Haselbach
Fachklinik Haselbach. „Ich lasse den Kontakt nie abreißen“
Ehemaligen-Treffen in der Fachklinik für abhängige Frauen und Männer
Auch in diesem Jahr fand in der Haselbacher Fachklinik für alkohol- und medikamentenabhängige Frauen und Männer ein Treffen ehemaliger Patienten statt. Von weit her waren 200 Männer und Frauen gekommen, um miteinander zu reden, Kontakte neu zu knüpfen und sich wieder ein Stück der Geborgenheit zu holen, für die diese Klinik steht.
Leiterin Ingeborg Hebborn zeigt kreative Arbeiten von Patienten. (Foto: erö)
„Sie haben Mut bewiesen und sind neue Wege gegangen“, erklärte Ingeborg Hebborn, Diplom-Psychologin und leitende Ärztin der Einrichtung. Mit einer kleinen Geschichte machte sie deutlich, dass es Mut erfordert, eigene Grenzen zu überschreiten. Dass es aber auch mutig sein kann, „nein“ zu sagen und nicht mitzumachen. Manchmal brauche es einen kleinen Stups, um eine Entscheidung zu treffen, etwas zu wagen, Risiken einzugehen. Für besonders Mutige, die seit mehr als 20 Jahren ohne Alkohol oder Tabletten auskommen, gab es von Ingeborg Hebborn ein Geschenk und von den Anwesenden viel Beifall.
Der Aufenthalt in der Klinik und die anschließende Arbeit in Selbsthilfegruppen habe sein Leben verändert, erzählte ein ehemaliger Patient. In den 25 Jahren sei Haselbach für ihn zur zweiten Heimat geworden, den Kontakt lasse er nie abreißen. „Die erste Zeit war kein Klacks, aber ich bin immer dran geblieben.“ Bei Kaffee und Kuchen, bei einem gemeinsamen Abendessen und bei einer Verkaufsausstellung von eigenen Arbeiten fand man sich zusammen zu Gedanken- und Erfahrungsaustausch. Der Hausgeistliche Pater Clemens, der die Klinik seit Jahren seelsorgerisch betreut, hielt eine Messe in der Hauskapelle.
„Gesund werden an Körper und Seele“ heißt das Konzept des 38-Bettenhauses unter der Trägerschaft des Caritasverbandes Regensburg. Ein kompetentes Team von Ärzten, Psychologen, Sozialpädagogen und weiteren Fachkräften unterstützt und begleitet die Bewohner auf ihrem neuen Weg. Dabei geht es darum, wieder selbst Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Bei einer Erstbehandlung bleiben die Frauen und Männer in der Regel 16 Wochen in der Klinik. Nach der Entwöhnungsbehandlung, die in einer medizinischen Klinik stattfindet, gewinnen die Kranken zunächst einmal Abstand zu ihrem Suchtmittel. Der Therapeut begleitet sie auf ihrem neuen Weg ohne Alkohol oder Medikamente und hilft ihnen bei der Auseinandersetzung mit sich selbst und ihren Problemen. So wird es möglich, wieder neue Kraft zu schöpfen und zu lernen, Verantwortung für sich selbst und die Gemeinschaft zu übernehmen. Die Klinik arbeitet mit einem engen Netzwerk von Selbsthilfegruppen zusammen, die den Betroffenen nach dem Klinikaufenthalt zur Seite stehen.
Unter fachlicher Leitung können die Patienten auch ihre Kreativität entdecken: Mit Holz, Ton, Seide oder Farben verwirklichen sie ihre eigenen Vorstellungen. Auf dem Programm stehen aber auch Sport und Körperarbeit, um die Fitness zu verbessern. Fitness für den Geist bietet die gut ausgestattete Bibliothek. „Wir schließen uns nicht ab“, betont Ingrid Hebborn. An Aktionen wie „Sauber macht lustig“ oder beim Haselbacher Jakobimarkt sind die Bewohner gern dabei. So finden Menschen einen geschützten Ort, wo sie sich mit liebevoller Unterstützung neue, realistische Ziele setzen können.
Quelle: Elisabeth Röhn, in: Bogener Zeitung vom 3. Juli 2015 (zeitversetzte Übernahme des Beitrags aufgrund einer 14-tägigen Sperrfrist)
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