Kunst, Literatur
Hans Hausladen (1890-1976): Fotograf, Maler und Kaufmann in Mitterfels
Biografie und Nachlass
2013/14 fand im Kreismuseum Bogenberg eine Ausstellung über drei gewerbliche „Dorffotographen“ des 20. Jahrhunderts und ihre Blicke auf die Menschen mit dem Thema „Typisch Landleben?“ statt. Einer der behandelten Fotographen war Hans Hausladen aus Mitterfels. Die Museumsleiterin Barbara Michal schrieb für das „Mitterfelser Magazin 20/2014“ einen reich bebilderten Bericht zur Ausstellung, dem wir biografische Daten des Mitterfelser Fotografen in Ausschnitten entnehmen:
Zur Vita von Hans Hausladen
Johann (Hans) Evangelist Hausladen wurde 1890 als eines von sechs Kindern des Mitterfelser „Gerichtsschreibergehilfen“ Georg Hausladen (1861-1898) und seiner Frau Elisabeth (Elise) (1849-1943) in Mitterfels geboren. Nach dem Besuch der Werktagsschule in Mitterfels und teilweise zeitgleich zum Besuch der Sonn- und Feiertagsschule absolvierte Hans Hausladen ab 1905 eine dreijährige Fotografenlehre in Straubing. Sein Lehrmeister war Hans Urban sen., der seit 1902 in der Albrechtsgasse 9 ein „Photographisches Atelier“ betrieb. […]
Nach Abschluss der Fotografenlehre in Straubing 1908 verfolgte der 18-jährige Hans wohl das weitergehende Ziel, „Kunstmaler“ zu werden. Jedenfalls waren im Privatarchiv seines Sohnes Werner einige Dokumente erhalten, die belegen, dass Hans Hausladen 1910 die private „Malschule Schumann“, und 1912 (?) in einem dreimonatigen Kurs die „Mal- und Kunstschule Helmar Koch“, beide in Dresden, besuchte. Hans Hausladen spielte wohl mit dem Gedanken, die Münchner Kunstakademie zu besuchen. Ein Brief seines Dresdner Kunstlehrers Helmar Koch vom 22.8.1913 belegt die wirtschaftliche Problematik dieses Ansinnens: […] „Haben Sie die Mittel dazu, dann können Sie sich der Kunst getrost widmen. Talent haben Sie!“
Hans Hausladen hatte sich - wohl auch zum Geldverdienen - als Fotograf auf die Wanderschaft begeben: Es gibt Belege über Aufenthalte 1912 in „Brunnen“ am Vierwaldstätter See in der Schweiz, 1913 in „Cassel“ und zeitweise in Itzehoe. Den 1914 konkret gewordenen Plan, sich an der Münchner Kunstakademie zu bewerben, belegt ein am 18.4.1914 in München ausgestelltes „Leumundszeugnis“. Allerdings ist es dazu nicht gekommen, sei es wegen des Kriegsausbruches oder wegen mangelnder finanzieller Eigenmittel (?). Seit 1915 jedenfalls befand sich Hans Hausladen in militärischen Diensten in Ingolstadt, 1916 bis 1918 kämpfte er als Mitglied des „K. Bay. Pionierbataillon 10“ in Rumänien und Flandern. Als Hans 1918 aus Kriegsdiensten entlassen wurde, waren zwei seiner Brüder gefallen und er kehrte nach Mitterfels zurück.
Das Wohn- und Geschäftshaus, Hausnummer 12½ in Mitterfels mit Textil- und Lebensmittelgeschäft der Mutter Elise Hausladen. In diesem Haus richtete sich Hans 1919 sein Fotoatelier ein, um 1900, (Slg. Hausladen)
Hier baute er sich zunächst als Fotograf eine berufliche Existenz auf: Gegen Ende 1919 richtete er in einem ehemaligen „Fremdenzimmer“ im ersten Stock des Wohn- und Geschäftshauses seiner Mutter Elise (Hausnummer 12 ½, heute Burgstraße 7, Abb. 14) ein Fotoatelier ein - mit Glasdach, selbstbemalten Hintergrundleinwänden, Vorhängen und Mobiliar; dazu eine Dunkelkammer. Auch ließ er eine Visitenkarte drucken, auf der er „Familien-, Gruppen-, Vereine-, Hochzeits- und Häuser-Aufnahmen … Reproduktionen und Vergrößerungen nach jedem Bilde und Postkarte in nur tadelloser, fachmännischer Ausführung bei billigster Berechnung“ anpries und anbot, „auf Wunsch“ „überall“ hinzukommen. In den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg scheint das Fotografier-Geschäft floriert zu haben, betrachtet man die Menge seiner Glasplattenaufnahmen. Kurz bevor er seine Braut, Magdalena Gaar aus Diessen (1892-1953), 1923 heiratete, bekam Hans Hausladen von seiner Mutter deren Haus Nr. 12 ½ samt „Ladeneinrichtung“ ihres Geschäftes überschrieben. Es scheint, als habe er - parallel zum Anwachsen seiner eigenen Familie durch die Geburt von drei Kindern zwischen 1924 und 1933 - zunehmend weniger als Fotograf und mehr als selbstständiger Kaufmann gearbeitet.
