. . . und im ehemaligen Landgericht
Mühlen an der Menach (22): Die Talmühle
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Die alte Talmühle, wie sie um 1903 ausgesehen haben mag. Die linke Tür führte in die einstige Mühle. Die kleine Tafel links mit dem Umbaudatum 1810 ist noch heute am Haus. Die Wandertafel rechts weist ins obere Perlbachtal. Sie ergänzt, was schon auf einer Mitterfelser Grußkarte von 1901 zu lesen ist: »Aus der Sommerfrische Mitterfels". (Bildbeschreibung: 1998)
"Mühle im Thall" heißt es seit je in alten Urkunden. Und wer dort geboren oder dort zu Hause ist, der ist's "im Thalle zu Mitterfels".
1. Teil: Die Geschichte
"Mühle im Thall" heißt es seit je in alten Urkunden. Und wer dort geboren oder dort zu Hause ist, der ist's "im Thalle zu Mitterfels". Die Mühle brauchte einen Namen erst, als um 1870, nur 600 m bachabwärts, eine weitere Mühle erstand: die Neumühle.
Die Talmühle im tiefen Grund - einst zwischen den beiden Burgen gelegen: links oben die mächtige neue Burg, rechts unten der Bergsporn mit der einstigen alten Burg. (Ansichtskarte aus der Sammlung Christl Jakob, gelaufen 1907)
Den Ursprung der Talmühle kennen wir nicht. Die Lage zu Füßen der alten Burg lässt aber einen Zusammenhang mit ihr vermuten. Sonst hätte man wohl kaum diesen Standort gewählt, wo das Tal mit am tiefsten, engsten und steilwandigsten ist. - Ein Eintrag im 2. bayerischen Urbar (1301/1311) würde gut zu unserer Vermutung passen: Da wird dem Präntel Geiganter der Besitz des "antiquum castrum Mitterfels" (der alten Burg) bestätigt - "mit einer Hofstelle und einer Mühle dabei".
300 Jahre später ist alles klar: Im fürstlichen Erbrechtsbrief von 1579 wird dem Mitterfelser Pfleger Hans Peter von Fraunberg auf "die Mühle im ThaI" die ewige durchgehende Erbgerechtigkeit zugesprochen.
1631 erfolgt eine bauliche Veränderung: Diese Jahreszahl ist in einen Türstock des Obergeschosses eingeschnitten.
Doch nichts hält ewig - auch keine "ewige durchgehende Erbgerechtigkeit". Ab 1696 sind die Veitmayr I Feichtmair die Besitzer und Betreiber der Mühle, und sie bleiben es für mehrere Generationen. Einer von ihnen, der Joh. Baptist Feichtmair, hatte 1807 von den Eltern übernommen und 1810 das Holzgebäu untermauert. So ist's noch heute auf der eingelassenen Steintafel zu lesen: "J.B.F.1810". - Ein Bruder von ihm, der 1775 "im ThalI" geborene Johann Feichtmair, wird Benediktiner zu Niederalteich und auch Pfarrer der dortigen Pfarrei. - Eine 1814 "im Thalle zu Mitterfels" geborene Tochter des Joh. Baptist, Margaretha Feichtmair, wird Küchenmagd im Pfarrhof zu Arnstorf und stirbt dort im Blütenalter von 28 Jahren. Die Eltern setzen ihr an der dortigen Kirche ein "Denkmal". (Die schöne Tafel kam vor ca. 20 Jahren durch Fr. Würzinger nach Mitterfels und ist jetzt im Heimatmuseum.)
Im letzten Viertel des vorigen Jahrhunderts wird Jakob Kuglmeier Besitzer und Müller der Talmühle. Aktenvorgänge (um 1886) zeigen nichts Gutes. Jahrelang wird mit der Gemeinde um die Instandhaltung der Bachbrücke gestritten, die für die Buchberger ja auch Kirchen- und Schulweg ist; doch dazu hätte auch ein Steg genügt. Doch den Kuglmeier drückt etwas anderes noch viel stärker: Um 1870 hat ihm der Müller von Furth die Neumühle vor die Nase gesetzt. Und dessen Nachfolger 1878, der junge Benno Wiesbeck, hat die Scheibelsgruber Mühlfahrt bis zu seiner Mühle verlegt und nach Buchberg eine völlig neue Fahrt angelegt. Das spürt die Talmühle gewaltig, und stetig geht es abwärts. Der Spottname ,,'s Gflankat" macht sich breit, und 1903 wird dem Kuglmeier versteigert. Benno Wiesbeck greift zu und legt die Talmühle sofort still; denn er hat andere Pläne.
