1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 04 Zwei Burgen in Mitterfels
Burg Mitterfels: Gemälde von Hans Donauer in einer Fensterlaibung des Antiquariums der Münchner Residenz, 1590; Vergrößern durch Klick in die Grafik!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
04 Zwei Burgen in Mitterfels
Als „Alt“- und „Neu-Mitterfels“ sind sie in Urkunden erwähnt: die größere Hauptburg, von der Teile heute noch stehen, und eine kleinere jenseits des Tales beim „Steinhaus“.
Gründungsdaten sind nicht bekannt, darum lässt sich die Namenszuordnung nur aus Berichten über die Verwendung der Burgen vermuten. Wenn im zweiten bayerischen Urbar von 1280/1310 das „antiquum castrum Mitterfels“ (die „alte Burg Mitterfels“) in Verbindung gebracht wird mit einem weitum begüterten Praentel Geiganter als Besitzer, möchte man zunächst an die jenseitige Burg denken, da die Hauptburg ja bereits herzoglicher Gerichtssitz war; doch auch für die Hauptburg wäre eine Verpfändung nicht auszuschließen, weil derartiges damals häufig vorkam.
Darstellungen sind spärlich. Hans Donauer zeigt in seinem Wandgemälde um 1590 im Antiquarium der Münchner Residenz die Hauptburg als trutzige Festung. Auch die kleine Burg ist aufgenommen, sie ist bereits eine Ruine.
Philipp Apians Landtafel von 1568 von 1568, Ausschnitt - Vergrößern zu einer größeren Karte durch Klick in die Grafik!
Auf Philipp Apians Landtafel von 1568 - von Peter Weinerus in Kupfer gestochen - ist diese kleinere Burg ebenfalls als Ruine auszumachen, während es in der Landtafel von 1429 noch hieß: „zwo purg mit Gericht“. Die jüngere Darstellung von Michael Wening - etwa um 1710 skizziert, 1726 erschienen - zeigt unsere Hauptburg noch vor teilweisem Verfall und späteren Umbauten. Da steht noch der am Pfingstmontag 1812 eingestürzte Bergfried, da steht noch ein Teil der Torsicherung, da sieht man vor allem die Mächtigkeit der inneren Zwingermauer. Auch die Holzbrücke über den Burggraben besteht noch; sie wurde erst 1791 durch den Pfleger Maximilian Freiherr von Asch als dreibogige Steinbrücke neu errichtet. Die eingelassene Tafel verweist darauf: MFVA 1791 NTP. Die gewaltige Blendmauer ist heute verdeckt durch den später eingebauten zweigeschoßigen Gefängnistrakt.
Darstellung von Michael Wening von 1710 - Vergrößern durch Klick in die Grafik!
Zwingermauer (links) und Schießscharten
Mit Burgen solcher Art konnten die Grafen von Bogen ihr Rodungsland wahrhaftig sichern. Mitterfels war die mittlere Burg zwischen Bogen und Falkenfels - daher auch der Name. Den Platz hatten die Grafen geschickt gewählt. Der dreiseitige Steilabfall am Ende des Bergsporns bot beste Sicherheit, die vierte Seite ließ sich mit Burggraben und wuchtigem Mauerwerk gut verteidigen. Die Wasserversorgung war mit dem 100 Fuß tiefen Brunnen gewährleistet (er führt noch heute Wasser), außerdem gab es eine versteckt verlegte Rohrleitung von einer 300 Meter entfernten Quelle. Nach Volksglauben führte ein Fluchtweg ins Perlbachtal. Von der Größe und Sicherheit her erschien die Burg den Herzögen geeignet für die Aufnahme eines zentralen Gerichts und auch einer Hauptmannschaft in Krisenzeiten. Darüber wird an anderer Stelle berichtet.
Auf diesem alten Katasterblatt sind die noch stehenden Teile der „Burg“ sowie der Burgstall der einstigen zweiten Burg gekennzeichnet. Angedeutet sind auch der Burggraben und der Wehrgraben östlich des Burgstalls. - Vergrößern durch Klick ins Bild!
