Brauchtum
Ein eingesessener Handwerksbetrieb in dritter Generation: Firma Dietl in Mitterfels
Ein Beitrag zum 90-jährigen Firmenjubiläum und der Einweihung eines Neubaus - aus: Mitterfelser Magazin 11/2005
Es begann im Jahre 1927. Der 23-jährige Josef Pellkofer, einer von vier Söhnen des Spenglermeisters Matthias Pellkofer in Straubing, wollte sich zusammen mit seiner Frau Anna eine eigene Existenz aufbauen. Da kam es ihm gelegen, dass im nahen Mitterfels die „Schlosserei und Spänglerei Wilhelm Schneider” zum Verkauf stand. Die Eheleute Pellkofer ergriffen die Gelegenheit und erwarben das Haus in der Burgstraße, das nunmehr über viele Jahrzehnte der Sitz eines Handwerksbetriebes sein sollte.
Josef und Anna Pellkofer mit Tochter Anneliese vor ihrem Geschäft.
Josef Pellkofer, der mittlerweile im Jahre 1928 seine Meisterprüfung als Installateur- und Spenglermeister abgelegt hatte, erwarb sich sehr bald einen guten Ruf als seriöser Handwerker, der in vielen Notlagen von den Mitterfelser Bürgern aufgesucht wurde. Einem überlieferten Firmenbriefkopf entsprechend bot der junge Meister daneben noch das folgende Angebot an: geprüfter Blitzableitersetzer, autogenische Schweißerei, gut sortiertes Lager in Haus- und Küchengeräten, in Emaille-, Blech-, Porzellan- und Eisenwaren, Werkzeuge und Beschläge, Drahtgeflechte, Bauartikel, Kochherde und Öfen, Waschkesselöfen, Fahrräder und -ersatzteile, Bienenzuchtgeräte (Josef Pellkofer war selber leidenschaftlicher Imker), Farben, Öle und Lacke.
Besonders rege war der Besuch in der Werkstatt jeden Samstag. Über viele Jahre hinweg war samstags „Flicktag”, an dem die einheimische Bevölkerung ihre löchrigen Bratpfannen, Töpfe, Haferl, Kartoffeldämpfer und undichten Blech-Wärmflaschen löten lassen konnte. Wie aus alten Unterlagen hervorgeht, war ein Schwerpunkt des Geschäftes in den Anfangsjahren der Bau von Kochherden und Sägespäneöfen. In der Zeit bis 1954 bildete Josef Pellkofer insgesamt 12 Lehrlinge aus, denen zum Teil auch Kost und Logie gewährt wurde.
Einen Aufschwung erlebte der Handwerksbetrieb durch den Wasserleitungsbau nach dem 2. Weltkrieg. Als Mitterfels ab dem Jahre 1947 schrittweise an die Wasserleitung angeschlossen wurde, kamen für den jungen Handwerksbetrieb neue Aufgabengebiete hinzu, und dies nicht nur in Mitterfels, sondern auch in den umliegenden Gemeinden. Alte Fotos aus der Zeit der 50er Jahre belegen den Wasserleitungsbau in Windberg, bei dem Josef Pellkofer maßgeblich beteiligt war. Mit dem neu erworbenen Opel Olympia oder dem Motorrad war er den ganzen Tag auf der Baustelle, während die Ehefrau Anna daheim die inzwischen geborene Tochter Anneliese und das Geschäft für Eisenwaren, Haushaltswaren, Werkzeuge, Farben, später noch Spielwaren und Geschenkartikel versorgte. Kunden aus nah und fern (Haselbach, Haibach, Ascha) waren täglich im Laden in der Burgstraße, war doch Anna Pellkofer bekannt bei der damals überwiegend landwirtschaftlich geprägten Einwohnerschaft für ihre starken Viehketten, für das gut sortierte Angebot an Nägeln und Farben sowie für die schneidigen Messer und haltbaren Töpfe für Mutters Haushalt!
Tochter Anneliese, seit 1951 mit Leo Dietl verheiratet, übernahm im Jahre 1957 zusammen mit ihrem Ehemann, der dann im Jahre 1958 die Meisterprüfung abgelegt hat, den elterlichen Betrieb. Dem Bauboom der 60er und 70er Jahre in Mitterfels und Umgebung war es zu verdanken, dass der Handwerksbetrieb expandierte und mehrere Mitarbeiter umfasste. Viele Lehrlinge aus der näheren und weiteren Umgebung gingen durch die Schule des Meisters Leo Dietl.
