Kulturelles Leben
„In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten wurde sie erlöst.“
Vergrößern durch Anklicken!
Osterpredigt in der Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach von P. Dominik Daschner OPraem
Im Religionsunterricht in einem oberbayrischen Dorf spricht der Pfarrer mit den Kindern über die christlichen Feste. „Da gibt es ein Fest voller Lebensfreude“, erklärt er und fragt ...
... den kleinen Max: „Wie heißt dieses Fest?“ Max stottert herum. Er weiß es nicht. Der Pfarrer will helfen: „Es fängt mit O an!“ Da kommt dem Max die Erleuchtung: „Ich weiß es, Herr Pfarrer: Oktoberfest!“ – Ja, liebe Gemeinde, damit hätten wir das traditionelle Osterlachen untergebracht. Bei Leben und Freude denkt eben nicht jeder gleich ans Osterfest.
Doch ganz so falsch lag unser Max nicht. Osterfest und Oktoberfest liegen nicht so weit auseinander, nicht nur sprachlich. Beide Feste finden im Freien statt, mitten in der Natur: das Oktoberfest auf der Münchner Theresienwiese, das erste Osterfest in einem Garten vor den Toren Jerusalems. Ostern ist ein Gartenfest. Am Karfreitag wird dieser Garten schon präludiert, in dem neues Leben sprießen soll: „An dem Ort, wo man Jesus gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, in dem noch niemand bestattet worden war. Wegen des Rüsttags der Juden und weil das Grab in der Nähe lag, setzten sie Jesus dort bei“, so haben wir am Ende der Johannespassion gehört.
Siebdruck "Garten Eden" in 40 Farben mit Acrylübermalung auf indischem Büttenkarton von Adi Holzer aus dem Jahr 2012. (Wikipedia-commons/Adi Holzer) - Vergrößern durch Anklicken!
Dieses Gartengrab dient dem Evangelisten Johannes als Bühne für das Osterfest. Als Maria Magdalena sich mit den anderen Frauen am frühen Morgen aufmacht, um das Grab zu besuchen, kommt es zu einer Verwechslung. Sie begegnet dem Auferstandenen, meint aber, es sei der Gärtner. Sie ahnt nicht, wen sie vor sich hat. Doch damit hat sie in einem tieferen Sinn gar nicht so Unrecht. Jesus ist nämlich wirklich ein Gärtner. Sein Bereich ist der Garten des Lebens. Wenn sich das Ostergeschehen, die Begegnung mit dem Auferstandenen, in einem Garten ereignet – das Stichwort „Garten“ lässt jeden, der mit der Bibel einigermaßen vertraut ist, sofort an jenen ersten Garten denken, aus der Schöpfungsgeschichte: den Garten Eden, das Paradies. Es geht an Ostern um die Neuschöpfung des Menschen. Jesus will den Menschen den Zugang zum Garten Eden neu eröffnen. Bereits vom Kreuz herab hatte er es einem der Schächer zugesichert: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Damit korrigiert Jesus die Arbeit eines anderen Gärtners: des Adam nämlich. Dieser wurde von Gott in den Garten Eden gesetzt. Dort wird er mit einer wichtigen Aufgabe betraut: Er soll den Garten bestellen, pflegen und schützen. Aber Adam, der Gärtner im Paradies, überschreitet seine Kompetenz. Er vertauscht die Rollen. Der Mensch will sein wie Gott. Er will selbst entscheiden, was gut ist und was böse. Das Geschöpf schwingt sich auf zum Schöpfer. Und so wird dem Gärtner Adam gekündigt. Er muss den Paradiesgarten verlassen und harte Arbeit leisten. Das Lachen ist ihm vergangen.
Seither fehlte dem Garten Eden ein Gärtner. Mit dem Auftreten Jesu von Nazaret wird die Stelle des Gärtners in Eden wiederbesetzt. Er stellt die Ordnung in Gottes Garten, in seiner Schöpfung, wieder her. Jesus selbst verschweigt seine Ahnenreihe nicht. Gerne nennt er sich „Menschensohn“, auf Hebräisch „Ben Adam“ – der Sohn, der Nachkomme des Adam. Jesus ist der neue Gärtner, dem es nicht um sich selbst geht, sondern nur um den Willen Gottes; der uns in seinem Tod und seiner Auferstehung das Paradies zurückbringt.
