Mitterfelser Magazin 19/2013: Viel Lesestoff für Ferientage und lange Winterabende

Neues Magazin beinhaltet 41 Beiträge von 28 Autoren auf 172 Seiten mit 450 Abbildungen

07 mgv haselbach arberkirchweih 03 puergl 02 megal sdw gaspipeline

Rezension im Straubinger Tagblatt vom 6. September 2013

Ob 50.000 Jahre bayerische Geschichte im Landkreis Straubing-Bogen, niederbayerische Handwerkskunst, Interessantes zum Thema Klimaerwärmung oder zu Traditionen, die zu Ende gingen, und nicht zuletzt Wissenswertes über den Bau der Gaspipeline im Gebiet der Gemeinde Haselbach - für jeden Geschmack und jedes Interesse ist etwas zu finden im neuesten Mitterfelser Magazin Nummer 19 von 2013. Das Magazin, eine Publikation des Arbeitskreises Heimatgeschichte Mitterfels, präsentiert 41 Beiträge mit 450, meist farbigen Fotografien und Abbildungen von 28 Autoren auf 172 Seiten. Also genügend Lesestoff für Urlaubstage oder dunkle Winterabende.

Schon das Motto "gestern - heute - morgen" trifft auf einen Beitrag von Martin Graf: "Die edle Handwerkskunst - Besuch beim Spengler- und Kunstschmiedemeister Stefan Baumgartner in Wenamühle bei Haselbach" in besonderem Maße zu. Erstaunlich, was ein eineinhalb Mann großer Betrieb an alter und moderner Handwerkskunst zu leisten vermag. Die Liste weltbekannter Denkmäler, bei denen Baumgartner den Auftrag für Sanierungsarbeiten erhielt, ist lang: Schloss Linderhof, Jugendstil-Kirche Steinhof in Wien oder die Schlossbrücke in Dresden (Foto rechts). Eine reiche Bilddokumentation zeigt Baumgartners große Handwerkskunst bei der Erhaltung historisch wertvoller Bauten.

00 titel mm19 2013  09 rosshaupten peter kernbichl

Das Titelbild des neuesten Mitterfelser Magazins schmückt der Troadkasten am Gallner, heute ein Wohnhaus (links). - Die Familie von Peter Kernbichl ist seit 1748 im Besitz des Hofmarksitzes Roßhaupten, hier in der Hauskapelle.


Verborgene Geschichte

Der Bau einer 72 Kilometer langen, vom November 2011 bis Juli 2012 verlegten Gaspipeline in Nordostbayern zwischen Schwandorf und Windberg tangierte auch das Gemeindegebiet von Haselbach (Foto links). Dass ein derartiges Großprojekt nicht ohne baubegleitende archäologische Untersuchungen durchgeführt wird, weist auf den Respekt vor der im Boden verborgenen Geschichte hin. Der Wissenschaftler Dr. Arne Schmid-Hecklau stellte dem Magazin seinen Bericht über die Funde unter dem Titel "Archäologische Baubegleitung an der Gaspipeline Megal SDW.Schwandorf-Windberg zur Verfügung. Das Ergebnis erbrachte den Nachweis einer hochmittelalterlichen Siedlung aus dem 12. und 13. Jahrhundert und eines gut erhaltenen Ziegelbrennofens aus dem 16. Jahrhundert bei Schindlfurth.

Um Flurnamen, die zum Teil bis heute ihre Bedeutung nicht verloren haben, geht es in einem Beitrag von Josef Lehner und Franz Tosch (Foto links: Uraufnahmekarte). Es finden sich interessante Begriffe wie Galgenholz, Schergengrabenwiesel, Thürriglgrabenwiese oder Pimaiset, ein Flurname, der durch ein neu ausgewiesenes Baugebiet eine aktuelle Bedeutung bekommen hat. Pimaiset kommt vom althochdeutschen "meizzo -meizo" = Holzschlag, ein typischer Rodungsgrund. Das Pi vor dem Wort Maiset deutet an, dass diese Flur außerhalb der Gemarkung lag.

