Meteorologie
Wetter-Monatsrückblick Mai 2018
Mess- und Beobachtungsort
Mitterfels-Scheibelsgrub, Auf der Höhe 24 geografische Lage: 425 m über Normal Null (NN), Südhang
Was gäbe es für einen Monatsrückblick des Wonnemonats Mai Schöneres, als mit dem folgenden Liedtext zu beginnen:
Grüß Gott, du schöner Maien,
da bist du wiederum hier,
tust jung und alt erfreuen
mit deiner Blumen Zier!
Die lieben Vöglein alle,
sie singen also hell,
Frau Nachtigall mit Schalle
hat die fürnehmste Stell.
Mitterfelser Maibaum 2018
Wenn es um die Wetteraussichten für den Monat Mai geht, so konnte er sich ein leuchtendes Beispiel an seinem Vorgänger nehmen. Die Wetterlage für den 01.05.: „Tief ‚Quitta‘ bringt zum Maifeiertag viele Wolken und kühle Luft. Es wird wechselhaft, windig und teils feucht.“ Straubinger Tagblatt vom 1. Mai. Bei Temperaturen etwas über 20 Grad konnte in Mitterfels der Maibaum am Vortag nach altem Brauch mit verschieden langen Stangen, die als „Scheren“ fungierten, in die Senkrechte gehievt werden. Am Maifeiertag war es mit maximal 18,7 °C frühlingshaft, recht windig und trocken. „Der Maibaum hat in Süddeutschland und Österreich besonders großartige und schmuckreiche Gestaltung erfahren. Er ist ein Fruchtbarkeit und Segen verbürgender Gegenstand, den wir im Frühlingsbrauch vieler Völker finden.“ Quelle: Wörterbuch der deutschen Volkskunde, Seite 524.
„Der Mai hat noch Anlaufschwierigkeiten“, so die Nachrichtensprecherin des ZDF am 1. Mai. Erfreulich, das erstmalige Zirpen der Grillen am späten Abend des 02.05. und der Ruf des Kuckucks am Tag darauf aus der nahen Waldung. „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald; lasset uns singen, tanzen und springen…“, ein Kinderlied zum Frühling. Die Anfangsschwierigkeiten verloren sich in den folgenden Tagen vor allem mit dem über Norddeutschland positionierten Hoch „Welan“; die Temperaturen stiegen bei viel Sonnenschein deutlich über 20 Grad. Den ersten Sommertag im Mai gab es mit maximal 25,3 °C am 07.05. Das Hoch, das sommerliche Temperaturen produzierte, erstreckte sich vom Südwesten Europas bis weit in den Osten ins Baltikum und Russland; so konnte Putin als wiedergewählter Präsident dieses weltweit größten Landes bei makellosem frühlingshaftem Wetter seine „Thronbesteigung“ inszenieren. Da fällt einem nur noch der Korse Napoleon I. ein, der sich 1804 zum Kaiser der Franzosen selbst krönte.
Maiglöckchen im Vorgarten Auf der Höhe 24
Was bei einem Wetterrückblick für den Mai, der auch die Natur im Blick hat, nicht fehlen darf, ist das Maiglöckchen. „Das Maiglöckchen ist eine zierliche, aromatische Pflanze. Wie auch der Fingerhut enthält das Maiglöckchen herzwirksame Gifte. Den Duft ihrer Blüten nimmt man schon wahr, bevor man sie entdeckt hat. Maiglöckchen wachsen auf frischen, nährstoffreichen Böden und blühen, wie ihr Name sagt, im Mai oder auch noch im Juni. Sie treiben aus einem kriechenden Wurzelstock und nicht, wie viele andere Liliengewächse, aus einer Zwiebel.“ Quelle: Knauers großer Naturführer, Seite 75.
