Musik, Theater
Mitterfels – Windberg. Zweimal Shakespeare, zweimal Hauptrolle
Die Darsteller Ben Gröschl und Günther Lex fühlen sich gegenseitig im Interview auf den Zahn
Der eine wird in einen Esel verwandelt, der andere soll röhren wie ein Hirsch. Das sind nicht die einzigen Gemeinsamkeiten von Ben Gröschl und Günther Lex: ...
Die beiden Laiendarsteller spielen beide Shakespeare, feiern beide am 17. Juli Premiere und haben beide eine zentrale Rolle in „Ein Sommernachtstraum“ in Mitterfels beziehungsweise „Die lustigen Weiber von Windsor“ in Windberg. Nun haben sie sich gegenseitig im Interview auf den Zahn gefühlt. Unter anderem sind dabei die Fragen aufgekommen, ob es Konkurrenz zwischen den beiden Stücken gibt, wie viel „Esel“ in Ben Gröschl steckt und warum sich Günther Lex vor dem Theaterauftritt gerne noch ein Bad gönnt.
Von Ritualen und Röhren wie ein Hirsch:
Was Ben Gröschl von Günther Lex wissen wollte
Kannst du mir den Inhalt von „Die lustigen Weiber von Windsor“ in wenigen Sätzen erzählen?
Günther Lex: Es geht um Sir John Falstaff, der ein raufsüchtiger, aber fast mittelloser Säufer und Raufbold ist, der glaubt, dass er trotz seines fülligen Körperumfangs bei den Frauen hervorragend ankommt. Da die Weiber meistens auch wissen, wo die Männer das Geld haben, sollen mit einem Liebeshandel zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Die Frauen kommen ihm aber dahinter, dass er nicht nur mit einer was hat, sondern eigentlich mit allen, und lassen ihn dann letztendlich sauber auflaufen.
Warum habt ihr euch für Shakespeare entschieden?
Lex: Die letzten Stücke, bei denen ich mitgespielt habe, handelten immer von Tod und Sterben. Deswegen habe ich zu unserem Regisseur Wolfgang Folger gesagt: Wenn wir wieder was spielen, dann bittschön was Lustiges. Ich kannte das Stück, wenn ich ganz ehrlich bin, vorher nicht. Ich habe es mir durchgelesen und mir war gleich klar, welche Rolle er für mich gedacht hat (Gröschl lacht), weil es doch immer wieder um Körperfülle geht (Gröschl lacht lauter).
Die Premieren-Termine eurer beiden Shakespeare-Stücke fallen auf den gleichen Tag. Was sagst du dazu?
Lex: Wir versuchen schon, keine Konkurrenz zu einer anderen Veranstaltung zu machen. Ich glaube, da denken alle Theatergruppen im Umkreis so, denn man kennt sich. Daher sind die gleichen Termine beider Stücke etwas schade, wobei ich nach wie vor denke, dass man auch zweimal Shakespeare anschauen kann. Daher sehe ich es nicht ganz so tragisch.
Dann kommen wir zur nächsten Frage: Hauptdarsteller sein – Fluch oder Segen, Günther, wie schätzt du das ein?
Lex: Ich sehe das nicht als Fluch. da ich sehr gerne Theater spiele und auch schon sehr viele Rollen gespielt habe. Es ist nicht so, dass ich zwingend immer den Hauptdarsteller spielen muss. Wenn mich der Regisseur als Hauptdarsteller sieht, dann spiele ich das. Wenn es eine andere Rolle ist, dann spiele ich eben die.
Hast du eigentlich Lampenfieber, Günther?
Lex: Lampenfieber ganz weg – das geht nie. Eine gewisse Angespanntheit muss man haben, sonst bist du auch nicht voll konzentriert. Mich kann man auch zwei Minuten vor Beginn noch ganz normal anreden, das ist bei mir kein Problem. Ich habe aber immer meine Rituale.
Was sind das für Rituale?