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An der Talmühle ist keiner vorbeigegangen, ohne die Idylle zu betrachten. Beim Wiesbeck Martin ist eben der Hirtreiter Otto zugekehrt. Sie reden sicherlich von alten Zeiten. Zu den alten Zeiten hatte auch das dahinterliegende "Mühlenerhaus " gezählt. Hier hatte einst der Stall der Talmühle gestanden, als sie noch eine 1/8 Sölde war. (Archiv Uekermann)
2. Teil: Das Werk
Benno Wiesbeck (1848 -1937) denkt fortschrittlich. Noch im Jahr der Mühlenstillegung macht er aus ihr ein kleines E-Werk - das erste im ganzen Bezirksamt. Es ist eine echte Pioniertat; denn selbst der Markt Bogen folgt erst 1905, Schwarzach 1911, und die übrigen Pfarrdörfer erst ab 1921. Dem E-Werk Regensburg überträgt er die Errichtung der kleinen Kraftanlage, der Freileitungen, der Installation und auch der von der Gemeinde genehmigten 5 Straßenlampen. Bis zum Wintereinbruch 1903 ist das Wichtigste fertig.
Alt geworden: Der Vater Benno Wiesbeck, 1848 - 1937), die Mutter Anna, geb. Zeindl, 1853 - 1933. (Archiv Uekermann)
Das alte, mit Schnitzereien reich verzierte hölzerne Mühlrad hat nun ausgedient und einen geschützten Platz in der freistehenden Scheune gefunden. Doch ein Brand von 1929 vernichtet Scheune und Mühlrad.
Nun ist eine Turbine an seine Stelle getreten, in einem neu errichteten, 6 m tiefen Betonschacht. Sie betreibt einen Generator für 110 V Gleichstrom. Damit auch der tagsüber erzeugte Strom nicht verlustig geht, wird damit eine lange Reihe schwerer Blei-Akkus geladen; sie sind zur Erreichung der 110 Volt hintereinandergeschaltet. Nachts wird dann diese Stromreserve ins Netz eingespeist.
Dass Modernes auch seine Tücken hat, muss Benno Wiesbeck gleichfalls erfahren. Wie unempfindlich war doch sein altes Mühlrad gewesen gegen alI das hereingeschwemmte Laubzeug aus Bach und Mühlgraben. Jetzt aber muss er immer wieder einmal in den Schacht und ins eiskalte Wasser, um auszuräumen.
Das Dorf wächst, der Strombedarf nimmt zu, der eine Generator schafft es nicht mehr. Eine Zwillingsturbine wird angeschafft und ein zweiter Generator dazu. Und für alle Fälle steht im Mühlenraum noch ein schwerer Dieselmotor, falls einmal die Wasserführung zu ungenügend ist.
1903, bei Beginn des Ganzen, ist der älteste Sohn Martin gerade im richtigen Ausbildungsalter. Vorerst muss der Vater einen Elektriker einstellen, und dies auch noch die vielen Jahre, in denen Martin seinen Militär- und Kriegsdienst leistet. Und weil der Vater selber ein "Gußeiserner" ist, übergibt er alles erst in den zwanziger Jahren an den Sohn Martin (1886 -1957).
So schön das Hoamatl auch liegt, und so lieb und nützlich ihnen der Bach ist, manchmal hat er auch Sorgen gebracht: Nach einem Wolkenbruch, oder wenn die Schneeschmelze in der ganzen Länge das Eis anhebt und an der engen Brücke einen Damm aufbaut. Da ist die Feuerwehr des Öfteren zur Wasserwehr geworden.
Ansichtskarte "Mitterfels mit Thalmühle (Sammlung Otmar Kernbichl, gelaufen 1910) - Vergrößern durch Klick ins Bild!
1947 kommt das Ende einer reichen Geschichte. Das "flache Land", all die Außenorte und Einzelhöfe, verlangen nach Strom, und die OBAG beginnt mit einem gewaltigen Ausbau. Der Talmühler, mit Recht stolz auf seine Tradition, lässt sich nicht integrieren. Stattdessen nimmt er die 20.000, fast wertlos gewordenen Reichsmark (da wäre der damalige Marktpreis für den abgebauten Kupferdraht schon höher gewesen) - und die Währungsreform 1948 macht daraus noch 1.300 DM.
So erzählt eine kleine Geschichte aus einer einst großen Geschichte der "Mühle im Thal" - und heute ist alles nur noch Erinnerung.
Ansichtskarte "Luftkurort MITTERFELS/Bayer. Wald" (Sammlung Christl Jakob, gelaufen 1966) - Historischer Ortskern mit Burg und Sankt Georgskirche, unten am Perlbach die Talmühle - Vergrößern durch Klick ins Bild!
Quelle: Franz Wartner, in: Mitterfelser Magazin 4/1998, Seite 23
>>> Übersicht über die Mühlenserie im Mitterfelser Magazin [... hier]
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