Brunnen und einer der Schalentürme
Das Auftauchen des Praentel Geiganter auf „Alt-Mitterfels“ könnte mit einer herzoglichen Schenkung oder Verpfändung in Verbindung gebracht werden, wie sie damals durchaus üblich waren. So verpfändete der Herzog 1315 die Burg Mitterfels an die Landgrafen von Leuchtenberg. 1348 setzte er sie als Pfand, als der Straubinger Vitztum Peter Ekk, sein Sohn Albrecht und Altmann von Degenberg für zwei verschuldete Adelige bürgten; der Mitterfelser Pfleger Hermann „der Freindorfer“ musste schwören, die Burg auf Verlangen zu übergeben. Eine Schuld des Herzogs gegenüber dem Geiganter kam zutage, als Geiganter die Aussteuer für eine Tochter aus dem Mitterfelser Steuerertrag abzweigte. Erstaunlich war der Besitz dieses Geiganter: Höfe in Dachsberg, Maisenthal, Straß, Kapflberg, Rogendorf, Loitzendorf, Prünst, Meidendorf, Hartmannsgrub, weitere im Gericht Deggendorf und Pfatter. Bei der Burg selbst war noch eine Hofstelle und eine Mühle (Talmühle?).
Aus viel späterer Zeit wird überliefert, dass beim Löwleraufstand der Ritter gegen den Herzog der Mitterfelser Pfleger Wilhelm Heuraß „in seiner Burg“ geschnappt und fortgeschleppt wurde. Da aber nirgends eine Erstürmung oder Übergabe der Mitterfelser Hauptburg bezeugt ist, liegt der Schluss nahe, dass Heuraß die jenseitige Wohnburg innehatte, wo ein Überrumpeln leicht möglich war, ohne dass man es in Mitterfels merkte.
Es bleibt nachzutragen, dass 1332 Herzog Heinrich XIV. „der Natternberger“ längere Zeit auf der Burg Mitterfels weilte und hier die Urkunde ausfertigte, die dem Landgrafen Ulrich von Leuchtenberg die Burg Pfreimd mit allem Zubehör und zu allen Rechten zuwies.
Lage des einstigen vorgelagerten Burggrabens - Vergrößern durch Klick ins Bild!
Dass es für die Burg und die vorgelagerte kleine Ansiedlung eine weitere Sicherung gab, ergab sich erst bei den Grabungen anlässlich der Dorferneuerung 1987. 150 Meter nördlich des Burggrabens, wo der Bergsporn zwischen den Anwesen Burgstraße 16 und 17 (Wörgetter/Dietl) am engsten ist und nur der Straßenbreite entspricht, zeigte sich im ansonsten durchgehenden Felsuntergrund eine Aufschüttungsstelle. Nach Aushub kam ein 2 ½ m tiefer, an der Sohle 7 m breiter, exakt aus dem Felsen gehauener Graben zutage. An der Ostseite waren noch Reste eines Bruchsteinfundaments, im Aufschüttungsmaterial fanden sich etliche Scherben und auch Knochen. Der 70-jährige Anlieger Wörgetter erinnerte sich an eine Aussage seines Großvaters, dass hier, nach mündlicher Überlieferung, einst ein „Burggraben“ mit Zugbrücke gewesen sei. Nach Sachlage ist das auch die treffendste Deutung.
Eine vergleichbare Situation haben wir bei der zweiten Mitterfelser Burg beim Steinhaus. Auch hier bestand neben dem eigentlichen Burggraben (der erst bei jüngsten Baumaßnahmen unverständlicherweise zugeschüttet wurde) noch ein zweiter, äußerer Graben, der die Buchberger Zufahrt absicherte. Er lässt sich noch heute im Gelände ausmachen. Beide Anlagen zeigen auf, wie geschickt hier die Geländesituation für Sicherung und Verteidigung genutzt wurde.
Wo Mittelalterliches und Späteres ineinander übergehen, ist einer der schönsten Blickwinkel auf unsere „Burg“, unser „Schloss“. Auch unser Mitterfelser Graphiker Georg Fritz (†1967) war davon begeistert und hat es in einer Radierung festgehalten.- Vergrößern durch Klick ins Bild!
