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Tag des offenen Denkmals im LK Straubing-Bogen: Wohnstallhaus, Blockbau und Totentanzkapelle
Straubing-Bogen. Rund tausend Baudenkmäler gibt es im Landkreis Straubing-Bogen. Das betonte Landrat Alfred Reisinger bei seiner Eröffnungsrede zum gestrigen Tag des offenen Denkmals in Dreiwies bei Schwarzach. Dass man die nicht alle an einem Tag öffnen kann, ist klar. Deshalb werden jedes Jahr einige Denkmäler stellvertretend für alle der Öffentlichkeit präsentiert. In diesem Jahr waren es das Wohnstallhaus in Dreiwies, die Hien-Sölde in Mitterfels sowie die Totentanzkapelle in Haselbach. Außerdem war im Kreismuseum auf dem Bogenberg eine besondere Themenführung geboten.
Das war ein aufregender Tag für Bella und Krimi. Besuch kennen die beiden kleinen Wachhunde aus Dreiwies ja. Aber gleich so viele interessierte Besucher, Vertreter der Politik, des Handwerks und des Denkmalschutzes - damit hatten die beiden wohl nicht gerechnet. Nervös bellend begrüßten sie die Gäste und wollten kaum Ruhe geben, als der Tag des offenen Denkmals im Landkreis Straubing-Bogen offiziell eröffnet werden sollte. Erst als sie von den friedlichen Absichten des Landrates Alfred Reisinger überzeugt waren, ließen sie ihn zu Wort kommen.
Reisinger betonte, der Tag des offenen Denkmals sei im Landkreis mittlerweile zu einer festen Tradition geworden. In diesem Jahr sei als Denkmalbeispiel das Wohnstallhaus in Dreiwies gewählt worden, das ausgezeichnet zum bundesweiten Thema "Holz - Holz als Baustoff" passe.
Das Haus stammt aus dem Jahr 1834 und ist der einzige noch erhaltene Bergbauernhof im Landkreis. Da an dem Gebäude vieles aus Holz ist und die eineinhalb Jahre dauernde Sanierung vor kurzem abgeschlossen wurde, lag es nahe, den Tag des offenen Denkmals offiziell in Dreiwies zu eröffnen.
Führungen in der Totentanzkapelle
Neben dem Hof in Dreiwies wurden andere Denkmäler im Landkreis durch Privatinitiative für Gäste geöffnet. In Haselbach gab es zwei Sonderführungen durch die sogenannte Totentanzkapelle. Kunsthistorikerin Elisabeth Vogl erläuterte Geschichte und Bedeutung der Kapelle. 1912 entdeckte der damalige Haselbacher Pfarrer Josef Oberschmid in der im 17. Jahrhundert erbauten Schutzengelkapelle die übertünchten Fresken, die die Kapelle als "Totentanzkapelle" bekannt machen sollten. Ein unbekannter Künstler legte seinem Werk die "Bilder des Todes" von Hans Holbein dem Jüngeren von 1538 zugrunde. Als Text zu den Bildern übernahm er Teile aus dem "Todten-Danz" von Kaspar Scheit. Zu den beiden Führungen durch dieses Denkmal waren gestern jeweils rund 20 Interessierte gekommen.
Erklärungen in der Totentanzkapelle Haselbach durch die Kunsthistorikerin und Vorsitzende des AK Heimatgeschichte Mitterfels Elisabeth Vogl (Foto: S. Schuster)
Das Kreismuseum auf dem Bogenberg ist an sich kein Baudenkmal. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals hatte es trotzdem erweiterte Öffnungszeiten, und am Nachmittag bot Museumsleiterin Barbara Michal eine Sonderführung zum Thema Holz an. Dabei erfuhren die Teilnehmer interessante Aspekte der Nutzung und kulturellen Bedeutung des Materials Holz. Im Rahmen der Führung war sogar ein Blick in das normalerweise nicht öffentlich zugängliche Depot möglich.
