Musik, Theater
Mühlen an der Menach (07): Die Hadermühl
Konzell und Punzendorf von Sicklasberg gesehen - dazwischen liegt im Tal Hadermühl.
Die Gemeinde Konzell führt in ihrem Wappen ein goldenes Mühlrad. Dieses mit der Hadermühl in Verbindung zu bringen ist verlockend, aber unangebracht, denn dieses Rad ist das Familienwappen der Perlachinger und soll daran erinnern, dass diese Edelleute von 1311 bis 1583 die Hofmark Konzell inne hatten. In Konzell ist die Meinung verbreitet, die Perlachinger hätten schon zu ihrer Zeit die Hadermühl betrieben und deshalb das Rad zu ihrem Wappen gemacht. Mit Schreiben vom 19.3.1975 der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, auf das die Leute sich berufen, wird der Wappenverleihung an die Gemeinde Konzell zugestimmt; die Hadermühl ist darin aber nicht erwähnt.
Schon eher denkbar wäre ein Zusammenhang mit den weiteren Insignien im Wappen der Konzeller, dem Schlüssel und Abtstab des Klosters Oberalteich. Das Kloster hatte in Konzell seit 1100 Zehentrechte, und 1225 übertrug ihm der Grundherr, der Bogener Graf Albert IV., das Patronatsrecht an der Pfarrei. Die Oberalteicher Benediktinerpatres übten bis zur Säkularisation nicht nur die Seelsorge in verschiedenen Pfarreien aus, sie waren auch wirtschaftlich sehr aktiv in ihrem Einflussbereich. Sie unterhielten viele landwirtschaftliche, handwerkliche und gewerbliche Betriebe. Darunter befanden sich auch eine Anzahl Mühlen. Eine davon könnte die Hadermühl gewesen sein. Der Name lässt den Schluss zu, dass es sich ursprünglich um eine Papiermühle gehandelt hat. Die erste Papiermühle in Deutschland, in der aus Hadern Papier hergestellt wurde, entstand 1390 in Nürnberg, sie wurde von der Pegnitz angetrieben und hieß Hadermühl, genauso wie unsere Mühle an der Menach. Auf Grund der Namensgleichheit auf eine Papiermühle zu schließen, ist aber reine Spekulation. In dem nachfolgenden Beitrag von Sigurd Gall: „Hadermühl, Versuch einer Namensdeutung” erfahren Sie mehr über diese Mühlenart.
Wann die Hadermühl gegründet wurde und wer sie gebaut hat, wird wohl nie mehr feststellbar sein. Man sagt, sie sei sehr alt, und das hat sich als richtig herausgestellt. Das Konzeller Heimatbuch erwähnt sie allerdings erst ab 1833. Und in der Heckenstaller Matrikel von 1785, in der alle Ortschaften des Bistums Regensburg aufgelistet sind, fehlen die Namen Hadermühl und Hadergrub. Aus diesem Grunde beschränkten wir uns bei der Quellensuche im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg zunächst auf die Zeit nach 1785. Sigurd Gall, Franz Wartner und ich waren drei Tage lang dort. Dabei stießen wir überraschenderweise auf eine Zusammenstellung, die die Existenz der Hadermühl mindestens bis 1636 zurück bestätigte. Nun erst weiteten wir unsere Suche auf die ältesten Dokumente aus. Nach der Säkularisation gab es in Konzell einen heimatkundlich interessierten Weltpriester. Dieser schrieb nicht nur die Geburten, Taufen, Verlöbnisse, Heiraten und Todesfälle in die Bücher, wie es seine Pflicht war. Er durchforschte alle nach dem 30-jährigen Krieg angelegten Pfarrbücher (die vorausgegangenen waren, wie überall, von den Schweden vernichtet worden). Er ermittelte die jeweiligen Eigentümer der Einzelhöfe rund um Konzell und er schrieb deren Namen in die amtlichen Bücher auf verbliebene Leerseiten. Hadermühl und Hadergrub sind zwei dieser Orte.
