Kulturelles Leben
Das Fest der Heiligen Familie … in einer Zeit, in der immer weniger im Familienverbund leben
Antoni Clavé (1951): Die Heilige Familie
Predigt am Fest der Heiligen Familie – gehalten von P. Dominik Daschner OPraem, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach
Wie selbstverständlich feiert die Kirche heute das Fest der Heiligen Familie. Dabei leben immer weniger Menschen im Familienverbund. 41 Prozent der Haushalte in Deutschland sind mittlerweile Single-Haushalte, in Großstädten sogar mehr als 50 Prozent. Und oftmals wird das Single-Dasein verklärt als selbstbestimmtes Leben. Ein solches Leben wird gepriesen als unabhängig und flexibel. Was dabei meist verschwiegen wird, ist, dass es auch sehr einsam machen kann.
Der Sohn Gottes – als Kind in eine Familie hineingeboren
Es ist eigenartig, wie etwas Selbstverständliches oft so selbstverständlich übersehen wird. Nämlich: Der Sohn Gottes kam nicht als Erwachsener auf unsere Erde, als alleinlebender Single-Mann. Nein, er wurde als Kind in eine Familie hineingeboren. In einer jüdischen Familie hat er leben gelernt. So wie alle Menschen – normalerweise zumindest – im Familienverbund lernen, wie menschliches Leben geht; darin Zuwendung und menschliche Nähe erfahren, ihre Fähigkeiten entdecken und entwickeln, soziales Verhalten einüben: sich zu behaupten, aber auch sich einzuordnen. Nicht anders war das auch bei Jesus.
Die Heilige Familie – keine heile Familie
Aber die Heilige Familie war keine heile Familie, wie wir das meistens gleich mithören. Sie kennt auch Brüche, so wie viele andere Familien auch. Denken wir nur an das, was wir heute im Evangelium gehört haben: wie der junge Jesus bei der Wallfahrt nach Jerusalem alleine im Tempel zurückbleibt, und seine Eltern suchen ihn und machen sich Sorgen. Urplötzlich geht er seinen eigenen Weg, braucht niemanden. Er fragt nicht, ob er noch in Jerusalem bleiben darf. Er bleibt einfach. Für ihn ist es klar. Warum habt ihr mich gesucht? – Seine Mutter ist empört. Die Sorge der vergangenen Tage entlädt sich in Vorwürfen. Maria holt ihn zurück, und Jesus geht mit. Einmal noch hat sie es geschafft.
Jesus geht eigene Wege – heile Familie sieht anders aus
Einmal noch. Nicht mehr lange, dann wird er ganz eigene Wege gehen. Wege, die Maria und der Rest seiner Familie gar nicht verstehen können. Bald wird es heißen: Der spinnt; der ist eine Schande für die ganze Familie. So wollen sie Jesus als jungen Erwachsenen einkassieren und nach Hause holen.
Von Josef, dem Ziehvater, ist bei der Wallfahrt nach Jerusalem zum letzten Mal die Rede. Danach hören wir in den Evangelien über ihn nichts mehr. Man nimmt an, dass er früh verstorben ist; Maria von da an alleinerziehend war. Maria aber hält aus und hält durch und bleibt in der Nähe ihres Sohnes; durch alle Schwierigkeiten hindurch, bis zum Kreuz. Die Verbindung von Mutter und Sohn und umgekehrt, die bleibt. Heile Familie sieht irgendwie anders aus.
Das vierte Gebot stellt uns vor die Frage: Wie gehen wir mit unseren Eltern um?
