Meteorologie
Wetter-Monatsrückblick August 2018
Ausgebrannt!
Mess- und Beobachtungsort: Mitterfels-Scheibelsgrub
Auf der Höhe 24 - geografische Lage: 425 m über Normal Null (NN), Südhang
Der letzte volle Sommermonat erhielt seinen Namen von Roms Kaiser Augustus. Er ist für die bayerischen Schülerinnen und Schüler der Sommermonat schlechthin – Ferienzeit!
Ferien
Schülerherzen höher schlagen,
Wenn sie naht, die Ferienzeit,
Keiner mag sich ihr verweigern,
Selbst die Lehrer sind bereit.
Länger schlafen, welch ´ne Freude,
Schauen, was der Tag so bringt,
Erst mal heiter und gelassen,
Glücklich, wer ein Lied jetzt singt.
Ab heute bleibt der Schulbus leer,
Lernarbeit die gibt’s nicht mehr.
Dass das Blatt sich wieder wendet,
Wenn die Ferienzeit dann endet,
Daran woll’n wir jetzt nicht denken,
Keine Zeit daran verschwenden.
Wochen ohne Schularbeit!
Keine Hefte, keine Tinte,
Auch die Proben sind vorbei,
Fühl mich wie ein Vogel – frei!
Kindheitsträume kriegen Schwingen,
Freude ist in allen Dingen,
Endlich ist es nun soweit…
O, du schöne Ferienzeit!
Alfred Schindler
Die Wetterlage zum Monatsbeginn: „Bei nur leichter Gewitterneigung bleiben auch weiterhin sehr warme bis heiße Luftmassen bestimmend.“ Straubinger Tagblatt, 01.08. Vor Ort begann der August bei einer nächtlichen Temperatur von 22,5 °C der Kategorie nach mit einer Tropennacht. Tagsüber erwärmte es sich bis auf heiße 33,7 °C. Am besten beschrieben war die folgende Witterung mit der kurzen Bemerkung: Fortgang der Hitzewelle. Das Straubinger Tagblatt vom 02.08. drückte es so aus: „Ein Ende der Bullenhitze ist vorerst nicht in Sicht. Die Auswirkungen sind vielfältig: Niedrigwasser und eingeschränkte Schifffahrt auf der Donau, verbogene Gleise und verbrannte Pflanzen.“ Weiter hieß es: „Egal ob Mensch, Tier, Umwelt oder Technik: Derzeit leidet jeder unter der Hitzewelle. Menschen kollabieren, die Flusspegel sinken bedrohlich und sogar Bahngleise verformen sich wie auf der Strecke Viechtach-Gotteszell.“ Ein Bericht über die Lage in der Landwirtschaft begann mit der Überschrift: „Es geht derzeit nur ums Überleben.“ Der 02.08. reihte sich nahtlos mit einer Höchsttemperatur vor Ort von 32,1 °C in die Serie der trockenen und heißen Tage ein. Im „heute journal“ wurde die Nachricht verbreitet, dass laut US-amerikanischer Klimabehörde die letzten vier Jahre die weltweit wärmsten seit Ende des 19. Jahrhunderts, dem Beginn regelmäßiger Aufzeichnungen, waren.
Ausgebranntes Maisfeld bei Parkstetten
Ein Indikator für die Klimaänderung ist die Vegetation auf europäischen Berggipfeln. „Durch die Erderwärmung siedeln sich in den Höhen immer schneller neue Pflanzenarten an. (…) In den Bergen sehe man einen direkten, messbaren Effekt des durch den Menschen verursachten Klimawandels auf die Vegetation. Und der Effekt ist enorm.“ Straubinger Tagblatt vom 03.08. Verbesserte Wachstumsbedingungen entstehen durch die Höhenverschiebung der Permafrostgrenze aufgrund zunehmender Erwärmung. Zurück von den Gipfelhöhen: „Am Freitag wird es laut Deutschem Wetterdienst wieder sonnig und sehr heiß – mit bis zu 39 Grad nördlich der Donau.“ Straubinger Tagblatt, 03.08.
Die heiße Luft sorgte für eine starke Wärmebelastung. Im Kielwasser der Hitzewelle folgten die Temperaturen am Wochenende und mehr noch in den Tagen der neuen Woche: Samstag, 04.08., Maximum 30,5 °C; Sonntag, 05.08., Maximum 30,2 °C.
„Des einen Freud, des anderen Leid.“ „Die Gurkenbauern können sich über gutes Wachstum freuen. Das Wetter hat die Gurken nicht nur üppig, sondern auch besonders früh wachsen lassen. Der absolut früheste Beginn der Ernte seit vielen, vielen Jahren.“ Straubinger Tagblatt, 04.08.