Lex: Am Tag der Aufführung zum Beispiel noch mal ein Bad nehmen, den Text noch mal zwei Minuten vor Beginn durchlesen.
Meine größte Angst sind Blackouts. Ich weiß nicht, ob du das auch kennst?
Lex: Ja, also auf der Bühne hatte ich das noch nicht, sondern eher kurz bevor ich auf die Bühne gehe. Da hast du gerade den Text noch angeschaut und plötzlich denkt man: Jetzt weiß ich es gar nicht mehr. Und dann auf der Bühne ist es auf einmal wieder da.
Wie viel der Rolle steckt in Dir?
Lex: Ich habe ja auch schon einmal Regie geführt, und es ist schon so, dass man sich bei der Laien-Schauspielerei dann Personen für die Rollen aussucht, die im Grundzug dafür passen. Ich glaube nicht, dass diese Rolle jetzt wegen des Weiberers ausgesucht worden ist, sondern eher wegen der Körperfülle (beide lachen). Ich würde normalerweise mehr Sport machen, aber das darf ich nicht wegen des Theaters (lacht verschmitzt).
Ja, ja. Klar. Ich würde mich auch gern mal wieder rasieren, aber ich darf nicht (fasst sich an den Vollbart). Hast du eine besonders schwierige Szene?
Lex: Schwierig wird es, wenn ich mit der Frau Fluth zusammenkomme und ich ihr etwas vorsäuseln muss. Da dürfen die Zuschauer dann schauen, ob ich das gut meistere. Und in der letzten Szene muss ich röhren wie ein Hirsch. Erst dachte ich, dass es da vielleicht so was wie ein Pfeiferl gibt.
Meinst du etwa, dass du Playback-Röhren kannst, hm?
Lex: Wenn danach in Windberg die Hirschkühe herumstehen, dann weiß ich, o. k, ich habe das gut gemacht (lacht).
Hast du denn eine Traumrolle, die du noch unbedingt spielen möchtest?
Lex: Die Rolle, die ich unbedingt spielen wollte, habe ich letztes Jahr gespielt: den Brandner Kaspar. Bei
dieser Rolle kommt alles zusammen, was man sich als Bayer wünscht.
Von der Frauenrolle zum verrückten Esel:
Was Günther Lex von Ben Gröschl wissen wollte
Erkläre mir bitte in möglichst kurzen Sätzen, um was es in eurem „Sommernachtstraum“ geht.
Ben Gröschl: Was den Sommernachtstraum charakterisiert, ist, dass es sehr viele Parallelgeschichten gibt. Der Hauptaufhänger ist ein Liebeswirrwarr zwischen Liebespaaren. Hermia liebt Lysander, wurde aber Demetrius versprochen, in den sich wiederum Helena unglücklich verliebt hat. Eine andere Parallelstory spielt im Elfenreich, wo sich das Elfenkönigspaar energisch streitet. Und der dritte Plot handelt von Handwerkern, von denen ich einen spiele, die bei der Hochzeit bei Hofe ein Theaterstück aufführen wollen. Alle drei Geschichten werden geschickt ineinander verwoben.
Das hört sich ziemlich verrückt an. Warum habt ihr euch dieses Jahr Shakespeare ausgesucht?
Gröschl: Das war die Idee vom Fischer Sepp, unserem Regisseur. Wir wollten dieses Jahr eigentlich gar nichts machen. Aber dann gibt es immer ein paar, denen es „in den Fingern juckt“. Erst denkt man, Shakespeare, ist das schon was? Kommen da die Leute? Aber ich glaube schon, dass sie kommen werden, weil Shakespeare einfach ein Klassiker ist. Ich war gleich begeistert, weil ich bisher noch nie Shakespeare gespielt habe.
Ich muss zugeben, ich kannte unser Stück vorher gar nicht.
Gröschl: Das ist gut, dass du das sagst. Mir ging es nämlich genauso. Ich habe den Sommernachtstraum zwar gekannt und hatte auch was von einem gehört, der in einen Esel verwandelt wird, aber gelesen hatte ich ihn nicht. Also habe ich mir erst mal den Film angesehen und gedacht: Jawohl, da bin ich dabei. Ich mag so irre Sachen.