Um die 50.000-jährige Geschichte des Landkreises Straubing-Bogen geht es in einer reich bebilderten Zusammenfassung des Kreisarchäologen Dr. Ludwig Husty. Er stellte dem Magazin seine Forschungen zur Verfügung. Ebenso interessant ist die Arbeit von Willi Goetz, auf dessen Grundstück in Straßkirchen ein bajuwarisches Reihengräberfeld entdeckt wurde. Die Arbeit von Goetz mit dem Titel "Die Ausgrabung des bajuwarischen Reihengräberfeldes in Straßkirchen von 1988 bis 1993" steht beispielhaft für das, was heute über die Bajuwaren bekannt ist. (Foto: Bügelfibel)


Gebrüder Asam

Mit der großen Bedeutung der Gebrüder Asam im ostbayerischen Raum setzt sich ein Bericht von Herbert Becker "Cosmas Damian und Egid Quirin Asam, die Architekten des Theatrum Sacrum" mit vielen Abbildungen auseinander.

Auch mit der Waldgeschichte und der Schönheit des Bayerischen Waldes beschäftigt sich das Magazin. Man kann nachlesen, wie vor 30 Jahren auf der Ödwies am Hirschenstein ein 300 Jahre alter Wasserversorgungsgraben in Teilen wieder instand gesetzt und ein ihn begleitender Wanderweg eröffnet wurde. Die Idee stammte unter anderem vom damaligen Forstdirektor Helmut Fritsch. Die Festrede übernahm Josef Fendl zum Thema: "Der Schwarzacher Hochwald und der Ödwieser Wassergraben" und erzählt ausführlich vom Weißbierausschank in Schwarzach.

Von der Eiszeit im Perlbachtal im Februar 2012 berichtet Alois Bernkopf. Die im besten Sinne "waldsüchtige" Birgit Mühlbauer unternimmt per Rad eine nostalgische Reise aus Meyers Reisebuch auf den Spuren der ehemaligen Waldbahn von Straubing über Mitterfels nach Kötzting und weiter mit der Kraftpost nach Arnbruck und von da zu Fuß zum Arber. (Foto rechts) Randnotizen wie "Gasthaus mit Volkstypen" geben der Erzählung die nötige Würze. "Deutsche Reichsbahn, Kraftpost und malerische Waldumgebung" nennt sie ihre Reise. Auch über den Vogel des Jahres 2013, die Bekassine, weiß Mühlbauer anschaulich zu erzählen. Um Vögel, diesmal um den Brutplatz von Dohlen auf der Burg Falkenfels, geht es in einem Text von Claus-Bernhardt Weber. "Die Dohle ist einer der wenigen Vögel, die bei der Quartiersuche Gegenstände zu Hilfe nehmen: Anhand des Fallgeräuschs in den Kamin geworfener Steinchen erkennt sie Unebenheiten, Tiefe und Beschaffenheit eines annehmbaren Brutplatzes", heißt es in seinem Bericht. 

"Mitterfelser Heilwasser? - Macht Radon krank oder gesund? Ist Radon-Gas eine unsichtbare Gefahr aus dem Untergrund?" Dieses Thema greift Dr. Günter SpießI auf. Er kontaktierte mehrere Institute, Fachbehörden, die Universität Erlangen-Nürnberg und das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und bezog deren Hinweise und Bewertung der Studie in seine Arbeit ein. Zu welchem Ergebnis der Verfasser gelangt, erfährt der Leser in dieser Studie, die vom Staatsministerium geprüft und von der Uni Erlangen-Nürnberg als sehr fundiert bewertet wurde. (Foto: Mitterfelser Heilwasser?)

 
Grimm-Musikanten

07 mgv haselbach arberkirchweih

Der Männergesangverein Haselbach gestaltete bereits die Arberkirchweih mit.