Als erster Besitzer erscheint ab 1636 Andrä Obermaier auf der Hadermühl, und ihm folgen bis 1807 fünf mit dem Familiennamen Engl. Von Eigentum und Besitz zu reden, ist natürlich nicht ganz in Ordnung. Denn bis 1807 in Bayern die Reformen von Montgelas wirksam wurden, waren die Bauern ja alle Leibeigene. Weil Konzell immer einem Hofmarksherren unterstand, konnte dieser nach „Abfahrt” eines Pächters bestimmen, wer durch „Auffahrt” das Anwesen neu bewirtschaften dürfe. Die fünf Engl-Namen hintereinander beweisen aber, dass diese bei der Vergabe nicht willkürlich vorgingen. Dass die Bewohner auf der Hadermühl immer Müller waren, das beweisen die stets dem Namen hinzugefügten Berufsbezeichnungen Molitor, Mühler, Mihler, Müller. Die älteste Ortsbezeichnungen sind Hodgrub, Hodermül. Einer der Pfarrer schrieb Hadermihl, wieder ein anderer wollte sich wohl vornehm ausdrücken und machte aus den Hadern eine Hottermühl. Im Kataster von 1833 erscheint vorübergehend der Name Habermühl. Überwiegend, und zwar von Anfang an, fanden wir in rund 50 Urkunden die Ortsbezeichnung aber so, wie sie auch heute noch gilt; also Hadermühl. Die Ehefrauen, nicht nur die der Müller, sondern allgemein, werden in den Urkunden stets mit einem angehängten weiblichen „in” dokumentiert, wie wir Waldler dies in der Umgangssprache ja heute noch pflegen. Da heißt es also Englinn, Wagnerin, Laumerin usw.
Das älteste Dokument, mit dem die Hadermühl nachgewiesen ist, ist eine Taufurkunde von 1636, sie lautet: „Am 3. März ist getauft worden Maria Affra des Andreas Obermaierß in der Hodermül Tochter. Mutter Magdalena, Patin Maria ... von Sickhlasperg.”
Kopie aus den Matrikeln der römisch-katholischen Pfarrei Konzell von 1636 (Bd. I, S. 99 - Micrifiche-Nr. 5); Wiedergabe mit Genehmigung des Bischöflichen Zentralarchivs Regensburg vom 16.03.1999
Kopie aus den Matrikeln der römisch-katholischen Pfarrei Konzell von 1640 (Bd. I, S. 122 - Micrifiche-Nr. 6); Wiedergabe mit Genehmigung des Bischöflichen Zentralarchivs Regensburg vom 16.03.1999
Dieser erste bekannte Hadermüller erscheint dann am 6.10.1640 erneut, dieses Mal als Pate für Joseph Scheftbauer vom benachbarten Hodgrub.
1674 erscheinen Johann Engl und seine Frau Maria auf der Hadermül.
Am 13. Juni 1706 heiratet der Sohn Michael Engl die Barbara Oberberger aus Punzendorf und übernimmt dann 1708 die Mühle.
Ab 1734 wirtschaftet Andrä Engl und nach der Hochzeit mit Bibieba Bernhard aus Rattenberg am 2.8.1749 dessen Sohn Georg Engl. Dieser Georg war noch ein zweites Mal verheiratet. Am 12.11.1802 stirbt er und seine 2. Frau, die Anna Englinn von der Hottermühl, folgt ihm in den Tod nach am 13.1.1804. Als Müllerswitwe steht sie im Sterbebuch.
1807 schließlich folgt dann der letzte dieser Familie, ein Johann Engl. Er war verheiratet mit Maria Lorenz aus Recksberg. Die Frau stirbt am 30.10.1802. Er heiratet nochmals und bekommt zu den vielen bisherigen Kindern 1832 noch einen Sohn dazu, der aber nicht lebensfähig ist.
Zahlreiche Geburten werden beurkundet in all den Jahren. Zur Zeit des Eisenbahnbaues erscheinen besonders viele illegitime Kinder. Auch die Hadermühl hat 1904 von einem der Eisenbahnarbeiter einen „Fechser“ abbekommen. In den Kirchenbüchern erscheinen aber auch erschreckend viele Todesfälle. Viele Kinder sterben schon bei der Geburt „Ohne Namen”.
