Ein Leben für die Landwirtschaft

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Maria Karl in ihrem Hofladen, in dem sie so viele Stunden verbracht hat. Fotos: Verena Lehner - Vergrößern durch Anklicken!

Maria Karl ist Bäuerin mit Leib und Seele und hat 26 Jahre lang den Hofladen in Ascha geführt.

Die Geschichte hinter diesem Laden ist die Geschichte einer starken Frau.

Selten sind sie geworden, diese Menschen, wie Maria Karl einer ist. Die 77-jährige Bäuerin sitzt in ihrer Stube in ihrem Hof in Ascha und erzählt aus ihrem Leben. Einem arbeitsreichen Leben, geprägt von Schicksalsschlägen, vielen Veränderungen und von der Sorge für die Familie. Stundenlang könnte man ihr zuhören, wenn sie von früher erzählt. Wie es war, als eine Bauersfamilie noch von ein paar Kühen, Mastschweinen, Gänsen und Hühnern leben konnte. Wie hart sie schon als Kind für eine warme Stube und ein Essen auf dem Tisch arbeiten musste. Wie sie mit drei kleinen Kindern den Schweinemastbetrieb am Laufen hielt, während ihr Mann tagsüber in der Arbeit war. Und wie sie sich dazu entschlossen hat, mit ihrem Hofladen vor fast 30 Jahren einen ganz neuen Weg zu gehen. Dieser Weg ist nun zu Ende. Denn die Hofladentür hat sie zum 1. Januar für immer geschlossen.

Leicht fällt ihr der Abschied nicht. Das ist ihr nicht nur bei ihren Erzählungen anzumerken. Auch als noch ein Bild im ehemaligen Verkaufsraum ihres Hofladens gemacht werden soll, ist der Blick von Maria Karl von Wehmut geprägt, als er über die halb leeren Regale und die Ladentheke schweift. „Mei, hier drin hamma schon viel erlebt“, sagt sie und lächelt dabei. „Aber etz is vorbei, is guat so“, legt sie nach und posiert tapfer für das Bild. Maria Karl macht weiter, so wie sie immer weiter gemacht hat. Egal, was ihr das Leben gebracht hat. Es sei eine Vernunftentscheidung gewesen, mit dem Laden aufzuhören, sagt sie. „Ich bin jetzt 78, rein körperlich kann ich es einfach nicht mehr leisten, den Laden zu betreiben.“

Erst die Bauernmärkte, dann der Hofladen

Aber sie blickt gerne zurück und erzählt von den Anfängen ihres Hofladens, dem „Kinsachtaler Bauernladen“, so der offizielle Name. Maria Karl war ganz am Anfang dabei, als die Direktvermarktung im Landkreis Straubing-Bogen immer mehr auf dem Vormarsch war. Sie erinnert sich noch gut an die ersten Versammlungen und die Gründung des Vereins „Ascha aktiv“, wo die verschiedenen Landwirte aus dem Gemeindebereich erstmals zusammenkamen, um gemeinsam zu überlegen, wie neue Vermarktungszweige erschlossen und die Landwirtschaft mehr gefördert werden könnte. „Es kam die Idee auf, dass wir in regelmäßigen Abständen einen Bauernmarkt in Ascha veranstalten, wo wir Landwirte unsere Produkte anbieten konnten.“

An den ersten Bauernmarkt erinnert sie sich noch gut. „Das war 1995. Ein riesiges Event mit Politprominenz und allem Drumherum.“ Das Ganze fand in einem großen Zelt am Sportplatz statt. Die Familie Karl war damals gemeinsam mit anderen Vermarktern für das leibliche Wohl zuständig und hat die Besucher mit Spanferkelbraten und anderen Schmankerln verköstigt. Von da an gab es regelmäßig Bauernmärkte. Die Standorte wechselten. Auch auf dem Hof der Familie Karl fanden einige Märkte statt. „Das war sehr schön, aber auch jede Menge Arbeit.“

Ein paar Jahre später dann wollte man die Direktvermarkter-Bewegung weiterentwickeln. Es kam die Idee auf, einen Hofladen zu eröffnen. „Das hat mich irgendwie gereizt. Die Kinder waren aus dem Haus und ich war bereit für etwas Neues.“ Einen riesen Bammel habe sie schon gehabt, ob das alles so klappt. Denn das war für sie absolutes Neuland. Aber Maria Karl ist eine Frau, die anpackt und auch neue Wege geht, wenn es sein muss. Das war auch damals so, als ihr Mann und sie sich im Jahr 1971 dazu entschlossen, aus dem Vollerwerbsbetrieb mit Kühen umzusteigen auf einen Schweinmast-Betrieb im Nebenerwerb. „Mein Mann ging von da an ganztags in die Arbeit und es war klar, dass ich mich zu Hause tagsüber um den Hof und die Kinder kümmern musste.“ Aber sie hatte Hilfe von der ganzen Familie. Leicht sei das trotzdem nicht immer gewesen. Vor allem, als die Kinder noch kleiner waren. „Aber mei, so war das halt“, sagt sie und lächelt wieder. Es ist ein ehrliches Lächeln, bei dem keinerlei Bitterkeit mitschwingt.

