Umweltthemen
Klimaschutz bedeutet Umweltschutz - Steinacher Moos leistet wichtigen Beitrag
Das Steinacher Moos gehört zu einem der wenigen Niedermoore in Landkreis. In dem Areal auf der Parkstettener Niederterrasse zwischen Vorwald und Donau leben viele seltene Tier und Pflanzenarten, angefangen vom Blaukehlchen bis zu Orchideen (verschiedene Knabenkräuter). Ein Großteil des Gebiets, etwa 55 Hektar, gehört dem Landesbund für Vogel-, Arten- und Biotopschutz (LBV). Teilweise handelt es sich um geschützte Landschaftsbestandteile.
„Niedermoore, auch Flachmoore (altbayerisch „Möser“) werden mit Grund-, Quell- oder Seewasser gespeist. Sie entstehen durch Verlandung von Seen und Tümpeln oder durch Versumpfung von Mulden in Fluss- und Bachtälern“, erläutert der stellvertretende LBV-Kreisgruppen-Vorsitzende Claus-B. Weber. An Hängen mit Quellaustritten können sie sich ebenfalls entwickeln. Die abgestorbene Vegetationsschicht kann nicht ausreichend zersetzt werden. Es entsteht Torf. In 100 Jahren nimmt die Mächtigkeit nur um rund fünf Zentimeter zu. Wie ein nasser Schwamm speichert er von nun an die Feuchtigkeit und trägt damit zur Reduzierung von Hochwasser bei.
Einst waren weite Teile Bayerns von ihnen bedeckt („Sehen und schätzen lernen“, Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen, 1995). Von den rund 140.000 Hektar, vorwiegend an Alpenrand und Donau gelegenen Flächen, ist nur noch ein Bruchteil vorhanden. Auch er wird durch menschliche Eingriffe ständig verändert. In der aktuellen Moorübersichtskarte von Bayern (Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2011) sind im Landkreisgebiet nur noch fünf intakte Niedermoore eingetragen. Eins der wenigen ist das Moos bei Steinach.
Abwechslungsreiche Landschaft
Die hier bis zu zwei Meter starken Moorböden werden - sofern im LBV-Besitz - seit fast 20 Jahren nicht mehr gedüngt und nur extensiv oder gar nicht bewirtschaftet. Auf diesen Wiesen wachsen unter anderem ehemals als trivial bezeichnete Arten wie Kammsegge, Wiesenknopf, Kümmel-Silge, Kleiner Baldrian, Zungen-Hahnenfuß, Scharfer Hahnenfuß und Kuckuckslichtnelke. Leider werden die Nicht-LBV-Flächen bereits früh gemäht und büßen ihre Vielfalt ein. Optimal wäre ein späterer Zeitpunkt. (Vertragsnaturschutz- und Kulturlandschafts-Programm bieten Ausgleichzahlungen.) Es muss stark damit gerechnet werden, dass die endgültige Ausmagerung erst nach weiteren fünf bis zehn Jahren abgeschlossen sein wird. Schon jetzt leben hier viele Heuschrecken.
Mittendrin steht eine riesige, 200 bis 300 Jahre alte Silberweide mit etwa acht Meter Stammumfang. Der LBV sicherte rechtzeitig ihr Überleben durch Flächenankauf!
Natürlich hatte die Landwirtschaft in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts versucht, mit Hilfe von Gräben die Gebiete zu entwässern, weiß der LBV-Gebietsbetreuer Dr. Franz Leibl, ehemaliger Leiter der Oberen Naturschutzbehörde bei der Regierung von Niederbayern. Erfolglos! Auf den Ufern haben sich zwischenzeitig Schilfzonen und Heckenstreifen entwickelt. In Absprache mit den Eigentümern bleiben sie erhalten. Mönchs- und Gartengrasmücke, Wacholderdrossel, Beutelmeise, Pirol, Gelbspötter; Schilf-, Teich- und Drosselrohrsänger sind nur einige der vorhandenen Vögel. Sogar das Blaukehlchen kommt vor.
Einzelne Wäldchen der Hartholzaue mit Esche, Linde, Berg- und Flatterulme bereichern die Biotopvielfalt. Sie sind Heimat für Baumfalke, Hohltaube, Grauschnäpper und sechs der neun Spechtarten (Mittel-, Klein-, Bunt, Schwarz-, Grau- und Grünspecht). Der Sperber brütet in den wenigen Fichten. Sie werden stehen gelassen und sollen später als Totholz verbleiben. Überall sind kleine Tümpel bzw. Seigen angelegt worden. Viele sogenannte „Stromtalpflanzen“ des Donauraums, wie die Wasserfeder, haben an diesen Stellen ihren Lebensraum gefunden.
Die südlich gelegenen ehemaligen Kiesbecken haben sich für Wasservögel zu beliebten Mauserweihern entwickelt. Künstliche Brutflöße für Flussseeschwalben sind mit Betonringen an Ketten auf dem Gewässerboden verankert worden. Die Kreisgruppe Straubing-Bogen hatte sie damals gebaut. Teilweise gedeiht auch die gefährdete und besonders geschützte weiße Teichrose. Eine geglückte Beobachtung mehrerer der genannten Vögel gehört zu den Highlights der dicht eingewachsenen Moosweiher.
Moorerhaltung ist praktizierter Klimaschutz
Moorerhaltung ist praktizierter Klimaschutz. „Wird einem solchen Moor durch kulturtechnische Maßnahmen das Wasser entzogen, trocknet der Torfkörper aus“, sagt Weber. Das bisher konservierte pflanzliche Material zersetzt sich. Durch Sauerstoffzufuhr oxidiert es dabei und setzt Kohlendioxid (CO2) und Lachgas (N2O) frei. Letztere sind starke Ozonkiller. Alle Stoffe steigen anschließend in die Atmosphäre. Der Treibhauseffekt nimmt zu, mit Folge einer globalen Klimaerwärmung.
Claus-Bernhardt Weber - Erstveröffentlichung: SR-Tagblatt
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