Museen
Von Kleidung, Tracht und Zugehörigkeit
Der Gäubodentracht wird Barbara Michal in ihrem Buch eine ausführliche Betrachtung widmen. – Das Archivbild zeigt heutige Trägerinnen der Tracht, als sie bei der Eröffnung der Sonderausstellung im Museum auf dem Bogenberg alte Varianten begutachteten.
Zwei Jahre lief die Ausstellung „Von Kopf bis Fuß“, demnächst erscheint ein Buch dazu
Bogenberg. „Von Kopf bis Fuß – Kleider und Leute auf dem Land“: So hieß die Sonderausstellung der letzten beiden Jahre im Kreismuseum auf dem Bogenberg. Aus und vorbei? Nicht ganz: Den gleichen Titel wird ein Buch von Museumsleiterin Barbara Michal tragen, das heuer erscheint. Darin wird, was in der Ausstellung gezeigt wurde, in überarbeiteter und erweiterter Form nachzulesen sein. Das Werk soll am 21. Mai, dem internationalen Museumstag, auf dem Bogenberg vorgestellt werden.
Über die Trachten in der Oberpfalz ist jüngst ein dickes Buch erschienen, dort hatten sich im vergangenen Jahr gleich neun verschiedene Museen diesem Thema gewidmet. Nun will Barbara Michal gewissermaßen den „niederbayerischen Aspekt“ nachliefern. Wobei es in ihrem Buch nicht nur um Tracht, sondern um einen größeren Zusammenhang gehen wird. So, wie das auch in der Ausstellung schon der Fall war.
Was tragen die Menschen auf dem Land heute im Alltag – und was zu besonderen Gelegenheiten? Das war einer der Aspekte, mit denen sich die Ausstellung „Von Kopf bis Fuß“ befasste, die in den Jahren 2015 und 2016 im Kreismuseum auf dem Bogenberg gezeigt wurde. Wer möchte, kann die Details bald noch einmal nachlesen. (Fotos: map)
Die beiden mit der Ausstellung verknüpften Fotoprojekte finden ebenfalls Eingang ins Buch, das laut Michal „inzwischen beim Setzen ist“. Während im ersten Fotoprojekt Einheimische sich zur heutigen Werktags- und Feiertags-„Tracht“ äußerten oder Kleidung vorstellten, die zum Beispiel mit ihrer Vereinszugehörigkeit zu tun hat, ging es im zweiten um „Geflüchtete und ihre Kleidung“. Menschen aus dem islamischen Kulturkreis, die heute bei uns leben, sprachen hier über ihre Vorstellungen von Kleidung und Tradition.
„Kleidung auf dem Land ist mehr als nur Tracht“
„Kleidung auf dem Land ist mehr als nur Tracht“, sagt Barbara Michal, sie spricht vom „allgemeinen kulturgeschichtlichen Thema Kleidung“. Da gehe es nicht nur um Riegelhaube, Schürze und Mieder. Die Ausstellung drehte sich um Tracht, Mode und Trachtenmode, um Kleidung von Ende des 18. Jahrhunderts bis heute und behandelte zum Beispiel auch die Frage der Uniformierung – beziehungsweise, was den Menschen Identität verleiht.
Dass das rund 200 Seiten starke Werk – es wird Band 5 der Schriften des Kreismuseums Bogenberg sein – erst in diesem Jahr erscheint, ist verschiedenen Umständen geschuldet. So hatte Barbara Michal, die das Material in ihrer Freizeit zusammenstellte, im vergangenen Jahr mit dem Umzug des Museumsdepots viel zusätzliche Arbeit, außerdem mussten Zuschussfragen geklärt werden. „Möglich wurde das Buch durch die finanzielle Unterstützung des Fördervereins für Kultur und Forschung Bogen-Oberalteich, des Kultur- und Verschönerungsvereins Bogen sowie des Landkreises Straubing-Bogen“, sagt die Autorin.
Keine Gäubodenbäuerin, sondern Kaufmannsfrau
Katharina Ludsteck, geborene Neueder, wird in ihrer Gäubodentracht das Titelbild von Michals Buch zieren. Offenbar ließ die Frau sich die Tracht schneidern, um 1895 damit beim Trachtenumzug zum Münchner Oktoberfest Alburg zu repräsentieren. (Repro: Kreismuseum Bogenberg)
Das Titelbild zeigt Katharina Ludsteck, geborene Neueder, in einem Gewand, das man laut Michal „die höchste Stufe der Gäubodentracht“ nennen kann. Wer denkt, er erblicke da eine Bäuerin in ihrem Sonntagsstaat, irrt freilich gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Frau stammte Michal zufolge nicht aus dem Gäuboden, sondern aus Bogen. Bäuerin war sie auch keine, „sondern mit einem Straubinger Kaufmann verheiratet“.
Die Tracht, die sie auf dem Bild trägt, habe sie sich offenbar 1895 schneidern lassen, also in einer Zeit, in der die Tracht – die Kleiderordnungen früherer Jahrhunderte galten in dieser Zeit längst nicht mehr – gerade „wiederentdeckt“ wurde. Gefertigt wurde das Ensemble zu einem ganz besonderen Anlass, wie es scheint: „Katharina Ludsteck hat damit beim Trachtenumzug des Münchner Oktoberfests zusammen mit zwei anderen Frauen Alburg repräsentiert“, hat Barbara Michal herausgefunden.
Ludsteck-Tracht wie in der „Bavaria“ beschrieben
Und vermutlich weil das so etwas Besonderes war, hat die Frau sich in der Tracht fotografieren lassen – von vorne und von hinten. Die Rückansicht wird nun auch auf die Rückseite von Barbara Michals Buch kommen.
Was der Museumsleiterin noch aufgefallen ist: Die Tracht ähnelt extrem der Beschreibung der Gäubodentracht wie sie in der „Bavaria“, der Landes- und Volkskunde Bayern, zu finden ist. Die „Bavaria“ sei 1860 herausgegeben worden, und es sei durchaus denkbar, dass diese Beschreibung die Vorlage für die Ludsteck-Tracht war.
Quelle: – map – BOG Zeitung vom 20. Februar 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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