1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 40 Jedem Landgerichtsbezirk eine Apotheke (1816/1840)
Ab 1852 war die Apotheke in einem Holzhaus am Mitterfelser Marktplatz untergebracht (Detail einer gezeichneten, geschönten Postkarte von 1898 - Sammlung Christl Jakob). - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
Jedem Landgerichtsbezirk eine Apotheke (1816/1840)
Schon 1803 wurde dieser Richtwert von der Generallandes-Kommission beschlossen. Nach Wegfall der Klosterapotheken infolge der Säkularisation war eine Neuverteilung notwendig geworden. Es gab damals in Niederbayern etwa ein Dutzend selbständiger Apotheken, meist in den Städten. Daneben hatten die Landärzte und auch die Bader sogenannte Handapotheken mit häufig selbst hergestellten Arzneien. Solche Handapotheken wollte man mehr und mehr beseitigen und nur noch für abgelegene Gegenden zulassen.
Der Landgerichtsbezirk Mitterfels erhielt 1816 eine eigene Apotheke - sie lag aber nicht am Gerichtssitz, sondern im größeren Markt Bogen. Mit der Abtrennung Bogens 1838 zu einem eigenen Landgerichtsbezirk ergab sich für Mitterfels erneut eine Notwendigkeit. 1840 wurde dem Bogener Apotheker von Sicherer die Errichtung einer Filialapotheke in Mitterfels genehmigt. Er behielt sie nur acht Jahre - in dieser Zeit hatten elfmal die Pächter gewechselt!
Gasthaus "Zur Post", in dem die Apotheke zuerst untergebracht war. (Detail einer Postkarte um 1900 - Sammlung Christl Jakob)
Von Sicherer verkaufte daher 1848 an den bereits privatisierenden Apotheker Josef Traub aus München. Gleichzeitig genehmigte die Regierung die Anhebung zur selbständigen Apotheke. Untergebracht war die Apotheke in einem Eckzimmer des Gräfl. Bray'schen Gasthauses, heute "Zur Post" (Graf von Bray war seit 1845 Nachfolger des Barons von Berchem in Steinburg).
Traub verkaufte die Apotheke noch im gleichen Jahr an Gottfried Bromer. 1852 erfolgte ein Weiterverkauf an Ludwig Prugger aus Passau, und zwar um 12.500 Gulden. Der Umzug in das eigene Haus am Dorfplatz scheint demnach schon stattgefunden zu haben. 1870 erwarb Luitpold Burger die Apotheke, Angehöriger einer in Mitterfels und Straubing gut bekannten Familie. Der Kaufpreis hatte sich in 18 Jahren kaum verändert: er betrug jetzt 14.000 Gulden.
Luftaufnahme vom historischen Bereich von Mitterfels, 1941. Die St. Georgs-Apotheke ist mit einem Pfeil gekennzeichnet. (Buchdruckerei Hans Stolz; Sammlung E. Aumer) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Auf einer Postkarte von 1903, die die frühere Hauptstraße (jetzige Burgstraße) und die damalige Pfarrkirche St. Georg zeigt, ist die St. Georgs-Apotheke ganz links zu erkennen. 125 Jahre war die Apotheke hier untergebracht, auch eine Jubiläumszahl.
(Detail einer Postkarte von 1903 - Verlag: J. Stettmer, Schwarzach; Sammlung E. Aumer) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
St. Georgs-Apotheke im Jahre 1907 - ein nicht coloriertes, nicht geschöntes Foto der Mitterfelser Hauptstraße (Sammlung Christl Jakob) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Als weitere Apotheker folgten: 1886 Gottfried Riemhofer aus Pfaffenberg, dann 1897 Dr. Carl Kohler aus Erlangen. Der Kaufpreis betrug jetzt schon 55.000 Reichsmark. An Kohler erinnerte sich noch der spätere Münchner Stadtschulrat Bauer, der einige Hilfslehrerjahre in Mitterfels verbracht hatte: Kohler hatte den jungen Lehrer öfters zum Forellenfischen mitgenommen.
Joseph Reinboldt hatte die St. Georgs-Apotheke 1903 übernommen. (Foto aus dem Gemeindeboten 12/1953)
1903 kam der junge Apotheker Joseph Rheinboldt aus Bamberg nach Mitterfels und blieb hier volle 50 Jahre. Er wurde ein Mitterfelser durch und durch, war Gemeinderat und Kassenverwalter und eine treibende Kraft zur Lösung der Wasserversorgung. Zu seiner besonderen Lieblingsbeschäftigung gehörte das Radiobasteln - für die meisten von damals ein Buch mit sieben Siegeln. 1954 kam Bruno Kalten, ein gebürtiger Pommer. Er baute sich auf dem Hanggrundstück hinter der Apotheke ein zweites Wohnhaus.
Marktplatz um 1910 mit der Apotheke (links), davor Apotheker Joseph Reinboldt mit Frau und Sohn (Foto: Archiv Stolz) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
St. Georgs-Apotheke um 1965 (Verlag Foto-Eiglsperger, Sammlung Otmar Kernbichl) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Apotheker Heribert Brands mit seinem Team vor der alten St. Georgs-Apotheke in der Burgstraße (Foto Stolz) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
1966 erwarb Heribert Brands den Besitz. Er ist gebürtiger Koblenzer, hatte aber vorher acht Jahre lang die Straubinger Löwenapotheke betrieben.
Der Ortsentwicklung folgend, verlegte er 1977 die Apotheke in das Haus Seebauer (an der Kreuzung Straubinger Straße/Burgstraße). Dort begann er auch mit der Produktion eines beliebten Magenbitters, deklariert als "Mitterfelser Wampenhilf". Mitgenommen hat Brands aber den für Mitterfels passenden Namen: "St. Georgs-Apotheke, gegr. 1840". 1979 übergab Brands die Apotheke an Werner Höning aus Weiden.
2002 übernahm Susanne Liebl von Apothekerin Christa Kreutziger die Adler-Apotheke und wechselte 2014 in die St. Georgs-Apotheke, als Werner Höning in den Ruhestand ging. Foto: Susanne Liebl (2009) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
nzwischen hatte sich im Jahre 1974 eine zweite Apotheke angesiedelt, die "Adler-Apotheke", betrieben von Frau Christa Kreutziger. Für Mitterfels bedeutet dies einen Gewinn, weil nunmehr auch über die Wochenenden im Tag- und Nachtdienst eine Versorgung gegeben ist.
Ergänzung: 2002 übernahm Susanne Liebl von Apothekerin Christa Kreutziger die Adler-Apotheke und wechselte 2014 in die St. Georgs-Apotheke, als Werner Höning in den Ruhestand ging. Die Adler-Apotheke wurde aufgelöst.
Susanne Liebl (6. von rechts) und ihr Team bei der Jubiläumswoche zum 175-jährigen Bestehen der St. Georgs-Apotheke 2015 (Foto: Archiv Liebl) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
Mehr zur Geschichte der St. Georgs-Apotheke auf deren Webseite: https://www.apotheke-mitterfels.de/wp-content/uploads/2020/11/apo_mitterfels_chronik.pdf
Die historische Einrichtung der St. Georgs-Apotheke hat einen eigenen Raum im Burgmuseum bekommen. (Foto: Elisabeth Vogl) - Vergrößern durch Klick in Abbildung!
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