
Foto: Einmarsch der Amerikaner in einem Dorf im Vorwald
25. April 1945 in Mitterfels: KZ-Todesmarsch und Einmarsch der Amerikaner
Der 25. April des Jahres 1945 gilt bei allen Mitterfelsern, den älteren wie den jüngeren, wenn sie sich mit ihrem Ort identifizieren, als ein Tag, an dem „Zeitgeschichte“ ins Dorf kam.
Zuerst wurde auch die Bevölkerung von Mitterfels, die den 2. Weltkrieg nur aus der Distanz erlebte, mit dem blutigen Nazi-Terror konfrontiert. Nach einem Himmler-Befehl sollte kein KZ-Häftling lebend in die Hände der Alliierten fallen. Die blutige Spur eines „KZ-Todesmarsches“ mit Häftlingen aus dem Konzentrationslager Flossenbürg zog sich durch unser Dorf. (Der AK Heimatgeschichte berichtete darüber, zuletzt im Mitterfelser Magazin 11/2005). 60 Jahre danach, vor 5 Jahren also, gedachten wir Mitterfelser mit einem Mahnmal im Friedhof dieser schrecklichen Geschehnisse.Als Schlossermeister Ernst Stapf den Durchzug der Häftlinge um 11¼ von seinem Haus aus sah, nahm er Josef Kräh auf sein Motorrad und fuhr nach Ascha, den Amerikanern entgegen. Die beiden trafen im Ort auf eine Panzerabteilung, die von Pilgramsberg her kam. Stapf zog das Taschentuch und verlangte einen amerikanischen Offizier. Im vierten Panzer meldete sich einer und diesem erzählte er, dass etwa 400 politische Sträflinge durch Mitterfels, wahrscheinlich Agendorf zu, getrieben worden seien. Stapf und Kräh konnten in einem Panzerspähwagen bis Au bei Gschwendt mitfahren. Dort mussten sie aussteigen und nach Ascha umkehren, da die Amerikaner deutsche Truppen in der Nähe vermuteten. Die beiden fuhren auf dem Motorrad wieder heim. Von ihnen erfuhren wir, dass die „Ami“ in Ascha seien und dass eine Abteilung die Straße von Ascha herangefahren und nach Haselbach abgebogen sei. Bürgermeister Schmatz und Schlossermeister Stapf fuhren bis an die Straßengabelung und erwarteten dort die Amerikaner. Der Bürgermeister gab die Versicherung ab, dass Mitterfels nicht verteidigt werde. Der Offizier sagte, dass der Bürgermeister mit seinem Kopf für Ruhe bürgen müsse.
Wir im unteren Dorf hörten dann, dass die Amerikaner jetzt beim Sattlermeister Hösl, dann beim früheren Feuerwehrhaus und schließlich bei der Gendarmerie stünden. Voll Schrecken lief alles hin und her. Ich ging um ½ 3 Uhr zur Gendarmerie und sah dort zwei Panzerwagen auf der Straße. Amerikanische Soldaten mit Maschinenpistolen gingen herum. Soldaten der deutschen Wehrmacht sammelten sich gerade in der Nähe, legten ihre Waffen und ihre Ausrüstung ab. Aus allen Häusern hingen weiße Fahnen. Ein Befehl des amerikanischen Oberbefehlshabers General Eisenhower wurde eben angeschlagen, wonach alle Waffen, Feldstecher und Fotoapparate beim Bürgermeister abzugeben seien. Ein zweiter Anschlag verkündigte, dass alle Organisationen der NSDAP aufgelöst seien.
Dann fuhren die Amerikaner wieder ab, und wir gingen heim. Auf den Feldern zwischen Schmid Michl, Hafner und Attenberger Josef fanden wir alles zertrampelt, die Saat in den Boden gestampft, von Autos zerwühlt. Hier war für kurze Zeit ein Feldverbandsplatz errichtet worden. Und auf den Landstraßen nach Norden stauten sich unabsehbare Schlangen von Fahrzeugen, die nach Süden nicht mehr weiterkamen.