Fastenzeit – „Lila-Pause“ im Verlauf des Kirchenjahres

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Aschenkreuz am Aschermittwoch

Pater Dominik Daschner OPraem. Aschermittwochspredigt 2015 in der Pfarrkirche Haselbach

 

Die Firma Milka hat etwas geschafft, wovon jedes Unternehmen träumt, das für seine Pro­dukte Werbung treibt. Wo immer in der Werbung die Farbe lila auftaucht, wird sie sofort mit Milka in Verbindung gebracht. Da kann sogar eine Kuh lila gefärbt daher kommen und jeder denkt sofort an die angeblich zarteste Versuchung seit es Schokolade gibt, an Milka-Herzen oder Lila-Pause.

franziskus lila bildLila – Farbe der Fastenzeit in der Kirche

Auch in der Kirche ist Lila eine Signalfarbe. Messgewand, Stola, und Ministrantengewänder haben gegenüber den letzten Sonntagen ihre Farbe gewechselt. Für einige Wo­chen ist in der Liturgie nun die Farbe lila angesagt. Sie zeigt uns an: Nach den tollen Tagen des Faschings beginnt heute, am Aschermittwoch etwas Neues. Wir fangen die Fastenzeit an. Da ist von Umkehr, Verzicht und Buße die Rede.

Papst Franziskus trägt "Lila".

Fastenzeit – eine heilsame Unterbrechung des Alltagstrotts

Die Fastenzeit ist sozusagen unsere Lila-Pause im Verlauf des Kirchenjahres. Wir legen eine Pause ein im üblichen Verlauf des Jahres, im sonst so gewohnten Gang meines Lebens – ganz bewusst, um das zu tun, wofür die Farbe lila steht: Einkehr bei sich selber halten, das eigene Leben wieder einmal ehrlich anschauen mit den Augen Gottes, gründlich überprüfen, ob ich noch auf dem geraden Weg bin, ob die Grundausrichtung noch stimmt, oder ob da oder dort nicht eine Kurskorrektur angebracht wäre. Die Fastenzeit als eine heilsame Unterbrechung des Alltagstrotts; als unsere lila Pause, die wir uns gönnen – oder vielleicht: uns selbst auferlegen, uns zumuten -, weil wir nicht ein­fach alles unbesehen so weiterlaufen lassen wollen.

Ein Signal mit hohem Wiedererkennungswert: Das Aschenkreuz

So wie die Farbe lila zum Signal in der Werbung geworden ist, so haben wir Christen für alle, die zu solcher Lebensüberprüfung bereit sind, ebenfalls ein Zeichen, ein Signal mit hohem Wiedererkennungswert: das Aschenkreuz. Wer es empfängt, der bekennt sich dazu - und man darf es ruhig öffentlich sehen -: Ja, ich mache – in diesem Sinn – lila Pause.

Ich möchte für eine Zeitlang einen Gang zurückschalten, Geschwindigkeit und Hetze aus meinem Leben nehmen und zur Ruhe, zur Einkehr kommen. Ich will diese Fastenzeit als Ge­legenheit nutzen, um schädliche Angewohnheiten aufzugeben, die sich da möglicherweise eingeschlichen haben, die eine Eigendynamik be­kommen haben und zerstörerische Kräfte in mir freisetzen. Ich möchte mich in diesen Wo­chen zumindest darum bemühen, Entwicklungen zu korrigieren, die im Lauf der Zeit außer Kontrolle geraten sind.

„Mit den Menschen ist es so wie mit den Autos: Laster sind scher zu bremsen.“ (Heinz Erhardt)

Solche Art der Lebensüberprüfung und vor allem der Lebensänderung geht nicht hoppla-hopp, das braucht Zeit. Denn – so hat es der unvergessene Komiker Heinz Erhardt mit seinem Gespür für Wortspiele auf den Punkt gebracht: „Mit den Menschen ist es so wie mit den Autos: La­ster sind schwer zu bremsen.“ Nicht nur der, sondern auch das Laster. Nicht nur ein Lastwa­gen in voller Fahrt, sondern auch eingefahrene, schlechte Gewohnheiten haben einen lan­gen Bremsweg. Der Mensch ändert sich nicht so leicht. Darum plant die Kirche nicht nur ein paar Tage, sondern eine ganze Fasten­zeit dafür ein: sechs Wochen Lila-Pause.

