AK Heimatgeschichte Mitterfels e.V.
„Heiligenhäuserl“ und Kartoffelkrieg
Die Luftaufnahme aus dem Sommer des Jahres 1952 zeigt noch keine bauliche Entwicklung des Marktes Mitterfels.
Viel Wissenswertes im 23. Mitterfelser Magazin – Beiträge von 29 Autoren
Mitterfels. Der Jahrband 23/2017 des Mitterfelser Magazins, herausgegeben vom Arbeitskreis (AK) Heimatgeschichte Mitterfels, steckt wieder voller Überraschungen mit wissenschaftlichen und unterhaltsamen Beiträgen sowie jeder Menge farbiger Bilder in hoher Qualität. Mit dem Untertitel „Gestern – heute – morgen“ bietet es auf 170 Seiten 41 Beiträge über das Geschehen in Mitterfels, den Nachbargemeinden und darüber hinaus. Beigetragen haben 29 Autoren.Dank großzügiger Sponsoren und dank der ehrenamtlichen Arbeit der Autoren kommt das Heft ganz ohne Werbung aus. Franz Tosch vom Arbeitskreis wurde besonders gedankt: Als Layouter hat er Texte, Bilder und Schriften wieder meisterhaft ins rechte Licht gerückt.
Das Titelbild mit einem Gemälde des Mitterfelser Fotografen und Künstlers Hans Hausladen begeistert durch seine Buntheit und Lebendigkeit: „Palmbuschen am Palmsonntag 1928 bei Sankt Georg“ zeigt einen Zug von Ministranten mit Pfarrer und viel Jugend. An Hans Hausladen wird auch mit hervorragenden Porträts im Inneren des Heftes gedacht. Eine Sonderausstellung im Museum ist ihm gewidmet. Die Bilder und Fotografien bestimmen auch den 23. Band des Magazins. Da wird auf Luftaufnahmen aus den 50-er Jahren oder der Gegenüberstellung „Mitterfels gestern und heute“ von Herwig Hoinkes die rasante Entwicklung In der Point dokumentiert. Historisches auch von Günther Spießl: Er erzählt Radio- und Fernsehgeschichte, nicht nur aus Mitterfels, bis in unsere Tage.
Aus dem kirchlichen Leben
Im Lutherjahr 2017 darf das Reformationsjubiläum nicht fehlen. Aus diesem Anlass beleuchtet Doris Metzger die neue Lehre und beschreibt das aktive Leben in den evangelischen Kirchengemeinden in Bogen und Mitterfels. Das „Bauen für den Herrgott“ und die vielen alten und neuen Kapellen beschäftigen Herbert Becker: Die „Heiligenhäuserl“ sind Ausdruck tiefer Frömmigkeit. Und weil die Pfarrkirche in Haselbach zur Zeit renoviert wird, berichtet Franz Riepl über die Veränderungen von Sankt Jakobus im Lauf der Zeit und über ihre Pfarrherrn.
Das Ensemble um die Kirche von Haselbach auf einer Postkarte von 1947
An das Haselbacher Schulhaus richtet sich eine Liebeserklärung von Markus Schedlbauer. Ein wichtiges Thema ist die 180 Jahre lange Dampfschifffahrt auf der Donau. Von Sigurd Gall erfährt der Leser viel Wissenswertes daüber. Und Cornelia Landstorfer beweist in einem Bericht, dass ihre Vorfahren in Gschwendt vom Salzhandel lebten. Die Nachkriegsjahre sind immer wieder ein Thema im Magazin. Helmut Erwert beschreibt den schwierigen Neubeginn im Landkreis, Alois Bernkopf erinnert an das schreckliche Hungerjahr 1947, an viele Flüchtlinge, Lebensmittelkarten und den „Kartoffelkrieg“. Die Schwierigkeiten sind in Gemeinderatsbeschlüssen festgehalten, auch, dass Albert Dietl sen. von den amerikanischen Besatzern gegen seinen Willen zum Bürgermeister ernannt wurde.
Mit alten Dokumenten und Bildern beleuchtet Ludwig Gratzl die Chronik des Schmelmerhofes in der Gemeinde Haibach. Kunst und Kultur haben immer einen festen Platz im Magazin. Das Projekt „Kunstraum Mitterfels“, das als kleines Buch vorliegt, wird von Elisabeth Vogl vorgestellt; Wolfgang Hammer beschreibt sehenswertes Blechspielzeug und seine Hintergründe im Burgmuseum und, als Sinnbild der Vergänglichkeit, das alte Wittmannkreuz im Museumshof. Auf die Bedeutung der Schriftpflege und schöner alter Handschriften, auch auf Dokumente des bayerischen Finanzwesens, macht Edda Fendl aufmerksam. Die Geschichte eines unergründlichen Tongesichtes erzählt Rudolf Irrgang, und die Luftaufnahmen von Alex Kutzer geben Rätsel auf. Gertrud Graf stellt „Zauberpflanzen“ und daraus gewonnene Elixiere vor, bei Martin Graf geht es mit eindrucksvollen Bildern ums Wettergeschehen 2016 und Michael Westerholz beschreibt ein „märchenhaftes“ Mitterfelser Gebäck. Auch die Natur kommt nicht zu kurz: Claus-Bernhard Weber berichtet über Nachwuchs bei Adebars, Norbert Kühnel beschreibt, wie ein alter Hausbaum fallen muss, und Wilhelm Biela erzählt allerlei Wissenswertes über die Eibe. Ihre Liebe zum Luchs hat die Lyrikerin Birgit Mühlbauer in ein wunderschönes Gedicht gepackt und bricht eine Lanze für die Jäger.
Nachruf auf ein Original
Es gibt auch etwas zu lachen im Magazin: Sigurd Gall hat immer lustige Sprüch´ und Weisheiten auf Lager, im Dialekt natürlich. Und dass der bayerische Dialekt keineswegs verstaubt ist, beweist ein Interview mit Sepp Obermeier, Erfinder der Bayerischen Spachwurzel. Die zunehmenden „Inszenierungen“ der Rauhnächte betrachtet Franz Tosch allerdings kritisch, und zu guter Letzt widmet Günther Spießl dem verstorbenen Mitterfelser Original Sepp Attenberger einen liebevollen Nachruf.
Fazit: Wer einmal im Magazin zu blättern und lesen beginnt, kann fast nicht mehr damit aufhören. Zu haben sind die Magazine bei Schreibwaren Stolz, bei den Mitterfelser Banken, bei der Raiffeisenbank Falkenfels, in der Buchhandlung Winkelmeier (Bogen) und bei Bücher Pustet (Straubing).
Quelle: Elisabeth Röhn /BOG Zeitung vom 17. Juli 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
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