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Der Baierweg
Die Karte ist der Broschüre „Der Baierweg” des Arbeitskreises der Landkreise und Gemeinden, die an diesem Weg liegen, entnommen.
Herkunft des Namens, Verlauf und Funktion
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Zur Beschreibung des Baierweges soll eine entsprechende Stelle aus dem Buch von Bernhard Grueber und Adalbert Müller angeführt werden: „Die Straße, welche von der Donau über Englmar nach Viechtach zieht, führt den Namen Bayerweg und soll einst eine wichtige Kriegs- und Handelsstraße nach Böhmen gewesen sein. Ihre Geschichte mögen die gelehrten Herren in akademischen Abhandlungen schreiben. Wir begnügen uns zu sagen, dass von den Orten, welche dieser Weg hinter Markbuchen berührt, einzig das alte Kollenburg bemerkenswert ist.”1 Bürgermeister Baumhoelzl schreibt in seiner Chronik von Viechtach im Jahre 1826: „Unfern des Marktes besteht ein Weg, welcher von Straubing über Englmar in gerader Richtung nach Viechtach führt. Dieser Weg heißt heutzutage noch die Straße oder der Boierweg ...”2
Altstraße oder Altweg
Die Fragestellung zur Betitelung des Baierweges kann meiner Meinung nach nicht mit Altstraße oder Altweg abgegolten werden. Dieser sog. Baierweg erfüllt in seiner langen Geschichte fast die gesamte Bandbreite von Verbindungsbezeichnungen. Als erste Benennung war es ein vorgeschichtlicher Saumpfad, Steig oder auch vorgeschichtlicher Fernweg, der auch schon in den ältesten Zeiten Verbindung war für teilweise schon früh besiedelte Landschaften hinüber und herüber des Bayerisch-Böhmischen Waldes in Böhmen und im Gäuboden. Auch als Fernstraße oder überregionalen Altweg kann man den Baierweg benennen, als er Verbindung war zwischen Völkern und Stämmen. Er war von alters her ein Handelsweg, der seit dem Windberg-Bogener Grafengeschlecht verstärkt genutzt und ausgebaut wurde. Der Baierweg ist um 1800 als Vicinalweg3, später im 19. Jahrhundert als Distriktstraße bezeichnet worden.
Seit es Besiedlungen und feste Ortschaften gibt (im Bayerischen Wald teilweise schon vor über 1250 Jahren), waren diese auch mit Fahr- und Gehwegen verbunden, die daher schon ein hohes Alter aufweisen (Altweg!). Sie fungierten jedoch seit dieser Zeit lediglich als Zubringer zu solch übergeordneten Wegen (z. B. dem Baierweg) und anderen nähergelegenen Zielen.
Herkunft des Namens Baierweg
Über die Herkunft des Namens setzte sich schon Paul Maurer in seinem Versuch einer Chronik des Marktes Viechtach im Jahre 1835 auseinander. „Es ist demnach, und in Ermangelung anderer Beweismittel, eine ebenso gewagte Behauptung, dass der sog. Bairweg zwischen Englmar und Viechtach seine Benennung aus den Urzeiten von den Boyen habe ...”4
Nach den bisherigen Forschungen wird sich der Name Baierweg wohl von dem Ortsnamen Payerweg bei Kollnburg ableiten. Pohl schreibt: „Ich finde in dem Monumenta Boicis Vol. XVI, pag. 25, dass Berthold II., ein Graf von Bogen, anno 1168 dem Kloster Windberg zwei Höfe noch auf seinem Todbette vermacht habe. Der erste heißt Muhlpach, der zweite Payerweg. Bezeichnend ist übrigens, dass der Name Bayerweg nur auf das Stück der Straße Anwendung fand, das zwischen St. Englmar und Viechtach liegt. Weder auf der südlichen, noch auf der nördlichen Weiterführung der Straße ist dieser Name irgendwo zu finden.”5