Quelle: Franz Wartner, Chronik Markt Mitterfels / Bearbeitung und Bildrecherche: Franz Tosch
Neueste Nachrichten
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (69)
- Vortrag über „Das Neue Schloss“ Steinach bei der Jahresversammlung des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfelser Magazin. Jubiläumsausgabe 2024
- Benno und die Räuber vom Perlbachtal
- Eine „Dipferlscheißerin“ in Haselbach
- Windberg. Kultur- und Festspielverein mit Videofilmabend
- Mitterfels/Scheibelsgrub. „Jeder soll Chance bekommen“
- Haselbach: Adventliches Singen
- St. Johann/Falkenfels. Konzert am ersten Adventssonntag
- 27. Mitterfelser Christkindlmarkt um die Burg 2024
- Gold für Haselbach beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“
- Falkenfels. Holzspiel läuft wieder
- Mitterfels/Haselbach. Ein neues Wandererlebnis
- Filmteam zu Gast in Mitterfels
- Waldleben ...
- Renovierung von St. Thomas, Herrnfehlburg
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins ab MM 11
- MM 11/2005. A bißl wach wern in da Wiagn … a bißl Hoamaterdn wern.
- MM 11/2005. Aus über 2000 Metern Höhe runterschau’n
- MM 11/2005. A so gengan de Gang – und viele andere Ausdrücke der Mundart
- MM 11/2005. Ein Pestkreuz – zum Dengelstein umfunktioniert
- MM 11/2005. Von Josef Fuchs, Bauer von Hagenzell, 1899 errichtet
- Schwarzach. 33 Jahre KIS - Jahresprogramm
- Neues aus unseren Gemeinden
- Spende an das Burgmuseum Mitterfels
Meist gelesen
- Unser "Bayerwald-Bockerl" erlebte seinen 100. Geburtstag nicht
- Vor 27 Jahren: Restaurierung der einstigen Kastensölde in Mitterfels abgeschlossen
- Markterhebung - 50 Jahre Markt Mitterfels
- Mühlen an der Menach (08): Wasserkraftnutzung in Kleinmenach und an den Nebenflüssen (in Groß- und Kleinwieden und Aign)
- Menschen aus unserem Raum, die Geschichte schrieben (1): Johann Kaspar Thürriegel
- Mühlen an der Menach (21): Die Höllmühl
- Begegnung mit Menschen (6). Drei Wandgemälde in der Volksschule Mitterfels von Willi Ulfig
- Dakemma, Bäxn, Moar ....
- Mühlen an der Menach (05): So wurde in Frommried (und auch in anderen Mühlen) aus Getreide Mehl
- Erinnerungen an einen "Bahnhof" besonderer Art: Haltepunkt Wiespoint
- Mühlen an der Menach (04): Frommried, eine der ältesten Mühlen
- Impressum
- Mühlen an der Menach (11): Die Mühle in Recksberg
- Das alte Dorf im Wandel
- Mühlen an der Menach (03): Ein Perlbach namens Menach
- Ortskernsanierung in Mitterfels (Stand 1995)
- Die Kettenreaktion
- Sparkasse Mitterfels - 10 Jahre älter als bisher bekannt
- Mühlen an der Menach (07): Die Hadermühl
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Datenschutzerklärung
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Es begann in Kreuzkirchen
- 2021: VG Mitterfels wurde 44
- Eine Bücherei entsteht
- Begegnung mit Menschen (1). Erinnerungen an Balbina Gall - Hebamme von Mitterfels
- Das ehemalige Benediktinerkloster Oberaltaich - seine Bedeutung für unseren Raum
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Wandern auf kurfürstlichen Spuren
- Schloss Falkenfels als Flüchtlingslager
- Mühlen an der Menach (01) - Vorstellung der Themenreihe
- Ergebnis der Bundestagswahl 2017 in der VG Mitterfels
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Kirchengrabung in Haselbach mit Fund romanischer Wandziegelplatten im Jahre 1990
- Hausnummern - Spiegelbild für Dorf und Gemeinde
- Widder an den Thurmloch-Wassern
- Mühlen an der Menach (02): Wasserkraftnutzung an der Menach
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Jahreshauptversammlung 2017 mit Exkursion
- Sind wirklich die Falken die Namensgeber von Falkenfels?
