Kath. Pfarreiengemeinschaft Mitterfels-Haselbach. Ostern2016

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Osterpredigt von P. Dominik Daschner OPRaem

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche!

In den Tagen vor Ostern kann man in manchen Zeitungen und Illustrierten eine extra Oster­seite oder eine Osterbeilage finden. Hier kann sich der Leser über alles informieren, was nach An­sicht des Blattes für die Feiertage wichtig ist: Wie man Flecken von Schoko-Ostereiern wieder wegbekommt; wie sich Tulpen und Osterglocken am längsten frisch halten; Rezepte für ein festliches Ostermenü und Tipps für die Tischdekoration; und was an den Feiertagen im Fern­sehen läuft.

Unter der Überschrift „Warum wir Ostern feiern“ findet sich hier manchmal auch ein kleiner Artikel über die wichtigsten Ereignisse von Karfreitag bis Ostern. Offensichtlich ist solche Sachinformation für viele unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger inzwischen nötig.

Zeitungsleser informieren sich über Ostern, wir feiern Ostern. Das ist ein Unterschied. Für uns heute Nacht/Morgen hier in der Kirche ist Ostern mehr als die Information, dass da vor langer Zeit einmal ein gewisser Jesus von Nazaret ans Kreuz genagelt worden ist, und dann haben seine Anhänger behauptet, er sei vom Tode auferstanden. Eine Zeitung will informie­ren. Eine In­formation kann man zur Kenntnis nehmen, wenn sie einem wichtig ist oder man sie brauchen kann, man kann es aber auch lassen.

Über Ostern informieren freilich auch die Evangelien. Allerdings tun sie es nicht bloß mit dem Ziel, sachlich Bericht zu erstatten. Am Ende des Johannesevangeliums heißt es vielmehr ausdrück­lich, dies alles sei aufgeschrieben, „damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias ist, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen.“ Der Osterbericht des Johan­nes­evangeliums ist also aufgeschrieben, „damit ihr glaubt“.

Der Evangelist Johannes will nicht vor allem informieren, sondern er erzählt davon, wie Men­schen an Ostern zum Glauben gekommen sind, zum Glauben an den Auferstandenen. Beson­ders eindrucksvoll finde ich dabei das Ostererlebnis der Maria von Magdala. Hier zeigt sich besonders deutlich, was der Evangelist meint, wenn er sagt, dies alles sei aufgeschrieben, „da­mit ihr glaubt“.

Von Maria heißt es, nachdem Petrus und der andere Jünger das leere Grab Jesu wieder verlas­sen haben: Sie stand draußen am Grab und weinte. Sie weinte, weil sie den Sinn ihres Lebens, Jesus, verloren hatte. Sie weinte, weil es noch dunkel war, auch in ihrem Herzen. Sie weinte, wie auch heute Menschen weinen - still und leise -, weil sie sich nach dem Leben in Fülle seh­nen, nach der Nähe Gottes, nach ein wenig Glück, und oftmals doch nichts finden können. Jeder Seel­sor­ger kennt Gespräche mit solchen Menschen. Es gibt in unserer Welt einen großen Hunger nach Sinn, nach Glück, nach Erfüllung. Maria hat diesen Hunger gespürt. Und sie hatte Jesus gefunden, der ihren Hunger gestillt hat. Nun aber, nach dem Karfreitag, scheint alles verloren.

Uns Menschen von heute geht es manchmal genauso, wie damals Maria Magdalena am Grab. Die äußeren Zeichen, die Informationen, sie genügen nicht, um zum Glauben zu kommen. Das leere Grab, es reicht nicht, um es zum Glauben zu schaffen – verwundert verlassen die Frauen das leere Grab, ganz durcheinander, voller Furcht; auch die Leinenbinden, die Petrus und der andere Jünger im leeren Grab liegen sehen, sie reichen nicht aus; so wie alle Zeitun­gen und Oster­berichte zusammen nicht reichen. Ja, mehr noch: Sogar die Erscheinung von zwei En­geln reicht nicht aus - obgleich bei Johannes deutlich von Engeln, also von Boten aus der Welt Gottes, die Rede ist, und nicht einfach von Männern in weißen Gewändern, wie etwa im Osterbericht des Evangelis­ten Lukas. Selbst übernatürliche Informationen reichen dem­nach nicht aus.

Nein, Maria kann den Engeln nur sagen: „Man hat mir den Herrn weggenommen.“ Und dann, wie um ihn zu suchen, heißt es: Sie wandte sich um. Das klingt wie: Sie schaute um sich, ob sie ihn nicht irgendwo erblicken könnte.

