Die letzten Jahre des Heiligen Gunther im Nordwald

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Altarbild aus der Kapelle am Guntherfelsen bei Gutwasser/Dobra Voda, heute im Böhmerwaldmuseum Bergreichenstein – Guntherfelsen (2009) - Vergrößern durch Anklicken!

Aus der Reihe: Heilige an der Grenze – Der heilige Gunther im Böhmerwald (zweiter Teil)

... mit Fotos des modernen Glasaltars der Kirche in Dobra Voda

Aus verschiedenen Quellen wissen wir, dass der Waldheilige Gunther (Tschechisch: Vintir) seine letzten Lebensjahre im Böhmerwald verbrachte.

Er lebte wahrscheinlich in einer Zelle an dem nach ihm benannten Gunthersberg bei Gutwasser (Dobra voda) „fünf Jahre in großer Heiligkeit“. Nach der Übergabe seines „Klösterls“ Rinchnach an das Kloster Niederaltaich im Jahre 1040 zog Gunther mit Erlaubnis des Abtes Ratmundis in den Böhmerwald, wo er am 9. Oktober 1045 im damals biblischen Alter von 90 Jahren starb. Viele Jahre erinnerte eine kleine Kapelle an seinen Sterbeort. 1841 ersetzte eine steinerne Kapelle die frühere hölzerne und sie galt für viele Christen aus Böhmen und Bayern als Wallfahrtsort.

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Alte Kapelle am Guntherfelsen aus dem Jahre 1841 (links) – Neue Kapelle aus dem Jahre 1992 - Vergrößern durch Anklicken!

Anfang der 1950er Jahre wurde sie von tschechischen Militärs in die Luft gesprengt. Nach dem Wegfall des „Eisernen Vorhangs“ war es möglich, den Guntherfelsen – er lag vorher im militärischen Sperrgebiet – wieder aufzusuchen. Aber es fehlte die eigentliche Gedenkstätte, die Kapelle. Mitglieder des „Gunthervereins Rinchnach“ und die Gemeinde Hartmanitz bauten die kleine Waldkapelle wieder auf und sie konnte am 11. Oktober 1992 unter großer Beteiligung deutscher und tschechischer Gläubiger feierlich mit einem Gottesdienst eingeweiht werden. Der kleine Innenraum wurde wie früher ausgestattet. Diesen beschreibt der Heimatdichter Zephyrin Zettl aus Stadeln so: „Ein Altärchen mit einem Betstaffel davor nimmt den Hintergrund des engen Raumes ein. Eine Fülle papierener Blumen in grellen Farben schmückt den Tisch des Herrn, worüber das Altarbild, den hl. Gunther darstellend, prangt. Dieses Bild ist in kräftigen Strichen und in lebhaften, von Kerzenrauch geschwärzten Farben im schlichten Geschmack der Waldleute gemalt.“ Während Gunthers Aufenthalt in Rinchnach gut dokumentiert ist, ist von seiner Zeit im Böhmerwald wenig bekannt. Pater G. Pusch schrieb 1750: „Er hat sich 1040 in Böhmen anfänglich in der Wüstenei des Schlosses Rabi auf einem felsigen Berg niedergelassen“. Der Begriff „Wüstenei“ bedeutet, dass diese Gegend damals noch nicht besiedelt war.

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Maurenzen hoch über dem Wotawatal Vergrößern durch Anklicken!

Prof. J. Schwarzmeier schreibt in seiner Guntherbiographie 1940: „Gunther zog sich dann 1040/41 wieder in seinen Nordwald zurück, diesmal bei Hartmanitz-Gutwasser in Böhmen und nach Maurenzen im Wotawatal. Von da soll er sogar bis Rabi gekommen sein.“ Die Burg Rabi gab es damals sicher noch nicht, aber auf der nur fünf Kilometer entfernten Burg Prachin, die 1045 erstmals als Hauptort eines Gaues erwähnt wird, in dem das Kloster Brevnov Rechte hatte, soll Gunther mehrmals Gast gewesen sein, wie auch Herzog Bretislav.

In St. Maurenzen, hoch über dem Tal der Wotawa, hat Gunther eine weitere Klause im Nordwald gegründet. Hier steht seit 1310/1330 eine spätromanische Kirche. Dass dieses Gotteshaus dem hl. Mauritius geweiht ist, wie die Abteikirche in Niederaltaich, dürfte ein weiteres Indiz sein, dass diese Kirche auf den hl. Gunther zurückgeht. Ingeborg Seyfert berichtet, dass nach neuesten Forschungen Gunther auch 15 Kilometer nordwestlich in Nezamislitz (Nezamyslice), fünf Kilometer östlich der Burg Rabi, weilte. Wahrscheinlich hat er hier seine allererste Klostergemeinschaft im Böhmerwald gegründet. Die wenigen Mönche kamen aus dem Kloster Brevnov. Heute steht hier eine romanisch-gotische Kirche mit einem wunderbaren Netzgewölbe.

