Meteorologie
Wetter-Monatsrückblick Januar 2019
Winter Auf der Höhe 24, Mitterfels
Mess- und Beobachtungsort Mitterfels-Scheibelsgrub, Auf der Höhe 24 -
geografische Lage: 425 m über Normal Null (NN), Südhang
Das Jahr 2019 begann wettertechnisch wie das alte geendet hat: Neblig-trüb und frostfrei. Es hatte wie so mancher, der bei der Silvesterparty zu tief ins Glas geschaut hat, einen Kater. Dem Wetter fehlte im wahrsten Sinne des Wortes der Durchblick – ein glatter Fehlstart ins Jahr 2019. Die Wetterlage: „Hinter der Kaltfront eines Skandinavientiefs gelangt in den nächsten Tagen deutlich kältere Polarluft zu uns. Es kann immer mal wieder Schneeschauer geben.“ Straubinger Tagblatt, 02.01.2019. Assoziationen an einen Apriltag mit einem schnellen Wechsel von kurzen Schneeschauern, böig auffrischendem Wind und zwischenzeitlichem Sonnenschein, stellten sich am Mittwoch ein; der Wetterbericht stimmte mal wieder zu hundert Prozent. Nach dem heißen, trockenen Sommer wünschten sich die Bauern einen nassen Winter mit viel Schnee und Regen, um erhebliche Wasserdefizite auszugleichen; eine Stellungnahme des Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes Walter Heindl. Am 04. und 05. Januar hatte es geschneit: Winterliches Landschaftsbild, Schneeräumen.
Am Festtag Epiphanie (Heiligdreikönig), 06.01., dem Höhepunkt der Weihnachten für die Ostkirche, betrug die Schneehöhe am Messplatz Mitterfels noch 8 cm. Tags zuvor waren es 12 cm. Der Winter war auch im Gäuboden mit einer minimalen Schneeauflage eingekehrt.
Ganz anders sah es zur selben Zeit im Alpenvorland aus. Außergewöhnlich starke und lang anhaltende Schneefälle schufen mächtige Schneemassen, die zu katastrophalen Zuständen führten. Im Landkreis Miesbach wurde der Katastrophenfall ausgerufen, die Schulen blieben für die Dauer einer Woche geschlossen. In den Alpen wurde die höchste Lawinenwarnstufe ausgelöst. Am Wochenende waren zwei deutsche Skifahrer in den österreichischen Bergen bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen. „Die nächste Unwetterwarnung für den Alpenraum steht bevor“, erklärte ein DWD-Meteorologe, Straubinger Tagblatt, 08.01. Wetterlage vom Tage: „Das Frontensystem eines Sturmtiefs, dessen Kern von der Nordsee zur Ostsee zieht, greift auf Bayern über.“ Es war das Tief „Benjamin“, das im Alpenraum die Schneemassen anhäufte. „Wetter der Extreme“, hieß es am 09.01. Nach dem starken Schneefall im Alpenraum blieb die Lage angespannt. Während sich viele Kinder in Bayern über Schulfrei freuten, wuchs in Österreich die Sorge vor Lawinen. Derweil hatte Hamburg am Dienstag die erste Sturmflut des Jahres erlebt. Das Straubinger Tagblatt titelte am Donnerstag, den 10.01.: „Weite Teile Ostbayerns vom Winter gelähmt.“ Weiter hieß es: „Der Winter hat weite Teile Ostbayerns fest im Griff und verursachte massive Probleme.“ Die Schneehöhe auf dem Hirschenstein (1095 m über NN) betrug aktuell einen Meter. Durch die Schneefälle am 10. und 11.01. wuchs die Schneedecke am Messplatz Mitterfels auf 15 cm an. Minimalistische Schneeauflage im Vergleich zu den Schneehöhen von bis zu zwei Meter auf den Dächern im Gebiet der Alpen. „Am Ausnahmezustand; einige tausend Helfer sind in Südbayern im Dauereinsatz – weitere Soldaten in die Schneegebiete abgeordnet – Wetterlage entspannt sich nur kurz. Von Samstagabend bis Montagabend soll im Alpenraum und im Bayerischen Wald wieder viel Neuschnee fallen.“ Straubinger Tagblatt, 12.01. Die Land- und Forstwirtschaft profitierte wie erhofft vom vielen Schnee. „Auf den Feldern und in den Wäldern wird die Feuchtigkeit wegen der starken Dürre im letzten Jahr dringend benötigt“, sagte ein Sprecher des Bayerischen Bauernverbandes am Freitag in München. Der erste Eistag vor Ort am 11.01. ging mit den Meldungen über die Schneekatastrophe nahezu unter; das Minimum betrug -4,5 °C, das Maximum -0,1 °C.