In Musikerkreisen hat das Dorf Haselbach schon seit Langem einen guten Klang. Man denkt dabei vor allem an die Grimm-Musikanten, von denen erste nachweisbare Aufzeichnungen aus dem Jahr 1869 stammen. Der Haselbacher Männergesangverein, der im Jahre 2012 100 Jahre alt wurde, ist in der Hauptsache eine Gründung der Musikerfamilie Grimm, als Männergesangverein der älteste seiner Art im Landkreis. Franz Tosch lässt nach Unterlagen von Alfons Bugl ,,100 Jahre musikalisches Engagement" im Dorf und weit darüber hinaus Revue passieren.

Der Männergesangverein Haselbach gestaltete bereits die Arberkirchweih mit.

Von der Idee, an Weihnachten bedürftigen Menschen in Osteuropa mit Lebensmittelpaketen eine Freude zu bereiten und von der Aktion "Weihnachtstrucker in Mitterfels - Lebensmittelpakete für Osteuropa" berichtet Birgit Bogner. An einem Foto von anno 1953 von der Falkenfelser Ministrantengruppe und ihrem "Boss" lässt Edda Fendl den nicht immer einfachen kirchlichen Dienst der Jüngsten in dem kleinen Dorf lebendig werden: "Ehrenamt 1953 - Freud und Leid des Ministrantendienstes". Auch Sigurd Gall erinnert sich, wie er als kleiner Bub zum ersten Mal von Braunkohle erfuhr und an eine Braunkohlelieferung vom Mitterfelser Fuhrunternehmer Sepp Kräh. Die Regierung hatte alle Waldbesitzer zur Ablieferung von Holz verpflichtet, der Wald des Großvaters war schon recht "dünn" geworden. "Braunkohle aus Niederbayern" lautet der Titel des Beitrags.

04 webstuhl im schuppen hoinkesIn einem Schuppen im Hof von Reinbachstraße 6, Teil eines neuen Mitterfelser Baugebietes, steht ein Handwebstuhl (Foto rechts), voll funktionsfähig, sichtbarer Ausdruck einer Fülle von Erinnerungen an einen zuletzt Mitterfelser Betrieb, der 1962 abgemeldet wurde: Gemeint ist die Tuchweberei Hoinkes, die am Rande des früheren Sportplatzes in der Reinbachstraße angesiedelt war. Mit der Abmeldung dieses Familienbetriebes ging nicht nur dem Ort Mitterfels als Folge von strukturellen Veränderungen ein Gewerbebetrieb verloren, es endete eine 400-jährige Betriebsgeschichte. Es könnte niemand besser diese Geschichte aufrollen als Herwig Hoinkes, Sohn des letzten Betriebsinhabers, des Ingenieurs Karl Hoinkes.

Keine "Lückenfüller" sind die Kurzgeschichten, Erinnerungen, Erlebnisse und Lyrik, die auch im Magazin zu finden sind. Über den sorglosen Umgang mit Lebensmitteln macht sich Gertrud Graf Gedanken zur Thematik "Lebensmittel im Überfluss" und zeigt mit Rezepten, wie man Essensreste mit neuen Geschmacksnuancen noch verwerten kann. Sigurd Gall beschäftigt sich wieder einmal mit dem Mühlhiasl und weist nach, dass der keine göttlichen Eingebungen hatte, sondern Tatsachen einprägsam formulieren konnte.

Sigurd Gall und Edda Fendl gehen auf heimat- und zeitgeschichtliche Spurensuche und erzählen vom Ausrühren und der Arbeit mit den Ochsen, von der Anna Hiendlmayer, Stammmutter der Straubinger Bäckersfamilie Schefbeck, und dem Maler Josef Valentin.

Auch ein Beitrag über die bayerische Sprachwurzel und ihren Initiator Sepp Obermeier und die "Bedrohung der bairischen Sprache" darf nicht fehlen. „Sprachwurzelwürdig" 2012 war Luise Kinseher, die Kabarettistin aus Geiselhöring, weil sie im Gegensatz zu vielen anderen Prominenten abseits der Bühne bei offiziellen Anlässen – vor allem bei Fernseh- und Rundfunkinterviews - mittelbairisch redet, dadurch den Dialekt auf gleiche Augenhöhe mit der Standardsprache bringt und gesellschaftlich aufwertet. „Zum 200-jährigen Gäubodenvolksfestjubiläum auf dem Straubinger Hagen hat Niederbayern das prominente lebendige Gegenstück zur berühmten Statue über der Theresienwiese für sich entdeckt: Die Mama Bavaria Inferior (aus Niederbayern) mit einem muttersprachlichen Herz gegenüber der Bavaria Superior aus kaltem Erz ..." so Sepp Obermeier, der Erfinder des Sprachpreises. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Reinhard Wittmann. Sie wurde im MM 19/2013 in voller Länge abgedruckt. Dazu gehört auch eine Predigt in bairischer Sprache des Domkapitulars a.D. Max Huber zum Thema "Jesus und die Frauen".