Zur Ausstattung eines Gärtners, liebe Schwestern und Brüder, gehört der Spaten. Damit wendet er die Erde. Mit einem Spaten in der Hand wird der Auferstandene gerne auf Bildern dargestellt, die seine Begegnung mit Maria Magdalena zeigen. In seiner Auferstehung schlägt Jesus nicht nur ein neues Kapitel in der Geschichte der Menschheit auf; er wendet das Blatt wie ein Stück Erde mit dem Spaten. Die alte Geschichte von Sünde und Schuld bekommt ein neues Gesicht. Sie gleicht einem neu angelegten Garten. Unter dem Einsatz des eigenen Lebens macht Jesus aus dem dornigen, verwilderten Erdengarten den blühenden Garten Eden. Kürzer und treffender als der Philosoph Blaise Pascal im 17. Jahrhundert kann man es nicht ausdrücken: „In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten wurde sie erlöst.“
Vergrößern durch Anklicken!
An Ostern, liebe Schwestern und Brüder, feiern wir ein Gartenfest. Historiker haben festgestellt, dass Jesus auf dem Weg aus der Stadt Jerusalem zur Hinrichtungsstätte durch ein Tor ging, das übersetzt „Gartentor“ heißt. Seit Jesus das Kreuz dorthin getragen hat, steht das Gartentor offen. Der Zugang zum Paradies ist wieder frei. Der neue Garten Eden breitet sich vor uns aus. Er grünt und blüht. Unser Leben ist bunt und vielfältig. Es ist viel reicher, als wir es manchmal wahrhaben wollen. Gartenbesitzer wissen um die Vielfalt, die in einem Garten herrscht, was da alles wächst, kreucht und fleucht. Gärten sind keine Monokulturen. Die sind zwar praktisch zu bedienen, aber langweilig und anfällig für gefährliche Schädlinge. Auch unsere Kirche will keine Monokultur sein, sondern ein lebendiges Biotop. Menschen, die suchen, sollen in der Kirche erleben, wie unterschiedlich sich Glauben, Hoffen und Lieben artikulieren kann. Im irdischen Garten Gottes – in seiner Kirche - ist nichts und niemand fehl am Platz oder zu gering.
Schon der Gärtner Jesus liebte die kleinen Dinge, wenn er das Reich Gottes beschreibt. Er erzählt von Feldblumen und Samenkörnern, von Spatzen und anderen Vögeln des Himmels, von Sand und Kieselsteinen, von Salz und Sauerteig, von Wasser und Wein; nur selten vom Geld, und wenn, dann nur von ein paar Pfennigen einer Witwe, die für den Klingelbeutel trotzdem kostbar sind. Das Osterfest, liebe Schwestern und Brüder, will die Freude am Leben in uns wecken: an den vielen kleinen Dingen, die den Garten unseres Lebens so lebens- und liebenswert machen. Ein österliches Biotop der Hoffnung.
Adam und Eva mussten das Paradies verlassen. Sie nahmen Blätter vom Feigenbaum, weil die ordentlich groß sind, um ihre Blöße zu bedecken. Seit der Gärtner Jesus in seiner Auferstehung das Paradies neu aufgetan und das österliche Biotop der Erlösung angelegt hat, brauchen wir keine Angst mehr zu haben, uns eine Blöße zu geben. Wir brauchen uns des Lebens nicht zu schämen, auch wenn bei uns nicht immer alles in voller Blüte steht. Bei uns persönlich und in unserer Kirche. Trotz allen Unkrauts der Skandale in ihr, ist die Kirche ein echtes Biotop der Hoffnung – weil sie uns den Zugang zu Auferstehung und Leben weist und offen hält.
„In einem Garten ging die Welt verloren, in einem Garten wurde sie erlöst.“ Auf dieses Wort von Blaise Pascal spielt Papst Johannes XXIII. an, wenn er uns Christen sagt: „Wir sind nicht auf der Erde, um ein Museum zu hüten, sondern um einen Garten zu pflegen, der von blühendem Leben strotzt und für eine schöne Zukunft bestimmt ist.“ Wir haben Zukunft, wenn wir dem Leben trauen, das nie vor Überraschungen sicher ist. Auch Maria Magdalena war ganz schön perplex, als Jesus als Gärtner vor ihr stand. Bis heute ist er der Grund, dass wir Ostern feiern – als Gartenfest.