Neuerdings gibt es aber auf der südlichen Weiterführung der alten Districtstraße von St. Englmar über Meinstorf nach Obermühlbach die Bezeichnung „Bayerweg” als Straßen- bzw. Ortschaftsnamen. Ungefähr 500 m oberhalb der „Alten Schule” von Obermühlbach in Richtung Meinstorf befindet sich der Bauernhof Häusler. Eine neue Siedlung, die im Liquidationsplan6 und einem späteren Plan aus dem Jahre 18697 allerdings noch nicht als Ortschaft bzw. mit dem Ortschaftsnamen „Bayerweg” eingezeichnet war. Als im Jahre 1978 in der Gemeinde Neukirchen Straßenbezeichnungen eingeführt wurden, bekam diese Einöde den Namen „Bayerweg”.8
Verlauf des Baierwegs
Dr. Markstaller schreibt „...dass sich der eigentliche Baierweg zwischen Prag und Straubing bewegt. Gerade ging der Weg aber nicht wie eine Römerstraße, sondern ungenau, eine Kleinigkeit, ein Felsblock, ein großer Baum, konnte ihm eine Windung geben. Berg, Wasser oder Tal hingegen ändern seine Richtung nie.”9 Dieser Weg führte nur über Höhenrücken und Berghänge, deshalb auch öfters die Ortsbezeichnung Hochstraß, da in grauer Vorzeit in den Tälern und Niederungen ein undurchdringlicher Urwald vorherrschte und teilweise solche Stellen versumpft waren. Wo jedoch doch einmal ein Stück Sumpf zu durchqueren war (z. B. der sog. Heuwisch), wurde der Weg mit Reisigbündeln oder Holzprügel befestigt.10
Seine Route verläuft demnach, von Nordosten ausgehend, von Prag nach Pilsen, über Taus nach Furth im Wald (für diese Strecke kommt die Bezeichnung Böhmerstraße vor), weiter auf dem Höhenweg über Straßhof, Thennried, Haus, bei Bad Kötzting durch das Tal des Weißen Regen nach Wettzell, bei der Rugenmühle über den Schwarzen Regen nach Viechtach, Reichsdorf, Steffelhof (früher: Unterbayerweg), Domach (früher: Mitterbayerweg), Bayerweg (früher: Oberbayerweg) und Hochstraß.
Im Gemeindegebiet von Sankt Englmar ging der ursprüngliche Weg von der Wasserscheide Markbuchen in Richtung des Kapellenberghanges und über den Hang des Galgenberges in Richtung „Bohannes”, weiter etwas rechts der jetzigen Straße nach Meinstorf in Richtung Weiße Marter, dann rechts neben der Straße nach Meinstorf über die Meinstorfer Sandgrube durch den Wald, weiter zwischen dem kleinen und großen Brechhausfeld, etwa 50 m vor der Ortschaft Meinstorf über den Hang gerade durch das Lexenfeld, hier wieder teilweise in Verbindung mit der jetzigen Fahrstraße. Im Liquidationsplan der Jahre 1827 bis 1833 ist dieser älteste Verlauf noch erkennbar.11 Nach der Gründung von Meinstorf12 führte der Weg durch diesen Ort in zwei Parallelsträngen zur jetzigen Meinstorfer Kapelle und am Meinstorfer Kreuzweg weiter zur Straße nach Sankt Englmar, wo er wieder auf die ältere Trasse trifft.
Meinstorf
Südlich von Meinstorf bei der Abzweigung Rottensdorf - Obermühlbach - Reisach gibt es zwei verschiedene Varianten des weiteren Verlaufs dieses Weges.
Variante l verläuft nach Obermühlbach, Steinburg, Au, Bogen, Oberalteich und Straubing.
Variante 2 verläuft in Richtung Oberrottensdorf, Mühlbogen, Hintersollach, Perasdorf, Schwarzenstein, Heilnstein, Wetzstein, Einfürst, Gaißing, Odenberg (keltische Viereckschanze), Nieder-/Oberwinkling, Mariaposching. Jenseits der Donau befand sich die keltische Siedlung Wischlburg und das spätere römische Kastell bei Steinkirchen.
Ein unbekannter Verfasser schreibt dazu: „In verlassenen, bis 5 m tief in den Felsen eingefahrenen Parallelsträngen (zwischen St. Anton bei Viechtach und Reichsdorf) können wir die acht- bis zwölffache Spur zählen.”13 Auch zwischen der Weißen Marter nach Meinstorf und weiter nach Obermühlbach bzw. Oberrottensdorf/Mühlbogen sind auch heute noch, abschnittsweise besonders gut, bis zu zehn Parallelstränge im Wald zu sehen. Wenn ein zu stark ausgeschwemmter Weg, teilweise bis über 4 m unter dem Gelände, nicht mehr gangbar oder befahrbar war, wurde einfach daneben ein neuer Weg angelegt.