Gunther2fBemüht um Heiligsprechung

Der Namenstag Gunthers ist der 9. Oktober, sein Sterbetag. Am Grab in Brevnov soll bis in die Hussitenzeit über mehr als 300 Wunder berichtet worden sein. Auch das Brünnlein in Gutwasser erwies sich später als heilkräftig und es entstand dorthin eine vielbesuchte Wallfahrt. Das Volk verehrte Gunther als Heiligen, und das Benediktinerkloster Niederalteich führt ihn als Heiligen. Aber heiliggesprochen wurde er nie, obwohl die Klöster Niederalteich und Brevnov gemeinsam eine Heiligsprechung (1250 und 1262) angeregt hatten. Auch eine Bitte König Ottokars II. ist hinfällig geworden, weil ein Kurier, der alle Unterlagen nach Rom bringen sollte, unterwegs starb. Auch die zwei Päpste, die sich mit dem Fall befassten, verschieden innerhalb kurzer Zeit.

Holzstatue des hl. Gunther, Gnadenbild der Kirche in Gutwasser (um 1500); heute im Böhmerwaldmuseum Bergreichenstein

Eine Seligsprechung wurde bis heute nicht mehr aufgenommen. „Die Verehrung Gunthers ist ohne förmliche Kanonisation von Rom schon längst gutgeheißen worden“ (Pater G. Lang). Die Bulle von Urban VIII. (1634) und Dekrete von Papst Alexander VII. (1659/60) duldeten die Verehrung Gunthers. Papst Benedikt XIV. bezeichnet im Breve (kurzer Brief) vom 13. Januar 1753 die Pfarrkirche in Gutwasser als „Pfarrkirche des hl. Gunther“. Pater G. Lang kann also zusammenfassen: „So bestätigt die oberste kirchliche Autorität unserem Seligen die Ehre der Altäre und genehmigt die Feier seines Festes, ohne dass derselbe in aller Form heilig gesprochen wurde.“

Legenden um den Heiligen

Viele Legenden ranken sich um eine der berühmtesten Persönlichkeiten Deutschlands und Böhmens seiner Zeit. Nicht nur, weil er Berater und Freund dreier Kaiser und böhmischer Fürsten war, hat er vielmehr durch sein streng asketisches und unermüdlich tätiges Leben die Herzen der Menschen gefunden. Es soll nur eine Legende hier angeführt werden: Es gilt als sicher, dass in Gutwasser ein erstes Kirchlein über einer Holzstatue des hl. Gunther errichtet wurde. Diese soll zuerst in einer Baumhöhle gefunden, dann nach Hartmanitz und St. Maurenzen und zuletzt nach Petrovitz getragen worden sein. Sie kehrte aber immer wieder an den Fundort zurück, bis sie ihr eigenes Kirchlein bekam Kunsthistoriker datieren die Statue um das Jahr 1500. Die Besitzerin der Herrschaft Kundratiz, Fürstin von Mansfeld, ließ in Gutwasser 1735 die heutige Kirche erbauen und es entstand eine eigene Pfarrei. Der Ort bestand bis dahin nur aus der Kirche, dem Badehaus und einem Bauernhof.

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Kirche und Heilquelle in Gutwasser (Dobra voda) im Jahr 1923 (links) Vergrößern durch Anklicken!

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Die renovierte Kirche heute

Seit der Wende 1990 haben sich die damals trostlosen, verfallenen und unwürdigen Verhältnisse in Gutwasser deutlich verbessert. Die Kirche wurde renoviert und der Friedhof ein gepflegter Gottesacker. Am 8. Oktober 1995 feierten hier Geistliche aus Böhmen und Bayern mit den Bischöfen aus Pilsen, Passau und Budweis und zahlreichen Wallfahrern zu Ehren des hl. Gunther in Konzelebration den Gottesdienst in den drei Sprachen Tschechisch, Deutsch und Latein. Ein ergreifender Augenblick war dann der Schluss der Messe, als das „Großer Gott wir loben Dich“ in der jeweiligen Landessprache machtvoll das Kirchenschiff erfüllte.

Seit 2003 befinden sich in der Kirche ein von der Künstlerin Vladena Tesarova geschaffener gläserner Altar und ein gläserner Kreuzweg.

Friedhof Dobra Voda

Kirche und Friedhof von Gutwasser/Dobra Voda heute (2020); Fotos: Franz Tosch  Vergrößern durch Anklicken!

Glasaltar Dobra Voda von Vladimra Tesaov

Glasaltar in der Kirche von Dobra Voda von Vladimíra Tesařová, einer Prager Künstlerin

Glasseitenaltar Dobra Voda

Das Weihnachtsgeschehen - Detail im Seitenaltar

Info

  • Quellen: J. Dengler: Wiederaufbau der Guntherkapelle bei Gutwasser, Schöner Bayerischer Wald Nr. 89 und 93;
  • Seyferth: Vor 950 Jahren starb der hl. Gunther, Schöner Bayerischer Wald 106 und 107;
  • Jan Royt (1993): Der hl. Gunther, Eremit

 

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