Heimatliche Pretiosen (Burgen, Hiensölde, Totentanz . . )
Sparkasse Mitterfels - 10 Jahre älter als bisher bekannt
1895 gab es zwei Distriktsparkassen im Landkreis, die ältere in Mitterfels, eine neue in Bogen - Schild aus dem Heimatmuseum Mitterfels
Als 1967 die Sparkasse Mitterfels ihr 100. Gründungsfest feierte, ahnte niemand, auch nicht die hohen Gäste aus München, dass die Sparkasse zu diesem Zeitpunkt bereits 110 Jahre alt war. So wird verständlich, dass sich auch in die Chronik „800 Jahre Geschichte um Mitterfels” das falsche Gründungsdatum eingeschlichen hat.
Den Irrtum aufgedeckt hat die Passauerin Marion Hruschka. Sie wurde von der Sparkasse Straubing-Bogen beauftragt, die „Entwicklung des Geld- und Kreditwesens im Raum Straubing-Bogen” darzustellen. Das Forschungsergebnis legte sie als Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Universität Passau vor, und die Sparkasse Straubing-Bogen hat diese umfangreiche Doktorarbeit im Jahr 1990 als Festschrift zum 150. Gründungsjubiläum herausgegeben. Der Sparkasse Mitterfels, dem ältesten Geldinstitut im Altlandkreis Bogen, sind in diesem Buch 13 Seiten gewidmet. Es ist also nicht so, wie noch in der Chronik steht (Kap. 46, Seite 179), dass man über die Anfänge nichts Näheres weiß.
In vielen Bezirken Niederbayerns hat man um 1840 herum Sparkassen gegründet, so auch in der Stadt Straubing. Das Landgericht Mitterfels wurde 1841 vom Staat angewiesen, sich einer benachbarten Sparkasse anzuschließen. Tatsächlich bedienten sich Einleger aus Mitterfels dieser Straubinger Einrichtung (1842 betrugen dort die Einlagen der Mitterfelser 1634 fl).
Auf Dauer war das aber nicht zufriedenstellend. Man wollte durch eine ortsnahe Anstalt verstärkt das erreichen, wofür die Sparkassen ins Leben gerufen wurden: Durch die Schaffung einer Sparkassa-An-stalt sollte der häusliche Sinn erweckt und verbreitet, der Wohlstand und die Sittlichkeit gehoben und zugleich der minderbemittelten Klasse der Einwohner Gelegenheit verschafft werden, ihre von Zeit zu Zeit gemachten Ersparnisse sicher zu verwahren und durch angemessenen Zinsbezug fortschreitend zu vergrößern, um bei Erwerbslosigkeit, Krankheit und Alter nicht gleich der Armenkasse zur Last zu fallen. Außerdem ergab sich die Möglichkeit, durch das Vorhandensein eines kleinen Vermögens sozial aufzusteigen. Es waren zur Teilnahme an den Sparkassen ursprünglich nur kleine Leute zugelassen: Minderjährige, Lehrlinge, Handwerksgesellen, Dienstboten, Fabrikarbeiter und Tagelöhner. Um zu unterbinden, dass sich „Wohlhabende” dieser Einrichtung bedienen, hat man die Verzinsung auf maximal 300 fl (Gulden) pro Person beschränkt. Erst 1874 sind durch staatliche Verordnung diese Beschränkungen weggefallen.
Durch Selbstvorsorge die Armenkassen zu entlasten, war allein Anlass genug für die kommunalen Verwaltungsorgane und die Armenkassen, auch im Landgerichtsbezirk Mitterfels eine eigene Sparkasse einzurichten. In vielen Sitzungen von Distriktsausschuss, Distriktsrat, Distriktsversammlung und des Distriktsarmenpflegschaftsrates während der Jahre 1854 - 1856 wurde die Nützlichkeit einer solchen Anstalt von all diesen Gremien anerkannt. Man scheute aber die damit verbundenen Verwaltungskosten und man befürchtete, dass eine gedeihliche Fortentwicklung nicht gesichert sei. Um sich einen Überblick und damit auch eine Entscheidungshilfe zu verschaffen, wurden am 28. 10. 1856 durch Aufruf im Amtsblatt alle Pfarrer und Gemeindevorsteher angehalten, die Bevölkerung über den Nutzen einer Sparkasse zu belehren und Einschreibelisten aufzulegen.