Nach langer Dominanz eines Hochdruckgebietes verlor es zur Wochenmitte an Einfluss; der fallende Luftdruck zeigte dies schon an. Am Mittwoch, den 09.05., machten sich lokale Störungen bemerkbar. Blitze zuckten vom Himmel und der Donner grollte aus südöstlicher Richtung. Etwas Niederschlag, den die Natur nach langer Trockenheit so dringend benötigte, setzte ein. Leider war es, um die Bühnensprache zu bemühen, bei uns nur ein kurzer und zudem noch schlecht gespielter Einakter. Um den Schlager von Dalida „Am Tag als der Regen kam“ anzustimmen, reichten die wenigen Tropfen Nass nicht aus. Nach dem Durchzug der Gewitterzelle schien an Christi Himmelfahrt wieder die Sonne und das leuchtende Königsblau der Iris war der Farbtupfer am Gartenteich. Danach gingen die Temperaturen etwas zurück, die Eisheiligen standen vor der Tür und begehrten Einlass. Pankratius am 12.05. war der erste seiner verrufenen Gilde; die Wetterlage für diesen Tag: „Unter schwachem Hochdruckeinfluss kann sich die eingeflossene kühle Meeresluft langsam erwärmen.“ Straubinger Tagblatt. Die Temperaturen stiegen bis auf 25,2 °C, ein Sommertag also. Servatius, der nächste im Bunde, verdarb mit 26,9 °C den Ehrentag der Mütter nicht; er blinzelte nur verschmitzt mit einem Sommertag wohlwollend leicht mit einem Auge. Was wird Bonifatius in seinem „Wetterköcher“ haben? „Aus angelsächsischem Adel um 675 in England geboren, erhielt der heilige Wynfreth vom Papst den Namen des sizilianischen Märtyrers Bonifatius, der zu den Eisheiligen zählt.“ Quelle: Wörterbuch der deutschen Volkskunde, Seite 101. Auch im fernen Osten, in Moskau, war es mit Temperaturen um 25 °C sommerlich warm; zur selben Zeit hatte es in Madrid nur bescheidene 15 °C.
Schöne Heckenrosen in Schindlers Garten
Bonifatius begann am Vormittag mit recht schönem Wetter. Nachmittags kam es zu kurzem Starkregen, zu Blitz und Donner; 23,3 °C war das Maximum. Im Garten regte sich auch etwas: Die Margeritenblüten, ebenso der Holunderstrauch und die ersten beiden Seerosen streckten ihren Blütenkopf aus dem Wasser und dem üppigen Blattwerk. Zum Vergleich: Die vier Eisheiligen kamen 2017 ähnlich zahm daher wie in diesem Jahr. Blickt man um ein weiteres Jahr zurück, so liest man im Wetterreport: „Der Frühling ist mit den Eisheiligen, 12.05. bis 15.05., eingeschlafen. Am Tag der kalten Sophie, 15.05., wurde ein Minimum von 5 °C registriert; späte Nachtfröste gab es nicht.“ Die kalte Sophie war nach einer alten Bauernregel früher besonders gefürchtet. Schau mer mal, was 2018 geschieht? Es war recht windig, das Minimum betrug 11,6 °C, das Maximum 19,1 °C. Etwas Niederschlag gab es örtlich auch. Am Tag nach der kalten Sophie gingen die Temperaturen spürbar zurück, es kam wiederholt zu schauerartigen Niederschlägen. „Tiefer Luftdruck über Mitteleuropa gestaltet das Wetter in Bayern weiterhin wechselhaft“, meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD). „Nach Wochen der Trockenheit fällt endlich wieder Regen“, Straubinger Tagblatt, den 17.05., die Landwirte hatten lange darauf warten müssen. Die Holzkirchner Pfingstkerzenwallfahrt zum Bogenberg fand bei Temperaturen um 22 °C statt, maximal wurden am frühen Nachmittag des Pfingstsonntag 23,9 °C erreicht. Am Pfingstmontag kletterten sie bis auf 25,9 °C. Auch am Tag danach übersprangen die Temperaturen mit 25,3 °C die Marke für einen Sommertag. Etwas bedächtig begonnen, und mit einer Delle zur Monatsmitte, hat sich der Mai zu einem ansehnlichen Wonnemonat mit insgesamt 11 Sommertagen plus einem heißen Tag entwickelt.
Am 26.05. war in der Zeitung zu lesen: „Warm-schwüle Luft aus dem Mittelmeerraum brachte in den vergangenen Tagen nicht nur angenehme Temperaturen, sondern auch immer wieder starken Regen und heftige Gewitter.“ Im Raum Mitterfels und dem Gäuboden waren nur noch Ausläufer zu spüren. Die letzten Tage im Mai waren durchwegs sommerlich warm mit einer Temperaturspitze von 30 °C am 31.05. Gelegentliche kurze Wärmegewitter konnten den positiven Gesamteindruck nicht schmälern. Niederschlag war dringend nötig.