Zweimal Shakespeare, gleicher Premierentermin: Empfindest du das als Konkurrenz?
Gröschl: Es ist nicht Konkurrenz in dem Sinn. Das war ganz lustig. Ich habe letztens mit einer Fernsehredakteurin gesprochen, sie wollte den Premierentermin wissen. Ihre erste Antwort war: O mei, da spielt ja auch der Cro bei Bluetone. Also wenn man nach dem geht, wenn andere Veranstaltungen sind, dann kann man gar nicht spielen.
Du bist eine der zentralen Rollen. Ist das Fluch oder Segen für dich?
Gröschl: Ich sehe das nicht als Fluch. Die Leute, die die Stücke besetzen, machen sich ja Gedanken. Passt da jetzt der Gröschl Ben als Esel? Und anscheinend passt das recht gut.
Hast du Lampenfieber, wenn du auf der Bühne stehst?
Gröschl: Ich muss sagen, es ist weniger geworden, aber es geht nie ganz weg. Ich finde, das ist auch ganz gut so. Es wäre doch komisch, wenn ich da ganz eiskalt auf die Bühne gehen würde. Ich brauche dann Ruhe und möchte nicht viel reden. Wenn die ersten zwei Sätze gesprochen sind, dann ist es weg. Ich sehe das mittlerweile als positives Lampenfieber. Meine größte Angst allerdings sind Blackouts. Ich hatte das bisher ein-, zweimal. Du weißt, du bist jetzt gleich dran und dann macht es bam – und plötzlich hast du keine Ahnung mehr, wie der Text geht. Das ist wie ein Loch, in das man hineinfällt.
Man soll möglichst natürlich spielen. Wie viel deiner Theaterrolle steckt in dir – also vom Esel? (schmunzelt)
Gröschl: Vom Esel steckt, glaube ich, nicht so viel in mir. Da muss ich mich schon in einen verrückten Typen hineinversetzen. Er soll eine Figur sein, vor der man sich ein bisschen ekelt, und sich fragt, wie die Elfenkönigin dieses Wesen anziehend finden kann.
Also nicht unbedingt der sympathische Esel?
Gröschl : Ja, eher dass man denkt: Was ist das für ein komischer Kauz? Aber ich denke, so in der Grundrolle muss man drin sein. Bei mir ist das Theaterspielen, als würde ich mir eine andere Persönlichkeit zulegen. Ich bin dann nicht mehr der Ben, sondern der Esel.
Gibt es bei dir eine schwierige Szene?
Gröschl : Die schwierigste Szene ist die letzte, wenn die Handwerker das Theaterstück aufführen. Erstens, weil sich der Fischer Sepp Choreografien für alle Schauspieler ausgedacht hat. Und zweitens sollen die Handwerker schlecht spielen, mit allen möglichen Pannen. Es ist schwer, absichtlich Fehler einzubauen.
Hast du denn eine bestimmte Traumrolle, die du noch spielen möchtest?
Gröschl : Eine Traumrolle war Peachum in der Dreigroschenoper. Das ist der Bettlerkönig, der sein Geld mit Armut verdient. Er ist in erster Linie ein intelligenter Bösewicht und das gefällt mir. Eine Rolle, die ich gerne wieder einmal spielen würde, ist Frank von der The Rocky Horror Show.
Immer, wenn ich dich bisher auf der Bühne gesehen habe, hast du extreme Rollen gespielt.
Gröschl : Ja, das stimmt. Und eine Rolle, die ich noch nicht gespielt habe, wäre Mephisto aus Goethes Faust. Der ist die Krönung.
Quelle: Rosemarie Vielreicher, in: SR-Tagblatt vom 12. Juli 2014, Seite 21
Fotonachweis: Burgtheater Mitterfels/Webseite Gmde Windberg/Rosemarie Vielreicher
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