Die extreme Trockenheit hat die Wasserstände der Flüsse auf historisch niedrige Niveaus fallen lassen.
Zum Wochenanfang, 06.08., nahm heiße Luft aus Nordafrika ihren Weg nördlich über die Iberische Halbinsel nach Mitteleuropa hinein; auch Skandinavien bekam davon etwas ab. Ab Donnerstag, den 09.08., war auch für uns die Marschroute beim Wetter vorgegeben. „Ende der Hitze endlich in Sicht.“ Straubinger Tagblatt. Wetterlage: „Vom Westen her nähert sich eine Kaltfront. Sie gestaltet das Wetter vorübergehend unbeständiger.“ Straubinger Tagblatt, 09.08.
„Hut ab!“ vor den schönen Sommertagen um den 15. August
Dies galt bei uns noch nicht für die Temperaturen, die am Donnerstag nochmal bis zu einem „heißen Tag“ anstiegen, das Maximum betrug 32,4 °C. Nicht ansteigend, sondern fallend war der Wasserstand der Donau, bei Straubing betrug der Pegel am 09.08. 107 cm. Damit lag er nur 10 cm über dem Niedrigstand von 97 cm am 15.08.2003. Am Freitag unbeständig bei einem Temperaturrückgang auf maximal 20 °C; eine Kaltfront aus nordwestlicher Richtung hatte den Wettereinschnitt verursacht. Es war das Gewittertief „Oriana“, das mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h entlang der Küste hinwegfegte und erhebliche Schäden verursachte, der Bahnverkehr war stark beeinträchtigt.
Eine kurze Zwischenbilanz: In der ersten Dekade wurden neun „heiße Tage“ und sieben Tropennächte registriert. Es war nur eine kurze Störung, schon am Sonntag, den 12.08., kletterten die Temperaturen bei ruhigem Wetter wieder bis auf 27,1 °C. „Abkühlung und Spätsommer (…). Bei 26 Grad Höchsttemperaturen können sich die Menschen in Bayern auf einen angenehmen Spätsommer freuen (DWD).“ Straubinger Tagblatt, den 13. August. Der angenehme Spätsommer begann am Montag, den 13.08., mit einem „heißen Tag“; für Abkühlung sorgte sanfter Landregen während der frühen Nachtstunden.
An Mariä Himmelfahrt (Kräutelfrauentag), 15.08., dem höchsten und wohl auch ältesten Marienfest, erwärmte es sich bis auf 25,8 °C maximal. „Der Super-Sommer 2018 sorgt für einen Negativrekord. Noch nie zuvor wurde ein so niedriger Wasserstand der Donau gemessen wie am Wochenende, 12.08. Deshalb konnten zwischen Straubing und Deggendorf keine Schiffe mehr auf dem Fluss fahren.“ Straubinger Tagblatt, 15.08. Der sich verstärkende Hochdruckeinfluss führte in den nächsten Tagen sehr warme Luftmassen aus Südfrankreich heran. Der „Hitze-Sommer 2018“ hatte ein typisches Janusgesicht mit Trockenheit, Dürre, Futtermangel, Einbußen beim Getreideanbau, Probleme bei der Holz- und Wasserwirtschaft und der Schifffahrt auf der einen Seite – auf der anderen deutliche Zuwächse beim Obst- und Weinanbau, gestiegene Energiegewinnung beim Solarstrom durch die vielen Sonnenstunden, Belebung im Bereich Freizeit, Erholung und Tourismus. Dazu passte eine Zeitungsmeldung vom 17.08.:
„Früher, süßer und deutlich mehr. Die Zwetschgenernte in Bayern, vorweg in Franken, fällt heuer besonders gut aus – wie bei fast allen Obstsorten. (…) In diesem Jahr sind wir drei bis vier Wochen früher dran.“ Samstag, der 18.08. war ein „heißer Tag“ mit exakt 30 Grad maximal. „Der Sommer dreht noch einmal auf“, lautete die Überschrift einer Zeitungsmeldung. Weiter hieß es: „Der dringend nötige Regen bleibt in Deutschland weiter aus. Hoher Luftdruck über Mitteleuropa lässt die Hoffnung von Landwirten und Gartenbesitzern auf Landregen in den nächsten Tagen vernichtend klein werden, hieß es in der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes vom Freitag, den 17.08., mit Blick auf die kommende Woche.“ Straubinger Tagblatt.