Liebe Gemeinde, das Fest der Heiligen Familie lädt deshalb ein, sich einmal Gedanken zum vierten Gebot zu machen, gerade in Verbindung mit der Ersten Lesung aus dem Buch Jesus Sirach, die wir heute dabei gehört haben. „Du sollst Vater und Mutter ehren“, so mahnen uns die Zehn Gebote. Wir hören dieses Gebot meistens aus der Perspektive kleiner Kinder. Denn als wir die Zehn Gebote gelernt haben, da waren wir acht, neun Jahre alt, und da war das eben unser Erfahrungshorizont. Und dann klingt dieses Gebot eben nach: Du sollst Vater und Mutter gegenüber brav sein. Das vierte Gebot hat jedoch eigentlich die erwachsenen Kinder im Auge. Es legt ihnen ans Herz, die Versorgung der alten Eltern sicherzustellen: also eine Art Sozialverpflichtung, als es noch keine Rentenversicherung gab.
Und sie sollen ihre Eltern mit Respekt behandeln, im Gedenken daran, dass sie es waren, die ihnen den Weg ins Leben geebnet, die sie leben gelehrt haben. Dieser Respekt soll auch dann nicht verloren gehen, wenn die körperlichen und geistigen Kräfte alt gewordener Eltern nachlassen, wie Jesus Sirach eindrücklich formuliert: „Kind, nimm dich deines Vaters im Alter an und kränke ihn nicht, solange er lebt! Wenn er an Verstand nachlässt, übe Nachsicht und verachte ihn nicht in deiner ganzen Kraft!“ Und den Müttern gegenüber gilt das natürlich nicht weniger.
Das vierte Gebot und diese Stelle aus der Heiligen Schrift, sie richten an uns die Frage – als einzelne wie als Gesellschaft: Wie gehen wir um mit unseren alt gewordenen Eltern, wenn manches in ihrem Leben, wie die Bewältigung des Alltags, mühsam geworden ist und sich immer mehr Defizite zeigen? Stichworte: Demenz und Gebrechlichkeit. Reiben wir ihnen dann in unserer Vollkraft des Lebens ihr Ungenügen, ihre Defizite ständig unter die Nase oder begegnen wir ihnen weiterhin mit Respekt, mit Liebe und in Anerkennung für ihre Lebensleistung?
Das vierte Gebot stellt uns auch vor die Frage: Was ist unserer Gesellschaft die Pflege alt und hinfällig gewordener Menschen wert? Muss die Pflege möglichst kostengünstig zu haben sein – mit einem auf Kante genähten Betreuungsschlüssel und schlecht bezahltem Personal; die pflegebedürftigen Angehörigen unterbracht in Heimen in Polen oder Thailand, weil es dort billiger ist? Oder steht im Vordergrund eine menschenwürdige Betreuung, die auf die einzelne Person eingeht, auf ihre individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse? Bei der es nicht nur darum geht, die alten Menschen satt und sauber zu verwahren, sondern wo auch Zeit bleibt für menschliche Zuwendung und soziale Kontakte. Lassen wir uns eine gute Versorgung der alt gewordenen Generation auch etwas kosten?
Respekt zwischen den Generationen
Auch darin zeigt sich der Respekt zwischen den Generationen, den Jesus Sirach und das vierte der Zehn Gebote einfordern. Ich denke, hier herrscht angesichts unserer alternden Gesellschaft in Deutschland dringender Handlungsbedarf. Da ist die Politik gefordert, Rahmenbedingungen für eine bessere Pflege und Betreuung gebrechlicher, alter Menschen zu schaffen. In Anlehnung an ein Zitat von Fjodor Dostojewski könnte man sagen: Der Zustand einer Gesellschaft zeigt sich daran, wie sie mit ihren alten und kranken Menschen umgeht.
Schließen möchte ich meine Gedanken zu diesem Thema am Fest der Heiligen Familie mit dem Märchen der Gebrüder Grimm vom alten Großvater und seinem Enkel.
Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub, und die Knie zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe auf das Tischtuch, und es floss ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tisch, und die Augen wurden ihm nass. Einmal auch konnten seine zitterigen Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt ihn, er sagte aber nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Heller, daraus musste er nun essen.
Wie sie da so sitzen, so trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „Was machst du da?“, fragte der Vater. „Ich mache ein Tröglein“, antwortete das Kind, „daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin.“
Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Großvater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
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