Die Aufträge im Sanitär- und Spenglerbereich vieler privater und öffentlicher Bauherren bei Neubau und Altbausanierung wurden immer umfangreicher, die Höhen, in denen Arbeiten verrichtet werden mussten, wurden immer größer, z. B. bei der Blecheindeckung des neuen Kirchturmes in der Lindenstraße in Mitterfels im Jahre 1982. Neben den Handwerksleistungen erfolgte in der Burgstraße der Verkauf von Herden und Öfen sowie der Gasvertrieb.
Die Hoffnung der Eheleute Dietl war groß, dass einer ihrer beiden Söhne das Geschäft weiterführt. So war es denn auch: Der ältere Sohn Helmut entschied sich für die pädagogische Laufbahn, der jüngere Sohn Klaus, schon in seiner Kinder- und Jugendzeit hauptsächlich in der Werkstatt anzutreffen, trat in die Fußstapfen seines Vaters und absolvierte seine Lehre im elterlichen Betrieb. Er legte im Jahre 1989 seine Meisterprüfung vor der Handwerkskammer in Passau ab, die dritte Generation des Handwerksbetriebes stand in den Startlöchern!
Zusammen mit seiner Frau Annette, ebenfalls aus einem Handwerksbetrieb stammend, übernahm Klaus Dietl im Jahre 1993 den elterlichen Betrieb in der Burgstraße. Das junge Unternehmen verstand es von Anfang an mit traditionell seriöser Handwerksleistung im Bereich Sanitär-Heizung-Spenglerei zahlreiche Kunden an sich zu binden. So war es nur eine Frage der Zeit, bis der inzwischen in die Jahre gekommene Betrieb aus allen Nähten platzte und den Anforderungen eines modernen Handwerksbetriebes nicht mehr genügte: Ein Neubau wurde geplant an der Straubinger Straße, dem heutigen Firmensitz.
Auf diesem Gelände an der Straubinger Straße hat Handwerk und Handel schon Tradition in Mitterfels: In den 30er und 40er Jahren war dort ein Gemischtwarenladen, geführt von den Großeltern (väterlicherseits) Albert und Maria Dietl, einquartiert. In den 50er Jahren betrieb Maria Dietl dort eine Näherei mit ca. 10 Näherinnen, die für zahlreiche fliegende Händler auf Jahrmärkten, auch für das Kaufhaus Hafner in Straubing und für die Firma Schickedanz (heute Quelle) in Nürnberg Kleider und Schürzen, quasi am Fließband, nähte. In den 60er und 70er Jahren bestand dort das Auslieferungslager für Baumaterialien der Firma Schuhbauer Bogen, das von Maria Dietl geleitet wurde.
Auch was den Tätigkeitsbereich anbetrifft, ist der heutige Meisterbetrieb nicht mehr mit dem Handwerkbetrieb der Anfangszeit zu vergleichen. Die Firma, die derzeit 10 Mitarbeiter, davon 2 Auszubildende umfasst, ist Mitglied der Innung für Sanitär-Heizung-Spengler und Mitglied in der Gasgemeinschaft Straubing.
Aufträge für private und öffentliche Bauherren, auch über den Landkreis hinaus, umfassen heute, jeweils mit zeitgemäßer, innovativer Technik und dem wachsenden Umweltbewusstsein entsprechend, u. a. folgende Gewerke: sanitäre Installation für Alt- und Neubauten, Regenwassernutzungsanlagen, Heizungsinstallationen für Öl, Gas oder Holz, Öl- und Gasbrennwerttechnik, Kundendienste für Heizung und Sanitär, Installation von Solaranlagen, Einbau von Kleinkläranlagen, Bauspenglerarbeiten wie z. B. Ableitungen für Dachwasser, Kamineinfassungen und Kaminverkleidungen, Dachgauben- und Fassadenverkleidungen, Blechdächer, Schneefangsysteme u. a.
Die dritte und möglicherweise vierte Generation des Handwerksbetriebes Dietl
Aus der Ehe von Klaus und Annette gingen die Tochter Stefanie und die Zwillingsbuben Michael und Matthias hervor. Auch die Kinder sind häufig in der Werkstatt anzutreffen und wachsen mit der handwerklichen Tradition auf. Kündigt sich etwa hier eine vierte Generation des Handwerksbetriebes Dietl in Mitterfels an?
Quelle: Helmut Dietl, in: Mitterfelser Magazin 11/2005, S. 97 ff
Zum 90-jährigen Firmenjubiläum und zur Einweihung des Neubaus erschien am 28. Juli 2017 eine Sonderbeilage in der Bogener Zeitung.
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Hier einige Fotos, die die Fortschreibung der Firmengeschichte dokumentieren:
Große Jubiläumsfeier zum 90-jährigen Bestehen der Firma Dietl Sanitär
Die Ehrengäste bei der Besichtigung des neuen Ladens: Toni Hinterdobler, Klaus Dietl, MdL Josef Zellmeier, MdL Hans Ritt, Bürgermeister Heinrich Stenzel und Stellvertretender Landrat Eckl (von links).
