Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach. "Totenlichter sind auch Hoffnungsfackeln"

friedhof seite 3 w

Totengedenken an Allerheiligen 2015

 

Für Archäologen sind Begräbnisstätten von großem Interesse. Sie geben aufschlussreiche Aus­kunft über das Leben und Zusammenleben der betreffenden Gesellschaft. Hier erfahren sie etwas über das Leben der Menschen früherer Zeiten. Am Umgang mit den Toten lässt sich für die Archäologen so manches ablesen. Und man sieht auch sehr deutlich, woran eine Gesell­schaft glaubt. Manchmal frage ich mich: Was werden die Archäologen einmal von unserer Zeit finden? Und welche Schlüsse werden sie daraus im Blick auf unser Leben zie­hen: auf die Art und Weise unseres Zusammenlebens, über unsere Wertvorstellungen, über das, woran wir glauben?


 

Gestaltung des Grabes – Ausdruck unseres christlichen Glaubens


 

Eine einheitliche, für alle gültige Form, wie man verstorbene Angehörige bestattet, wie man ihr Grab gestaltet, gibt es heute nicht mehr. Individualisierung hat auch hier Einzug gehalten. Zum einen ist das eine Chance, die Erinnerung an einen lieben Verstorbenen persönlich zu gestalten. Aber wichtig ist, dass beim Begräbnis oder bei der Gestaltung eines Grabes auch unser christli­cher Glaube Ausdruck findet, und das ist bei so manchem, was derzeit bei Be­stattungen en vogue ist, nicht immer der Fall.


 

Totenlichter sind auch Hoffnungsfackeln


 

Für Christen geht es um mehr als ein Erinnern an die Verstorbenen. Die kleinen Totenlichter, die wir zu Allerseelen auf den Gräbern unserer Toten anzünden, das sind nicht bloße Erinne­rungs­lichter, sondern Hoffnungsfackeln. Sie künden von unserer österlichen Hoffnung auf eine Neuerschaffung der Welt. Die Grablichter sind Signale des herannahenden Reiches Got­tes, Vorzeichen der neuen Welt, in der auch das Leben unserer Verstorbenen neu aufleuch­ten wird.

Der Friedhof ist deshalb nicht nur Stätte der Trauer, sondern auch ein Ort der Hoffnung. Un­ser Glaube sagt uns: Die Verstorbenen werden wie Christus zum Leben auferstehen und für immer bei Gott sein. Die Auferweckung Jesu ist das entscheidende Datum für unseren Um­gang mit dem Tod und mit den Toten. Weil Gottes Sohn unser Menschenbruder geworden und damit in allem uns gleich geworden ist – außer der Sünde -, darum musste er auch den Tod sterben, das allgemeine Los des menschlichen Lebens mit uns teilen. Aber sein Tod hat die Wende gebracht. Mit ihm ist Gott selbst in den Tod hineingegangen und hat ihn entmach­tet. So sind Jesu Tod und Auferstehung das Tor zum österlichen Leben für alle Menschen geworden.

Auferstehung und ewiges Leben sind unsere Hoffnung. Doch woran sieht man, dass wir das glauben, dass diese Osterhoffnung für alle Menschen unseren Umgang mit dem Tod und den Toten prägt? Ich will Ihnen dazu drei Gedanken mitgeben.


 

„Osterhoffnung“ bei Umgang mit Tod


 

Erstens: In unserer hochtechnisierten oder virtuellen Welt verlieren wir manchmal aus den Augen, dass wir Menschen mit Leib und Seele sind. Durch unseren Leib nehmen wir die Schöp­fung wahr. Durch unseren Leib setzen wir den Glauben in die Tat um. Durch den Leib zeigen nicht nur Mann und Frau einander Zuwendung. Unser Leib wird von Christus berührt in den Salbungen der Sakramente, bei Taufe, Firmung und Krankensalbung. Dieser Leib wird genährt durch die heilige Kommunion.

All das geht im Tod nicht verloren, es ist aufgehoben bei Gott. Das meint unser christliches Glaubensbekenntnis, wenn es von der Auferstehung des Leibes spricht. Das bedeutet, dass ich in meiner Ganzheit Gott schauen darf - mit allem, was ich bin und habe. Darum behandeln wir aber auch den toten Leib mit liebevoller Ehrfurcht. „Dein Leib war Tempel des Heiligen Geis­tes“, so spricht der Priester, wenn er bei der Beerdigung den Sarg beweihräuchert.

Der zweite Gedanke hängt damit zusammen. Oft höre ich im Gespräch mit Leuten, die über die Art ihrer Bestattung nachdenken, die Sorge, wie denn die Grabpflege bewerkstelligt wer­den soll. „Ich will keinem eine Last aufbürden“, so heißt es dann oft. Und gibt dann den Aus­schlag für eine Urnenbeisetzung oder immer öfter auch für eine anonyme Bestattung ganz ohne markiertes Grab. Das verstehe ich einerseits.

Aber Trauer und liebevolle Verbundenheit, Glaube und Hoffnung brauchen einen konkreten Ort, an dem sie ausgedrückt werden. Dass Sie alle heute nicht einfach von zuhause aus, auf der Couch sitzend, an Ihre Verstorbenen denken, sondern sich auf den Weg gemacht haben und an ihre Gräber gehen – vielleicht sogar von weit her -, beweist das. Hinterbliebene brau­chen einen konkreten Ort für ihr Gedenken. Hier liegt er oder sie. Hier steht sein oder ihr Name. Der Be­such am Grab und die Pflege des Grabes sind ein Ausdruck der Liebe, der Verbundenheit. Sie drücken eine Gemeinschaft über den Tod hinaus aus. Und dieser Glaube braucht Ort und Na­men.


 

Durch Zeichen und Symbole wird Glaube deutlich


 

Noch ein Drittes, liebe Gemeinde: Auch durch Zeichen und Symbole wird sichtbar, was wir glauben. Das deutlichste christliche Zeichen ist das Kreuz. Beim christlichen Begräbnis wird es über dem Grab aufgerichtet. Es ist kein Zeichen des Todes, sondern des Lebens. Es erinnert uns: Wir sind getauft. Wir sind von Gott angenommen als seine Kinder. So sehr liebt er uns, dass er seinen eigenen Sohn für uns hingegeben hat. Das Kreuz ist Ausdruck dieser göttlichen Liebe. Als Getaufte sind wir mit hineingenommen in Jesu Tod und damit in seine Auferste­hung. Jesus hat uns zum ewigen Leben berufen. Ein Kreuz auf unseren Gräbern zeigt: Wir glauben, dass er sein Versprechen an uns erfüllt. Er wird auch mich auferwecken.

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, diese Gedanken will ich Ihnen heute, zu Allerseelen, mitgeben. Ich weiß, es ist nicht immer möglich, im Blick auf unsere Toten und ihre Gräber all das zu verwirklichen. Darum möchte ich schließen mit einem Wort der heiligen Monika kurz vor ihrem Tod. Einer ihrer Söhne machte sich Sorgen, weil sie fern der Heimat sterben würde. Und da hat sie zu ihm gesagt: „Begrabt diesen Leib irgendwo, macht euch keine Sorge um ihn. Nur darum bitte ich: Wo immer ihr seid, denkt an mich am Altare Gottes!“ Ja, das wich­tigste Zeichen unseres Glaubens ist das Gebet für unsere Toten, wozu wir jetzt beisammen sind - in Dank und Bitte -, und in der Feier jeder heiligen Messe.

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