- Mühlen an der Menach (19): Die Ziermühl
- Erinnerungen eines Landarztes
- Über den Mitterfelser Dorfbrunnen
- Qualifikation zur bayerischen Meisterschaft im Seifenkistenrennen 1950 in Mitterfels
- Sie waren Lehrbuben auf Schloss Falkenfels
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Das neue Mitterfelser Magazin 21/2015
- Mühlen an der Menach (25): Die "Wartnersäge" bei den Bachwiesen
- Zentrales Gemeindearchiv: Altes Kulturgut besser nutzen
- Zur Ortskernsanierung (1995): Begegnung mit Stuttgarter Studenten
- Neues Mitterfelser Magazin 19/2013 erschienen
Meist gelesen - Jahresliste
- Das neue Mitterfelser Magazin 22/2016 . . .
- BWV-Sektion Mitterfels: Über 40 Jahre Lebens- freude (Stand: 2003)
- Publikationen AK Heimatgeschichte Mitterfels
- Mitterfels. Vorweihnachtliches Lesekonzert im Burgstüberl
- Der Forst, ein Ortsteil von Falkenfels
- Burgmuseumsverein Mitterfels. Objekt des Monats Oktober 2016 . . . und frühere Objekte
- History of Mitterfels
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins
- Der Haselbacher Totentanz
- Bayerische Landesausstellung 2016 in Aldersbach. Bier in Bayern
- Kalenderblatt
- Mitterfels. Theaterspiel und Menü im Gasthaus „Zur Post“
- Landesausstellung "Bier in Bayern" in Alders- bach
- Club Cervisia Bogen. Bogen: Startschuss für D‘Artagnans Tochter und die drei Musketiere
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Führung Friedhof St. Peter in Straubing
- AK Heimatgeschichte Mitterfels. Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
- Windberger Theater-Compagnie. „Lokalbahn“ - Rollen mit Herz und Seele gespielt
- Landkreis Straubing-Bogen. Hans Neueder gibt nach 25 Jahren sein Amt als Kreisheimatpfleger auf
- Jahresversammlung 2016 des AK Heimatgeschichte Mitterfels mit Exkursion nach Elisabethszell
- Schwarzach. KiS-Gründer Wolfgang Folger übergibt Amt des Vorsitzenden an Sascha Edenhofer
Meist gelesen - Monatsliste
- Neues aus unseren Gemeinden
- 1000 Jahre Geschichte um Mitterfels (69)
- Baugebiet Pimaisset Mitterfels. Mit Regenwasser die Toilette spülen
- MM 11/2005. Ein Pestkreuz – zum Dengelstein umfunktioniert
- Online-Beiträge des Mitterfelser Magazins ab MM 11
- MM 11/2005. Von Josef Fuchs, Bauer von Hagenzell, 1899 errichtet
- MM 11/2005. A so gengan de Gang – und viele andere Ausdrücke der Mundart
- MM 11/2005. Aus über 2000 Metern Höhe runterschau’n
- MM 11/2005. A bißl wach wern in da Wiagn … a bißl Hoamaterdn wern.
- Kalenderblatt Allerseelen. Zwei Münchner Friedhöfe der besonderen Art
- Schwarzach. 33 Jahre KIS - Jahresprogramm
- Renovierung von St. Thomas, Herrnfehlburg
- Vortrag über „Das Neue Schloss“ Steinach bei der Jahresversammlung des AK Heimatgeschichte Mitterfels
- „Kein kleiner Waidler-Adel“
- Waldleben ...
- Mitterfelser Magazin. Jubiläumsausgabe 2024
- Filmteam zu Gast in Mitterfels
- Der Ursprung liegt bei Van Gogh
- Falkenfels: Puppentheater Karotte spielt Ahorns Welt
- Mitterfels/Haselbach. Ein neues Wandererlebnis