. . . drin im Woid
70 Jahre TSV Mitterfels (erstellt 1996!)
Die Fußballmannschaft von 1928 (Aufnahme vom 8. Juli 1928)
Aus den Gründungsjahren eines Sportvereins in schwierigen Zeiten
Der Turn- und Sportverein Mitterfels e.V. hielt am 23. Oktober 1926 seine erste Mitgliederversammlung ab. Laut Protokoll ...
... waren 15 Mitglieder erschienen. Als am 22. April 1927 die Satzung beschlossen wurde, bestand der Verein bereits aus 24 Mitgliedern, von denen 18 anwesend waren, also 75 % (für heutige Verhältnisse eine Traumzahl!).
Wie das Protokoll der Außerordentlichen Mitglieder-Versammlung vom 2. Juni 1928 aufweist, hatten sich bereits fünf Abteilungen gebildet: Turnen, Faustball, Deutschball (Schlagball), Leichtathletik und Fußball.
Nach der Satzung vom 22. Oktober 1927 war der Zweck des Vereins: „...Förderung des deutschen Turnens zur körperlichen und sittlichen Kräftigung und die Pflege deutschen Volksbewusstseins und vaterländischer Gesinnung”. In typischer Gründerzeit-Begeisterung entfaltete der junge Verein bald beachtliche sportliche Aktivitäten. Das „Protokoll über die Ordentliche Mitglieder-Versammlung am 23. Februar 1929 abends 8 Uhr im Liedertafelzimmer bei Abriel” erwähnt zum Turnbetrieb:
Faustball:
Videlicia Straubing: 1 Spiel gewonnen, 1 Spiel verloren;
Turnverein Bogen: 2 Spiele gewonnen;
Gaumeisterschaft Deggendorf: 5. Platz in der C-Klasse;
Abturnen in Straubing: 2 Spiele verloren;
Fußball:
Mittelschüler Cham: verloren (siehe Foto 1: Wettspiel am 8. VII. 1928).
„Ferner beteiligten sich in Straubing beim Abturnen 3 Herren als Anfänger, die im Laufen nicht schlecht wirkten. In der alten Herrenklasse konnte Mitterfels den 1. Platz belegen...”
Das „Abturnen” war jedes Jahr der sportliche Höhepunkt des Vereins. Für diesen Siebenkampf, bestehend aus 100-m-Lauf, Hochsprung, Weitsprung, Kugelstoßen, Diskus, Speer und Schleuderball, wurde das ganze Jahr über fleißig trainiert (siehe Siegerlisten vom 24. August 1930 und 27. September 1931!).
Wie man in der Siegerliste vom 27. September 1931 sieht, waren aus den „Zöglingen” „Jugendliche” geworden (unter ihnen: Stolz Franz und Dietl Albert).
Die Siegerlisten vom Abturnen am 24. August 1930 (oben) und am 7. September 1931 (unten) - Vergrößern durch Anklicken!
1931 war das erfolgreichste Jahr in der erst fünfjährigen Vereinsgeschichte. Dabei waren die „alten Herren” das Aushängeschild des Vereins. Bei den Faustballwettkämpfen am 17. Mai in Deggendorf konnten sie gegen „4 fremde Mannschaften den 3. Preis erkämpfen”. In einem Faustballfreundschaftsspiel gegen den Turnverein Bogen siegten sie 47:34, während die „aktiven Turner” 38:41 verloren.
Auch eine Fußballmannschaft wurde im Laufe des Jahres zusammengestellt. Die Mannschaft gewann das erste Spiel in Stallwang mit 11:2 Toren, das Rückspiel, das auf dem Turnplatz in Mitterfels stattfand, wurde 14:1 gewonnen.
Alljährlich wurde auf dem Hirschenstein (Ödwies) ein Bergsportfest durchgeführt. Am 30. August 1931 wanderten 13 Teilnehmer (zu Fuß!) dorthin. An den Wettkämpfen beteiligten sich jedoch nur 4 Mitterfelser: Lichtinger, Huber, Weiß, Bachmeier. In der Gesamtwertung konnte Lichtinger bei 150 Teilnehmern den 9. Preis erringen.
Drei erfolgreiche Teilnehmer mit Siegeskranz beim Bergsportfest auf dem Hirschenstein (Ödwies), v.l.: Paul Kißl, Ludwig Lichtinger, ....... Vergrößern durch Anklicken!