Blütenzauber – Azalee, Scheibelsgrub
Eine für Wetterbeobachter wehmütige Nachricht stand am 28.05. im Straubinger Tagblatt. „Deutschlands höchstgelegener Arbeitsplatz wird abgebaut. Nach fast 120 Jahren zieht der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine Beobachter von der Zugspitze (2962 m über NN) ab. Die Arbeit wird am 1. Juni eingestellt. ‚Kollege Computer übernimmt‘“, lautete die Überschrift. „Der Alpenraum ist vom Klimawandel stark betroffen. Seit Beginn der Aufzeichnungen stieg die Temperatur im Mittel um 0,8 Grad“, hieß es weiter. „Die Schneehasen in den Alpen leiden unter dem Klimawandel. Die Tiere könnten, wenn es ihnen zu warm werde, nur begrenzt in höhere und kältere Gefilde ausweichen“, berichtete die schweizerische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft.
Die Sommerlinden dufteten um den Monatswechsel wieder intensiv und waren massenhaft von den Bienen umschwärmt. „Workaholic“ auf Bienenart: Futter sammeln und bestäuben von früh bis spat. Schon zu früher Morgenstunde summte und brummte es überaus geschäftig in den Kronen der abgebildeten altehrwürdigen Linden bei Miething. Der Mensch hat dieses emsige Treiben seit alters her als Sprachbild übernommen: „Fleißig wie die Bienen“ oder kurz „bienenfleißig“. Buddha rät dazu: „Wer seinen Wohlstand mehren möchte, der sollte sich an den Bienen ein Beispiel nehmen. Sie sammeln den Honig, ohne die Blume zu zerstören und sorgen so für die Bestäubung.“ Quelle: Kalenderblatt des Tages. Mit dem berühmten Schwänzeltanz auf den Waben geben die Arbeitsbienen die Richtung und Entfernung zur Trachtquelle an. Passendes Flugwetter wird es dazu in den letzten Maitagen geben. Es soll sehr feucht und heiß werden. Mit der extrem feuchten Luft bekomme das Wetter „einen leicht tropischen Anstrich“, so Thomas Ruppert vom Deutschen Wetterdienst.
Blühende Linde bei Miething, Mitterfels
Die Wetterlage vom 30. Mai: „Eine diagonal über Bayern liegende Tiefdruckrinne bestimmt mit sehr warmer und feuchter Luft das Wetter.“ Straubinger Tagblatt.
Aus aktuellem Anlass muss der Mai mit verheerenden Wetterereignissen abgeschlossen werden. Das Straubinger Tagblatt und das Fernsehen am Vorabend berichteten von Unwettern am Montag, den 28. Mai, die vor allem im Westen Deutschlands und nördlich des Mains auftraten und erhebliche Schäden verursachten: „Blitz, Hagel und Regen hinterlassen Chaos. (…) Schwere Gewitter verwandelten Straßen in reißende Bäche und ließen Keller mit Wasser und Schlamm volllaufen. Eine 23-Jährige schwebte nach dem Blitzschlag noch am Tag danach in Lebensgefahr.“ Gewitter über dem Bergland und etwas Regen gab es bei uns.
Eine kurze Einblende aus meiner Kindheit sei hier angebracht, da ich in jungen Jahren immer mächtig Respekt bis neurotische Angst vor Gewittern hatte. Dies führte einmal zu einer kuriosen Situation. Beim Blättern in der Zeitung als 9-Jähriger stieß ich auf eine Anzeige: „Gewitter im Mai“ mit Angabe des Wochentages und genauer Uhrzeit. Dies brachte mein seelisches Gleichgewicht spontan in Schieflage, die Herzfrequenz erhöhte sich. Ängstlich schaute ich voraus, was sich an diesem Nachmittag wettermäßig ereignen sollte. Verdutzt las ich meiner Mutter zögerlich vor und löste dadurch ein schallendes Lachen aus. Ich verstand die Welt wegen dieser Reaktion nicht mehr und fühlte mich nicht ernst genommen. Mich beschäftigte, wie es sein kann, ein Gewitter auf Tag und Stunde so genau hervorzusagen. Nach dem Lachanfall klärte mich meine Mutter auf, beruhigte mich und sagte mir, dass dies eine Kinoanzeige sei und der Film „Gewitter im Mai“ hieße. Erleichterung pur. Für viel Heiterkeit sorgte diese Begebenheit in der Familie und bei Verwandtenbesuchen auch später immer mal wieder.
