"Jakobi-Fest 2012" - Patrozinium der Pfarrkirche Haselbach: Festpredigt

Festpredigt zum Patrozinium der Pfarrkirche St. Jakob Haselbach von Pfarrer Dominik Daschner am 22. Juli 2012

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Liebe Gemeinde, liebe Schwestern und Brüder in Christus!

Nach seiner Auferstehung hat Jesus die Apostel ausgesandt, damit sie allen Geschöpfen das Evangelium verkünden, so haben wir es eben im Evangelium gehört. Die Apostel haben die­sen Missionsauftrag Jesu ernst genommen und sind nach seiner Himmelfahrt in die ganze Welt hinaus gezogen, um die Frohe Botschaft Jesu den Menschen auszurichten. Das Evange­lium, die gute Nachricht, dass Gott uns gnädig ist und für uns ein gelingendes, erfülltes Leben will; ja, dass seit der Auferstehung Jesu sogar durch den Tod hindurch neues Leben auch auf uns wartet, diese befreiende Botschaft sollte alle Menschen erreichen. So haben die Apostel die ganze damals bekannte Welt unter sich zur Missionierung aufgeteilt. Unserem Patron, dem Apostel Jakobus, ist dabei Spanien zugefallen. Bis ans Ende der Erde – wie man damals dachte - hat ihn die Ver­kündigung des Evangeliums geführt.

rieser_jakobus_wDoch, liebe Schwestern und Brüder, wie haben das die Apostel eigentlich gemacht – ganz praktisch -, wenn sie da zur Mission in eine Stadt gekommen sind? Unser Bild davon, wie die Apostel den christlichen Glauben verbreitet haben, das ist wohl sehr geprägt von der großen Pfingstpredigt des Petrus in Jerusalem oder der Rede des Apostels Paulus auf dem Areopag in Athen: dass die Apostel sich da vor eine versammelte Menschenmenge hingestellt haben und von den großen Taten Gottes erzählt haben, die er durch Jesus gewirkt hat. Das ist vermutlich das Bild von Mission, von Glaubensverbreitung, das wir in unseren Köpfen tragen. So ist es auch auf christlichen Kunstwerken oft genug gemalt worden. Da redet einer zu anderen von Christus, und von seiner begeisternden Rede lassen sich die Zuhörer überzeugen und schlie­ßen sich dem Glauben an Christus an.

Der heilige Jakobus im alten Friedhof von Haselbach: Werk des Bildhauers Hans Rieser

Da ist interessant, wie anders doch die Lesung aus der Apostelgeschichte die Ausbreitung des Glaubens beschreibt. Nämlich: „Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk“, so heißt es dort, und „immer mehr wurden im Glauben zum Herrn ge­führt.“ Von großen Reden der Apostel wird da nichts berichtet. Stattdessen von wunderbaren Taten. Das ist mehr als nur ein interessantes, kleines Detail.

Anscheinend waren es nicht so sehr und in erster Linie ihre Reden, die andere für den Glau­ben an Jesus Christus gewonnen haben, sondern das, was die Apostel getan haben; wie sie gelebt haben; was die Menschen, die ihnen begegnet sind, als wohltuend, als wunderbar und heilsam für ihr Leben erfahren haben. Nicht durch große Reden haben sie ihren Glauben be­zeugt, sondern durch ihr Handeln. Nicht als Wortführer, sondern – im buchstäblichen Sinn des Wortes - als Handlungs-Reisende haben Jakobus und die anderen Apostel viele für die Sache Jesu gewonnen. Nicht zuerst ihr Mundwerk hat die Menschen für das Evangelium be­geistert, sondern ihre zupackende Hand-Arbeit. Das hat die Menschen überzeugt.