Gartenteich mit Seerosen Auf der Höhe 24
Die Woche begann mit einer Tropennacht und einem Maximum von 30,2 °C. Das wetterbestimmende Hochdruckgebiet behielt seinen Einfluss bis zum 24.08. Die Temperaturen lagen bei 30 °C. Der Wetterwechsel ist angekommen, hieß es am Freitag. Die Lage: „Eine Kaltfront überquert von Nordwesten unsere Vorhersageregion. Sie leitet eine markante Abkühlung ein.“ Straubinger Tagblatt vom 24.08. Es ist die Kaltluft aus Grönland, die einströmte. An diesem Tag gingen die „Hundstage“ zu Ende. Der gefallene Niederschlag war in unserer Region der besagte Tropfen auf den heißen Stein; er reichte jedoch aus, dass an einem Tag die Gräber nicht gegossen werden mussten. Das Straubinger Tagblatt meldete am 25.08.: „Trotz des ersten Regens bleiben die Pegel niedrig; 1947 floss noch weniger Wasser.“ Die Temperaturen gingen auf unter 20 Grad spürbar zurück; die Menschen nahmen das nach den heißen und schwülen Tagen aufmunternd zur Kenntnis. Die Wohnungen konnten so richtig durchgelüftet werden. Nach einem Durchhänger am Wochenende mit etwas Niederschlag nahm der Spätsommer ab Montag, den 27.08., wieder langsam Fahrt auf. Die Donau bei Pfelling besitzt jetzt auch einen „Hungerstein“, in den eine Kerbe, die den aktuellen Niedrigstand vom 24.08.2018 markiert, eingemeißelt worden ist. Zu sehen ist die Jahreszahl 2018.
Da strahlen sie um die Wette: Steinmetzmeister Wilhelm Kaiser, Bogens ehemaliger Geschäftsleitender Beamte Günther Britzl und der Initiator der geglückten Aktion, Hermann Mayer (von links).
Foto: Thomas Schwarz; aus Straubinger Tagblatt, 27.08.2018
In der Zeitung vom 27.08. stand eine Meldung mit der Überschrift „Der Spätsommer fährt Schlitten“. Weiter hieß es: „Deutschlands höchster Berg mit 2962 m über NN (Zugspitze) verzeichnete knapp 10 cm Neuschnee, dabei war es mit minus sieben Grad frostig kalt.“ Im Verlauf der Woche soll es wieder moderat warm werden, so der Deutsche Wetterdienst. Der sinfonische Sommer setzte am Mittwoch, den 29.08., mit einem wohlklingenden Schlussakkord auf hohem Niveau an, um es am letzten Augusttag pianomäßig ausklingen zu lassen. Der meteorologische Summer is over.
Zusammenfassung Sommer 2018
Sommertage 46
heiße Tage 19
Tropennächte 12
Als „Sommertage“ wurden ausschließlich die Tage mit 25 °C bis 29,9 °C verbucht; Tage ab 30 °C zählen zu den „heißen Tagen“. Tropennächte sind solche, bei denen die Temperaturen nicht unter 20 °C gerieten.
Das Maximum des Sommers wurde am 31.07. mit 34,2 °C erreicht. Über die mildeste Nacht mit 22,8 °C durfte man sich am 02.08. freuen.
Sommertage verteilt auf die Monate:
Juni 17
Juli 20
August 9
Zahlen lügen nicht, so hatte der Juli mehr Sommertage zu bieten.
„Heiße Tage“ verteilt auf die Monate:
Juni 1
Juli 5
August 13
Im August dominierten die „heißen Tage“ deutlich.
Tropennächte verteilt auf die Monate:
Juni 0
Juli 3
August 9
Im August gab es deutlich mehr Tropennächte.
Die Zahlen belegen, dass der Sommer 2018 ein außergewöhnlich heißer war, vor allem im August. Außerhalb des meteorologischen Sommers fiel der April mit vier Sommertagen auf. Der Mai hatte schon elf Sommertage und einen heißen im Buch stehen. In das Gedächtnis ist die immense Trockenheit des Sommers buchstäblich eingebrannt – nicht zu vergessen, auch nicht in unserer schnelllebigen Zeit. Es gab auch früher heiße und trockene Jahre, so im Sommer 1947. Am trockensten im 20. Jahrhundert war es einer Radiomeldung zufolge im Jahr 1911. Das Besondere am Sommer 2018 kann man auch an der Tatsache festmachen, dass ab Juni bis in den September hinein wegen Trockenheit und Hitze der Rasen nicht mehr gemäht werden musste – es ist einfach nichts mehr nachgewachsen.