Als Todesursache werden häufig bei Kindern genannt: Scharlach, „Fraiße”, „Kathar” und selten fehlt der Zusatz: o. A., also ohne Arzt. Viele Eltern können sich den Arzt einfach nicht leisten und die hohe Sterblichkeit wird als schicksalhaft hingenommen. Die Hadermühlertochter Anna Haimerl verliert beispielsweise drei ihrer fünf ehelichen Kinder jeweils schon bald nach der Geburt. Bei den älteren Leuten ist die Todesursache oft Schwindsucht und Auszehrung.
Als nächster Hadermüller ist ein Georg Eich nachgewiesen. Das geht aus einer Sterbeurkunde vom 12.11.1831 hervor. An diesem Tag ist seine 19-jährige Tochter Barbara gestorben. Vielleicht war dieser Todesfall der Anlass, die Mühle wieder abzugeben, denn schon ein gutes Jahr später erwirbt sie Josef Zollner aus Sicklasberg. Dieser heiratet am 22.1.1833 als 23-jähriger Mann eine Theresia Wagner aus Hitzenberg. Beide schließen beim Pflegegericht Mitterfels vorher einen Ehevertrag, bei dem ein Höpfl und ein Hofmann als Zeugen mitwirken. Der Hofmarksherr stimmt dem Übergang zu und setzt am 13.2.1833 die Laudemien fest, eine Art Besitzwechselabgabe. Das geht aus einem Katasterauszug hervor.
Diese Abgabe war einige Zeit vorher für alle Urbarbauern (also die Untertanen des Kurfürsten) auf 7 ½ % des Grundwertes herabgesetzt worden. Die Hofmarksherren aber pochten auf ihre bisher üblich gewesenen 10 %. So auch der Verwalter der Hofmark Irschenbach, der Freiherr von Leoprechting zu Auggenbach-Haid-Altrandsberg-Haibach. Die Hadermühl gehörte zu dieser Hofmark. Zollner musste also aus 80 Gulden Grundwert acht Gulden einmalige Laudemien bezahlen, anstatt nur sechs. Weil die jährliche Steuer und die Grundstift (der Pachtzins) wieder abhängig waren von der Höhe der Laudemien, fielen auch diese regelmäßigen Abgaben höher aus. Die Steuer betrug 1/20 der Laudemien und die Grundstift 1/3 der Steuer. Bei Zollner waren das zusammen 32 Kreuzer im Jahr.
Aus diesen Zahlen geht hervor, dass es sich bei der Hadermühl Hs.-Nr. 58 nur um ein ganz „kleines Sachl” gehandelt hat. Die Anwesen im benachbarten Punzendorf waren vergleichsweise wesentlich höher veranlagt (zwischen 160 und 1500 Gulden). Zum Mühlengrundstück gehörten um diese Zeit auch noch zwei Ausbrüche aus dem ganzen Oberberghofe zu Punzendorf dazu (die Fl.-Nr. 1076 und 1078). Ob die Zertrümmerung dieses Oberberghofes eine Willkürhandlung des Hofmarksherren war oder ob dieser Oberberger in Zahlungsschwierigkeiten geriet, lässt sich nicht sagen. Fest steht nur, dass insgesamt 27 Parzellen aus diesem Anwesen herausgebrochen und 10 verschiedenen Nachbaranwesen einverleibt wurden. Die Reste des Oberbergerhofes (genannt der Karlbauer) erwarb die Familie Haimerl, die dieses Anwesen immer noch im Besitz hat. Obwohl Zollner viele Kinder hatte, übernimmt keines von ihnen die Mühle.
Die nächsten Besitzer sind Andreas Mayer und seine Frau Anna, geb. Höcherl aus Zierling. Sie haben am 10.2.1845 geheiratet, da wohnten sie bereits auf der Hadermühl. Auch der am 9.10.1846 geborene Sohn übernimmt die Mühle nicht, er heiratet 1876 eine Helene Urlberger.
Nur 11 Jahre nach den Mayers gehört die Mühle schon wieder einer fremden Familie. Michael Laumer und seine Frau Anna, geb. Gmeinwieser, betreiben jetzt das Geschäft.