Almosen-Geben, Beten, Fasten

In welcher Richtung wir in diesen Wochen an uns selber arbeiten sollen, dafür gibt uns Jesus im heutigen Evangelium selbst die entsprechenden Hinweise. Drei Bereiche nennt er: Almo­sen geben, Beten und Fasten.

Das erste ist: Almosen geben. Das bedeutet: den Blick für den Nächsten und seine Bedürfnisse offen halten. Wir haben ein sehr sensibles Gespür für unsere eigenen Bedürfnisse, für das, was mir nutzt und hilft, was mit gut tut und Freude macht. Und das ist auch in Ordnung so. Aber wir sollen ein ebenso feines Gespür für die Bedürfnisse der anderen haben; und vor allem: un­sere Bedürfnisse nicht auf Kosten der anderen befriedigen. Almosen geben, das meint also nicht in erster Linie etwas in das Kollektenkörbchen zu werfen, sondern das viel mehr: ein waches Gespür haben für die Nöte und Bedürfnisse der anderen; spüren, wo andere meine Hilfe brauchen, und anpacken, wo ich gebraucht werde.

Das Zweite: Beten. Beten bedeutet: immer wieder die Verbindung mit Gott suchen. Aus dieser Verbindung zu leben versuchen. Von hierher Kraft schöpfen. Beten heißt: sich immer wieder ver­gegen­wärtigen, was Gott will für diese Welt. Und auch, was er von mir will und erwartet. Das wird er uns in den seltensten Fällen direkt sagen. Im Gebet aber bleibe ich mit Gott in einer so en­gen Verbindung, dass ich erspüren kann, was er von mir will, auch ohne dass es da die berühmte Stimme vom Himmel braucht. Deshalb ist das Gebet gerade in einer Zeit so wichtig und hilfreich, in der ich meine Ziele, die Grundrichtung meines Lebens neu überprüfe.

Und dann das Fasten: Davon hat diese Zeit vor Ostern ihren Namen. Das Fasten darf freilich nicht falsch verstanden werden: Es geht nicht darum, sich selbst zu kasteien. Der Verzicht will keine Selbstquälerei sein. Im Gegenteil, es geht darum, in den Blick zu nehmen: Was tut mir gut? Was tut mir wirklich gut? Und was belastet mich nur, hindert mich eher daran, stimmig zu leben? Das zu entdecken, dazu hilft es, wenn ich einmal auf manches verzichte, was ich sonst so selbstverständlich habe. Einfach damit ich den Blick dafür frei bekomme: Was brau­che ich wirklich zum Leben?

Almosen geben, Beten und Fasten: Das sind die drei Hilfsmittel, die uns Jesus für diese kommende Fastenzeit empfiehlt; damit wir in dieser lila Pause entdecken, worauf es wirklich ankommt im Leben; was bleibt, auch wenn wir einst zu Staub geworden sind.

Lila-Pause: Freimachen von … - Freimachen für …

Diese 40 lila Tage der Fastenzeit sind also keine Tage, die uns das Leben vermiesen wollen, diese lila Pause, die wir einlegen, die will uns frei machen. Frei machen von... und frei ma­chen für... Frei von allem, was uns hindert, konsequent, ehrlich und überzeugend zu leben. Und frei für ein Leben im Einklang mit mir selbst, mit Gott und mit meinen Mit­menschen.

So möchte ich heute für diese vor uns liegende Fastenzeit werben - in Anlehnung an die Milka-Werbung -; dafür dass wir uns wirklich einlassen auf diese heilsame Unterbrechung: denn:

Die besten Pausen sind lila!

Fotos: Bildarchiv AK HG

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