Schulgeschichte von Falkenfels

00 schulg  hieke1Die Kinder von Falkenfels besuchten ursprünglich die Pfarrschule in Ascha ... Weil aber der Weg nach Ascha besonders in Winterszeiten äußerst schlecht und beschwerlich war, nahm sich bald ein hiesiger Dorfbewohner, z. B. ein Landwirt, ein Schuster der Schulkinder an, versammelte sie in seiner Wohnung und unterrichtete sie im Lesen und Schrei­ben. ...

 

Aquarell mit Burg und Schulhaus (Heinrich Hieke, im Besitz von Franz Zimmermann, Oberhof)

 

 

 

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 Falkenfels um 1925 mit den vier früheren Unterrichtsgebäuden:
1 Pechschuppen - 2 Schlossgärtnerhaus - 3 Schloss - 4 Gerichtsdienerhaus

 

Die Kinder von Falkenfels besuchten ursprünglich die Pfarrschule in Ascha; das war vermutlich erst seit Ein­führung der allgemeinen Schul­pflicht 1771. Weil aber der Weg nach Ascha besonders in Winterszeiten äußerst schlecht und beschwerlich war, nahm sich bald ein hiesiger Dorfbewohner, z.B. ein Landwirt, ein Schuster der Schulkinder an, versammelte sie in seiner Wohnung und unterrichtete sie im Lesen und Schrei­ben. Einen dieser ersten Dorfschul­lehrer kennen wir sogar mit Namen. Er hieß Liedl. Als ein Ort der frühen Schulversuche gilt nach mündlicher Überlieferung das „Aubauern-Haus" in der St. Nikola­stra­ße des Oberen Dor­fes von Fal­kenfels. Heute noch ver­mag man darin einem langgezogenen Raum nachzuspüren, den man gut und gern als Klasszimmer einordnen kann.

Es wurde aber nur im tiefsten Win­ter Unterricht erteilt und oft fiel dieser recht dürftig aus. In Sommerszeiten wurden die Kinder daheim zu ländlichen Arbeiten herangezogen.

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Abb. links: "Aubauern-Haus" im Oberen Dorf als ehemaliges Schulhaus von Falkenfels (heutiges Aussehen) - Abb. rechts: Abhang des Wirtsberges, wo einst im Binderschuppen der Schlossbrauerei Unterricht gehalten worden sein soll (jetzige Ansicht).

Etwas später versah mitunter ein herr­schaftlicher Diener den Schul­dienst. Da lebt in den Erzählungen der alten Leute der damalige Pech- oder Binderschuppen („Bischupfa" oder „Bindaschupfa") der Schlossbrauerei, am Abhang des Wirtsberges (sog. „Glasscherbenviertel") gelegen, als provisorisches Schulhaus weiter. Das deckt sich mit schriftlichen Quellen, die als einen frühen Lehrer einen Schloss­binder anführen, der hauptberuflich für das Fertigen und Aus­pechen der Bierfässer zuständig war.

Darnach folgte der Schlossgärtner Josef Esterl. Er mühte sich viele Jahre mit den Dorfkindern ab. Nach seinem Tod nahm die Schlossherrschaft den mit Weib und Kind vom Schuldienst zu Rattiszell entlassenen Michael Ei­chinger und übertrug ihm im Sommer die Pflege des Gartens und im Winter das Unterrichten der Kinder. Auch da­rüber hat sich ein provisorisches Schul­haus in der Erinnerung der Dorfbewohner erhalten. Es ist das Schub-Haus linker Hand auf dem Weg zur Burg. Noch heute beweist ein schmal­wandiger Geräteanbau an die dicken Hausmauern die Zusammen­hänge mit der Gärtnerei.

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Links: Schub-Haus als ehemaliger Sitz des Schlossgärt­ners und zugleich provisorisches Schulhaus (Ansicht von 1945) - rechts: Schub-Haus 2002 (Foto bei Gisela Schuster, Zwiesel)

06 schul falk05sw07 schul falk06Seit 1785 förderte der Hofmarks­herr Josef Freiherr von Weichs die Schule besonders. Er stellte dazu ein Zimmer im Schloss zur Verfügung. Er gab auch das Holz für die Beheizung. Meist wurde das ehemalige Torwart­zimmer als Schulzimmer benutzt.

Links: Grabdenkmal des Josef Frei­herrn von Weichs an der Pfarrkirche Ascha, der die Schulkinder im Schloss unterweisen ließ (MM Nr. 7). (Foto vor 1980 aufgenommen; Ar­chiv der Schule von Ascha)

Rechts: Grabdenkmal des Josef Freiherrn von Weichs (Foto von 2001)

Als Lehrer war der ledige Mesners- und Schullehrerssohn Wenzeslaus Dietler aus Rattiszell ausersehen. Er wohnte auf dem sog. Wintermayr-Hof eine Viertelstunde vom Schloss entfernt. Er unterrichtete dort des Bauern Kinder, schlug an Sonn- und Feier­ta­gen in der Schloss­kirche die Orgel, spiel­te in den Wirts­häusern auf und hielt während des Winters im Schloss Schule, bis er 1801 mit dem Win­termayr-Bau­ern von Falkenfels verzog.
Er war von der zu­ständigen Schul­be­hör­de geprüft wor­den, auch Schloss­­kaplan Wur­zinger und Pfarrer Wurm von Ascha stan­­den ihm mit Rat und Tat zur Sei­te. Sie erläuterten in öffentlichen Predigten die Vorzüge einer Schule und halfen selbst unterrichten.

