Staatsarchiv Landshut. Burgmanufaktur und Trachtenförderung

Das neue Staatsarchiv Landshut stellt sich und seine Arbeit mit einer feinen Ausstellung vor

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Die Bürgersöhne und Knechte, die sich am Kötztinger Pfingstritt beteiligt haben, werden mit 50 Kreuzern entschädigt. So wurde es 1647 in der entsprechenden Marktrechnung von Kötzting vermerkt, der älteste schriftliche Beleg für diesen Brauch. Und beim Bau der Landshuter Residenz wurde ein Steinmetz mit einem Gulden für ein Wappen entlohnt. 

Zu finden ist beides im Staatsarchiv Landshut in der Ausstellung „Das Gedächtnis Niederbayerns. Das Staatsarchiv Landshut stellt sich vor“.

Mit dem Neubau an der Schlachthofstraße kann sich das Archiv endlich angemessen Besuchern öffnen. Nicht nur solchen mit speziellem Forschungsinteresse, sondern auch jenen, die generell einen Blick in die Geschichte ihrer Region werfen oder wissen wollen, was in den über 30 laufenden Regalkilometern so gesammelt wird – oder warum.

Wer weiß zum Beispiel, dass es einst auf der Landshuter Burg Trausnitz eine Textilmanufaktur gab ? Wer erinnert sich an Schloss Steinach bei Straubing, das nach dem Zweiten Weltkrieg von amerikanischen Streitkräften fast vollständig zerstört wurde – weil dort seit 1937 die NSDAP eine Zweigstelle hatte, wie Dr. Monika Franz erklärt, die die Ausstellung mitkuratiert hat. Die Schau zeigt Fotos des prächtigen Schlosses mit 200 Zimmern.

Sie gliedert sich in alte und neue Stücke sowie sogenannte Zimelien, Prachtstücke. Zu diesen Kostbarkeiten gehört etwa ein herrlicher, fünf Generationen umfassender Stammbaum des Joseph Maria Alexander Freiherr von Lösch zu Hilgertshausen und Hirschhausen auf Stein aus dem frühen 18. Jahrhundert. Damit legitimierte er seine adelige Herkunft – und schön anzuschauen ist er für uns heute obendrein. In der zentralen Urkundenvitrine sind „unsere schönsten, tollsten und interessantesten Stücke“ ausgestellt, sagt Franz, darunter die Urkunde, die die Familie Preysing 1645 in den Adelsstand erhebt – samt echter Goldener Bulle. Eine Rarität.

Lustig hingegen ist die Karte aus dem 18. Jahrhundert, die den Verlauf der Laaber zeigt und deren Häuser teilweise auf dem Kopf stehen. Diese sogenannte Umklappung ermöglichte es dem Betrachter, die Karte zu drehen und dennoch Gebäude am gegenüberliegenden Ufer „richtig herum“ zu sehen. Denn diese Karten sind keine heute üblichen genordeten Draufsichten. Sie bieten meist eine leicht erhöhte Ansicht von dem Standpunkt aus, an dem der Zeichner eben gerade stand, da kann Süden schon mal oben liegen. Das ist aber unerheblich, denn die Pläne waren ohnehin nicht dafür gedacht, den Weg zu weisen, sondern entstanden fast immer aus Streitigkeiten heraus, erklärt Franz, etwa über einen Grenzverlauf.

Am meisten gebraucht werden im Archiv Rechnungen, meist als Belege. Sie können Auskunft geben, wann etwa ein Bau begonnen hat, wer bestimmte Arbeiten ausgeführt hat und zu welchem Preis – und auch, wie es in bestimmten Gegenden zu bestimmten Zeiten zugegangen ist. Im Bayerischen Wald etwa trieb im 18. Jahrhundert wohl eine Räuberbande ihr Unwesen – belegt durch Ausgaben von 12 Gulden für Kontrollritte. Neueren Datums sind Belege über die Zonenrandförderung in den 1980er Jahren: Damals wurden in der Grenzregion zum Ostblock Trachten mit Bundesmitteln gefördert.

Die Ausstellung gibt einen schönen, teils verblüffenden Überblick über die Stücke im Archiv. Besucher können zum Beispiel den Barockaltar der Landshuter Heilig-Geist-Kirche sehen. Doch, den gab es dort, wie eine Zeichnung von Christian Jorhan dem Älteren von 1766 belegt – und einen schönen Vergleich mit dessen Sohn ermöglicht, von dem die Skizze einer Arbeit für den Passauer Dom zu sehen ist. Das Archiv birgt manchen Schatz, die Schau bringt einige ans Licht.

Das Gedächtnis Niederbayerns

bis zum 30. September im Staatsarchiv, Schlachthofstraße 8, Landshut (Mo-Mi 8-16 Uhr). Informationen unter Telefon 0871/923280

Quelle: Katrin Filler in: BOG Zeitung vom 4. August 2016 (Zeitversetzte Übernahme aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist.)

 

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