Winter im Bayerischen Wald; Sankt Englmar, 10. Januar
Durch erneuten Schneefall ist am Messplatz die Schneehöhe um 2 cm auf 17 cm angewachsen; Stand: Sonntag, 13.01. Im Alpengebiet wurden mehrere hundert Zusatzkräfte als Katastrophenhilfe zusammengezogen. Blick in den Landkreis Straubing-Bogen: „Tauwetter im Flachland – Schneebruch im Bayerischen Wald – Unfallserie am Samstag.“ Straubinger Tagblatt vom Montag, den 14.01.
Der Dauerschneefall in den Alpen hat bereits für die ersten Wetterrekorde des Jahres gesorgt. „Wir haben jetzt schon an sechs Wetterstationen historische Niederschlagsrekorde“, sagte Andreas Friedrich, Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD), am Dienstag, 15.01.2019. Ab Mittwoch entspannte sich die Situation durch das Ausbleiben erneuter Schneefälle im Alpenraum, der Katastrophenfall wurde in einigen Gebieten aufgehoben, die Lawinengefahr auch in den Österreichischen Alpen bestand fort. In unserem Gebiet taute es vorübergehend durch den Temperaturanstieg. In der Region Sankt Englmar war bei einer Schneehöhe von 50 bis 120 cm im Skigebiet wieder Skifahren und Langlaufen möglich, die Skipisten waren präpariert, die Langlaufloipen gespurt. Die Wetterlage für das Wochenende am 19. und 20.01.: „Hinter der Kaltfront eines Tiefs fließt polare Meerluft zu uns, die zunehmend unter Hochdruckeinfluss gerät.“ Konträr! Unsere Antipoden (Australier) litten derweil unter einer Hitzewelle. So mussten Straßenarbeiter Wasser auf Asphaltbeläge spritzen, damit diese nicht an Autoreifen kleben blieben.
Die angekündigte Frostverschärfung traf am Sonntag, den 20.01. ein; ein Eistag mit einem Minimum von -6,6 °C war zu verbuchen. Das kosmische Schauspiel einer totalen Mondfinsternis war am Montag, den 21.01., um 6 Uhr früh bei minus sechs Grad Celsius zu beobachten. Zu weiteren Schneefällen kam es nicht. Ideales Winterwetter herrschte in der dritten Dekade im Englmarer Skigebiet: Sonnenschein oberhalb des Nebels, total durchgefrorene Schneedecke mit einer Schneehöhe von 100 cm in Sankt Englmar und 1,5 m auf dem Hirschenstein. Die Wetterlage dazu vom 23.01.: „Bei schwachen Luftdruckgegensätzen bestimmt gealterte Polarluft das Wettergeschehen in der Region“, Straubinger Tagblatt. Tage mit Dauerfrost (Eistage) und geringer Restschneehöhe von wenigen Zentimetern, teils geapert, wurden am Messplatz registriert. Ein Blick auf den Klimawandel: Das Aussteigen aus der Kohleverstromung und die Erderwärmung war ein Dauerthema, auch international. „Der Klimawandel ist real. Er wirkt global. Und er wird immer mehr zur Gefahr für Frieden und Sicherheit“, so Außenminister Heiko Maas vor dem UN-Sicherheitsrat am 25. Januar.