Ausgebrannter Rasen Auf der Höhe 24, 07.08.2018
Niederschlagsmenge: 37,4 l/m² (private Wetterstation Martin Bohmann, Eggerszell, 490 m über NN)
Fazit August 2018
Um sich ein Bild von zwei extremen Sommern machen zu können, wird auch der August dieses Jahres mit dem August 2003 verglichen. „Schwacher Hochdruckeinfluss ist bei heißer bis sehr heißer Subtropikluft für die Region wetterbestimmend.“ Straubinger Tagblatt, 02.08. Diese heiße Witterung setzte sich ununterbrochen bis einschließlich Donnerstag, den 09.08., fort. Gute Miene bei den Winzern. Die Weinlese hat am 06.08. offiziell begonnen. Winzer konnten sich nicht erinnern, dass dies schon in den ersten Augusttagen jemals der Fall war. Erwartet wurde ein Spitzenwein, weil die Witterung im April und Mai für das Wachstum der Reben besonders günstig war und die vielen Sonnentage die Trauben später sehr gut reifen ließen.
Nicht Wein, sondern Bier floss ab Samstag, den 11. August, wieder reichlich auf dem Gäubodenvolksfest in Straubing. Das Wetter passte dazu, die Temperaturen stiegen auf etwas über 20 Grad, später zwischen 25 und 30 Grad. Mit steigenden Temperaturen ging es in die zweite Volksfestwoche. Sie begann mit einem „heißen Tag“ und verlief mit sommerlichen Tagen zwischen 25 und 30 Grad. Nicht ganz so hitzig war es im mittleren Monatsdrittel, trotzdem wurden fünf Sommertage, drei „heiße Tage“ und eine Tropennacht gezählt. In der ersten Dekade waren es neun „heiße Tage“ in Serie und sieben Tropennächte.
In der dritten Dekade erfolgte zunächst ab 24.08. eine Wetterumstellung, bevor sich der Sommer zurückmeldete. Vier Sommertage, ein „heißer Tag“ und eine Tropennacht wurden noch gezählt. Summa summarum ergab das für den August neun Sommertage, 13 „heiße Tage“ und neun Tropennächte. Die Temperaturspitze vor Ort im August lag bei 33,7 °C am ersten Tag des Monats. Heißester Tag des Jahres vor Ort war der 31.07. mit 34,2 °C. Punktgenau mit dem Ende der „Hundstage“ am 24.08. beendete eine Kaltfront, die von Nordwesten auf Mitteleuropa übergriff, den Hitzesommer. Die allerletzten Tage des August glänzten am 28. und 29.08. durch zwei Sommertage.
Ein Resümee zum Sommer 2018: „Nur Jahrhundertsommer 2003 war noch heißer als der Sommer 2018. Den Allzeitrekord hat der ‚Turbo-Sommer‘, wie er auch genannt wurde, in der vorläufigen Bilanz des Deutschen Wetterdienstes knapp verfehlt. Denn der Jahrhundertsommer 2003 war noch wärmer. Regionale Spitzenwerte gibt es trotzdem. (…) Der Sommer 2018 erinnert zumindest von den Temperaturen her an die Mittelmeerregion. Mit einer bundesweiten Durchschnittstemperatur von 19,3 Grad war der Sommer um rund drei Grad wärmer als das langjährige Mittel (DWD).“ Straubinger Tagblatt vom 31.08.2018.
Fazit August 2003
Um dem „Super-Sommer 2003“ die Krone aufsetzen zu können, musste ich einen Blick in die Dokumentation werfen. Das Hitzehoch „Michaela“ blieb über 14 Tage nahezu ortsfest über dem Norden Mitteldeutschlands positioniert. Am 13. August wurden im saarländischen Perl-Nenning 40,3 °C gemessen, die höchste Temperatur seit Beginn der deutschlandweiten Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Vor Ort kletterte der Wert bis zur immer noch bestehenden Rekordmarke von 35,2 °C am 13.08. Ausbleibende Niederschläge und die lang anhaltende Hitze ließen die Pegel der Flüsse bis auf nicht erinnerbare Wasserstände sinken. Für die Donau wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. August der Niedrigstand von 97 cm erreicht. Für kranke und ältere Menschen hatte der Hitzestress ungeahnte Folgen. Eine Zahl von bis zu 10.000 Hitzeopfern allein in Paris wurde publiziert. Europaweit rechnete man wegen der zusätzlichen Belastungen durch die hohen Temperaturen mit bis zu 70.000 Toten im „Super-Sommer 2003“. In Rogendorf bei Mitterfels wurden acht Sommertage und 23 „heiße Tage“ gezählt (Martin Graf).
Quellen:
Sven Plöger, Wo unser Wetter entsteht, Seite 122 ff.
Alfred Schindler, Wetter um die Jahrtausendwende zwischen Gäu und Wald 1998 bis 2004.
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