Sie geben das Anwesen am 27.8.1872 weiter an den Sohn Michael jun., der mit Franziska Stegbauer aus Sicklasberg verheiratet ist.
Sechs verschiedene Eigentümer innerhalb von nur 65 Jahren. Das ist ein sicherer Hinweis darauf, dass die Mühle keine Goldgrube war. Der siebte Erwerber aber glaubte dennoch ein gutes Auskommen durch den Mühlenbetrieb zu finden. So erzählt es dessen Enkel Johann Haimerl aus Rain, dem die Hadermühl heute gehört. Sein Urgroßvater war der Haimerl-Bräu in Punzendorf (heute ist dies der Schmuckerhof). Dieser schenkte seinem Sohn Xaver Haimerl einen Baugrund und der errichtete darauf ein Wohnhaus (das heutige Mückanwesen). Dabei übernahm er sich aber finanziell, und war daher gezwungen, es zu verkaufen. Weil die Hadermühl gerade wieder einmal feilgeboten wurde, kaufte er sie mit dem, was ihm vom Hausverkauf übrig blieb. Die Mühle bot ihm ein gesichertes Auskommen. Dass er aber nicht gleich reich mit ihr wurde, geht aus einem Ereignis von 1893 hervor. Die Tochter Anna gebar ein illegitimes Kind. Der Vater des Kindes, der Söldnerssohn Josef Wagner vom benachbarten Hadergrub, wollte seine Anna heiraten. Dessen Eltern aber lehnten sie als Schwiegertochter ab mit der Begründung, die habe ja nichts, die bekomme ja nichts mit. Die Nandl bekam später aber auch „ohne Sach” einen Mann, den Zimmerer Max Wieser. Und ihre Tochter Rosina fand als Erwachsene ihren Ehemann direkt auf der Hadermühl. Einige Jahre wohnte da nämlich der Schweizer Maler Fritz Notter, den sie heiratete. Notter verdiente sich jedes Jahr ein herbstliches Zubrot mit einer Obstpresse, die er auf der Hadermühl aufgestellt hatte. Beide sind später nach St. Gallen ausgewandert. Die Haimerls werden als brave Leute geschildert. Trotz des mangelnden Wohlstandes waren sie fröhliche, gesellige Menschen. Besonders gerne kamen die Jugendlichen an den Sonntagen auf der Mühle zusammen, wo ihnen der Hadermüller mit seiner Ziehharmonika zum Tanz auf der Tenne aufspielte. Xaver Haimerl wurde sehr früh Witwer. Seine Frau Franziska starb am 20. Januar 1903, sie war erst 56 Jahre alt.
Er selbst aber wurde 80 Jahre. Sein Tod im Jahr 1925 erregte Aufsehen, weil er ausgerechnet am Ostersonntag vor der Kirchentüre zu Konzell einer Herzschwäche erlag. Einen ungewöhnlichen Tod fand auch der Sohn Max des ersten Haimerl-Müllers. Dieser war bekannt wegen seiner enormen Körperkraft. Zweizentnersäcke herumschleppen gehörte bei ihm zum Alltag. So ein Plunzensack wurde ihm zum Verhängnis. Als er an einem Frühlingstag den Hafer für die Saat zum Schindlmacherfeld hinaustrug, hatte er zufällig am Hals einen Abszess. Dieser entzündete sich durch die Reibung. Eine Blutvergiftung war die Folge, und wenige Tage darauf starb Max an Wundstarrkrampf.
