300 Jahre Grundsteinlegung Pfarrkirche Haselbach - Predigt

Predigt am 27. April 2013 - Pfarrer P. Dominik Daschner

 

Gestern auf den Tag genau vor 300 Jahren, am 26. April 1713, haben die Haselbacher Katholiken, unsere Väter und Mütter im Glauben, den Grundstein zum Erweiterungsbau unserer Pfarrkirche ge­legt, für jenen Bau also, so wie unsere Pfarrkirche heute dasteht. Eine Kirche gab es in Hasel­bach freilich schon Jahrhunderte zuvor. An gleicher Stelle haben Ausgrabungen eine romani­sche Vorgängerkirche aus dem 12./13. Jahrhundert freigelegt. Möglicherweise hat es davor auch schon einen hölzernen Kirchenbau in Haselbach gegeben. In der Zeit der Gotik wurde der romanische Kirchenbau dann ein Stückchen nach Westen verlängert, um mehr Platz darin zu schaffen. Und vor 300 Jahren war auch diese Kirche anscheinend wieder zu klein geworden, so dass man sich damals entschlossen hat, den bestehenden Bau den neuen Gegebenheiten anzupassen und die Kirche zu erweitern.

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Diese Baugeschichte unserer Pfarrkirche erscheint mir wie ein direktes Spiegelbild dessen, was wir in der Zweiten Lesung gehört haben – hier, bei unserer Kirche: der Bau aus Steinen und Mörtel; dort ist es im Blick auf die Kirche aus lebendigen Steinen gesagt -, wenn Paulus den Christen in Korinth schreibt, er habe dort für die Kirche, den Bau Gottes, wie ein guter Bau­meister den Grund gelegt; „ein anderer baut darauf weiter. Aber jeder soll darauf achten, wie er weiterbaut.“ Unsere Vorfahren damals vor 300 Jahren haben die Kirche hier in Haselbach erweitert, sie den Erfordernissen ihrer Zeit angepasst, sie weitergebaut – zunächst einmal rein architektonisch, aber auch im übertragenen, geistlichen Sinn weitergebaut am Reich Gottes, Kirche weitergebaut in ihre Zeit hinein.

Heute sind wir es, die die Kirche in die Zukunft tragen, heute bauen wir Kirche weiter, in un­sere heutige Zeit hinein. „Aggiornamento“ – Verheutigung der Kirche, das war ein wichtiges Stichwort des Konzilspapstes Johannes‘ XXIII. Den Glauben in unsere heutige Zeit hineinsagen, mit ihren Fragen und Problemen. Dazu muss die Kirche selbst auf der Höhe der Zeit sein, muss die Zeichen der Zeit kennen und deuten können, und sich dabei auch selbst weiterentwickeln.

Kirche weiterbauen in die heutige Zeit hinein, das meint freilich nicht, dass sich die Kirche ein­fach dem Zeitgeist anpassen darf, ihr Fähnchen in den Wind der jeweils vorherrschenden Meinung hängen, sich der aktuellen Mode, dem Geschmack der Massen angleichen soll. Der Grund, auf dem wir weiterbauen, bleibt Christus. Er ist der Grund, der gelegt wurde, wie Paulus schreibt, das Fundament. Und „einen anderen Grund kann niemand legen, als den, der gelegt ist: Jesus Christus.“

In den Hunderten von Jahren der Geschichte sind schon manche moderne Strömungen und Flutwellen des Zeitgeists gegen das Haus der Kirche herangebrandet, wie Jesus selber im Evangelium vorausgesagt hat. Die Kirche - auch hier in Haselbach - ist dennoch bestehen ge­blieben. Nicht unbedingt unseretwegen, die wir doch leicht wankelmütig werden, wenn Ande­res, Neues auf uns einströmt, sondern weil sie in Christus ein stabiles Fundament hat. Er ist der feste Grund, auf den die Kirche gebaut ist, ihr Felsenfundament.

An ihm, an Christus, müssen wir deshalb das Maß nehmen für unser Weiterbauen an seiner Kirche, Maß nehmen an seiner Gesinnung, an seinem Reden und Handeln, an seinem Vorbild an Gottes- und Nächstenliebe, und das dann übersetzen hinein in unsere Zeit, es konkret werden lassen unter unseren modernen, heutigen Bedingungen.

„Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein“, so hat der große Theologe Karl Rahner einmal geschrieben. Und er meint damit: Ein heutiger Christ muss einer sein, der wirklich etwas im Glauben erfahren hat, andernfalls wird sein Glaube nicht durchtragen. Kirche baut sich auf aus Menschen, die eine Gotteserfahrung gemacht ha­ben.

Das ist an unserer Ersten Lesung heute, aus dem Alten Testament, schön abzulesen. Jakob hat sich auf der Flucht vor seinem Bruder Esau schlafen gelegt – ein provisorisches Nachtlager mit einem Stein als Kopfkissen. Nachts hat er seine Vision von der Himmelsleiter. Er sieht Engel darauf auf- und niedersteigen, als Verbindung zwischen Himmel und Erde, und er ver­nimmt von Gott her die Zusage: „Ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst… Ich verlasse dich nicht.“

Eine tiefe Gotteserfahrung, die Jakob da nachts im Traum zuteil geworden ist. Am Morgen, so heißt es in der biblischen Erzählung, nimmt er den Stein, auf dem er geschlafen hatte, und richtet ihn als Altar auf, als einen heiligen Ort, denn – so sagt er – „hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.“ Die Erfahrung mit Gott, die Jakob gemacht hat, lässt ihn einen heiligen Ort für Gott errichten.

