Totentanzdarstellungen in der Haselbacher Friedhofskapelle. Auch die Reichen und Mächtigen holt der Tod.

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Schon aus der Erbauungszeit der Kirche um 1670 stammt der schlichte Altartisch. Die Totentanzdarstellungen an der Wand sind jedoch erst Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden.

Elisabeth Vogl: Die Haselbacher Totentanzdarstellungen 50 Jahre älter als die von Felix Hölzl in St. Peter in Straubing.

 

Zahlreich sind die Anlässe des Totengedenkens im Monat November, der mit den Tagen Allerheiligen und Allerseelen beginnt. An die Gegenwart des Todes gemahnen die Gläubigen auch Totentanzdarstellungen wie sie sich in der Kapelle des Haselbacher Friedhofs befinden. Die dortigen Wandbilder „sind die ältesten Totentanzdarstellungen in Niederbayern“, sagt Elisabeth Vogl, Kunsthistorikerin und Archäologin, die sich schon in Schulzeiten mit dem Totentanz-Thema beschäftigt hat. Der Straubinger Totentanz sei rund 50 Jahre jünger als die Darstellungen in der Haselbacher Kapelle.

Anfang des 18. Jahrhunderts sind die Bilder in Haselbach entstanden, als Seccomalerei, also aufgetragen auf den trockenen Putz, denn die Kirche selbst ist noch ein Stück älter. Um 1670 wurde sie unter Balthasar Regler, Mönch aus Oberalteich und von 1667 bis 1673 Pfarrvikar in Haselbach, erbaut – und zwar als Schutzengelkapelle. Sieben Deckenfelder – ein achtes trägt die Bauinschrift — zeigen Engelszenen aus dem Alten Testament. Elisabeth Vogl zählt auf: „Jakobs Traum von der Himmelsleiter, die drei Engel bei Abraham, Tobias auf der Wanderschaft, das Manna-Wunder, der Esel des Bileam, das Opfer Abrahams, Jakob ringt mit Gott.“

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Auf dem Friedhof steht die Totentanzkapelle. Die Rückseite ist Teil der Friedhofsmauer. - Blick nach oben in die „Laterne“: Die achteckige Form kann als Symbol der Auferstehung gedeutet werden.

 

Totentanzdarstellungen seit der Zeit der Pest

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Die Grabplatte von Wolfgang Grießnauer von 1722, die das Ringen von Zeit und Tod zeigt.

 

Warum später die Totentanzdarstellungen an den Wänden hinzukamen und die Kapelle seitdem unter dem Namen Totentanzkapelle bekannt ist, ist laut Vogl unklar. „Denkbar wäre ein Zusammenhang mit einer Seuche.“ Im 14. Jahrhundert kommt die Darstellung der Macht des Todes in der Form des Totentanzes auf, also in einer Zeit, als die Pest über Europa hereinbrach. Zu jener Zeit, als die Haselbacher und etwas später die Straubinger Totentanzmalereien entstanden, war das Thema weit verbreitet. „In Chammünster findet sich eine gotische Darstellung der drei Lebenden und der drei Toten, in Roding ist der Totentanz als tatsächlicher Reigen dargestellt.“

Die Bilder in Haselbach folgen der Darstellung Hans Holbeins, „sind aber inhaltlich lange nicht so kirchenkritisch-reformatorisch wie bei ihm“, wie Elisabeth Vogl sagt. Die Kommentare orientierten sich an Caspar Scheidt, „der erstmals deutschen Text zu den Szenen geschrieben hat, in Haselbach gibt es aber nur vier Zeilen statt sechs wie bei Scheidt“.

Nicht mehr alle der Darstellungen, die zwischendurch übermalt waren und erst 1912 wiederentdeckt wurden, sind heute noch zu sehen. „Wären die Bilder nicht in Secco-Technik, sondern als Fresken, also schon in den feuchten Putz, gemalt worden, wären sie wohl heute besser erhalten.“ 20 Szenen waren es ursprünglich, paarweise übereinander angeordnet.

Sie zeigen, dass der Tod bei seiner Wahl keine Unterschiede zwischen den Menschen macht, selbst kirchliche wie weltliche Herrscher müssen ihm folgen. Auch wird dem Betrachter deutlich vor Augen geführt, dass irdische Reichtümer im Angesicht des Todes nichts bedeuten: „Eine der am reichsten ausgestalteten Szenen des Haselbacher Totentanzes ist die des Geizigen.“ Elisabeth Vogl beschreibt: „Mit wehklagend erhobenen Händen sitzt der Reiche vor dem mit einem weißen Tuch bedeckten Tisch und muss machtlos zusehen, wie der Tod sich an einem Haufen Münzen in der Mitte des Tisches vergreift.“

Der Tod – als Gegenspieler der Lebenszeit – findet sich auch auf einer Grabplatte von Wolfgang Joachim Grießnauer, Pfleg- und Landgerichtsschreiber, der mit 46 Jahren im Oktober 1722 starb und die im Eingangsbereich der Kapelle in die Wand eingelassen ist, sich ursprünglich allerdings in der Kirche befunden hat und laut Vogl erst im Zuge einer Renovierung im 20. Jahrhundert in die Kapelle kam.

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Keiner wird vom Tod, dem großen Gleichmacher, verschont: kein tapferer Ritter, kein treu für seine Gemeinde sorgender Pfarrer . . .  (links) - Alle zusammengerafften Schätze helfen dem Geizigen nun nicht mehr: „Dein End ist kommen“, teilt der Tod ihm mit und greift sich das Geld. (Fotos: map)

 

Grundriss ein Symbol der Auferstehung

Noch aus der Zeit der Erbauung der Kapelle stamme der schlichte Altaraufbau, dessen Altarblatt die Kreuzigung Christi zeigt. Die Qualität des Bildes sei nicht sehr groß, jedoch hebe sich – eine Besonderheit – Christus am Kreuz vollplastisch vom Bild ab. Auch plastische Gestaltungselemente in der Decke begeistern Elisabeth Vogl. Durchbrochen wird die Decke von einer farbenprächtigen, sogenannten Laterne, die zwei Ebenen aufweist und in der oberen Fenster besitzt.

Die Laterne ist achteckig, wie der gesamte Kapellenbau: „Am achten Tag beginnt die neue Woche, und der achte Tag ist der Tag der Auferstehung.“ Unbekannt ist laut Vogl, welche Farbgebung die Laterne mit ihren Balustraden ursprünglich hatte – heute jedenfalls dominiert Blau: Der Gedanke an den Himmel liegt da nicht fern.


 

Quelle: Monika Prechtl, in: Bogener Zeitung vom 31. Oktober 2014 – nach einem Aufsatz von Elisabeth Vogl M. A. (Kunsthistorikerin, Archäologin und Vorsitzende des AK Heimatgeschichte Mitterfels e. V.); veröffentlicht im Mitterfelser Magazin 17/2011 S. 59 ff (Schreibwaren Stolz, Mitterfels - € 15)

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