Wie bereits die Siegerlisten des Abturnens nachweisen, war Ludwig Lichtinger der herausragendste Sportler in den Anfangsjahren des TSV Mitterfels. 1938 wurde er als Vertreter der Bayerischen Ostmark bei den Deutschen Sportwettkämpfen (Dreikampf) in Berlin 3. Sieger.
L. Lichtinger beim Kugelstoßtraining auf der Hiendl-Wiese
Während der junge Verein beachtliche sportliche Erfolge aufweisen konnte, hatte man, der allgemeinen wirtschaftlichen Lage entsprechend, große finanzielle Schwierigkeiten; befand sich doch in den Jahren 1929 bis 1932 nicht nur Deutschland in einer wirtschaftlichen Krise, sondern es war Weltwirtschaftskrise.
Durch gesellschaftliche Veranstaltungen versuchte man die Vereinskasse etwas aufzubessern. Leider brachte der Faschingsball am 4. Februar 1928 nicht den gewünschten Erfolg, sondern ein Defizit von 28,50 RM. Aber man ließ sich nicht entmutigen und veranstaltete im Februar 1929 mit der Liedertafel und dem Schützenverein einen gemeinsamen Faschingsball, der nicht nur einen guten Verlauf, sondern auch kein Defizit brachte. Auch die Weihnachtsfeier am 6. Dezember 1930 war sehr gut besucht. Aber doch musste der Kassier ein Defizit von 4,17 RM buchen. Da auch der Faschingsball 1930 gemeinsam mit der Liedertafel und dem Schützenverein keinen Gewinn ab-warf, stellte Vorstand Seebauer bei der Mitgliederversammlung am 24.1.1931 den Antrag, den Faschingsball „in Anbetracht der schlechten Verhältnisse” fallen zu lassen. Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.
Dagegen brachten die beiden vom Sportverein 1931 aufgeführten Theaterstücke „Pension Tulius” und „Treue Kameradschaft” finanziell ein sehr gutes Ergebnis. 351,75 RM konnte der Kassier als Einnahmen verbuchen, das waren 60 % der Jahreseinnahmen. Leider hatte sich die finanzielle Lage des Vereins auch da-durch nicht wesentlich gebessert, denn der Kassenstand betrug am 23. Januar 1932 54,26 RM und damit 15,04 RM weniger als im Vorjahr. Wobei von der Gemeinde Mitterfels noch 20 RM ausstanden, die diese wegen der „schlechten finanziellen Lage in der Gemeindekasse” nicht überweisen konnte.
Wie schlecht die allgemeine wirtschaftliche Lage war, zeigt der Beschluss über den Vereinsbeitrag: „Beiträge werden pro viertel Jahr auf 0,75 RM festgesetzt. Arbeitslose, die diesen Beitrag nicht bezahlen können, werden zu Arbeiten am Turnplatz herangezogen”.
Dass man damit auf der „Höhe der Zeit” war, zeigen die Angaben des Statistischen Reichsamtes in Berlin: Mit 44 % Arbeitslosen hatte Deutschland den höchsten Prozentsatz in der Welt erreicht. 1932 betrug die Arbeitslosenunterstützung 569 RM im Jahr(!), das waren monatlich 47 RM. Eine vierköpfige Familie in der Reichshauptstadt benötigte 66,01 RM pro Monat - selbst bei einer bescheidenen Haushaltsführung. Wovon sollte man da Vereinsbeiträge bezahlen, selbst wenn das Leben auf dem Land billiger war! Deshalb ist auch verständlich, dass es im Jahr 1931 20 Austritte gab und die Mitgliederzahl des TSV Mitterfels auf 38 schrumpfte.
Die letzte Wahl der Vorstandschaft am 23. Januar 1932, die per Akklamation erfolgte, brachte folgendes Ergebnis:
- 1. Vorstand: Seebauer
- 2. Schriftführer: Lichtinger
- 3. Kassenwart: Lang
- 4. Zeugwart: Lang
- 5. Turnwart: Zimmermann
- 6. Spielwart: Ulrich
- 7. Beisitzer: Käser Karl
- 8. Beisitzer: Rulach
Um 10.20 Uhr schließt der Vorstand die Versammlung und der Protokollführer vermerkt: „...wir haben das Möglichste getan, um im Sinne des Turnvaters Jahn auch unser Schärflein zum Wiederaufbau unseres Vaterlandes beizutragen”.
Hier endet der erste Teil der Chronik des TSV Mitterfels. Der nächste Eintrag erfolgt erst wieder bei der Wiedergründungs-Versammlung am 8. Mai 1949.
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