"Arma-Christi-Kreuz" zur österlichen Bußzeit
Arma-Christi-Kreuz in Mitterfels und anderen Orten
In früheren Jahren stand zur österlichen Bußzeit im Altarraum der kath. Pfarrkirche Mitterfels ein sog. "Arma-Christi-Kreuz", das die Gläubigen durch die österliche Bußzeit begleiten sollte. Es vereinigte auf den beiden Kreuzbalken alle Leidenswerkzeuge (lat. „arma Christi“), die in den Berichten der vier Evangelisten über das Leiden und Sterben Jesu Erwähnung finden.
Bis zum 12./13. Jahrhundert dienten dargestellte Leidenswerkzeuge Christi als Triumph- und Majestätszeichen. Ab dem 14. Jahrhundert ist ein Bedeutungswandel hin zum Andachtsbild des Schmerzenmannes zu beobachten; die abgebildeten Gegenstände dienten nunmehr der "Passionsfrömmigkeit", dem meditativen Nacherleben der Passion Christi. Älteste Arma-Christi-Kreuzesdarstellungen sind mittelalterliche Freskendarstellungen. Arma-Christi-Kreuze als Plastiken kamen insbesondere in der Gegenreformation auf.
Die Leidenswerkzeuge am "Arma-Christ-Kreuz" und die Fundstellen in der Bibel:
Kelch: Jesus betet am Ölberg: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen. Lk 22,42
Geldbeutel: Judas ging zu den Hohenpriestern und den Hauptleuten und beriet sich mit ihnen, wie er Jesus an sie ausliefern könnte. Da freuten sie sich und kamen mit ihm überein, ihm Geld dafür zu geben. Lk 22,4-5
Schwert und Ohr: Bei der Gefangennahme Jesu schlug einer von den Jüngern Jesu auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm das rechte Ohr ab. Lk 22,50
Fesselstrick: Die Diener nahmen Jesus fest, führten ihn ab und brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Lk 22,54
Krug: Als Pilatus sah, dass er beim Verhör mit Jesus nichts erreichte, ließ er sich Wasser bringen und wusch sich vor allen Leuten die Hände und sagte: Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Mt 27,24
Hand: Der Hohepriester befragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre. Auf die Antwort Jesu hin schlug einer von den Knechten, der dabeistand, Jesus ins Gesicht. Joh 18,22
Geißel und Säule: Nachdem Pilatus keinen Grund zur Anklage gegen Jesus fand, ließ Pilatus Jesus geißeln. Joh 19,1
Hahn: Darauf angesprochen, dass er doch auch einer von den Jüngern Jesu sei, leugnete Petrus, Jesus zu kennen. Im gleichen Augenblick, während er noch redete, krähte ein Hahn. Lk 22,60
Dornenkrone: Nachdem die Soldaten ihren Spott mit Jesus getrieben hatten, legten sie ihm einen Purpurmantel um und flochten einen Dornenkranz; den setzten sie ihm auf.Mk 15,17
Rohrstock: Die Soldaten spuckten ihn an, nahmen ihm den Stock wieder weg und schlugen ihm damit auf den Kopf. Mt 27,30
Schweißtuch: Auf dem Weg zur Kreuzigung reichte Veronika Jesus ein Tuch, um sich sein Gesicht von Blut und Schweiß abzuwischen. Jesus hinterließ im Tuch einen Abdruck seines Gesichts. Aus der Tradition; nicht in der Bibel belegt.
Hammer und Nägel: Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten… Joh 19,23
Inschrift INRI: Pilatus ließ ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden (lat. Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum). Joh 19,19
Essigschwamm: Einer von den Soldaten tauchte einen Schwamm in Essig, steckte ihn auf einen Stock und gab Jesus zu trinken. Mk 15,36
Würfel: Die Soldaten unter dem Kreuz warfen das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Lk 23,34
Messer: Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus. Joh 19,23
Uhr: Es war um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Dann hauchte Jesus den Geist aus. Lk 23,44
Sonne und Mond: Die Sonne verdunkelte sich und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Lk 23,45
Lanze und Herz: Als die Soldaten zu Jesus kamen und sahen, dass er schon tot war, … stieß einer der Soldaten mit einer Lanze in seine Seite, und sogleich floss Blut und Wasser heraus. Joh 19,33-34
Leiter und Zange: Josef von Arimathäa bat Pilatus, den Leichnam Jesu abnehmen zu dürfen, und Pilatus erlaubte es. Also kam er und nahm den Leichnam ab. … An dem Ort, wo man ihn gekreuzigt hatte, war ein Garten, und in dem Garten war ein Grab … Dort setzte man ihn bei. Joh 19,38.41-42
Die Idee zur Errichtung dieses Arma-Christi-Kreuz hatten Sieglinde Grünig und Gabi Frank. Bei der Realisierung geholfen haben: Zimmerei Rainer, Weißendachsberg, und Hans Mandl, Steinach.
Weitere "Arma-Christi-Kreuze" aus dem süddeutschen Raum
Im Bayerischen Wald gibt es eine ganze Reihe von Arma-Christi-Kreuzen in Kapellen und an Hauswänden. Sie entstanden seit der Barockzeit und zeigen den Gekreuzigten umgeben von bis zu 40 verschiedenen Passionswerkzeugen und -symbolen. Einer der bedeutendsten Schöpfer solcher Werke war der 1880 im Alter von 83 Jahren verstorbene, in Wegscheid beerdigte Herrgottschnitzer Joseph Weidinger. Mehr über diese Kruzifixe und den Herrgottschnitzer Josef Weidinger [... hier]
Arma-Christi-Kreuz bei Breitenberg
Arma-Christi-Kreuze an der Kirche von Morsbach im oberbayerischen Landkreis Eichstätt (Abb. links) und im Museum Perchen © ft
Das Perschener Kreuz wurde 1974 von dem Bildhauer Leo Bäumler (Oberköblitz) im Auftrag des Oberpfälzischen Bauernmuseums hergestellt. Es entstand in Anlehnung an die Kreuze von Pissau und Weihern. Nach dem Zeugnis der "Kunstdenkmäler des Königreiches Bayern" Band II: hat es zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Oberpfalz sehr viele solcher Kreuze gegeben. Heute muss man sie suchen.
Arma-Christi-Kreuz an der Außenwand der Kath. Pfarrkirche "Unsere Liebe Frau" in Eppingen, Landkreis Heilbronn (Baden-Württemberg) (http://de.academic.ru/)
Die Elemente können variieren, es sind nicht immer alle Elemente enthalten. Abb. links: Arma-Christi-Kreuz der Kapelle St. Wendelin, Bremenried, Weiler Simmerberg, Landkreis Lindau. - Abb. rechts: Das Arma-Christi-Kreuz auf dem Friedhof bei St. Cyriak ind Freiburg-Lehen (http://de.academic.ru/dic.nsf/dewiki/98473).
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