1000 Jahre Geschichte um Mitterfels - 03 Kloster Oberaltaich als Lehensherr
Kloster Oberaltaich – Merian-Kupferstich, 1650; Vergrößern durch Klick in die Grafik!
Vor gut 830 Jahren tauchte der Name Mitterfels das erste Mal in einer Urkunde auf; Gschwendt im Kinsachtal kann auf 900 Jahre zurückblicken; vor 960 Jahren übernahmen die Grafen von Bogen den östlichen Donaugau von den Babenbergern; Metten, im Jahre 766 gegründet, rodete zu Füßen der schützenden Bergkette zwischen Vogelsang und Hirschenstein . . . über 1000 Jahre interessante Geschichte, in die wir in halbmonatlich wechselnden Kapiteln eintauchen.
Zu den vorhergehenden Kapitelbeiträgen können Sie sich im Menue rechts in der Grafik „1000 Jahre Geschichte um Mitterfels“ durchklicken.
03 Kloster Oberaltaich als Lehensherr
Für den Mitterfelser Raum spielte das Kloster Oberaltaich stets eine bedeutende Rolle, nicht nur als Pfarrherr von Kreuzkirchen, sondern auch als Lehensherr zahlreicher Höfe.
Es war um 1100 von den Grafen von Bogen gegründet und von den beiden Bogener Sippen auch reich dotiert worden: mit Höfen in Freundorf, Menach, Bärndorf, Hofdorf, Wachsenberg und Denkzell, mit Weinbergen bei Furth, Menach, Parkstetten und Meidendorf sowie einer Mühle am Mühlbach.
Schenkungen kamen auch aus der gräflichen Verwandtschaft und von adeligen Ministerialen. Die Gräfinmutter Luitgard schenkte einen halben Hof in Rammersberg, die gräfliche Domina Haziga, Äbtissin von Obermünster, drei halbe Höfe in Buchberg; eine Matrone Diemut gab eine Hube zu Kreuzkirchen, ein Edler Purchhart seinen Hof in Kohlham, ein Konrad „Pincera“ (Mundschenk) seinen Lehenshof in Mertunne (Miething), ein Adeliger Heimo einen Hof zu Walahasdorf (Wollersdorf). Wir ersehen daraus, wie sehr unsere Gegend bereits kolonisiert war.
Die Stifter des Klosters Oberaltaich: Links: Graf Friedrich von Bogen, in seiner Hand „obern altach“. Rechts: Sein Neffe Graf Aswin, in Händen die Schenkungen von „pogen“ und „Aiterhoven“.
Natürlich waren die Grafen auch die Vögte über ihre beiden Klöster Oberaltaich und Windberg. Nachdem für Oberaltaich 1125 die endgültige Stiftungsurkunde ausgestellt war, bestätigte am 22.3.1126 Papst Honorius II. (1124-30) Rechte und Pflichten für Vögte und Kloster: einmal im Jahr hatten die Grafen innerhalb des Klosters Gericht zu halten; das Kloster hatte jährlich 6 Eimer Wein, 1 Eimer Met, 20 Eimer Bier, 4 Schaff Getreide, 12 Schaff Hafer und 4 Schweine zu liefern.
1156 strebte das Kloster, mit Zustimmung des Grafen, den Status eines päpstlichen Eigenklosters an, was ihm unter dem Gegenpapst Viktor IV. (1159-64) auch bestätigt wurde, mit den Regensburger Bischöfen aber zu Reibereien führte. Immerhin konnte das Kloster 1184 erneut eine Besitzbestätigung durch Papst Lucius III. (1181-85) erhalten. Eine für uns interessante Schenkung erfolgte 1194: Die Edelfrau Adelheid von Runding, Schwester des Mitterfelser Burghauptmanns Berthold, vermachte dem Kloster einen Hof in Kreuzkirchen mit allen bebauten und unbebauten Gründen, mit Wäldern, Wiesen und Weiden, mit weiterem Rodungsland und einer Mühle am Mühlbach. Im gleichen Jahr noch übertrug sie die Kirche zu Kreuzkirchen (die 1186 erstmals erwähnt ist) dem Kloster, mit der Verpflichtung, an jedem Sonn- und Feiertag, auf ewige Zeiten, hier einen feierlichen Gottesdienst zu halten für ihr und ihrer Eltern Seelenheil. Als Zeugen fungierten neben einer Reihe von Ministerialen (Schaeubing von Grub, Menach, Konzell, Hofdorf u.a.) auch Bauern aus der Umgebung: Göswin von Kreuzkirchen, Hilpolt und Konrad von Straß(hof), Marquard und Renold von Buchberg.