Einer der Gründe, weshalb auf der Hadermühl niemand reich werden konnte, war die begrenzte Energie, die aus der noch recht jungen Menach herauszuholen war. Zwar führte die Menach schon etwas mehr Wasser als oberhalb beim Holzhaus (siehe den Bericht über das dortige E-Werk) durch die Anreicherung aus weiteren Quellflüssen und den Irlberger Graben. Zum ganztägigen Betrieb der Mühle reichte es aber auch nur, wenn das Wasser während der Nacht für den Tagesbetrieb zurückgehalten wurde. Und das taten die Erbauer der Mühle. Sie legten einen 400 Meter langen Mühlbach an und vertieften und erweiterten diesen vor dem Mühlengebäude zu einem Stauweiher. 90 Meter weit, bis zum Überfall reichte der Stau zurück. Da stand für den Tagesbetrieb schon eine beachtliche Menge Wasser zusätzlich zum laufenden Zufluss zur Verfügung. In der Natur sind Graben, Schwelle und Überfall auch 50 Jahre nach Betriebseinstellung noch gut erkennbar. Und auch in der topographischen Landkarte sind die Gräben noch eingezeichnet, obwohl sie inzwischen trocken liegen. Von der Schwelle aus wurde das Wasser mittels einer Holzrinne zum Mühlrad geleitet, das bis zum Dach reichte. Der Deichdamm bereitete dem letzten Hadermüller fortwährend Ärger. Schuld daran waren die Bisamratten, die ihn unterminierten. Solange ein Jäger durch Abschuss sie im Bestand reduzierte, ging’s einigermaßen. Als diese Unterstützung wegfiel, musste Haimerl fast jeden Tag die Löcher mit Wasen und Hadern verstopfen. Schließlich wurde er den Viechern aber nicht mehr Herr, der Damm barst. Auch dieses Ereignis trug mit dazu bei, dass eines Tages auf die Wasserkraftnutzung verzichtet wurde.
Qualitätsware ließ sich mit der uralten Einrichtung der Hadermühl nicht herstellen. Man sagt, das Hadermühlermehl sei das schwärzeste in der ganzen Umgebung gewesen. Manchmal beschwerte sich ein Kunde deswegen. Dagegen verwahrte sich der Müller mit der Bemerkung: Aus Taubendreck und Singerlfutter, das ihr mir anliefert, kann ich kein weißes Mehl machen. Mit dem Singerlfutter waren die vielen schwarzen Samenkörner des Klettenlabkrautes gemeint, die mit den primitiven Reinigungsanlagen nicht alle entfernt werden konnten. In der damals noch üblichen spritzmittelfreien Zeit konnte sich diese Klette ungehindert entwickeln und sie war der Schrecken jedes Garbenbinders, weil sie das Garbenaufnehmen arg erschwerte. Anders als heute, wurde vor 80 Jahren in Konzell überwiegend Korn angebaut (also Roggen), und das „Roggene” ist von Haus aus viel dunkler als Weizenmehl. Gewährsleute versichern, dieses schwarze Hadermühlerbrot hätte ausgezeichnet geschmeckt.
Foto links: Die Menach heute
Während der Bewirtschaftung durch den zweiten Haimerl-Müller, den Sohn Johann, kam es zu einer bedeutenden Veränderung auf der Hadermühl. Irgendwann einmal vorher ging das Wasserrecht auf den Besitzer des Anwesens von Hadergrub über. Zeitpunkt und Ursache dafür konnte ich nicht ermitteln. Möglicherweise hatte es mit den Anlaufschwierigkeiten des ersten Haimerl-Müllers zu tun. Der Hadergruber durfte als Wasserrechtler für den Eigenbedarf die Mühle benützen. Dies allerdings nur in den Zeiten, in denen der Müller selbst gerade nichts zu mahlen hatte.
Seit 1921 war Johann Feldbauer der Eigentümer von Hadergrub. Er hatte die Witwe des Josef Wagner geheiratet. Dieser Feldbauer versprach sich mehr von seinem Recht, wenn die vorhandene Wasserkraft zusätzlich zur Erzeugung von elektrischem Strom genutzt würde, zur Versorgung seines und des Hadermüllers Anwesen. Um 1925 herum wurden beide sich einig. Sie beauftragten Hermann Mühlbauer aus Konzell mit der Einrichtung des Werkes. Nachdem die Anlage gut funktionierte, belieferten sie gegen eine geringe Jahrespauschale weitere Anwesen mit Gleichstrom: den Nachbarn Simeth, den Viertlhof und in Punzendorf den Preiß, den Karlbauern und das GmeinwieserAnwesen. Diese Ausweitung brachte dem Hadermüller zusätzlich eine Arbeitserleichterung.