Freiherr von Weichs hielt 1785 eine Schulfeier und spornte den Eifer der Kinder durch Preise an, die er an die besten verteilen ließ. Die Schulin­spek­tion zu Straubing war mit dieser neuen Schulart recht zufrieden und brachte dies auch in einem Schreiben an den Schlossherrn zum Ausdruck.

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Im Schloss Falkenfels (heutige Ansicht) wurde ab 1785 Unterricht gehalten.

 

09 schul falk08Ab 1825 konnte das ehemalige Torwartzimmer nicht mehr als Schul­zimmer benutzt werden, da es die verwitwete Strickerin Anna Maria Wag­ner bewohnte und nicht zu bewegen war, sich eine andere Wohnung zu suchen. Man unterrichtete im Winter in einem Zimmer mitten im Schloss und im Sommer, solange es die Wit­terung zuließ, in der Kirche. Damals war Lorenz von Lang Schlossherr. Er wollte überhaupt die Schule aus dem Schloss entfernen und bot deshalb der Gemeinde das ehemalige Gerichts­dienerhaus (heutiges Knott-Haus in der Burgstraße - Foto rechts) als Schulhaus an.

Die Herren von Falkenfels besaßen die Niedergerichtsbarkeit über ihre Hofmarksuntertanen. Der Hofmarks­herr übte anfangs seine richterliche Tätigkeit selbst aus, ließ sich aber später von einem Gerichtshalter vertreten, der seinerseits von einem Gerichts­diener unterstützt wurde. Am 2. November 1829 löste der Staat das guts­herrliche Patri­mo­nialgericht zu Falken­fels ab. Noch wäh­rend der Kauf­verhandlun­gen mit den Behörden erstand dann die Ge­meinde Falkenfels von Lo­renz von Lang am 25. April 1929 das überflüssig gewordene Ge­richtsdienerhaus mit dem anliegenden Feld und dem Donau­wiesfleckl, das der Gerichtsdiener See­bauer als Dienstge­nuss hatte, um 600 fl. Lorenz von Lang nahm sich die Durch­fahrt auf dem Donau­wiesfleckl aus, verpflichtete sich aber umgekehrt, zum Gerichtsdienerhaus das Wasser so lan­ge laufen zu lassen, als die Was­ser­leitung zum Schloss besteht. Das Donauwiesfleckl verkaufte die Ge­meinde wieder, das Gerichts­die­ner­haus ließ es zum Schulhaus mit Leh­rerwohnung ausbauen. Diese Arbeit wurde im November 1832 beendet. Es wirkten fast nur einheimische Arbeiter mit: der Zimmermann Jakob Welser, der Schreiner Johann Baptist Sche­ringer, der Schlosser Georg Aumer, der Glaser Nicklas Schmid und der Hafner Andree Seebauer. 1854 wurden im Schulhaus neue Fensterstöcke und -rahmen eingesetzt und die Leh­rerwohnung umgebaut. Die Holzleg wurde in ein Kochzimmer umgeändert. Die räumliche Aufteilung ist noch heute zu erkennen in den niede­ren Zimmern der Lehrerwohnung des Erdgeschosses und den hohen Schul­räumen im Obergeschoss.

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Rohbau des Schulhauses 1886 (am linken Rand des Fotos)

1886 ließ die Gemeinde ein neues Schulhaus bauen mit zwei Lehrsälen. 1914 ließ sie zwei Dienstwohnungen und die Gemeindekanzlei anfügen.

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Schulhaus ab 1914 (rechtes Gebäude)


Das Schulhaus wurde 1958 um zwei Lehrsäle erweitert. Dabei wurde das ganze Schulhaus von Grund auf renoviert, und besonders die sanitären Anlagen wurden verbessert. Architekt Günther von Regensburg erstellte den Plan für den Bau und glich den Neubau an das alte Schulhaus an.
1959 wurde es eingeweiht vom Schuldekan und Pfarrer von Ascha, Johann Kolmer. Die Gemeinde unter Bürgermeister Josef Waas und Haupt­lehrer Georg Rothmeier konnten stolz auf ihre Leistung sein.

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Die beiden Fotos oben zeigen die Einweihung des erweiterten Schulhaus von Falkenfels im Oktober 1959 - Vordere Reihe von links nach rechts: Sazel­lan Johann Baum­gärtl, Landrat Xaver Hafner, Pfarrer Johann Kolmer, Schulrat Westermeyer und Hauptlehrer Georg Rothmeier

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Mündliche Quellen:
Heinrich Prommersberger, Wastlhof - Franziska Schub, Falkenfels - Maria Knott, Falkenfels - Josef Janker, Falkenfels

Schriftliche Quellen:
Georg Rothmeier, Schulchronik von Falkenfels - Edda Fendl, Geschichtliche Heimat­kunde von Falkenfels Zulassungs­ar­beit).

Fotos ohne Angabe: Edda Fendl


 

Quelle: Edda Fendl, in: Mitterfelser Magazin 8/2002, S. 67 f

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