Museen
Kreismuseum Bogenberg. Die Geschichten aus der Welt von gestern
Landrat Josef Laumer bei der Eröffnungsrede. Mit im Bild Fördervereinsvorsitzender Dr. Dionys Daller, Museumsleiterin Barbara Michal und und Bürgermeister Franz Schedlbauer. (Foto: rs)
Im Kreismuseum auf Zeitreise: Schau „Vom Reiz der alten Dinge“ am 21. Mai eröffnet
„Es liabn Leit, mia sing ma heit mit Lust und Freid, am Berg herom ganz gwieß – Museumsfest heit is!“. So treffend leitete der Bogener AH-Chor unter seinem Leiter und Textdichter Herbert Schedlbauer am Sonntagnachmittag die Veranstaltung ein, die das Kreismuseum auf dem Bogenberg zum Internationalen Museumstag anbot: Es wurde die Sonderausstellung „Vom Reiz der alten Dinge“ eröffnet, außerdem stellte Museumsleiterin Barbara Michal ihr Buch über Kleider und Leute auf dem Land vor.
Zahlreich hatten sich die kunst- und heimatverbundenen Gäste im Eingangsraum des Museums auf Niederbayerns „Heiligen Berg“ eingefunden. Nach dem Eingangslied übernahm Landrat Josef Laumer die Begrüßung, in der er sich sehr erfreut über den Zulauf zeigte. Mit großem Einsatz hätten viele Menschen dazu beigetragen, dass diese Ausstellung überhaupt entstehen konnte, an der Spitze Museumsleiterin Barbara Michal mit ihrem gesamten Team. – Auch Laumer selbst und seine Politikerkollegen waren beteiligt: Sie stellten Leihgaben zur Verfügung.
Zahlreich hatten sich die Besucher eingefunden, um sich auf eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit zu begeben. (Foto: esch)
Landrat hat rund 30 000 Kugelschreiber
Landrat Josef Laumer sammelt schon seit seiner Zeit als Grenzpolizist in Mittenwald Kugelschreiber. Inzwischen hat er 30 000 Stück. Für ihn sind sie viel mehr als nur Stifte, die man benutzt – und wegwirft, wenn sie ihren Dienst nicht mehr erfüllen. Viele seien ganz besonders gestaltet, etliche erinnerten ihn an Menschen, die er kennt oder kannte, und wenn man sich näher damit befasse, könnten sie einem regelrecht Geschichten erzählen. Dass „alte Dinge“ Geschichten erzählen können – und zwar solche, die durchaus Relevanz auch für unser heutiges Leben haben –, ist genauso die Ansicht von Museumsleiterin Barbara Michal, die sich deswegen für eine Sonderschau unter dem Titel „Vom Reiz der alten Dinge – Museumsobjekte neu gesehen“ entschieden hat. „Das Motto des Internationalen Museumstages passt da auch ganz gut dazu“, sagte Michal; dieses lautete heuer „Spurensuche“.
Barbara Michal hält eine Mohnmühle in die Höhe: Mitgebracht wurden die kleinen Geräte von Vertriebenen, um in der neuen Heimat ihr geliebtes Mohngebäck wieder herstellen zu können. – Ein Stück, das nicht nur viele persönliche Erinnerungen birgt, sondern auch etwas zur Landkreisgeschichte „erzählt“.
