Bezirk Niederbayern. „Vom Armenhaus zur Aufsteigerregion“

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Erster Band der neuen Schriftenreihe des Bezirks erschienen - Weitere sollen in loser Folge veröffentlicht werden

Landshut. Premiere für eine neuen Schriftenreihe des Bezirks Niederbayern: Bezirkstagspräsident Olaf Heinrich und Bezirksheimatpfleger Maximilian Seefelder stellten am Dienstagabend im Argarbildungszentrum in Landshut ein im Verlag Edition Vulpes herausgegebenes erstes Werk unter dem Patronat des Bezirks vor. In loser Folge sollen weitere Bücher folgen. Das unter dem Motto der Reihe "Heimat Niederbayern“ erschienene Buch wurde von Stefan Rieder verfasst, trägt den Titel „Vom Armenhaus zur Aufsteigerregion“ und beschäftigt sich mit der Entwicklung Niederbayerns von 1949 bis 2008. Der Autor geht dabei nicht nur auf den wirtschaftlichen Aufschwung der Region, sondern auch auf gesellschaftliche Verwandlungsprozesse, auch in Religion und Politik, ein.

Bezirkstagspräsident Heinrich freute sich über den Start der neuen Bücherreihe und erklärte, der Schwerpunkt solle auf dem Gebiet der Kulturgeschichte liegen. Dabei werde es bewusst nicht um sogenannte Herrschaftsgeschichten gehen, also wer wann regierte und Krieg führte, sondern darum, wie sich Entscheidungen und strukturelle Veränderungen auch in jüngerer Vergangenheit auf das Leben der Menschen, auf ihre Alltagskultur auswirken. Laut Bezirksheimatpfleger Seefelder, der die Idee zur neuen Reihe hatte, sollen dabei nicht nur fundierte Arbeiten von etablierten, sondern auch von jungen, ambitionierten Autoren und Forschern einem größeren Interessentenkreis erschlossen werden - und dazu zähle auch der Verfasser dieses ersten Buches.

Zu der Zusammenarbeit mit Stefan Rieder kam es, als der damalige Student vor zwei Jahren von seiner Diplomarbeit zu diesem Thema berichtete - just zu der Zeit, in der die Planungen einer neuen Schriftenreihe angelaufen waren. Das Manuskript für Band 1 lag schon vor - Stefan Rieders Werk sollte Band 2 werden. Mit Norbert Stellner von der Edition Vulpes war bereits ein Verleger gefunden. "Nachdem es aber der Autor von Band 1 partout nicht unterlassen konnte, große Teile seiner Arbeit vorab anderswo zu veröffentlichen, rückte das Buch von Rieder vor und wir starteten die Reihe mit seiner Arbeit“, blickte Seefelder zurück.

Das Buch handelt davon, dass Niederbayern in den zurückliegenden Jahrzehnten einen gravierenden Strukturwandel erlebt hat: Vom katholisch-konservativen Bauernland zum gesellschaftlich pluralen Wissenschafts- und Industriestandort. Anschaulich skizziert der Autor, wie die Region vom Armenhaus zum ökonomischen Musterschüler geworden ist, der nicht nur für die Marke BMW bekannt geworden ist. Das Buch umfasst 126 Seiten und ist in drei Teile gegliedert.

Das erste Kapitel befasst sich mit der Ausgangslage in Niederbayern 1949 und zeigt die Historie, aber auch Strukturierung der Bevölkerung und räumliche Gliederung auf. Teil zwei behandelt den Strukturwandel in Niederbayern und umfasst die wirtschaftliche Entwicklung ebenso wie den Wissenschafts- und Hochschulstandort, aber auch das Thema Politik und Wahlen.

Mit Spannung hörten sich die Zuhörer bei Rieders Kurzvortrag aber gerade die Schilderungen des dritten Teils an, der sic h mit der niederbayerischen Identität - einer kulturellen Deutung des Strukturwandels - beschäftigte. Das Kapitel handelt davon, wie die Menschen mit dem Wandel umgehen – nämlich mit ein er starken Identifikation mit dem Begriff „Heimat“. Eine Folge davon sind laut Rieder z. B. die Trachtengeschäfte, die aus dem Boden schießen, der Erfolg der Heimat-Soap „Dahoam is Dahoam“ und die guten Wahlergebnisse von konservativen Parteien wie CSU und Freie Wähler.

Der Autor ruft auch die Wissenschaft auf, darauf zu reagieren, dass die Entwicklung in Niederbayern für viele eine nicht enden wollende ökonomische Erfolgsgeschichte gewesen sei und für die anderen den Verlust der eigenen Identit bedeute. Denn: Wir haben gesehen, dass sich zwar der Prozess Strukturwandel präzise auch statistisch nachvollziehen lässt, dass aber die Reaktion der Menschen darauf, nämlich die Suche nach der Heimat, ganz und gar nicht mathematisch und statistisch zu erklären ist. Mit seinem Buch wolle er zu mehr Verständnis für die gerade bei jungen Menschen bewusst gelebte Heimatliebe, hervorgerufen durch den enormen Strukturwandel, beitragen. Seefelder bescheinigte dem jungen Autor, dass ihm das gelungen sei: „Wir wollen zeigen, dass Heimat kein Auslaufmodell ist, aber gleichzeitig ein nie fertiger Prozess, an dem wir stets arbeiten müssen.“

 


 

Quelle: Melanie Bäumel-Schachtner, in: Deggendorfer Zeitung vom 12. März 2015

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