Brauchtum
Fromme Beter beim Prangertag
Weiße Mädchen, Pfadfinder und der Herr Benefiziat
Wir in Bayern sagen zum Fronleichnamsfest Prangertag. An diesem hohen Festtag der katholischen Kirche sind die Straßen mit Birkenbäumchen besonders feierlich geschmückt, sie prangen. Auch die Kinder und die Erwachsenen putzen sich an diesem Tag festlich heraus, wenn sie mit der Prozession durch die Stadt gehen oder am Straßenrand als Zuschauer stehen.
Vor 60 Jahren ist die Beteiligung der Gläubigen an der Prozession in der Stadtgemeinde St. Jakob und Tiburtius noch sehr groß. Neben den zahlreichen Schulkindern der Volksschulen und Höheren Schulen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern, beteiligten sich die Zünfte mit ihren Zunftstangen, die Kongregationen, die Mönche und Nonnen der Straubinger Klöster, die katholischen Vereine mit ihren Namenspatronen. Da tragen kräftige Männer die Figur des geschundenen hl. Sebastian auf ihren Schultern und dahinter gehen, die rechte Hand mit einem Rosenkranz umwickelt, die Mitglieder der Sebastianibruderschaft. Der dritte Orden schließt sich an, die Frauen vom Jungfrauenbund und vom Mütterverein folgen. Verschiedene Jugendorganisationen tragen ihre Fahnen und Wimpel mit. Auf einem unserer Fotos ist die Pfadfindergruppe der damaligen Taubstummenanstalt mit ihren Fahnen zu sehen. Die Buben ziehen mit ihren grünen Hemden, den braunen Lederknoten und Halstüchern am "Roten-Kreuz-Haus" am Ende der Fraunhoferstraße vorbei. Dort unten knipst auch der Fotograf die große Schar der weiß gekleideten Erstkommunikantinnen mit ihren Kranzerln im Haar.
Der Kirchenchor ist verstärkt durch ein kräftiges Blasorchester, neben dem Himmel schreiten in weißen Jacken unsere Straubinger Stadtpolizisten.
Betende Männer und Frauen, die keinem Verein angehören, beschließen die endlos lange Prozession.
An der Ostseite des Stadtturms singt ein Karmelitenpater das vierte Evangelium, sein Mitbruder hält ihm das Missale Romanum. Stadtpfarrer Rudolph Kracher horcht andächtig mit gefalteten Händen neben dem Allerheiligsten.
Im Bildvordergrund, uns mit seinem Rücken zugewandt und in brokatenem Diakonsmantel gehüllt, lauscht andächtig der Herr Benefiziat Rudolf Rosnitschek, der "Frühmessner" von St. Jakob. Er wurde so genannt, weil er jahrein, jahraus jeden Tag um 6 Uhr in der Früh' das hl. Messopfer zelebrierte. Wir Ministranten grüßten ihn "Guten Morgen, Herr Benefiziat", wussten allerdings nicht, was Benefiziat für eine Berufsbezeichnng war, und was das Wort bedeutet. Wir hielten es für ein komisches Wort. Der hochwürdige Herr Rudolf Rosnitscheck wohnte im Benefiziatenhaus hinten in der Bürg, gegenüber vom "Burglichtspielhaus im zweiten Stock. Er hatte eine große Briefmarkensammlung und mochte während des Messopfers nur ein paar Tropfen Wein in seinen Kelch von uns geschüttet bekommen. "Reicht schon 11, sagte er ganz laut und zog den Kelch rasch an sich. Na ja, da die edlen Tropfen Messwein in der Sakristei sowieso ausgeschüttet worden wären, genehmigten wir uns halt hie und da als Ausgleich für das sehr frühe Aufstehen den übriggebliebenen Rest Rebsaft, der dem Frühmessner zugedacht war (vom Herrn Obermesner Franz Förg).
Der Herr Benefiziat unterrichtete am Deutschen Gymnasium Religionslehre und war auch sonst nicht sehr umgänglich. Er sang auch die Responsorien und die Antiphonen durch die Nase sehr hoch, was sich sehr eigenartig anhörte.
Vor der Sechs-Uhr-Frühmesse musste ich ihm immer das "Suszipiat" vorsprechen. Wehe, wenn ich da hängen blieb! Das alles fiel mir wieder ein, als ich das Fronleichnamsbildchen in Händen hielt. HH Rudolf Rosnitschek lebte von 19.7.1904 bis 6.9.1981. Diese Daten stehen auf seinem Grabstein bei den Priestergräbern im Alten Friedhof, dort, wo einst die Friedhofskirche stand, die am 18.4.1945 von Fliegerbomben zerstört wurde.
Übrigens sagten wir Ministranten zu Fronleichnam despektierlich „Fräulein Leichnam".
Bericht und Bilder : Hans Vicari, SR-Tagblatt 19.6.2014, Straubinger Rückblick
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