Fördervereinsvorsitzende Maria Birkeneder erklärt in der Hien-Sölde Mitterfels die Funktion eines alten Ofens. (Foto: S. Schuster)
Auch durch die bekannte Hien-Sölde in Mitterfels gab es zum Tag des offenen Denkmals Führungen. Die Hien-Sölde, die 1436 gebaut wurde, gilt als ältester bekannter Blockbau Niederbayerns. 2006 gründeten interessierte Bürger den Förderverein "Freundeskreis Historische Hien-Sölde Mitterfels", der sich um die Restauration der Sölde kümmert. Der Freundeskreis präsentierte die Hien-Sölde zum Tag des offenen Denkmals, obwohl die Restauration noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Dieser eher unübliche Schritt ermöglichte den Besuchern einen Einblick in verschiedene Restaurierungsphasen.
Elisabeth Vogl erläutert eine Zeittafel, die die verschiedenen Stadien der Hien-Sölde zeigt. (Foto: S. Schuster)
"Das muss ein Genie sein oder ein Verrückter."
In Dreiwies dagegen gab es keine organisierten Führungen. Jeder, der vor der Tür seine Schuhe auszog, durfte sich die neuen Räume im alten Haus ansehen, und für Fragen standen der Eigentümer Dr. Norbert Bergmann sowie Vertreter der an der Restaurierung beteiligten Firmen zur Verfügung. "Es freut uns immer, wenn alte Gebäude nicht abgerissen werden, sondern sich jemand findet, der sie restaurieren möchte", sagte Reisinger. Im Falle des Wohnstallhauses sei die Gemeinde Schwarzach aber recht überrascht gewesen, dass es jemanden gab, der das seit 17 Jahren leer stehende, sehr baufällige Haus restaurieren wollte, gestand 2. Bürgermeister Wolfgang Folger: "Als wir im Gemeinderat erstmals die Pläne sahen, sagten wir, das muss ein Genie sein - oder ein Verrückter." Bergmann selbst findet, er ist von beidem ein bisschen. Als Bauingenieur, der mit seinem Büro für Denkmalpflege vor allem Kirchen und Schlösser restauriert, habe er genau gewusst, welche Schwierigkeiten auf ihn zukommen können.
Wie der Hof jetzt aussieht, das sei aber nicht allein sein Verdienst, betonte der Bauherr. Von ihm seien lediglich die Pläne gekommen, ohne die Handwerker, die ihn eineinhalb Jahre lang unterstützten, hätte er das Haus nicht restaurieren können. Und auch der "ganz schön große finanzielle Zuschuss" habe ihm geholfen. Die Restaurierung des Hofes wurde vom Landkreis, vom Bezirk Niederbayern und auch vom Freistaat Bayern gefördert.
Alte Pferde übernehmen die Landschaftspflege.
Bergmann nutzt das Anwesen nicht nur zum Wohnen, sondern auch landwirtschaftlich. Indie Jahre gekommene Pferde dürfen hier ihren Lebensabend genießen und gewährleisten die Landschaftspflege. Denen gehe es hier gut, erklärt Bergmann, und auch er fühle sich sehr wohl. "Wenn man sich auf das Land einlässt, gibt es einem viel zurück." Die Abgeschiedenheit -Dreiwies ist vom nächsten Weiler nur über einen 900 Meter langen Waldweg zu erreichen - sei nicht jedermanns Sache. Aber Bergmann genießt die Ruhe, die er hier hat. "Sonntags kommen so zwei bis 20 Leute vorbei, ansonsten trifft man niemanden."
So sind es auch seine Hunde Bella und Krimi gewohnt. Die waren abends wohl froh, als der Denkmal-Trubel vorbei war, die Politiker, Wanderer und Handwerker den Heimweg angetreten hatten und ihr Wachhund-Job wieder überschaubare Ausmaße annahm.
Quelle: - amu - in: SR-Tagblatt vom 10. September 2012, Seite 13 (Fotos: amu/sig)
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