1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 49 Ein Denkmal erinnert an 1870/71
Erinnerung an 1870/71: Das "Siebziger-Denkmal" vor dem Schulhaus (bis 1952), die Friedenseiche mitten auf dem Dorfplatz (Postkarte vor 1923 - Sammlung: Otmar Kernbichl) - Vergrößern durch Anklicken!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Ein Denkmal erinnert an 1870/71
Zweimal mussten die Bayern unter ihrem jungen König Ludwig II. in den Krieg ziehen: 1866, als Österreichs Verbündete gegen die Preußen, und 1870/71 an der Seite aller deutschen Stämme gegen die Franzosen.
Aus den Reihen der Mitterfelser Feldzügler sind uns nur wenige bekannt. Den ersten verrät uns ein alter Grabstein: Dem Namen des Söldners Michael Zollner von Vorderbuchberg ist beigefügt: "Feldzügler 1866/70". Zollner ist 1919 gestorben; er stand im 76. Lebensjahr. Somit hat er als 23-Jähriger mitgekämpft, als die preußische Armee bei Würzburg und Nürnberg eingedrungen war und im Blitzkrieg den Hauptgegner Osterreich und seine süddeutschen Verbündeten besiegte. Als 27-Jähriger war Zollner dann dabei im "glorreichen Feldzug" 1870/71, und als 75-Jähriger erlebte er noch den Zusammenbruch nach dem ersten Weltkrieg. Die verlorene Schlacht 1866 tat der Anteilnahme der Bevölkerung keinen Abbruch. Der noch junge, 1863 gegründete Wanderverein Mitterfels bildete ein eigenes Komitee für die Betreuung verwundeter Soldaten und zum Sammeln von Liebesgaben.
Zwei andere Mitterfelser Kriegsteilnehmer 1870/71 müssen noch blutjunge Burschen gewesen sein. Von dem Joseph Hollermeier aus Spornhüttling (1853 -1922) hatte uns die älteste Mitterfelserin Kathi Dietl (gest. 1982) erzählt, dass er als Kriegsgedenken einen Waffenrock mit einem Durchschussloch vorweisen konnte.
An den letzten Mitterfelser Veteranen aus dem "Siebzigerkrieg" werden sich noch einige erinnern können: es war der Postbote Karl Freundorfer, der 1936 im Alter von 84 Jahren starb. Soldat war zu der Zeit auch der Mitterfelser Weißgerbersohn Ignatz Gruber. Er diente im kgl. 13. Inf. Rgt. und starb 1871, erst 23-jährig, im Spital zu Ingolstadt an Typhus. An der Friedhofskirche Mitterfels ist für ihn eine Gedenktafel angebracht. Von zwei weiteren Kriegsteilnehmern erfahren wir deren Namen aus der Denkmalinschrift.
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Zwei bayerische Korps hatte der König der preußischen Südarmee unterstellt. Eines davon führte der bekannte General von der Tann. Immer wieder wurde diesen Bayern Tapferkeit bescheinigt. Sie kämpften mit bei Weißenburg und Wörth, bei der Vernichtungsschlacht von Sedan, beim Vorstoß bis an die Loire, beim Belagerungsring um die gewaltige Festung Paris. Einmal, schon eine Zeit nach dem Waffenstillstand, durften die Bayern auch für zwei Tage in die Stadt; viel Freude hatten sie dabei nicht, weil sich bereits der blutige Aufstand der Massen anbahnte.
Erst im Juli 1871 kamen die Bayern wieder zurück in die Heimat. Beim Einzug in München wurden die Soldaten jubelnd empfangen. Durchs ganze Land ging eine Begeisterung wie zu Zeiten der Befreiungskriege. Man sang die Lieder von der Wacht am Rhein und das „O Deutschland hoch in Ehren", im besinnlichen Kreise auch das "Morgenrot leuchtest mir zum frühen Tod" und "Fern bei Sedan, wohl auf den Höhen". Gewaltige Monumente erstanden überall in deutschen Landen: auf dem Niederwald, auf dem Kyffhäuser, im Teutoburger Wald, in Berlin die Siegessäule, in München das Friedensdenkmal. In Stadt und Land wurden für die Gefallenen Gedenktafeln aufgestellt und Denkmäler errichtet. Die neu gegründeten Krieger- und Veteranenvereine kümmerten sich in erster Linie darum.