Mission, Weitergabe des Glaubens war damals – und ist es dann wohl auch heute - Mission ist demnach weniger Mundwerk, sondern mehr Handwerk. Nicht das Reden gibt den Ausschlag, sondern die Tat. Bischof Cyrill von Alexandrien, ein früher Kirchenlehrer, wurde einmal ge­fragt, was er denn macht, wenn jemand zu ihm kommt, um den christlichen Glauben kennen­zulernen. Und er hat darauf geantwortet: „Ich lasse ihn ein Jahr in mei­nem Haus wohnen.“ Eine treffende Antwort! Nicht die schönen Worte, die wir machen, sind es, die überzeugen, sondern der gelebte Gaube; das, was wir von unserem Glauben als Chris­ten tatsächlich leben, es anderen vorleben.

Vielleicht, liebe Schwestern und Brüder, liegt darin eine Antwort begraben, warum Kirche heute von vielen als so wenig attraktiv, so wenig mitreißend erlebt wird; warum sie bei uns so wenig finden, was neugierig macht. Vielleicht wird in der Kirche heute zu viel geredet und in kirchlichen Konferenzen gesessen, werden zu viele Papiere verfasst, wird zu viel geschrieben – bisweilen auch vorgeschrieben -, aber zu wenig im Sinne Jesu gehandelt. Das Beispiel der Apostel am Anfang der Kirche sollte uns zu denken geben: „Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder … und immer mehr wurden im Glauben zum Herrn geführt.“

Das Wunder, dass jemand zum Glauben kommt, es geschieht dann, wenn ein anderer ihn an der Hand nimmt, ihn mit Respekt behandelt und ihn mit seinem eigenen Glauben in Be­rührung bringt. So wie es Bischof Cyrill mit einem Glaubensinteressenten vorhat: ihn bei sich wohnen lassen und ihn auf diese Weise im Alltag mit dem eigenen, gelebten Glauben in Be­rührung kommen lassen.

Deshalb hätte ich an uns Christen, an unsere Kirche und an unsere Gemeinden, drei Wünsche.

Der erste ist, dass wir wie unser Pfarrpatron, der hl. Jakobus, und die übrigen Apostel im gu­ten Sinn Handlanger Jesu werden. Dass wir in seinem Geist anderen die Hände reichen und sie so hautnah seine Kraft spüren lassen. So könnten wir unsere Berufung als christliche Ge­meinde verstehen: als Jesu verlängerte Arme in dieser Welt. In der Art, wie auf einer Spruch­karte zu lesen ist: „Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.“

Mein zweiter Wunsch wäre, dass wir – dieses geflügelte Wort richtig verstanden -, dass wir von der Hand in den Mund leben. Dass also nur das in den Mund unserer kirchlichen Verkün­digung kommt, was wir vorher leben und praktizieren; dass wir von dem Glauben und den Überzeugungen reden, um die wir uns im täglichen Leben bemühen. In der Ordensregel einer jungen Klostergemeinschaft heißt es dazu: „Rede von Christus nur, wenn du gefragt wirst. Aber lebe so, dass man dich fragt!“

Und mein dritter Wunsch zu unserem Pfarrpatrozinium, wenn ich auf die Art der Apostel schaue, wie sie den Glauben verbreitet haben, mein dritter Wunsch wäre, dass unsere Ge­meinden wieder etwas mehr zu Handarbeitskreisen werden, statt Debattierclubs. Handarbeits­kreise nicht zum Stricken und Nähen, sondern dass man bei uns spüren kann: Hier legen Christen Hand an und bauen mit am Reich Gottes. Hier wird etwas von der Gesinnung Jesu, von seinen Ideen, von seiner heilsamen Nähe spürbar; ja, hier ist es mit Händen zu greifen.

Daran erinnert uns unser Pfarrpatron, der Apostel Jakobus, von dem es wie von seinen Kolle­gen heißt: „Durch die Hände der Apostel geschahen viele Zeichen und Wunder im Volk.“ Ich bin überzeugt, sie geschehen auch heute. Nämlich dort, wo wir als Christen unseren Glauben tatsächlich leben und aus diesem Glauben handeln. Oft genügt schon eine kleine Handbewe­gung.

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