Alle sieben Abnehmer mussten sich nämlich verpflichten, sich an der jährlichen Reinigung der 90 Meter langen Schwelle zu beteiligen. Schlamm und Sand, die der Mühlbach laufend mitführte und in der Schwelle ablagerte, mussten herausgeschaufelt werden. Zu dieser Arbeit war er jetzt nicht mehr allein, und die damit verbundene Betriebsunterbrechungszeit konnte durch den Großeinsatz von bisher einer Woche auf einen einzigen Tag reduziert werden.
Zum Antrieb des E-Werkes diente das vorhandene Mühlrad. 1928 musste dieses erneuert werden. Das übernahm der Zimmerermeister Jakob Gmeinwieser. Auf seinem Hof in Punzendorf fertigte er ein Rad mit sechs Meter Durchmesser. Zum Transport in die Mühle wurde es zerlegt und dort erneut zusammengefügt. Damit der Hadergruber nicht immer die 250 Meter zur Mühle laufen musste, wenn er für seine Maschinen Strom brauchte, konstruierte sein technisch außerordentlich begabter Stiefsohn Konrad Wagner eine „patentverdächtige” Vorrichtung, mit der es ihm möglich war, von seiner Fletz aus mittels Kurbel und Seilzug das Werk ein- und auszuschalten. Kurz vor dem letzten Weltkrieg erhielt Punzendorf den OBAG-Anschluss, und damit fielen vier Abnehmer weg.
Hadermühl und Hadergrub aber mussten noch viele Jahre auf die öffentliche Stromversorgung warten. Während dieser Zeit ging das Mühlrad kaputt. Es ist nicht mehr erneuert worden. Der Turbine wurde das Wasser jetzt mit einer Stahlrohrleitung zugeführt. Diese Rohrleitung ist fast alles, was noch an den einstigen Mühlen- und E-Werksbetrieb erinnert, denn ein Mieter hat fast die ganze Mühleneinrichtung ausgebaut. Die Mahlmühle wurde nach dem Krieg noch mehrere Jahre weitergeführt, bis das allgemeine Mühlensterben auch der Hadermühl den Garaus machte. Für den Hadergruber ist das Wasserrecht damit wertlos geworden. Der jetzige Besitzer des Mühlenanwesens, Johann Haimerl jun., hatte nur noch während seiner Kindheit und Jugendzeit mit dem Mühlenbetrieb seines Vaters zu tun, dem dreizehnten und letzten Hadermüller, den wir ermitteln konnten. Er fand sein Auskommen auswärts als Arbeitnehmer. Das Mühlengebäude hat er vermietet, die Grundstücke an den Stegbauern von Sicklasberg (Schleinkofer) verpachtet.
Foto oben rechts: Nur die Rohrleitung ist geblieben ...
Es ist still geworden auf der Hadermühl. Der Mühlbach ist ausgetrocknet. Das ewig singende Lied der Räder ist verstummt. Ganz leise, wie verschämt, schleicht sich heute das Menachwasser abseits des Mühlengebäudes entlang. Die tief eingeschnittenen Rillfurchen am Weg, jahrhundertelang gezogen von den Mühlfuhrwerken, sind eingeebnet und mit Teer überdeckt. Trotz der guten Anbindung heute quert nur selten jemand das Tal. Nur der alte Herzkirschenbaum weiß noch vom einstigen Leben auf der Hadermühl.
Die Hadermühl 1999
Verwendete Quellen:
Konzell, Heimatgeschichte, Franz Dietl
Chronik Markt Mitterfels, Franz Wartner
Bischöfl. Zentralarchiv Regensburg
Bayerisches Staatsarchiv
Fotos ohne Namensnennung: Otto Wartner
Helfer bei der Archivdurchsicht: Sigurd Gall und Franz Wartner
Informanten: Johann Haimerl, Rain - Michael Kienberger, Kleinwieden - Josef Simeth, Hadermühl - Cilli Wagner, Punzendorf - Oskar Wagner, Höhenkirchen
Aus: Otto Wartner, Mühlen an der Menach: Die Hadermühl - Mitterfelser Magazin 5/1999, Seite 41 f
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