„Die Firma Dietl beweist, dass eine umsichtige Geschäftsleitung, qualifizierte Mitarbeiter und die hohe Qualität der Arbeitsleistung durch nichts zu ersetzen sind“, betonte Bürgermeister Heinrich Stenzel aus Anlass des 90-jährigen Bestehens der Mitterfelser Traditionsfirma Dietl, Fachbetrieb für moderne Haustechnik. Toni Hinterdobler, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, brachte ein besonderes Geschenk mit: Er überreichte Klaus Dietl das Ehrenblatt der Handwerkskammer und zeichnete Senior Leo Dietl mit dem Goldenen M aus.
Mit Ehrengästen, Freunden und Nachbarn, Geschäftspartnern und Mitarbeitern, mit der Segnung der neuen Räume durch Ruhestandspfarrer Xaver Six, in Vertretung von Pfarrer Pater Dominik, und einem großen Dankeschön an alle Beteiligten feierten drei Generationen der Firma Dietl ihr 90-jähriges Bestehen. „Wir sind zusammen immer in eine Richtung gegangen“, betonten die Inhaber Klaus und Annette Dietl und erinnerten an den Beginn 1927, als sich der Spengler- und Installateurmeister Josef Pellkofer mit seiner Frau Anna in Mitterfels niederließ. Bald habe sich ein seriöser Handwerksbetrieb entwickelt, der auch Lehrlinge ausbildete. 1957 Übernahme des elterlichen Betriebes durch Anneliese und Ehemann Leo Dietl, 1993 Übergabe an Sohn Klaus und Ehefrau Annette, verbunden mit einer kontinuierlichen Weiterentwicklung und Vergrößerung. 1995 erfolgte der Neubau des Firmengebäudes an der Straubinger Straße und weitere Neubauten. 2013 konnte das benachbarte Kindergartengebäude erworben werden. Der Turm der ehemaligen Villa blieb erhalten und wurde geschickt in die Planung einbezogen. „Das sei ihr ein wichtiges Anliegen gewesen“, betonte Annette Dietl.
Toni Hinterdobler (rechts) überraschte Klaus Dietl (Mitte) mit dem Ehrenblatt der Handwerkskammer und Senior Leo Dietl mit dem Goldenen M.
Über drei Generationen hinweg habe sich die Firma Dietl in der Region einen guten Namen gemacht und sei bis heute darauf bedacht, den Wünschen der Kunden gerecht zu werden und gleichzeitig unternehmerisch umsichtig zu handeln, betonte Bürgermeister Heinrich Stenzel. Das sei auch zum Wohl der Marktgemeinde. Dass die Firmeninhaber Klaus und Annette Dietl den Turm des ehemaligen Kindergartens erhalten haben, sei ihm eine besondere Freude und nun ein prägendes Wahrzeichen in der Gemeinde. „Unternehmen wie diese machen Bayern stark und sind ein Standbein für den Wohlstand“, meinte der Landtagsabgeordnete Josef Zellmeier. Die Entwicklung der Firma Dietl sei beeindruckend. Das klassische Familienunternehmen mit seinen 20 Mitarbeitern und einer starken Bindung an die Heimat biete Ausbildungs- und Arbeitsplätze in der Region. Auch die Verbindung von Alt und Neu sei hervorragend gelungen, meinte Zellmeier. MdL Hans Ritt, selbst Handwerksmeister, machte es sehr kurz, sagte danke, würdigte die Leistungen der Familie Dietl, – „sie erinnern sich an ihre Wurzeln und denken an die Zukunft“ – und schloss mit einem Kompliment: „Wo die Firma Dietl gearbeitet hat, ist das Ergebnis mustergültig“. Stellvertretender Landrat Ferry Eckl lobte den Zusammenhalt der Generationen und freute sich über den gebliebenen Turm: „Das ist der Leuchtturm der Sanitäreinrichtung Dietl!“ Als Meister habe Klaus Dietl sein Fach gelernt, sei als Kopf des Unternehmens Impuls- und Ideengeber, habe aber auch das Risiko zu tragen, meinte Toni Hinterdobler, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. Unternehmersein sei nicht einfach. Die Kunden seien anspruchsvoller und bequemer geworden. Nur bei Kompetenz in Beratung, Planung und Ausführung bei modernster Technologie habe man eine Chance. Dem schloss sich die Besichtigung der neuen Räume an. Ein Glückwunschständchen gab es vom Duo Heinrich und Norbert Stenzel.
Quelle: Elisabeth Röhn/BOG Zeitung vom 1. August 2017
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