den „Bogen der Freiheit so hoch gespannt“, so eine Regensburger zeitgenössische Chronik, „dass jetzt alle Welt wollt frei sein“. In der Tat waren die bäuerlichen Untertanen wie hier in Mitterfels in einem Zustand der Unfreiheit. Sie erhielten ihre Höfe als Lehen oder in einer Art Pacht, hatten aber rund ein Drittel des Ertrages an die Herrschaft abzugeben sowie Scharwerk, das heißt Hand- und Spanndienste auf den Feldern des Pflegers wie zur Versorgung der Burg zu leisten. Wie gering die Erträge auf den kargen Böden waren, zeigen entsprechende spätmittelalterliche Aufstellungen. Die Aussaat von einem Achtel Korn bringe in normalen Jahren den vierfachen Ertrag, so eine klösterliche Aufstellung, in Krisenjahren indes werde kaum die Aussaat zurückgewonnen. In den fruchtbaren Gebieten Niederbayerns war indes bereits in mittelalterlicher Zeit der mehr als zwanzigfache Ertrag üblich. Abgaben und Scharwerk engten die bäuerliche Lebensführung erheblich ein. Auf Höfen, wie sie in Mitterfels bestanden, blieb deshalb häufig nicht mehr als der übliche Arbeitslohn - oder nicht einmal dieser - für die Bauern übrig.
Wie einst der böhmische Reformator Jan Hus stellten auch die Reformatoren des 16. Jahrhunderts, Luther, Calvin und Zwingli, die Kommunion in der Gestalt von Brot und Wein in den Blickpunkt ihrer Lehre. Denn, so die entsprechende These, die Reichung des Brotes allein verkürze den Leib des Herrn. Die Kommunion unter den beiden Gestalten, die auch in dieser Region nachhaltig gefordert, ja sogar von den bayerischen Herzögen als Forderung an das Konzil vorgetragen wurde, erschien geradezu als Wahrzeichen der neuen Lehre. Aus Viechtach kam der Gesellpriester Thomas Rohrer, der auf dem Marktplatz von Cham Luthers Schriften kennen gelernt hatte, zur neuen Lehre übertrat und von Ortenburg aus, dem Mittelpunkt des Protestantismus in Niederbayern, versuchte, das zentrale Gedankengut der Reformatoren im gesamten Bayerischen Wald bekannt zu machen. Als in der Mitte des 16. Jahrhunderts in der Diözese Regensburg erneut eine Visitation der Kirchen und Pfarreien durchgeführt wurde, erzeigten sich die reformatorischen Ideen zwar auf dem Rückzug, doch immer noch gegenwärtig. So bittet der Pfarrer von Straubing, Magister Paulus Windisch, man möge Bilder und Statuen wegen der Abgötterei aus der Kirche entfernen, eine grundlegende reformatorische Forderung, die in der nahen Oberpfalz reiches Kulturgut zerstört hatte, und Straubings Schulmeister Kistler bekannte sich sogar offen zum Luthertum mit der Entschuldigung, es sei ihm deswegen „vom Rath nichts verboten worden“.
In Mitterfels freilich erhoben die Visitatoren keine Beanstandungen. „Die feiertäglich Gottesdienst und Wochenmeß“ wurden hier „wie vor alter gehalten“. „Die Filial“, so der Bericht wörtlich, „wird an sant Georgen und Jacobitag besungen und ein Wochenmeß aber nit al weg gehalten“. Die Kapelle „hat ain sacrament, so tag und nacht vleissig beleucht wird. Sovil die administratin der hoch wirdigen sacrament betrifft, auch den gottsdinst mit singen, predigen, peichtheren, jartägen, zier der kirchen und anders belangt, wirt gemeiniglich aller ding dem alten herkommen nach catholisch und on clag gehalten."
Die Kirche verfüge über fünf Messgewänder, zwei Kelche und eine Monstranz. Der Messner halte sich ohne Klage, doch die Friedhofsmauer bedürfe der Ausbesserung. Mit 7 Gulden sei diese zu bewerkstelligen. Ähnlich der Bericht über die Pfarrkirche in Kreuzkirchen. die von Frater Martinus Simmel aus Oberaltaich versehen werde. Er predige Sonn- und Feiertage, kommuniziere an die 150 Personen, reiche indes keine Kommunion unter beiden Gestalten. Er halte die Fasttag, bete sein Brevier und habe, was besonders herausgestellt wird, „ Köchin“.
