Vor 27 Jahren: Restaurierung der einstigen Kastensölde in Mitterfels abgeschlossen - Geschichte der Kastensölde 3

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Die Häuserliste aus dem Steuerbuch von 1579 gibt eine erweiterte Beschreibung des Kastenprobstamtes mit seinen Gebäuden und Liegenschaften: "Eine wohlgebaute hölzerne Behausung mit 2 Stuben übereinander, einem hölzernen Pferdestall mit Ständen für 6 Rosse und daneben einem neugezimmerten Stadel mit einer Tenne. Der Stadel umschließt auch Kuhstall und Schweinestall, auf dem sich, wie üblich, der Hennenkobel befindet. Beim Haus befindet sich ein Garten auf sehr dürrem und buckligem Boden, 3/4 Tagwerk groß, aber nur einmähdig. Im Weingartenfeld und im Zackenberg gehören 2 Tagwerk Acker zum Kastenamt, dazu die 3 Kastenfelder zwischen der 'Hohlgassen' und 'Rörber' (Gemeindewald), alles zusammen 14 Tagwerk. 1 1/2 Tagwerk sind es an Wieswachs, 4 Tagwerk beträgt der Wald, ein 'Laubholzwachs' am Hochanger zwischen Kastenfeld und 'Hellweg' (Höllweg)".

Ein stattliches Anwesen also, welches seine Bewohner gut ernährte. Über sie sagt das Steuerbuch nichts aus. Aufgrund der zahlreichen Liegenschaften sind sie der wohlhabenderen Bevölkerungsschicht zuzurechnen, vielleicht wohnte auch der Kastenprobst Peter Leutner mit seiner Familie selbst darin. Seine Arbeitsräume befanden sich wohl neben der Stube auf der gegenüberliegenden Flurseite. Wären hier Stallungen untergebracht gewesen, hätte der Blockbau die Jahrhunderte sicher nicht überdauert.

Der 30-jährige Krieg (1619 - 48), der spanische Erbfolgekrieg (1701 - 14) und der österreichische Erbfolgekrieg (1740 - 45) gehen über das Land, bringen Verwüstung und Leiden über Mitterfels und die umgebenden Ortschaften. Auch der Verlust von Aufzeichnungen über diese Zeiträume ist zu beklagen, so dass erst wieder 1750 die Witwe des Gerichtsschreibers Wolfgang Grissenauer als Bewohnerin zumindest bis 1779 angeführt wird.

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Das Haus, das die Familie Grissenauer bewohnte, könnte also so ausgesehen haben.

So ist auch der erste Umbau des Gebäudes, eine Vergrößerung der Fenster unter Beibehaltung der Fensterachsen zeitlich nicht präzise einzuordnen. Durch die an verschiedenen Stellen noch vorgefundenen Setzstücke (senkrechten Balken) der Fensterlaibungen kann für die Fenster ein quadratisches Format (ca. 80/80) angenommen werden. Aufgrund dessen ist eine Einordnung nach 1650 und vor Beginn der österreichischen Regentschaft 1704 zur Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges annähernd möglich. Auch der Einbau einer Rauchküche mit einem Kamin, deren Zugang vom Flur her später vermauert wurde, erfolgte vermutlich zu dieser Zeit.

Bis zur Säkularisation 1803, während dieser das Kastenprobstamt und Pfleggericht aufgelöst wurden, gibt es keine weiteren schriftlichen Aufzeichnungen das Gebäude betreffend.

Erst als am 22.04.1803 Lorenz Gruber die "Kastensölde" - ein hölzernes Haus mit Stall und Stadel - um 2850 Gulden erwarb, beginnt ein Zeitraum lückenloser Aufzeichnungen über Besitzer und Besitzstand. Über Umbaumaßnahmen wird nichts berichtet, obwohl vermutlich um 1840, so konnten wir anhand der zeitlichen Einordnung der Türbeschläge recherchieren, eine tiefgreifende Veränderung stattfand. Die Einheitlichkeit dieser Einbauteile, die sich im gesamten Gebäude fanden, wiesen darauf hin. Auch wurde die heutige Gebäude- und Dachform geschaffen, der ursprüngliche Dachstuhl abgetragen, ein zusätzliches Zimmer in Blockbauweise daraufgesetzt und mit dem heutigen Krüppelwalmdach überdacht, dies ist anhand der Türeinbausituationen nachzuvollziehen. Die vorgefundenen Einbaudetails und die Bundzeichen an der Dachkonstruktion sichern die Vermutung weiter ab. Gleichzeitig entstand der westseitige Ziegelanbau; Ziegelformate, Konstruktionsdetails und das darüber greifende Dach sind hierfür ein eindeutiger Beweis. Auch die Fensteröffnungen, so wie sie sich heute zeigen, sind zu dieser Zeit vergrößert worden. Ein anhand der Beschläge einzuordnendes Fenster befand sich noch in der Kammer des Dachgeschosses im eingebauten Zustand. Das Haus bekam bereits damals seine heutige Gestalt und auch sicher einen neuen Außenputz, denn die geringe Verwitterung der Außenseiten der Blockwände sind ein sicheres Indiz dafür, dass das Gebäude bereits seit der Barockzeit, dem damaligen Zeitgeschmack entsprechend, verputzt war. Baugeschichtlich gibt es nun nichts mehr zu berichten bis zum Jahre 1955. Nach den dunklen Kriegszeiten und am Anfang des Wirtschaftswunders erhält das Haus eine neue "Haut", und ein kleines Schaufenster an der Straßenfront mit Elektrogeräten und Radios kündet von modernen Zeiten.

Die vorgefundenen Mosaiksteinchen haben durch Vergleichen und Einpassen in das Raster der vorhandenen Zeittafeln und Berichte die Baugeschichte der Kastensölde etwas aufhellen können und uns ein Stück Zeitgeschichte wieder näher gebracht.

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