Tatsächlich meldeten sich bis Jahresende 18 Personen, die zusammen 1315 fl bei einer zu gründenden Sparkasse einzahlen wollten. Die Plenarsitzung des Distriktsarmenpflegschaftsrates beschloss daraufhin am 30. 12. 1856 die Gründung einer Sparkasse. Der Distriktsarmenfonds übernahm die Garantie für die Einlagen. Zum Kassier wurde der Gerichtsarzt Dr. Albrecht und zum Kontrolleur der Pfarrprovisor Schröck gewählt. Den Vorsitz übernahm der Landrichter Georg Sebastian Brenner in seiner Eigenschaft als „Landrat”, wie wir ihn heute bezeichnen würden. Bis 1861 waren die Landrichter ja auch für die Verwaltung zuständig. Im Jahre 1857 hat man dann die „Statutarbestimmungen” für die „Sparkassa-Anstalt des Königlichen Landgerichtsbezirkes Mit-terfels” entworfen und nach deren Genehmigung die Sparkasse eröffnet. Weil die Bogener keine eigene Sparkasse auf die Beine brachten, änderte man die Statuten im Jahr 1868 und dehnte das Geschäftsgebiet auch auf den Bogener Landgerichtsbezirk aus. Dazu wurde in der Brauerei Bruckmaier in Bogen eine Agentur eingerichtet, die jeden Freitag besetzt war. Die Einleger mussten nicht unbedingt die oft weiten Wege nach Mitterfels oder Bogen machen, sie konnten ihr Geld auch beim Pfarrer oder Gemeindevorsteher abliefern.
Das Geschäft lief recht zäh an. Ende 1858 waren erst 700 fl angelegt, und es dauerte 10 Jahre, bis 9000 fl zusammenkamen. 1895, als der Distrikt Bo-gen eine eigene Sparkasse gründete, war die Kundenzahl auf 1000 angestiegen und die Einlagen betrugen 593.000 GM.
Die Mitterfelser Chronik nennt den Apotheker Riemhofer als ersten Kassier. Heute weiß man, dass vor ihm der schon genannte Arzt Dr. Albrecht, dann ein Herr Prugger (um 1866), sowie der Rentamtsoberschreiber Kronschnabl (bis 1881) und der Färber Tiberius Burger (1882 - 85) die Kasse verwalteten.
Einen Mitbewerber gab es 1923. Da gründete Graf Preysing aus Deggendorf die „Preysingbank, Seidenschwarz u. Cie KG”. Eine Filiale davon war im Haus der Spezerei Josef Meier (Burgstr. 7) einlogiert. Manch Mitterfelser Familie erlitt großen Kummer durch diese Bank, denn sie machte schon nach einem Jahr Konkurs, und die Einlagen gingen zu 75% verloren.
Foto links: Ab 1929 erhielt die "Distriktsparkassa" die Bezeichnung Bezirks-Sparkasse und befand sich nunmehr im Kißl-Haus in der Burgstraße Nr. 40 (Foto aus dem Jahre 1936) - Sparkassenbuch, Februar 1939
1957 - noch im Kißl-Haus kurz vor dem Umzug ins neue Sparkassengebäude in der Lindenstraße (im Bild: Sparkassenangestellter Anton Zimmermann)
Das Werk von Marion Hruschka liegt in der Öffentlichen Bücherei auf. Man kann es also ausleihen und jedem heimatkundlich Interessierten die Lektüre empfehlen, weil neben dem Geldwesen auch die administrativen, geographisch-geologischen, sozialen und wirtschaftlichen Strukturen unseres Heimatlandkreises ab 1803 dargestellt sind.
Otto Wartner, Erstveröffentlichung: Mitterfelser Magazin 1/1995, Seite 15
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