Auch in Mitterfels bildete sich ein Veteranen- und Kriegerverein. Er brauchte zwar kein Kriegerdenkmal aufrichten, da kein Mitterfelser in diesem Feldzug gefallen war, aber eine "Friedenseiche" wurde gepflanzt, mitten auf dem Dorfplatz. Zum Glück war im Herbst davor (1871) das Bassin des "Dorfbrunnens" fertiggestellt worden, so dass man der jungen Eiche auf dem felsigen Grund das nötige Wasser gewähren konnte.
Zum offiziellen Fototermin beim 40-jährigen Dienstjubiläum des Hauptlehrers Josef Pongratz um 1913 hatten sich die Gratulanten vor dem "Siebziger Denkmal" aufgestellt. (Postkarte: Sammlung Reinhard Stolz) - Vergrößern durch Anklicken!
22 Jahre nach dem Krieg bekam Mitterfels dann doch sein "Siebzigerdenkmal". Man brauchte dieses Symbol für patriotische Feiern; viel später (Nov. 1918) trafen sich dort die Heimkehrer von 1914/18 zur Dankesfeier. Einen besonderen Anlass hatte man auch: Zwei Kriegsteilnehmer waren schon bald nach dem Krieg ihren Verwundungen und Kriegsleiden erlegen.
Für das Denkmal wählte man den schönen Platz vor dem neuen, 1878 gebauten Schulhaus. Vier kugelig geschnittene Akazien rahmten es ein, und eine kleine umzäunte Anlage grenzte es gegen die Straße ab. Bei Kriegsende 1945 wurden Bäume und Anlage rigoros entfernt, und das Denkmal stand recht verlassen da. Darum suchte man 1952, als die Ortsteerung durchgeführt wurde, einen neuen Platz. Leider wurde dabei der wichtigste Teil, nämlich der auf vier Seiten beschriftete kubusförmige Unterteil beiseitegelegt und blieb dann ganz verschwunden. Ich hatte mir jedoch rechtzeitig die Denkmalsinschrift abgeschrieben, sonst wüsste heute keiner mehr Datum und Namen.
Auf der vorderen Seite stand die Witmung, auf der hinteren die Angabe über die Errichtung:
An den beiden seitlichen Flächen war der beiden Soldaten gedacht, die bald nach Kriegsende starben:
Während Joseph Kern einer alteingesessenen Rogendorfer Familie entstammte, war Johann Setz kein Einheimischer. Nach Aussage des früheren Kögl-Bauern soll er in Buchberg Knecht gewesen sein und aus der Mettener Gegend gestammt haben. Das obeliskartige Oberteil des Siebzigerdenkmals steht heute in der kleinen Anlage beim Denkmal von 1939-45. Er trägt das 1870 erneuerte Eiserne Kreuz und, von einem Eichenkranz umsäumt, die Jahrzahl 1870/71.
Das Denken und Fühlen in jener Zeit gibt eine schlichte, auf Blech gehaltene Gedenktafel wieder, die in Schönau dem "tugendreichen Jüngling Lorenz Englmeier" gewidmet ist, einem Bauernsohn von Gstadt, gefallen bei Orleans am 9. Dezember 1870 im 31. Lebensjahr:
"Allen den Lorbeer, allen den Dank,
ob sie im Kampfe das Leben gerettet,
ob sie als Helden im Grabe gebettet.
Drum unter Jubel, drum unter Tränen
bieten wir Deutschlands tapferen Söhnen
allen den Lorbeer, allen den Dank. "
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