Skigebiet Predigtstuhl, Sankt Englmar, am 21.01.2019
Durch den Schneefall am Samstag, den 26.01., wuchs die Schneedecke wieder auf 15 cm an. Frostabschwächung setzte sich durch. Tief „Martin“ bestimmte das Wettergeschehen am Wochenende. Als ein wichtiges Ereignis zum deutschen Klimaschutz wird der Abschlussbericht der Kohlekommission immer wieder genannt werden. „Der Plan für einen Kohleausstieg spätestens 2038 ist auf ein geteiltes Echo gestoßen. Er hat aber gute Chancen, von der Bundesregierung umgesetzt zu werden. (…) Braunkohle gilt als schädlichster Energieträger – der Ausstieg soll helfen den Treibhausgasausstoß im Kampf gegen die Erderwärmung zu verringern.“ Straubinger Tagblatt, 28.01.2019. Die Wetterlage für die letzten Januartage: „Ein Tief über dem Norden Deutschlands lässt kalte Nordatlantikluft in unsere Vorhersageregion fließen.“ Straubinger Tagblatt am Tag danach. Etwas geschneit hatte es in der Nacht auf den 29.01., die Schneehöhe am Morgen betrug 16 cm. Am 31. Januar herrschte ruhiges Winterwetter; nach leichtem Nachtfrost betrug das Maximum am Tag 3,3 °C. Zu Niederschlägen kam es nicht mehr.
Niederschlagsmenge: 98,6 l/m² (private Wetterstation Martin Bohmann, Eggerszell, 490 m über NN)
Martin Graf hat in Rogendorf bei Haselbach 115 l/m² gemessen.
Fazit
Das Winterwetter zeigte sich zu Monatsanfang verhalten, die Temperaturen gingen aber zurück. Schnee fiel am 04. und 08.01., er verwandelte die Natur in eine Winterlandschaft. Im Alpenraum herrschte um diese Zeit Ausnahmezustand wegen Extremwetter mit katastrophalen Schneeverhältnissen: Starke Behinderungen, Straßensperrungen, eingeschneite und von der Außenwelt abgeschnittene Dörfer, Lawinentote, mehrere Tage „Schulfrei“ für Kinder. In mehreren Orten und Landkreisen des Alpenraumes wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Neben den Feuerwehren, dem THW und dem Bayerischen Roten Kreuz kamen die Gebirgsjäger der Bundeswehr der Bevölkerung zu Hilfe, um Straßen und Plätze zu räumen sowie die Dächer von meterhohen Schneemassen frei zu bekommen. Am Sonntag, den 13.01., waren mehr als 5000 Hilfskräfte im Dauereinsatz. Fünf weitere Lawinenopfer waren zu beklagen. Die Wetterwoche vom 14.01. an blieb ohne weitere Schneefälle ruhig, die Temperaturen gingen zum Wochenende weiter zurück, drei Frosttage, darunter ein Eistag, wurden registriert. Die Kälte setzte sich mit nächtlichen Minusgraden auch in der neuen Woche fort, Eistage wurden gezählt.
Schneelage am Kapellenberg, Sankt Englmar
Eine Katastrophenbilanz vom 24. Januar: „Bis zu 10000 Helfer am Tag hätten zusammen rechnerisch 70000 Tage gerackert“, teilte das bayerische Innenministerium am Donnerstag, den 24.01., in München mit. Durch Schneefälle am 26.01. wuchs bei uns die Schneedecke auf 16 cm. Der Monat Januar endete mit ruhigem Winterwetter. Vom 18. bis zum 26.01. war es am kältesten. Insgesamt wurden 17 Frosttage gezählt, darunter befanden sich sechs Eistage (Dauerfrost). Die niedrigste Temperatur wurde mit -6,7 °C am 21.01. gemessen. Der Januar des vergangenen Jahres war dagegen ausgesprochen mild. Mit 17 cm wurde am 13.01. die größte Schneedecke erreicht. Als Gesamteindruck blieb ein schöner, nicht allzu strenger Wintermonat. Die Schneelage in den Skigebieten war mit bis zu 1,25 m in Sankt Englmar sehr gut.
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