1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 07 Die Schaeubing von Grub (1194-1407)
Die ersten Siedler von Scheibelsgrub hatten ein Gelände gewählt, das im Nahbereich gut zu bewirtschaften war, ehe es steil hinuntergeht in die engen, nassen Gräben. In der Flur haben sich Namen gehalten, wie sie schon zu Zeiten der Schaeubing gelten mochten.
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
07 Die Schaeubing von Grueb (1194-1407)
Als Schaeubing, Schaeubinch, Schaeubekch, Scheybekch, Scheibeckh, Scheubeck von Grueb findet sich dieses Geschlecht in zahlreichen Oberaltaicher Urkunden, angefangen schon 1194, zum letzten Mal 1407.
Sie treten stets als Grundherren auf und waren wohl Dienstmannen des Klosters. Zuweilen trägt einer den Titel "her", wie er nur einem Edelmann und Ritter zustand. Eine Reihe von Männern und Frauen aus ihrem Geschlecht steht auch im Nekrolog, dem Totenbuch des Klosters, wonach ihnen laut Zusatz "plen. offic. fiat" ein feierlicher Gedächtnisgottesdienst ("plenum offizium") an ihrem Todestag zukam.
Die Namensverbindung mit Grueb, unserem heutigen Scheibelsgrub, ist seit 1364 urkundlich festgehalten. Es steht außer Zweifel, dass das Dorf von diesem Geschlecht den Namen hat (und nicht, nach anderer Version, von einer Geländeform "auf der Scheibe"). Zu deutlich passen sich die beiden Schreibweisen an: Schaeubingsgrueb (1364), Schaeubekengrueb (1404), abartig auch Schaeubeinsgrueb und Schaeuwasgrueb (das unserer mundartlichen Aussprache am nächsten kommt).
Als erste Schaeubing begegnen uns die Brüder Heinrich und Marquart: 1194 sind sie Zeugen bei der Schenkung der Alheide von Runding (siehe Kapitel 3 "Oberaltaich"); als Zeugen werden sie nach damaligem Rechtsbrauch an den Ohren gezogen. Kurz darauf, bei Ausstellung der zweiten Urkunde, ist ein Ulrich Schaeubing Zeuge. Rund 50 Jahre danach ist ein Marquart Schaeubing genannt, der unter Abt Burkhard (1252-1260) dem Kloster für jeden Martinitag 40 Denar von seinem Hof in Öd vermacht. In diesem 13. Jahrhundert ist ein anderer Schaeubinch als Besitzer eines Waldes bei Weingarten genannt.
1364 fällt im Zuge eines Besitzwechsels auch der Name von Scheibelsgrub. "Her Perchtold der Schaeubinch" ist gestorben und der Abt von Oberaltaich überträgt dessen Söhnen Hans, Perchtold und Hainreich den Schaeubing zwei Güter zu Wollersdorf zu Leibrecht; noch im gleichen Jahr erlässt er ihnen jährlich 60 Pfennige ab ihrem "Dorf ze Schaeubingsgrueb", wogegen sie ihm künftig zwei Eimer "payerisch Weins" aus ihrem Weingarten zu Weingarten geben.
Während Perchtold schon 1369 stirbt, und wir auch von Hainreich nichts mehr hören, treffen wir "Herrn Hans den Scheibeck" 1391 als Schiedmann wegen eines Forstlehens zu Rammersberg. Im gleichen Jahr tritt er auch als Zeuge auf bei einem Streit zwischen dem Kloster Oberaltaich und dem Pfarrer von Konzell, wobei er als "armiger" bezeichnet wird. "Armiger" bedeutet eigentlich Knappe, Sohn eines Ritters. Manche blieben ihrer Lebtag Knappen, weil sie ganz einfach die Kosten für eine vollständige Rüstung nicht aufbringen konnten; dies dürfte auch bei Hans zutreffen, wie nachfolgende Fälle vermuten lassen.
1391 sollten die "Scheybekch" das Widemholz, das sie von Oberaltaich innehaben, zurückgeben. Da sie nicht vor Gericht erscheinen, verlieren sie Prozess und das Lehen dazu. 1397 einigen sich "Hans der Scheibekch zu Grueb" und seine Frau mit dem Kloster, dass er den Zehnten zu Rammersberg auf Lebenszeiten zur Nutzung haben soll, zehn Jahre später "Hans der Schaubing" gegen eine lebenslängliche Rente darauf.
Am 8.12.1401 verkauft "Hans der Scheubeck" sein Gut zu Neundling (bei Haunkenzell) an Perthold Vellpaum, Wirt zu Steinach, unter Vorbehalt des Rückkaufrechts. Auf dem Gut lag eine alte Verpflichtung, nämlich an die Wallfahrer nach Pilgramsberg am Alexiustag (17. Juli) Wasser bereitzustellen. Perthold Vellpaum und seine "Hausfrau" stifteten das Gut zu ihrer beiden Seelenheil am 21. Dezember 1404 an das Gotteshaus zu Kreuzkirchen. Hans Scheubeck hat dann wohl von seinem Rückkaufsrecht Gebrauch gemacht und das gleiche Gut am 22. Juli 1405 gleichfalls der Kirche zu Kreuzkirchen gestiftet. (Der 22. Juli ist der Namenstag der Magdalena, einer früheren Kirchenpatronin von Pilgramsberg.)
Gleichzeitig stiftete Hans Scheubeck sechs Pfennige zu Lasten des Gutes Spornhüttl (Spornhüttling) zum Gedenken an Anna und Barbara die Scheubecken, vielleicht Schwestern des Hans. Spornhüttl, ein Lehen, hatten Hans und seine Hausfrau schon 1404 dem Kloster Oberalteich um 12 Pfund Pfennige verkauft. Ein weiteres Lehen, das Gut zu Weingarten, hatten sie an Härtlein, den Schuster zu Vorderbuchberg, verkauft, "der den Preis bereits bezahlt hat".
Eine der letzten Nachrichten zeigt nochmals die schlechte finanzielle Lage der Scheibekh: Haynreich der Wunsamer kann von ihm 10 Schilling 9 Pfennig nicht erhalten und darf sich deshalb an Scheibekhs Zehnten zu Rammersberg und anderen Gütern zu Mitterfels schadlos halten, soweit sie nicht schon "Herr Petter der Valkchnstayner" gekauft hat und ausgenommen auch die 14 Schilling Pfennig von "Petter dem Lauenrieder" auf dem Zehnten.
Damit endet die Kunde von den "Scheubeck". Es ist anzunehmen, dass Hans kinderlos war und mit ihm das Geschlecht ausstarb. Still wird es auch um Scheibelsgrub und erst hundert Jahre danach erfahren wir, dass es als Hofmark oft wechselnde Herren hatte.
(Nachsatz: Die ergänzenden Beiträge sind aus den familiengeschichtlichen Mitteilungen "Die Schobinger" von Viktor Schobinger, Zürich 1980, entnommen. F.W.)
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