Kunst, Literatur
Der Ursprung liegt bei Van Gogh
Die Werke des renommierten Künstlers Ulrich Tyroller lassen sich schwer in eine Schublade stecken. Foto: Kulturamt Straubing – Vergrößern durch Anklicken!
Jubiläumsausstellung zum 80. Geburtstag des Künstlers Ulrich Tyroller
Der in Straubing geborene Künstler Ulrich Tyroller feierte in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass läuft noch bis Sonntag, 17. November, eine Jubiläumsausstellung in der Galerie Halle II an der Heerstraße in Straubing.
Gezeigt werden Arbeiten des Malers und Objektkünstlers aus der jüngsten Vergangenheit bis zurück zum Beginn seiner Tätigkeit als Künstler in den 1960er-Jahren.Neu sind vor allem großformatige Werke, die vor einigen Jahren im Urlaub in Indien entstanden sind und an denen Ulrich Tyroller bis heute malt. Die besondere Herausforderung in diesem Bilderzyklus ist es für den Künstler, blasse Haut im hellen Sonnenlicht darzustellen.
Wenige ältere Arbeiten reichen zurück bis ins Jahr 1961, das Jahr, in dem sein Interesse an Malerei durch einen Vortrag über Van Gogh geweckt wurde. Ausgestellt sind vor allem Zeichnungen und einige der wenigen noch vorhandenen Malereien aus dieser Zeit. Nach seiner Schulzeit am humanistischen Gymnasium in Straubing studierte Ulrich Tyroller an der Akademie der Bildenden Künste in München. Aktuell lebt und arbeitet er in Hirschberg, einem Ortsteil der Gemeinde Falkenfels im Bayerischen Wald, und in Berlin.
Redaktioneller Vorbericht vom 9. Oktober 2024 (Gen. der Lokalredaktion)
Ulrich Tyroller. Kunst als Reise, die nie endet
„Manchmal mag man einen Schweinsbraten, manchmal eine Torte“: Ulrich Tyroller lässt sich in keine künstlerische Schublade stecken.
Das Zusammenspiel von Licht und Wahrnehmung: Anlässlich seines 80. Geburtstags sind die Arbeiten des Malers und Objektkünstlers Ulrich Tyroller im Alten Schlachthof zu sehen
In diesem Jahr feierte der renommierte Maler und Objektkünstler Ulrich Tyroller seinen 80. Geburtstag. Der 1944 in Straubing geborene Künstler hat sich über Jahrzehnte hinweg einen Namen in der Bildenden Kunst gemacht – nicht nur in Bayern, sondern weit über die Grenzen hinaus. Eine Jubiläumsausstellung in der Galerie II im Alten Schlachthof zeigt nun eine Auswahl seiner Arbeiten auf teils großformatigen Werken, die durch ihre intensive Auseinandersetzung mit Licht und Farbe den Betrachter beeindrucken.
Es waren Bilder von Van Gogh und Gauguin, die ihm die Welt der Farben und Formen eröffneten und ihm die Möglichkeit boten, die Welt und sich selbst zu verstehen. Nach seiner Schulzeit am humanistischen Gymnasium in Straubing studierte Tyroller an der Akademie der Bildenden Künste in München. Dort perfektionierte er seine Technik und fand zu seinem eigenen Stil, der klassische Formen mit modernen Ansätzen kombiniert, immer verbunden mit einer stetigen Suche nach neuen Ausdrucksformen.
„Die Stangen II“: Installation am Jahnplatz
Eine seiner eigenwilligsten Installationen ist das Projekt „Die Stangen II“, das in Straubing am Jahnplatz steht. Die Spiegelungen und Lichtbrechungen dieser interaktiven Installation verändern sich je nach Blickwinkel des Betrachters und Tageszeit.
Hier zeigt sich Tyrollers Faszination für die Flüchtigkeit des Augenblicks: „Wie bei einer Sonnenfinsternis ist hier die Farbigkeit ein einmaliges Ereignis, das man nicht reproduzieren kann.“ In dieser Arbeit, wie in vielen anderen seiner Werke, geht es ihm um das Zusammenspiel von Licht und Wahrnehmung. Der Betrachter wird aktiv in den künstlerischen Prozess eingebunden, jeder erlebt das Werk anders, abhängig von seiner eigenen Position im Raum.
Tyrollers Kunst ist schwer in eine Schublade zu stecken – auf die Frage, welche Ausdrucksform er bevorzugt, meint er in seiner unkonventionellen Art: „Manchmal mag man einen Schweinsbraten, manchmal eine Torte – es ist mehr die Neugier über das Ergebnis, die den Ausschlag gibt.“
Ein weiteres zentrales Thema in seinem Werk ist die menschliche Figur. Tyroller fasziniert die Darstellung des Menschen in seiner ganzen Vielfalt – von der idealisierten Form bis hin zu den Brüchen und Unvollkommenheiten des Lebens.
Die Welt durch das Prisma des Lichts betrachten
Seine farbintensiven, großformatigen Werke, wie jene aus seiner „Licht und Haut“-Reihe, spiegeln diesen Ansatz wider. Tyroller hat hier einen besonders faszinierenden Weg gefunden, das Wechselspiel von Licht auf der menschlichen Haut darzustellen: „Kleine Äderchen unter der Oberfläche färben die Haut rötlich, aber erst mit dem Blau des Himmels und dem Licht des Moments ergibt sich ein natürliches Farbspiel.“ Vor der Malerei interessierte sich Tyroller für Technik und Physik, dem Zusammenspiel von Licht und Bewegung, das er häufig auch in seinen Arbeiten thematisiert. Hierbei geht es ihm stets um das visuelle Erlebnis im Augenblick des Betrachtens. Seine jüngeren Arbeiten bestehen oft aus Fotografien, die er mit digitalen Effekten bearbeitet, oder Folienarbeiten, die das Licht in urbanen Räumen mit einbeziehen. „Licht schafft Räume“ – das ist seine Intention. Aber immer sind es neue Herausforderungen, die Ulrich Tyroller antreiben: „Kunst dient mir in gewisser Weise als Therapie – als existenzielle Kompensation.“
Ulrich Tyroller: Der abenteuerliche Weg zum Wirtshaus, Öl auf Leinwand, 2017. Vergrößern durch Anklicken!
Auch wenn er an keinem konkreten Projekt arbeitet, findet man Ulrich Tyroller fast täglich in seinem Atelier in Hirschberg, immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen. Mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Realismus und Abstraktion und einem feinen Gespür für das Flüchtige ist sein Werk eine Einladung, die Welt durch das Prisma des Lichts zu betrachten. Für ihn ist die Kunst ein ständiger Prozess, eine Reise, die nie endet.
Info
Die Ausstellung „Verschiedene Zeiten“ im Alten Schlachthof ist noch bis 17. November, jeweils donnerstags von 16 bis 20 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzlich besteht die Möglichkeit zum Besuch am Freitag, 1. November, von 11 bis 17 Uhr.
Rainer Luft/BOG Zeitung vom 9. Oktober 2024 (Gen. der Lokalredaktion)
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