Das Magazin beschäftigt sich mit Kirchenbauten oder Hofmarken, die zum früheren Rentamts- und Landgerichtsbezirk Mitterfels gehörten. Eine der schönsten und kunsthistorisch interessantesten Kirchen des Landkreises Straubing-Bogen wurde im Jahre 1712 in Pürgl bei Neukirchen erbaut. Architektur und Innenausstattung weisen zahlreiche Besonderheiten auf, die im Wesentlichen unversehrt aus der Entstehungszeit stammen. Kreisheimatpfleger Hans Neueder stellt die Kirche in einem Aufsatz aus Anlass der 300-Jahr-Feier vor.


Bedeutung des „Gallners"

Eine weitere Kostbarkeit in der Umgebung ist das private Gallnerkirchlein. Alois Bernkopf geht in seinem Aufsatz "Der Gallner" auf die Sonderstellung des Gallnerberges und die Bedeutung des Namens Gallner ein und wendet sich dann dem spätgotischen Kirchenbau mit den kunsthistorischen Raritäten zu. Die Geschichte der Glocken und des Gallnerhofes mit dem unter Denkmalschutz stehenden Troadkasten, jetzt Wohnhaus, fehlt nicht. Spannend liest sich der Bericht von Fritz Fuchs über die Versteigerung des Schlossgutes mit Brauerei in Gossersdorf vor fast 200 Jahren und die Geschichte der Hofmark. Die Geschichte der Hofmark Roßhaupten, nur drei Kilometer von Haselbach entfernt, beschreibt Alois Bernkopf. Interessant ist besonders die ins Haus integrierte kleine Kapelle des jetzigen Besitzers Peter Kernbichl, ein barockes Kleinod mit einigen Raritäten. "Wie sich ein alternder Junggeselle, der Pflegskommisär Jakob Gabriel Ertl in den Himmel einkaufen wollte" ist der Titel einer heimatgeschichtlichen Recherche von S. Michael Westerholz. Die großzügige Spende des "Mitterfälser Pflegskommisär" ging an einen Straubinger Bettelorden, dessen prachtvolle Anlage zum Krankenhaus der Barmherzigen Brüder wurde.


Liebe zur Heimat

Als heimatgeschichtliche Rarität darf ein Gedicht von Professor Dr. Franz Josef Schätz gelten, der seine Wurzeln in Elisabethszell hat und seine Liebe zur Heimat 1944 in einem langen Gedicht ausdrückt, ohne "Blut-und Bodenromantik".

Bis heute sind viele Fragen zum Absturz eines amerikanischen viermotorigen US-Bombers bei Haselbach im Februar 1945 unbeantwortet geblieben. Helmut Erwert - vertraut mit amerikanischen Archiven - hat eine kurze Hinführung zusammengestellt. In der Ausgabe Nummer 20 wird seine ausführliche Recherche zu diesem Unglück, bei dem sieben Besatzungsmitglieder ums Leben kamen, zu lesen sein.

Infos gibt es im Internet: http://ak-heimatgeschichte.mitterfels-online.de/joomla. Einfacher kommt man durch einen Link auf der Seite der Gemeinde Mitterfels www.mitterfels.de/zur Homepage des AK Heimatgeschichte.


Quelle: Elisabeth Röhn, in: Straubinger Tagblatt vom 6. September 2013, Seite 22

BESUCHER

Heute 4586 Gestern 8571 Woche 52253 Monat 193439 Insgesamt 5972423

Back to Top
Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.