Maria von Magdala ist damit den suchenden Menschen von heute sehr nahe. Auch den Men­schen heute reichen die Zeichen nicht. Vielleicht gibt es heute mehr denn je Menschen, die – obwohl sie nach außen hin glücklich und zufrieden er­scheinen – die sich doch innerlich um­wenden und umsehen, auf der Suche nach etwas oder nach einem, der ih­rem Leben den tiefs­ten Sinn geben kann.

Und vielleicht geht es heute vielen Menschen sogar genauso, wie es Maria ging: Sie sehen den Herrn und erkennen ihn nicht. Es ist ja fast grotesk: Sie hält ihn für den Gärtner. Warum er­kennt Maria Jesus nicht? Nach allem, was sie von ihm gewusst hat, nach allem, was sie mit ihm erlebt hatte - sie erkennt ihn nicht! Ihr Blick ist verschleiert; getrübt und gehalten von ihren Tränen der Enttäuschung. Ganz ähnlich wie die beiden Jünger auf ihrem Weg nach Emmaus. Sie waren wie mit Blindheit geschlagen als sich der Auferstandene unterwegs zu ihnen ge­sellt.

Erst jetzt, nach dem trauernden Weinen, dem Suchen, dem Zeichen der Engel, dem Um-sich-Blicken, erst jetzt geschieht das Entscheidende. Und es geht nicht von Maria aus. Ja, es kann nie von einem Menschen ausgehen, sondern nur von Christus. Was geschieht, ist schein­bar ganz wenig. Jesus sagt: „Maria!“ Er redet sie mit ihrem Namen an; er spricht sie persönlich an. Und wie ein Nebel fällt da ihr Weinen und Suchen in sich zu­sammen. Und wo es eben noch geheißen hatte: „Maria wandte sich um“, da heißt es jetzt: „sie wandte sich ihm zu“. Und auch ihr reicht nun ein einziges Wort, das alles zusammen­fasst, was gesagt werden könnte: „Rabbuni - Meister.“

Spätestens hier, liebe Gemeinde, hören alle Möglichkeiten der Information, so wie sie eine Zeitung hat, auf. Maria ist nicht zum Glauben gekommen, weil sie endlich die richtigen Infor­mationen bekommen hat oder weil sie die Informationen nun richtig verstanden und die richti­gen Schlussfolgerungen gezogen hat. Nein: Sie ist zum Glauben gekommen, weil er, der Auf­erstan­dene, sie angesprochen hat, und weil sie bereit war, sich von ihm ansprechen zu lassen. In der persönlichen Begegnung mit Jesus wächst der Osterglaube, auch unser Oster­glaube. Das Ziel ist erreicht, wenn wir nicht mehr „Er“ sagen, sondern „Du“, weil er „Du“ gesagt hat zu uns.

Maria spricht ja bisher vom „Er“; sie spricht über Jesus. Zu den Engeln etwa: Er ist nicht mehr da. Wie Menschen heute auch: Sie diskutieren über Gott und die Welt; sie reden über Gott, über Jesus. Das sind sicher wichtige Dinge. Aber alles kommt doch darauf an, sein „Du“ zu hören, sich von ihm persönlich ansprechen zu lassen; und dann selber zu ihm „Du“ sagen zu können. Da geht es nicht mehr um Informationen, um Zeichen, um Sich-Umsehen und Suchen, da geht es nur noch ums Dasein miteinander, um meine persönliche Beziehung zu Christus. Um diese persönli­che Beziehung zum auferstandenen Jesus geht es an Ostern, geht es bei unserem Glauben, nicht um Sachinformationen und äußerlich bleibende Fakten.

„Maria – Rabbuni“. Das ist die ganze Ostergeschichte. Zwei Worte nur, und doch fehlt nichts. Zwei Worte, von denen wir selbst das zweite sprechen können, wenn wir nur das erste hören, mit dem Christus uns anspricht. Setzen Sie statt „Maria“ einmal Ihren eigenen Namen ein, und spüren Sie dem nach, was dabei in Ihnen geschieht. Ich jedenfalls bin fest davon über­zeugt: Für jede und jeden von uns gibt es diese kleine, persönliche Ostergeschichte, der doch nichts fehlt, weil der Auferstan­dene jeden von uns anspricht, weil er zu jedem von uns sagt: „Du, für dich bin ich gestorben. Du, für dich bin ich auferstanden. Du, für immer bin ich an deiner Seite.“ Und er war­tet auf unsere Antwort.

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