Und ich will nicht bis zum Oktoberfest warten – oder uns hier näherliegend: bis zum Gäubodenfest, das ja auch gerne als ein „Trum vom Paradies“ bezeichnet wird – um ein Prosit der Gemütlichkeit zu singen. Schon heute, an Ostern, dürfen wir uns freuen und auf das Leben anstoßen. Ein österliches „Prosit auf das Leben!“
Neueste Nachrichten
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (74)
- Glas-Kunst-Ausstellung "Anja Listl" im Burgmuseum Mitterfels
- Burgmuseum Mitterfels. Apotheke und mehr
- Mitterfelser Magazin 30/2024 - der neueste Jahresband des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfelser Magazin 29/2023 - Eine Publikation des Arbeitskreises Heimatgeschichte Mitterfels
- Eintauchen in die Welt der menschlichen Emotionen
- Mitterfelser Magazin 14/2008 jetzt digitalisiert
- MM 14/2008. Von der Pferdekutsche zum Postomnibus
- MM 14/2008. Von Straubing nach Waldmünchen und Furth im Wald vor 125 Jahren
- MM 14/2008. 1874 kristallisierte sich eine „Schieß-Abteilung“ im Wanderverein Mitterfels heraus
- MM 14/2008. Pflege alter und vor allem neuer Chormusik
- MM 14/2008. Breitgestreutes Vereinsleben in Mitterfels
- MM 14/2008. Vom Schulkinder-Faschingszug zum Haselbacher Faschingskomitee
- MM 14/2008. Demokratische Wahlen 1946: Die Situation in Mitterfels
- MM 14/2008. Heimat des Mühlhiasl, aber auch des Begründers des (einstigen) Hiendl-Imperiums
- MM 14/2008. Als der Mitterfelser Pfleger keinen „tauglichen“ Galgen mehr hatte
- MM 14/2008. Von der unsicheren Soziallage bei selbst hoch gestellten Staatsdienern
- Neues aus unseren Gemeinden
- GR-Sitzung Haselbach. Regeln für Plakate
- Weltmeister Klaus Augenthaler bei SG Haselbach-Mitterfels zu Gast
- Haselbach. Wie ein Dorf gewinnt
- Falkenfels. Wieder Büscherl-Trail im Rahmen des Sportfestes
- Mitterfels. Ferienprogramm auf dem Reiterhof Gold
- Ascha. 500 Euro für den Verein für Kinder
- Mühlenmuseum Haibach. Für Besucher geöffnet
Meist gelesen
- Unser "Bayerwald-Bockerl" erlebte seinen 100. Geburtstag nicht
- Vor 27 Jahren: Restaurierung der einstigen Kastensölde in Mitterfels abgeschlossen
- Markterhebung - 50 Jahre Markt Mitterfels
- Mühlen an der Menach (08): Wasserkraftnutzung in Kleinmenach und an den Nebenflüssen (in Groß- und Kleinwieden und Aign)
- Mühlen an der Menach (21): Die Höllmühl
- Menschen aus unserem Raum, die Geschichte schrieben (1): Johann Kaspar Thürriegel
- Dakemma, Bäxn, Moar ....
- Begegnung mit Menschen (6). Drei Wandgemälde in der Volksschule Mitterfels von Willi Ulfig
- Mühlen an der Menach (05): So wurde in Frommried (und auch in anderen Mühlen) aus Getreide Mehl
- Erinnerungen an einen "Bahnhof" besonderer Art: Haltepunkt Wiespoint
- Mühlen an der Menach (04): Frommried, eine der ältesten Mühlen
- Impressum
- Mühlen an der Menach (11): Die Mühle in Recksberg
- Das alte Dorf im Wandel
- Mühlen an der Menach (03): Ein Perlbach namens Menach
- Ortskernsanierung in Mitterfels (Stand 1995)
- Die Kettenreaktion
- Datenschutzerklärung
- Mühlen an der Menach (07): Die Hadermühl
- Sparkasse Mitterfels - 10 Jahre älter als bisher bekannt
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Es begann in Kreuzkirchen
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- 2021: VG Mitterfels wurde 44
- Eine Bücherei entsteht
- Begegnung mit Menschen (1). Erinnerungen an Balbina Gall - Hebamme von Mitterfels
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Das ehemalige Benediktinerkloster Oberaltaich - seine Bedeutung für unseren Raum
- Ergebnis der Bundestagswahl 2017 in der VG Mitterfels
- Wandern auf kurfürstlichen Spuren
- Schloss Falkenfels als Flüchtlingslager
- Mühlen an der Menach (01) - Vorstellung der Themenreihe
- Hausnummern - Spiegelbild für Dorf und Gemeinde
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Kirchengrabung in Haselbach mit Fund romanischer Wandziegelplatten im Jahre 1990
- Widder an den Thurmloch-Wassern
- Sind wirklich die Falken die Namensgeber von Falkenfels?