Dann kommt unter dem Grafen Albert III. († 1198) eine kritische Zeit. Mit Kriegen gegen die Ortenburger verwüstet er niederbayerisches Land, für seine Burgenbaupläne auf dem Hohen Bogen und dem Osser braucht er Geld, und er vergreift sich am klösterlichen Hab und Gut. Seine Söhne Albert IV. und Berthold III. treiben es ähnlich, bis sie auf Betreiben des Papstes Innozenz III. (1160-1216) durch den Bischof von Regensburg, seinem Dompropst und dem Abt von Karthaus Prüll zur Rückgabe und Wiedergutmachung bewogen werden. Es handelt sich um 4 Höfe in Buchberg, je 1 Gut in Uttendorf und Wachsenberg, ein Lehen an einem Weinberg in Öd, ein Lehen in Kager und um eins in "Hovelin" (Höfling). Angesichts solcher Unsicherheiten sah sich die schon alternde Edelfrau Adelheid von Runding veranlasst, 1221 ihre Schenkung von 1194 zu erneuern.
Dies geschah auf dem Schloss des Grafen am Bogenberg unter Graf Albert IV. und dem Abt von Oberalteich und zahlreichen Zeugen, darunter wiederum der Bauer Göswin von Kreuzkirchen.
Stich Wening, nach 1701 - Vergrößern durch Klick in Stich!
1242 starb der letzte Bogener Graf, sein gesamtes Territorium fiel an die wittelsbachischen Herzöge. Das Kloster Oberaltaich blieb davon unberührt, wie aus einer päpstlichen Urkunde von 1274 hervorgeht. Papst Gregor X. (1271-76) bestätigt darin dem Kloster alle weltlichen und kirchlichen Besitzungen und Rechte. Aus deren Aufzählung ersehen wir Größe und Bedeutung Oberaltaichs und sehen auch, dass es längst keinen „menschenleeren Wald“ mehr gab: Bis ins Regental reichte der Arm des Klosters. 12 Klosterpfarreien sind darin aufgeführt, von denen das Kloster auch einen Teil des Zehent erhielt: Oberaltaich, Bogen, Kreuzkirchen, Haselbach, Haibach, Konzell, Rattenberg, Prackenbach, Viechtach, Böbrach, Geierstal sowie Aiterhofen jenseits der Donau. Der Grundbesitz umfasste 4 größere Orte, 53 Einzelhöfe, 33 Huben (halbe Höfe), 122 Lehen (Viertelhöfe), die mit den dazugehörigen Feldern, Wiesen, Weiden und Wäldern an die 4.200 Tagwerk ergaben. Aus unserer näheren Umgebung gehörten dazu: Kreuzkirchen, Weingarten, Hartberg, Zackenberg, Tiefenbach, Hagnberg, „Höflein prope Mitterfels“ (Höfling nahe Mitterfels) und ein Lehen in Öd, „quod quondam Schaeubingus monasterio donavit“ („welches ein gewisser Schäubing dem Kloster gegeben hat“). Die weitere Aufzählung reicht von Lenach unweit der Donau bis hinein nach Renften bei Rattenberg und nach Rißmannsdorf nahe der Grenze zu Cham.
Oberaltaich, aus Monumenta Boica XII, 1775 - Vergrößern durch Klick in Stich!
Quelle: Franz Wartner, Chronik Markt Mitterfels / Bearbeitung und Bildrecherche: Franz Tosch
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