Kunst, Literatur
Schöpfer der Kugelkaryatide „The Sphere“ Fritz Koenig ist tot
Ein Künstler aus Niederbayern im Zentrum der Weltgeschichte: Die Kugelkaryatide „The Sphere“ von Fritz Koenig in den Trümmern des World Trade Centers in New York nach dem Anschlag vom 11. September 2001. Im Inneren der aufgerissenen Skulptur wurden Wrackteile der von Terroristen in die Türme gelenkten Flugzeuge gefunden. Ein halbes Jahr später wurde die Skulptur zwischenzeitlich als Mahnmal im „Battery Park“ an der Spitze Manhattens aufgestellt. (Wikimedia CC BY-SA 2.0/Charlie Brewer)
Er starb am 22. Februar 2017 auf seinem Gut bei Landshut
Landshut. Im Alter von 92 Jahren ist am frühen Mittwochabend Professor Fritz Koenig auf seinem Anwesen in Ganslberg bei Landshut gestorben. Er galt als einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer der Nachkriegszeit.
Fritz Koenig wurde 1924 in Würzburg geboren und kam 1930 als Kind nach Landshut. Kurz darauf wurde er Frontsoldat. Nach Kriegsende nahm er 1946 bei Anton Hiller sein Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München auf, das er 1952 beendete. 1957 trat Koenig ein Stipendium an der Villa Massimo in Rom an, 1959 hatte er seine erste Einzelausstellung in der Münchner Galerie Günther Franke.
Fritz König 2015 (Wikimedia CC BY-SA 4.0/Peter Litvai)
1961 zog er mit seiner Frau Maria nach Ganslberg, wo das Paar ein Vollarabergestüt aufbaute, auf dem auch zahlreiche Pfauen lebten. 1964 erfolgte die Berufung an den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten an der Architektur-Fakultät der Technischen Universität München.
1967 begann Koenig mit der Arbeit an einer Skulptur, die ihm weltweites Renomée verschaffen sollte: die „Große Kugelkaryatide“ für das World Trade Center in New York, die 1971 vollendet wurde, ein 7,65 Meter hohes Bronze-Kunstwerk aus 52 Teilen. Die Skulptur machte weltweit Schlagzeilen, als sie den Einsturz des World Trade Centers nach den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 wie durch ein Wunder überstand und damit zu einem Symbol der Hoffnung wurde. „Es war eine Skulptur, nun ist es ein Denkmal“, sagte Koenig damals. „Jetzt hat sie eine andere Schönheit, eine, die ich mir nie vorstellen konnte. Sie hat nun ihr eigenes Leben – ein anderes als das, das ich ihr gegeben habe.“ Neben der „Großen Kugelkaryatide“ sticht das von Koenig 1983 geschaffene Mahnmal der Bundesrepublik Deutschland im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen aus seinem umfangreichen Werk hervor. Der Schriftsteller Reiner Kunze zählt es einmal „zum Zartesten, Anrührendsten und Erschütterndsten, was ich an zeitgenössischer Bildhauerei kenne“.
1993 ging der Besitz von Fritz und Maria Koenig in Form einer Stiftung an die Stadt Landshut. 1998 eröffnete dort das Skulpturenmuseum, in dem neben Koenigs Arbeiten immer wieder auch Stücke aus seiner Afrika-Sammlung zu sehen waren, die zu den weltweit namhaftesten privaten Kollektionen ihrer Art zählt.
Nach dem Tod seiner Frau Maria 2010 zog sich Fritz Koenig mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. „Ich sitze auf meinem letzten Ast“, pflegte er in den letzten Jahren zu sagen. Neugierig blieb er, der Zeit seines Lebens ein passionierter Zeitungsleser war, trotzdem. Auf die Frage, was ihn an Menschen am meisten fasziniere, gab er zur Antwort: „Intensität.“
Quelle: Uli Karg/BOG Zeitung vom 23. Februar 2017 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)
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