- Mühlen an der Menach (02): Wasserkraftnutzung an der Menach
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Jahreshauptversammlung 2017 mit Exkursion
- Mühlen an der Menach (19): Die Ziermühl
- Erinnerungen eines Landarztes
- Über den Mitterfelser Dorfbrunnen
- Qualifikation zur bayerischen Meisterschaft im Seifenkistenrennen 1950 in Mitterfels
- Sie waren Lehrbuben auf Schloss Falkenfels
- Mühlen an der Menach (25): Die "Wartnersäge" bei den Bachwiesen
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Das neue Mitterfelser Magazin 21/2015
- Zentrales Gemeindearchiv: Altes Kulturgut besser nutzen
- Zur Ortskernsanierung (1995): Begegnung mit Stuttgarter Studenten
- Neues Mitterfelser Magazin 19/2013 erschienen
Meist gelesen - Jahresliste
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Burgmuseumsverein Mitterfels. Objekt des Monats Oktober 2016 . . . und frühere Objekte
- History of Mitterfels
- Der Haselbacher Totentanz
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins 1/1995 bis 10/2004
- Bayerische Landesausstellung 2016 in Aldersbach. Bier in Bayern
- Kalenderblatt
- Mitterfels. Theaterspiel und Menü im Gasthaus „Zur Post“
- Landesausstellung "Bier in Bayern" in Alders- bach
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Führung Friedhof St. Peter in Straubing
- Club Cervisia Bogen. Bogen: Startschuss für D‘Artagnans Tochter und die drei Musketiere
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
- Neues Kinderprogramm im Gäubodenmuseum Straubing
- Windberger Theater-Compagnie. „Lokalbahn“ - Rollen mit Herz und Seele gespielt
- Landkreis Straubing-Bogen. Hans Neueder gibt nach 25 Jahren sein Amt als Kreisheimatpfleger auf
- Jahresversammlung 2016 des AK Heimatgeschichte Mitterfels mit Exkursion nach Elisabethszell
Meist gelesen - Monatsliste
- Neues aus unseren Gemeinden
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (74)
- Mitterfelser Magazin 29/2023 - Eine Publikation des Arbeitskreises Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfelser Magazin 30/2024 - der neueste Jahresband des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfelser Magazin 14/2008 jetzt digitalisiert
- MM 14/2008. Von der Pferdekutsche zum Postomnibus
- MM 14/2008. Von Straubing nach Waldmünchen und Furth im Wald vor 125 Jahren
- MM 14/2008. Vom Schulkinder-Faschingszug zum Haselbacher Faschingskomitee
- MM 14/2008. Breitgestreutes Vereinsleben in Mitterfels
- MM 14/2008. Pflege alter und vor allem neuer Chormusik
- MM 14/2008. 1874 kristallisierte sich eine „Schieß-Abteilung“ im Wanderverein Mitterfels heraus
- MM 14/2008. Demokratische Wahlen 1946: Die Situation in Mitterfels
- MM 14/2008. Heimat des Mühlhiasl, aber auch des Begründers des (einstigen) Hiendl-Imperiums
- MM 14/2008. Als der Mitterfelser Pfleger keinen „tauglichen“ Galgen mehr hatte
- MM 14/2008. Von der unsicheren Soziallage bei selbst hoch gestellten Staatsdienern
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 69 Behörden - Ämter - Banken - nach 1945
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 71 Für Erholung, Freizeit und Sport nach 1945
- Mühlenmuseum Haibach. Für Besucher geöffnet
- Falkenfels. Wieder Büscherl-Trail im Rahmen des Sportfestes
- Schützenverein Edelweiß Ascha hält sein Schützenfest ab …