Seminare, Info-Fahrten und eine Portion Mut

Und so packte sie auch das „Unternehmen Hofladen“ mit viel Mut und Elan an. Sie besuchte viele Seminare vom Amt für Landwirtschaft. Auch Info-Fahrten zu anderen Hofläden wurden organisiert, um sich zu informieren. „Da bin ich dem Amt wirklich noch heute dankbar. Die haben viel für uns gemacht. Das Ganze wurde ja auch gefördert.“ Bei den Seminaren und Infofahrten holte sich Maria Karl das Rüstzeug, das sie brauchte. Zeitgleich wurde der ehemalige Kuhstall von ihrem Mann Otto zu einem Laden umgebaut. 1998 war es schließlich soweit: Der Kinsachtaler Bauernladen öffnete seine Pforten.

Das Sortiment war sehr umfangreich

Das Sortiment war umfangreich. Maria Karl hat sich auf ihre Schweineprodukte spezialisiert. Sie bot vom Geräucherten über Presssack, Blut- und Leberwurst im Glas bis hin zum Glaserlfleisch alles an. Auch die Edelbrände aus der hofeigenen Schnapsbrennerei, die ihr Mann nach wie vor betreibt, konnten in dem Laden gekauft werden. Außerdem lieferten zahlreiche Erzeuger aus dem Gemeindebereich Ascha, aber auch aus dem restlichen Landkreis, ihre Produkte. Es gab Honig, Nudeln, Mehl, Eingemachtes, frisches Gemüse, Bauernbrot und vieles mehr.

Über die Jahre sind Maria Karl ihre Kunden ans Herz gewachsen. „Wir hatten eine schöne Stammkundschaft, aber auch Durchreisende und viele Urlauber haben bei uns eingekauft.“ Der Umgang mit den Kunden war für sie das Schönste. „Einer meiner Kunden hat einmal gesagt: Bei dir ist es so schön. Da kann man über alles reden. Fast wie in einem Beichtstuhl.“ Maria Karl muss wieder lachen, als sie das erzählt. Aber sie wird auch wieder ein bisschen wehmütig. „Ich habe meine Kunde geliebt und bin ihnen unendlich dankbar. Ich habe den Laden wirklich mit Leib und Seele geführt.“ Wenn sie könnte, würde sie das auch noch gerne weiter machen. Aber das Verkaufen sei ja nicht die Hauptarbeit. Sind die Produkte erst einmal im Laden, ist die meiste Arbeit getan. Ein bis zwei Schweine pro Woche musste Maria Karl verarbeiten. „Und das schaffe ich einfach nicht mehr.“

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Ein Bild aus vergangener Zeit: Maria Karl bei ihren Tieren im Schweinestall. – Vergrößern durch Anklicken!

Was ihr auch fehlen wird, ist das Zusammenkommen mit anderen Direktvermarktern. „Das sind wirklich alles ehrliche Leute, das war eine aufrichtige Kameradschaft unter uns.“ Mit Sorge blickt sie in die Zukunft, wie es für ihre ehemaligen Kollegen weitergehen wird. Dabei kann sie sich einen Seitenhieb an die Politik nicht verkneifen. „Die Bürokratie wird immer mehr, die Ställe und die Maschinen müssen immer größer werden, damit ein Betrieb überleben kann. Wohin soll das denn noch führen?“

Für Maria Karl werden die Zeiten ab sofort ein bisschen ruhiger. Aber langweilig wird ihr bestimmt auch ohne den Hofladen nicht. Denn sie ist nach wie vor die gute Seele auf dem Karl-Hof. Und es wird nicht mehr lange dauern, dann wird jeder, der durch Ascha fährt, am Ortseingang von den schönen Blumen begrüßt, die sie wieder mit viel Liebe an den Fenstern ihres Bauernhauses gepflanzt haben wird.

Verena Lehner/BOG Zeitung vom 8. April 2024 (Gen. der Lokaredaktion)

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