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“Die kurfürstlichen Hauptmauten zu Atzlern und Kötzting” - Die Federzeichnung von 1607 zeigt die wichtigsten Handelswege nach Böhmen, darunter auch den Baierweg (Diagonale von links unten nach rechts Mitte und weiter nach oben - siehe erläuternde Skizze auf der nächsten Seite) 14
Funktion des Baierweges
Kreisheimatpfleger Hans Neueder gibt an „dass die Grafen von Bogen den Ausbau dieses Handelsweges vorangetrieben hatten, vor allem durch die Heirat der böhmischen Prinzessin Ludmilla mit dem Bogener Grafen Albert III. Auch verwandtschaftliche Beziehungen zu Böhmen bestanden. Die Gründung des Prämonstratenserklosters Windberg 1142 habe die Bande zu Böhmen noch verstärkt. Im 12. und 13. Jahrhundert scheint der Baierweg in erster Linie als Salzhandelsweg benutzt worden zu sein. In Bogen gab es zu dieser Zeit eine Zollstation, die die Donau aufwärts kommenden und anlandenden Handelsgüter zu überwachen hatte. Auch eine alte Federzeichnung von 1607, die die Handelswege von der Donau nach St. Katharina in Böhmen aufzeigt, gibt den Baierweg wieder.”14
Die Federzeichnung zeigt die wichtigsten Handelswege nach Böhmen, darunter auch den Baierweg von Straubing, Bogen, Widenberg (Windberg), Englmar, Kolmberg (Kollnburg), Viechtach nach St. Katharina.15
Zum einen mag der Baierweg als Leitlinie des Klosters Metten und der Grafen von Windberg/Bogen bei ihrer Besiedlung dieses Teils des Bayerischen und Böhmischen Waldes von Nutzen gewesen sein. Zum anderen hatte er auch als Heerstraße wohl seine Bedeutung. Auf ihm zogen z. B. die brandschatzenden und mordenden Horden des Dreißigjährigen Krieges im Winter 1633/34, von Regensburg kommend, über Straubing, Windberg, Sankt Englmar nach Viechtach. Auch die bayerischen Herzöge sind wohl mit ihren Soldaten auf diesem Weg gegen die aufständischen Ritter des Böckler- und Löwlerbundes gezogen. In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass nicht nur der Gunthersteig seinen Zellmönch im seligen Gunther hatte. Auch der Baierweg hatte seinen Zellmönch im seligen Engelmar, der nicht nur ein stilles Einsiedlerleben führte, sondern auch die Durchreisenden betreut haben mag.
Alter des Baierweges
Immerhin konnte Dr. Markstaller feststellen: „Diese Straße zeigt die Runzeln des hohen Alters sehr deutlich im Gelände.”16 Da ältere schriftliche Beweise fehlen und auch keine wissenschaftliche Untersuchung dieses Weges vorhanden ist, muss man die Archäologie zu Hilfe nehmen.
Steinbeilfund von Irlach bei Obermühlbach aus Amphibolith (Hornblendeschiefer), eine spätneolithische (kupferzeitliche) Rundnackenaxt aus der Zeit von 2500 - 3000 (3500) v. Chr.
So wurden in der Nähe von Viechtach, bei der Rugenmühle, Übergang des Baierweges über den Regen, ein Steinbeil, eine Pfeilspitze aus Feuerstein und Gefäßscherben entdeckt. Leider sind diese Gegenstände undatiert.17 Auch der Bauer Josef Förg von Irlach bei Obermühlbach fand auf seinem Acker ein grünlich gestreiftes Steinbeil. Nach Auskunft unseres Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty besteht dieses Steinbeil aus Amphibolith (Hornblendeschiefer); es handelt sich um eine spätneolithische Rundnackenaxt aus der Zeit von ca. 2500 - 3000 (3500) v. Chr. Auch fand dieser Bauer noch ein altes Hufeisen, das nach der „Tradition” (Überlieferung) von den schwedischen Reiterhorden des 30-jährigen Krieges stammt.