Reduzierung üppiger Details zugunsten eines individuellen Portraits, Foto von Hans Hausladen, 1920er Jahre, (Slg. Stolz)
Von 1935 bis 1937 betrieb Hans Hausladen zusätzlich das Cafe „Zum Perlbachtal“ im benachbarten und ihm gehörenden Haus Nummer 12 (heute Burgstraße 5), auch vermietete er damals drei Fremdenzimmer. Allerdings war Hausladen im selben Jahr - wohl aus finanziellen Gründen - veranlasst, letztgenanntes Anwesen samt Kaffeehaus zu verkaufen.
Nach 1945 warb Hans Hausladen in Geschäftsinseraten nur noch als Kaufmann, der mit Textilien und Lebensmitteln handelte. Das Fotografengeschäft hatten andere übernommen, so etwa das „Photoatelier Grotz“. Seine Leidenschaft, die Malerei und das Zeichnen, verwirklichte Hausladen im privaten Bereich - oft dienten seine Fotografien als Malvorlagen.
Darüber hinaus hatte Hausladen eine Jagd gepachtet, war im Mitterfelser Schützenverein und in der Feuerwehr tätig. Als gut integrierter, „bescheidener und aufrichtiger“ Bürger verstarb der frühere Fotograf und „Gemischtwaren-Einzelhändler“ Hans Hausladen 1976 in Mitterfels. (Barbara Michal)
Glasplattennegative
Hans Hausladens Tochter, Anneliese Schürg, lebt in Mitterfels. Sein Sohn, Dr. Werner Hausladen, Gräfelfing, hatte bis zu seinem Tod die Kontakte zu Mitterfels nicht abreißen lassen. Er war Mitglied des AK Heimatgeschichte Mitterfels e. V. Er übergab die umfangreiche Sammlung von Glasplattennegativen aus dem Nachlass seines Vaters dem Regensburger Fotografen Herbert Stolz, einem gebürtigen Mitterfelser. Diese Sammlung ist auch für den AK Heimatgeschichte immer wieder eine Fundgrube heimatgeschichtlich interessanter Themen.
Herbert Stolz: Als professioneller Fotograf war Hans Hausladens „Haupterwerb“ die Porträtfotografie. Ihm verdanken wir viele Aufnahmen Mitterfelser Bürgerinnen und Bürger, sowohl als Einzel-, Paar- und Gruppenporträts, als auch Ortsansichten, Landschaftsaufnahmen oder sehr beeindruckende Bilder von aufgebahrten Toten und Vieles mehr. […]
Beeindruckend für alle Fotografen ist die schiere Größe, das Format dieser Glasplattennegative. Hausladen arbeitete mit Negativformaten von 9 x 12 bis 13 x 18 cm! Man kann sich sehr leicht vorstellen, was für eine Qualität darin steckt.
Das Schönste ist allerdings die schlichte Tatsache, dass es sie überhaupt noch gibt und sie die beinahe 100 Jahre relativ unbeschadet überstanden haben.
Gemäldesammlung aus dem Nachlass
Ölgemälde um 1928: Palmsonntagsprozession
Im Herbst und Winter 2015 meldete sich Anneliese Schürg beim Arbeitskreis Heimatgeschichte Mitterfels, da sie einige Objekte aus dem Besitz ihres Vaters Hans Hausladen an den Arbeitskreis oder auch an das Burgmuseum Mitterfels übergeben wollte. Den Kontakt stellte Franz Riepl her, langjähriger Kassier des Arbeitskreises. Durch die Umstrukturierung im Museumsverein, nun mit einer Museumsfachfrau an der Spitze, wusste sie die Gegenstände in guten Händen. Franz Riepl brachte dann als erstes eine wunderbare Versehgarnitur zur Vorsitzenden Elisabeth Vogl, die demnächst in dem neu eingerichteten Raum „Aus dem Lebenskreis“ im Obergeschoss des Mitterfelser Museums bewundert werden kann. Nach mehrfachen Telefonaten und Besuchen im Haus von Anneliese Schürg konnte Elisabeth Vogl die ersten Ölgemälde abholen und sichern. Als Kunsthistorikerin hatte sie den künstlerischen Wert der Sammlung sofort erkannt. Vor allem die Ansichten von Alt-Mitterfels haben inzwischen historische Bedeutung erlangt. Es galt noch einige Hindernisse zur sachgerechten Einlagerung der Gemälde zu überwinden.
Dankenswerterweise übernahm dann ab September 2016 Wolfgang Hammer, der 2. Vorsitzende des Museumsvereins die zeitaufwendige Aufgabe, den noch vorhandenen künstlerischen Nachlass von Hans Hausladen nach Angaben von Elisabeth Vogl aufzunehmen und einen Übergabevertrag an die Marktgemeinde Mitterfels zu erstellen. Näheres dazu im folgenden Artikel.
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