Nicht anders ist das heute mit uns. Kirche baut sich auf aus Menschen wie Jakob, die eine Gotteserfahrung gemacht haben und Gott in ihrem Leben Raum geben. Um Kirche in die Zukunft hinein weiterzubauen, braucht es Menschen, die persönlich etwas von Gott erfahren haben. Menschen, die nicht nur glauben, dass es Gott gibt – also eine eher theoretische Anerkenntnis eines höheren Wesens -, sondern die von Herzen, aus eigener Erfahrung ihr Credo sprechen können.

Wir sind es gewohnt, dass wir im Credo, im Glaubensbekenntnis also, bekennen: „Ich glaube an Gott, den Vater…“ und so weiter. Das hört sich so an, als ob gemeint sei: Ich glaube, dass es Gott, den Vater gibt, dass es Jesus Christus gibt und dass es den Heiligen Geist gibt. Das ist natürlich nicht falsch. Aber unser Glaubensbekenntnis meint eigentlich viel mehr, meint un­endlich viel Tieferes.

Das wird deutlich, wenn wir uns den lateinischen Wortlaut vor Augen halten. Im Lateinischen heißt es hier: „Credo in Deum…“ Wer in der Schule Latein gehabt hat, weiß, dass das der vierte Fall ist: Akkusativ. Und „in“ mit dem vierten Fall heißt nicht einfach „an“, sondern „hin zu“, also hin zu etwas oder jemandem. Beim Glaubensbekenntnis müssten wir also rich­tig übersetzen: „Ich glaube hin zu Gott, dem Vater…, hin zu Jesus Christus…, hin zum Heili­gen Geist.“

Und wenn man dann das Wort „Credo“ einmal genauer anschaut, dann zeigt sich erst die ganze Tiefe dieses Bekenntnisses. „Credo“ ist ein zusammengenuscheltes „cor do“. „Cor“ ist das lateinische Wort für „Herz“, und „do“ bedeutet; „ich gebe“; zusammengenommen also: „Ich gebe mein Herz“. Das meint Glauben: sein Herz geben. Beim Glaubensbekenntnis sagen wir also nicht einfach: Ich glaube, dass es Gott gibt, sondern: „Ich gebe mein Herz hin zu Gott, dem Vater, hin zu Jesus Christus, seinem Sohn, hin zum Heiligen Geist.“ Ich hänge mein Herz an Gott.

So kann nur sprechen, wer persönlich etwas von Gott erfahren hat, wer im Glauben sein Herz tatsächlich an Gott gehängt hat. Mit solchen Menschen baut Christus seine Kirche weiter. Ich hoffe, wir alle sind solche Menschen; und die Generationen nach uns werden einmal über uns sagen können, dass wir die Kirche hier in Haselbach aus einem solchen gläubigen Herzen heraus weiter­gebaut haben auf dem Grund, der gelegt ist in Jesus Christus. So wie wir das heute von unse­ren Vätern und Müttern im Glauben tun, wenn wir 300 Jahre Grundsteinlegung unserer Pfarr­kirche feiern.


 

Tote und lebende Steine

Festgottesdienst anlässlich der Grundsteinlegung

 

Am Wochenende versammelten sich Gläubige in der Pfarrkirche Sankt Jakob, um der Grundsteinlegung zu gedenken, die am 26. April 1713 den Beginn der Erweiterung zur heutigen Pfarrkirche markierte. Nach dem Eingangslied „Ein Haus voll Glorie schaut weit über alle Land“ begrüßte Pater Dominik Daschner OPraem, der zusammen mit Gemeindereferentin Birgit Blatz und 13 Ministranten die Messe zelebrierte, die Anwesenden und zeigte auf, dass sich die Pfarrkirche aus Steinen und die Kirche aus lebenden Christen trage.

 

Sowohl die Lesungen als auch das Evangelium handelten von Jakobs Traum von der Himmelsleiter, dem Tempel Gottes und dem Haus, das auf festes Fundament gebaut sei.

 

Auch die Lieder des Kirchenchors unter der Leitung von Xaver Schätz und die Festbeleuchtung gaben der Feier einen würdigen Rahmen. In seiner Predigt sprach Pater Dominik die geschichtliche Entwicklung von einem romanischen Gotteshaus des 12./13. Jahrhunderts über die Grundsteinlegung des Erweiterungsbaus bis hin zur heutigen Pfarrkirche an.

 

Schon immer wurden Kirchen weitergebaut für die nachfolgenden Generationen. Wichtig sei, nach Peter Dominik, dass Christus als Felsenfundament und Richtschnur der Kirche Halt gebe. Nach der Hl. Kommunion sang die Gemeinde zum Abschluss „Nun danket alle Gott“ und das Marienlied „Maria breit den Mantel aus“.

Quelle: Siegfried Schuster, in: SR-Tagblatt vom 1. Mai 2013, Seite 25


 

>>> Weiterführende Literatur: Karl Böhm, in: Mitterfelser Magazin 4/1998, Seite 70 ff [Kirchengrabung in Haselbach mit Fund romanischer Wandziegelplatten im Jahre 1990]

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