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Schnurkeramikfund von Meinstorf (Foto: Hans Weiß, Fotodesign, St. Englmar)
Der Zufall wollte es, dass bei meinen Scherbenfunden am Hof in Meinstorf auch solche aus der La Tene-Zeit (in unserem Raum ca. 450 bis 15 v. Chr.) dabei waren. Laut Kreisarchäologen Karl Böhm bestehen diese Scherben aus Graphitton, die typisch für diese Zeit sind. Etwas später fand ich auch durch Zufall bei einer kleinen Abgrabung eine Feuerstelle mit verkohlten Holzresten und Teile von Scherben, die ich noch nicht kannte. Die Fundstelle ist ca. 150 m vom Hof entfernt. Als ich den Fund dem Kreisarchäologen übergab, zeigte er sich höchst erstaunt; denn es waren Teile eines Bechers, mit ca. 25 cm Durchmesser am oberen Rand, aus der sog. älteren Schnurkeramik, mit sehr schönen Schnureindrücken, aus der Zeit von 2600 bis 2800 v. Chr. Diesen Lesefund beschrieb, zeichnete und bestätigte auch noch Herr Dr. Bernd Engelhardt vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in Landshut. U. a. schreibt Dr. Engelhardt: „Dem Stück kommt besondere Bedeutung zu, da es im Bayerischen Wald gefunden wurde und zu den ältesten keramischen Belegen menschlicher Begehung zählt. Es könnte als ein Hinweis auf einen vorgeschichtlichen Fernweg nach Böhmen aufgefasst werden. Solche Kontakte über den Bayerischen und Böhmischen Wald hinweg sind für die Chamer Gruppe und der ungefähr zeitgleichen älteren Schnurkeramik anzunehmen.”18
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Teile eines Bechers mit sehr schönen Schnureindrücken aus der sog. Schnurkeramik-Zeit (2600 - 2800 v. Chr.) - Fundstelle: Grund des Meinstorfer Hofes (Foto: Hans Weiß, Fotodesign, St. Englmar)
Es ist schon bemerkenswert, dass diese Funde jeweils in windgeschützten Senken gemacht wurden, wo in unmittelbarer Nähe Quellwasser zum Trinken vorhanden war. Dort wurde Rast gemacht und hier ging manchmal etwas verloren oder in die Brüche. Es mussten also bereits Menschen vor mindestens 4700 Jahren solche Steige und Saumpfade - wie den Baierweg - durch den Bayerischen Wald benutzt haben, lange bevor feste Siedlungen entstanden sind.
Literatur und Quellen:
1 Grueber Bernhard, Müller Adalbert: Der Bayerische Wald (Böhmerwald), S. 311 ff, Regensburg, 1846 Nachdruck Nr. 286, Passau 1976
2 Werner Pohl: Die Baumhoelzl-Chronik von Viechtach. In: Heimatkundliche Beiträge aus dem Viechtreich, Heft 15
3 Anmerkung zu “Vicinalweg”:
1) Vom lat. vicinalis (vicinus) = Verbindung von und zu Nachbarortschaften
2) Bezeichnung für “Grenze” - a) Siehe Fendl, Der Bayerwald, Heft 4/1984 S. 242 ff: Grenzweg der Rodungsklöster Metten und Niederalteich - b) Flurname “Lexenfeld” bei Meinstorf, durch das der Baierweg führte (lex = das Gesetz, die Rechtsvorschrift)
4 Paul Maurer: Versuch einer Chronik über den Markt Viechtach
5 Werner Pohl: Der Bayerweg. S. 7, In: Heimatkundliche Beiträge aus dem Viechtreich, Heft 17, Viechtach, 1979
6 Vermessungsamt Straubing: Liquidationsplan von ca. 1827/33, Landgericht Mitterfels, Gemeinden Obermühlbach und Englmar.
7 "Project einer neuen Straßenlinie für die Distrikts Strasse von Obermühlbach über Mainstorf nach Englmar. /: Nach Wunsch des Bräuers Eidenschink von Mainstorf et Cons.:/", Privatbesitz Eidenschink, Meinstorf
8 Auskunft: Herr Bürgermeister Heinrich Lobmeier, Gemeinde Neukirchen bei Haggn
9 Dr. J. Markstaller: Burgställe im Bayerischen Wald. In: Das Bayernland, 1914
10 Josef Fendl: Der Bayerweg als frühmittelalterlich Demarkationslinie im Landkreis Straubing-Bogen. S. 242 ff. In: Der Bayerwald, Heft 4, 1984
11 Vermessungsamt Straubing
12 In: Mitterfelser Magazin, Nr. 12, Mitterfels, 2006, Josef Eidenschink, Meinstorf am Baierweg, S. 41 u. ff.
13 Verfasser unbekannt: Der Bayerweg. S. 61 - 63. In: Der Bayerwald 31, 1932
14 Auf altem Handelsweg nach Böhmen wandern, S. 9. In:Bogener Zeitung vom 20. August 1992
15 BayHStA PLs 11533, Provenienz: Kurbaiern
16 S. Anm. 5 - Markstaller
17 Anna Lackerbauer: Viechtach im Viechtreich. Streiflichter über Viechtachs Landschaft und seine Geschichte. Viechtach, 1979
18 Schreiben Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege in Landshut vom 24.3.1994
Quelle: Josef Eidenschink, Mitterfelser Magazin 13/2007, S. 80 ff
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