Die Reformation hatte auch hier in Niederbayern das Leben der Menschen, das Verhältnis von Obrigkeit und Untertan entscheidend verändert, weil in dem Auf und Ab der religiösen Auseinandersetzungen dem Landesherrn das Recht zugesprochen wurde, das Bekenntnis seiner Untertanen zu bestimmen und damit letztendlich bis in das Gewissen des Einzelnen zu regieren. Staatliche Stellen kontrollierten nun den regelmäßigen Besuch der Messe, die Teilnahme an Prozessionen, die jährliche Beichte, bestraften Säumige, die während der Predigt im Wirtshaus blieben oder an kirchlichen Feiertagen knechtliche Arbeit verrichteten. Auch die teilweise ins Maßlose übersteigenden Hexenprozesse, die ja nicht von der Kirche, sondern wie hier in Mitterfels vor dem Tribunal des Staates inszeniert wurden, waren die unmittelbare Folge, weil sich die weltliche Obrigkeit nun zum Hüter der reinen Lehre der Kirche berufen fühlte.
Im Dreißigjährigen Krieg waren Burg und Dorf von den Schweden besetzt und mit der Pest konfrontiert
Auch der Dreißigjährige Krieg, der im Namen der Religion geführt wurde und auch in dieser Region unendliches Leid und Zerstörung verursachte, hat seine Wurzeln in den konfessionellen Auseinandersetzungen des 16. Jahrhunderts. Auch Burg und Dorf Mitterfels wurden 1634 von den Schweden besetzt und die nicht in Sicherheit gebrachte Gerichtsregistratur „gänzlich distrahiert“, das heißt, auseinandergerissen und zerstört. Entscheidend aber war, dass die schwedische Besatzung die Pest mit sich brachte, die nach den Angaben der Mitterfelser Pfarrbücher allein in einem Jahr 50 Tote, also nahezu die Einwohnerschaft des gesamten Ortes forderte. Der Abt von Oberaltaich, Vitus Höser, hat diese Zeit des Schreckens und der Angst, die bis zum Westfälischen Frieden 1648 währte, anschaulich und eindrucksvoll beschrieben. Und die zur Markterhebung Mitterfels erstellte Chronik bemerkt zum Fortgang des Krieges:
„Täglich sah der Türmer von Mitterfels Feuerschein über dem Wald und draußen über der Donauebene. Ein großer Teil von Bogen wurde verbrannt, der Bogenberg erstürmt, die Kirche beschädigt und das Wallfahrtsbild über die Felsen gestürzt ... Die Flüchtenden, die nach Mitterfels kamen, erzählten von unerhörten Gräueln“.
Kriege, so grausam sie auch erscheinen mögen, waren nicht die einzige Bedrohung der Menschen, ihrer Kultur und Landschaft. Zwar sind sie in besonders tiefer und bleibender Erinnerung geblieben, wie jenes Votivbild zeigt, das die Abwehr der Panduren „in denen letzthin vor gewest verderblichen Kriegsjahren“ von der Burg Mitterfels aus darstellte. Auch mit Gewalt und Willkür durchgeführte staatliche Maßnahmen waren häufig Anlass, die hergebrachte Ordnung zu stören.
Auf den Krieg folgte eine tiefreligiöse Epoche …
Auf den Dreißigjährigen Krieg folgte eine tiefreligiöse Epoche, die dem ganzen Land, von den großen Klöstern Ober- und Niederaltaich, Metten und Windberg bis zu einfachen Dorfkirchen ein großartiges barockes Aussehen und Gepräge verlieh. Auch Mitterfels ließ sich von dieser Welle religiöser Begeisterung tragen und schuf auf den Ruinen seiner beiden alten, nahezu verfallenen Gotteshäuser - im Umkreis der Burg und am naheliegenden Pfarrort - Kirchen von unvergleichlicher Schönheit. Mochte das neue Gotteshaus in Mitterfels nun auch größer sein, an künstlerischer Ausstattung und Bedeutung stand ihm Kreuzkirchen indes keineswegs nach. Dieser, wenn auch nur kurzen Epoche verdanken wir, dass Bayern heute weithin als barockes Land erscheint.