Die derzeitige Häufung an Gewittern veranlasste mich kurze Informationen darüber einzuflechten. Eine Definition zum Blitz: „Blitze sind elektrische Ströme, die in Folge von Ladungsdifferenzen zwischen Wolken untereinander oder zwischen Wolke und Erdoberfläche auftreten. (…) Durch die starke Erwärmung der Luft im Blitzkanal auf 5000 bis 10000 °C innerhalb von Millisekunden dehnt sich die Luft explosionsartig auf Überschallgeschwindigkeit aus. Diesen atmosphärischen Vorgang nehmen wir als Donner wahr.“ „Wie weit ist das Gewitter entfernt?“ ist eine interessante Frage und leicht auszurechnen. Der Donner breitet sich mit Schallgeschwindigkeit = 331 m/s aus. Vom eigenen Standort misst man die Zeit zwischen dem Blitz und dem Eintreffen des Donners. Die Entfernung in Kilometer erhält man, indem man die Zeitdifferenz durch drei teilt.
Quelle: Hans-Jörg Barth, Klima, Eine Einführung in die Dynamik der Atmosphäre, Seite 116/117.
Am 31. Mai galt es, das „Wetter-Staffelholz“ an den ersten Sommermonat zu übergeben. In der „Wechselzone“ herrschte wie schon vor drei Tagen chaotisches bis katastrophales Treiben. Wieder traf es einen nordwestlich verlaufenden breiten Streifen jenseits der Mainlinie. Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen waren die am stärksten heimgesuchten Bundesländer. Mit dem Blick auf ganz Deutschland erklärte der Wetterdienst: „Es ist keine Entspannung in Sicht.“ Vom Nordwesten bis in den Osten und Südosten sowie lokal in den Südwesten werde es teils wieder kräftige Schauer und Gewitter geben: „Es wird wieder krachen.“ Besonders angesprochen waren die erheblichen Schäden, die das Unwetter diesmal in Wuppertal angerichtet hatte und viele Straßen blockierte. Die Schwebebahn, eine Attraktion dieser Stadt, musste ihren Betrieb bis zum Mittwoch einstellen. Straubinger Tagblatt vom 31. Mai. Außer Gewittertätigkeit über dem Bayerischen Wald war im Landkreis Straubing-Bogen nichts zu spüren. Der Mai verabschiedete sich sommerlich mit einer Temperatur von 30 °C am 31.05. Das war die höchste Temperatur des Monats und zugleich der erste heiße Tag des Jahres.
Es war der Feiertag Fronleichnam, auch Prangtag genannt. „Das 1264 eingeführte Fest der Eucharistie oder des Altarsakramentes wird in katholischen Landschaften vielerorts als das höchste Jahresfest empfunden. Im Mittelpunkt von Fronleichnam steht die Prozession, die auch heute meist die prächtigste des Jahres ist. Sie hat sich im Mittelalter entwickelt.“ Quelle: Wörterbuch deutscher Volkskunde, Seite 239.
Niederschlagsmenge: 86,2 l/m² (private Wetterstation Martin Bohmann, Eggerszell, 490 m)
Die Niederschlagsmenge, die in Mitterfels und im Gäuboden fiel, dürfte deutlich weniger gewesen sein.
Fazit
Der Mai 2018 kam anfangs eher durchwachsen daher. Herausragend waren Tage danach die vier Sommertage, zwei davon während der Zeit der Eisheiligen und einen am Pfingstmontag. In den ersten beiden Monatsdritteln fielen bei uns die Niederschläge spärlich, wenn ja dann in Verbindung mit kurzen Gewittern, die aber nordöstlich vorbeizogen. An den Pfingstfeiertagen, 20/21.05., schien meist die Sonne bei Temperaturen bis maximal 25,9 °C am Pfingstmontag. Zwei weitere Sommertage folgten, die Niederschläge fielen kärglich. Der Mai endete sommerlich mit Temperaturen deutlich über 25 Grad und einem heißen Tag am 31.05. Absolut positiver Gesamteindruck, vor allem auch wegen der schönen Tage zum Ende des Monats. Die Niederschlagstätigkeit lag bei uns im Minusbereich, weil die Niederschläge in Verbindung mit Gewittern weiter nordöstlich niedergingen. „Deutschlandweit betrachtet war der diesjährige Mai der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn 1881.“ Straubinger Tagblatt, 05.06.
Hibiskus vor dem Hauseingang, Auf der Höhe 24, Mitterfels
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