Ergänzung zu den beiden Dauerausstellungen
Mit dieser Sonderausstellung ist es Barbara Michal und ihrem Team einmal mehr gelungen, die Dauerausstellungen „Marienwallfahrt Bogenberg“ und „Bayerische Rauten“ ausgezeichnet zu ergänzen: Mehr als 700 Jahre alt sind die bayerischen Rauten, veraltet aber sind sie nicht, sondern „dienen heute mehr denn je als wirksames Logo für Bayern“, wie Barbara Michal sagt. Und das Gnadenbild aus dem Mittelalter? „Bis heute ein bedeutsames Zeichen des katholischen Glaubens.“ Auf die große Bedeutung des Bogenberges als Marienwallfahrtsort und als landschaftlicher Kernpunkt Niederbayerns wies auch Bürgermeister und Bezirkstagsvizepräsident Franz Schedlbauer in seinen Grußworten hin. Museumsleiterin Barbara Michal zeigte sich erfreut über den guten Besuch der Ausstellungseröffnung und dankte allen, die dazu beigetragen haben, diese Ausstellung überhaupt erst zu ermöglichen. Sie erwähnte dabei besonders den Landkreis Straubing-Bogen und die Stadt Bogen. Ebenso den Förderverein für Kultur und Forschung Oberalteich mit dem Vorsitzenden Dr. Dionys Daller sowie den Kultur- und Verschönerungsverein Bogen mit dem Vorsitzenden Xaver Eckl. Leihgaben kamen außer von den Politikern von den Barmherzigen Brüdern und von FOS/BOS, die sich um neue Nutzungen für alte Uniformen kümmern. Viele Eröffnungsbesucher entdeckten ferner Objekte, die sie selbst dem Museum vermacht haben. Beispielsweise gibt es eine Vitrine, in der ganz besondere Erinnerungsstücke liegen, zusammen mit Information, was die Stücke für ihre Besitzer zu einem Schatz machte. Solche Neuzugänge herzuzeigen – das ist ein Aspekt, unter dem Barbara Michal die Ausstellung zusammengestellt hat. Ein weiterer Anlass für die Ausstellung war der Umzug des Museumsdepots. Dabei wurde ebenfalls so manches „wiederentdeckt“, das einen näheren Blick lohnt und nun in der Ausstellung gezeigt wird. So begeistert die Museumsleiterin beispielsweise ein Heilkoffer aus den zwanziger Jahren, dessen zahlreiche Glasballons und -röhrchen alle möglichen Krankheiten mithilfe von Strom kurieren können sollten: Es scheint, als habe das Vertrauen in die Elektrizität den früheren Glauben an Wunder abgelöst . . .
Eine kleine Reise in die Welt des Analogen
Heute ist es die digitale Entwicklung, die die Menschen staunen lässt – und dazu führt, dass viele Errungenschaften des analogen Zeitalters, die noch vor wenigen Jahren selbstverständlich waren, jungen Menschen oft nicht einmal mehr bekannt sind. So zeigt die Ausstellung unter anderem, was alles durch ein einziges, kleines Mobiltelefon ersetzt werden kann beziehungsweise ersetzt wurde. Gleichzeitig gibt es eine Renaissance-Bewegung: Handgefertigtes ist gefragt, es werden wieder Plattenspieler gekauft, Vintage-Mode ist begehrt . . . Den Reigen der Redner beschlossen die Kulturvereinsvorsitzenden Dr. Daller und Xaver Eckl, beide wiesen auf die Bedeutung der Ausstellung hin, deren Entstehung sie gerne unterstützt hätten. Dr. Daller bat sodann alle noch eindringlich, mitzuhelfen, dass ein Nachfolger für sein Amt als Kulturvereinsvorsitzender gefunden werde, denn aus zeitlichen Gründen müsse er sein Amt abgeben. Zwischen den Reden trat immer wieder der AH-Chor auf, wobei auch das Lied vom „Oasidl vo Bogn“ nicht fehlte. Nachdem Museumsleiterin Barbara Michal auch noch ihr neues Buch über Kleider und Leuten auf dem Land – eine Weiterführung der früheren Sonderausstellung „Von Kopf bis Fuß“ – vorgestellt hatte, nahmen die vielen Besucher die Ausstellung in Augenschein und bewunderten die vielen präsentierten Stücke. Für Jüngere erschließt sich eine Welt, die sie so nicht mehr kennengelernt haben, bei den Älteren kommen Erinnerungen zurück. Info Das Kreismuseum – und damit verbunden die Sonderausstellung – ist geöffnet mittwochs und samstags von 14 bis 16 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr. Führungen für Gruppen sind auch zu anderen Zeiten möglich, Vereinbarung unter Telefon 0160/97215810. An der Museumskasse ist ferner das Buch von Barbara Michal erhältlich.
Quelle: rs/BOG Zeitung vom 23. Mai 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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