St. Georgskirche (1926)
… danach die Zeit der Aufklärung und der Säkularisation
Auf die Jahrzehnte tiefer Religiosität folgte eine skeptische, hochmütige Generation, die das Alte verwarf und sich von neuen Ideen und geistigen Strömungen tragen ließ, die - als Aufklärung missverstanden - auf eine Säkularisierung des Geistes und des Denkens zielte. Das 18. Jahrhundert ist die Zeit der Abkehr von der christlichen Lehre als beherrschender Mitte im politischen und staatlichen Raum. In ihm beginnt eine völlige Neuordnung des religiösen Bereichs, deren erstes Opfer die Klöster wurden, unter ihnen auch Ober- und Niederaltaich, Metten und Windberg, von denen der Münchner Historiker Westenrieder schrieb, dass sie das Land als Wüste empfingen und als Garten zurückgaben. Altäre, Kirchen und Kapellen wurden veräußert, weil sie finanziellen Vorteil versprachen. und weil ihre Zerstörung beitragen mochte, eine, wie die kurfürstlichen Beamten argumentierten, ‚ohnehin bestehende Überandachtelei' zu mindern. Überflüssig war nach dieser Einschätzung auch das Gotteshaus in Kreuzkirchen, das nunmehr eingerissen wurde, jene Kirche, der Mitterfels 1194 seine erste Nennung wie seine jahrhundertelange religiöse Betreuung verdankte. „An der Stelle der Pfarrkirche wurde ein einfaches Wohnhaus errichtet. An der vorbeiführenden Straße wurde ein Holzpfahl mit primitiver, auf Blech gemalter Darstellung der Kirche aufgestellt“, wie die Kunstdenkmäler von Bayern 1908 berichten. „Den Pfahl bekrönte ein künstlerisch wertloses Kruzifix mit der Inschrift: Pfarrei und Begräbnis Kreuz-Kirchen welche anno 1221 durch ein Wunder erbaut. Ruine 1806“. Als nur wenige Jahre später, „am Pfingstmontag 1812 früh um sechs Uhr“ der Turm der hiesigen Burg, der Bergfried, einstürzte, war damit auch das entscheidende herrschaftliche Zeichen aus Mitterfelser Geschichte zugrunde gegangen. Was blieb, war nach dem Zeugnis des Landrichters Markus Meier „nur die nackte Hülle des Schlosses ... das sich aus der kleinen Zahl von ärmlichen Hütten erhebt“. Dramatischer und symbolträchtiger hätten Ausklang und Ende dieser alten Zeit wohl kaum dargestellt werden können.
Ich habe versucht, in dieser kurzen, mir zur Verfügung stehenden Zeit, die entscheidenden Ereignisse und Jahresringe in der Geschichte von Mitterfels aufzuzeigen bis zum Ende des alten Reiches, als die überkommenen Strukturen zerbrachen. Nun beginnt eine neue Zeit, ein neuer Geist, in dessen Mittelpunkt Begriffe wie Landesplanung, industrielle Entwicklung, Kapital, Wirtschaftskraft. Fremdenverkehr und dergleichen stehen. Aus den „ärmlichen Hütten“ des 18. Jahrhunderts wird ein Dorf, das sich dem modernen Fortschritt öffnet und deshalb 1968 zu Recht die Bezeichnung Markt erhält. Doch mag vieles sich verändert haben, „der Wald ist unberührter geblieben als die übrige Welt“ und Mitterfels im alten Rodungsland der Reichsstifte Niederaltaich und Metten, der Grafen von Bogen, ihrer Ministerialen und Klöster hat seine Geschichte und Identität in unsere Zeit hinübergerettet - als „ein bayerisches Jerusalem“ in einer Landschaft von Anmut und herber Schönheit.
Luftaufnahme von Mitterfels aus dem Jahre 1965 (Sammlung: Christl Jakob) - Vergrößern durch Klick in Bild!
Quelle: Mitterfelser Magazin 2/1996 - Seite 6ff
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- 27. Mitterfelser Christkindlmarkt um die Burg 2024
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 68 Kirchliche Einrichtungen nach 1945
- St. Johann/Falkenfels. Konzert am ersten Adventssonntag
- Gold für Haselbach beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
- Falkenfels. Holzspiel läuft wieder
- Der Ursprung liegt bei Van Gogh
- Mitterfels/Haselbach. Ein neues Wandererlebnis
- Filmteam zu Gast in Mitterfels
- Waldleben ...
- Renovierung von St. Thomas, Herrnfehlburg
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins ab MM 11
- MM 11/2005. Mitterfelser Beitrag zum Festjahr „800 Jahre Bayerische Rauten“
- MM 11/2005. „Erinnerung und Mahnmal für die Zukunft“
- MM 11/2005. Vergessen und Verdrängen? Oder: Vom Wissen zum Gewissen?
- MM 11/2005. „Jetzt gehören wir dem Amerikaner!“
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- Mühlen an der Menach (05): So wurde in Frommried (und auch in anderen Mühlen) aus Getreide Mehl
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- Mühlen an der Menach (04): Frommried, eine der ältesten Mühlen
- Impressum
- Mühlen an der Menach (11): Die Mühle in Recksberg
- Das alte Dorf im Wandel
- Mühlen an der Menach (03): Ein Perlbach namens Menach
- Ortskernsanierung in Mitterfels (Stand 1995)
- Die Kettenreaktion
- Sparkasse Mitterfels - 10 Jahre älter als bisher bekannt
- Mühlen an der Menach (07): Die Hadermühl
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
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- 2021: VG Mitterfels wurde 44
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- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
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