Haselbach
Haselbach. Ein Beruf mit Hindernissen
Stefan Baumgartner hat schon viele Motive ziseliert. So auch den Drachenkopf, der bei ihm in der Werkstatt hängt (oben links im Bild). Fotos: Franziska Brown – Vergrößern durch Anklicken!
Stefan Baumgartner ist Spengler
Früher gab es weit mehr Spengler, sagt Stefan Baumgartner. Auch sein Sohn Paul hat diese Erfahrung gemacht. Viele Betriebe müssen deshalb um ihre Zukunft bangen.
Stefan Baumgartner hat einen mittlerweile seltenen Beruf: Er ist Spengler. Früher gab es allein vier solcher Betriebe in Haselbach, davon ist heute aber nicht mehr viel übrig. Und auch sein Sohn Paul hat bei seiner Gesellenprüfung die Erfahrung gemacht, dass es immer weniger Arbeiter in diesem Berufsfeld werden.
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Seit 2000 ist Stefan Baumgartner aus Haselbach als Spengler selbstständig. Doch Dächer decken oder Dachrinnen anbringen gehört nicht zu seinen täglichen Aufgaben. Denn der 49-Jährige hat sich auf Spenglerei in der Denkmalpflege spezialisiert.
Dabei kommt er viel herum: In Wien war er insgesamt rund drei Jahre lang tätig – zwei davon wohnte er sogar von montags bis freitags dort, um bei der Restaurierung der Kirche am Steinhof (ein architektonisches Werk von Otto Wagner) mitzuhelfen. Auch in Graz und Salzburg hatte Baumgartner Aufträge. Doch nicht nur in Österreich ist der Spenglermeister unterwegs. Auch in Deutschland hat er schon viele Orte gesehen. Unter anderem half er bei der Restaurierung des Reiterstandbildes von König Ludwig I. am Odeonsplatz in München sowie bei der Schlossbrücke in Dresden und war viel in Bayern an Restaurationen beteiligt – beispielsweise mehrmals in Bad Tölz sowie in Hohenpeißenberg (Landkreis Weilheim-Schongau) und Augsburg. Dort hat er Schmiedearbeiten an den Fuggergittern (Spindelblumen) übernommen.
Nicht nur die Arbeit mit Blech ist Teil des Berufs
Die Arbeit als Spengler ist vielseitig. Denn nicht nur die Blechverarbeitung gehört zum Arbeitsalltag der Baumgartners. Sie drexeln beispielsweise auch die Muster auf der Metalldrückbank selbst. Bei dieser wird über das Holzmuster Blech gedrückt – per Hand. „Das gibt es auch automatisiert, aber wir machen das alles noch mit der Hand“, sagt Baumgartner. Derzeit hat er einen der typischen Kupferbecher der Landshuter Hochzeit bei sich. Denn der Spengler, der diese eigentlich gefertigt habe, sei unerwartet gestorben. Jetzt hat der Haselbacher ein Muster erstellt, damit mit den Verantwortlichen noch abgestimmt werden kann, ob es passt oder noch Veränderungen vorgenommen werden müssen.
Dass Baumgartner am Anfang seiner Selbstständigkeit oft weiter weg musste für Aufträge lag daran, dass es zu dieser Zeit mehr Spengler gab und er sich noch keinen Namen gemacht hatte. „Am Anfang kriegt man keine Chance, sich zu beweisen. Denn es fehlen die Referenzen“, sagt Baumgartner. Mittlerweile sei er aber beim Denkmalamt und bei den Diözesanbauämtern gelistet. Und auch in der Region hat er inzwischen viele Aufträge: Unter anderem am Dom in Regensburg, in der Pfarrkirche Perkam, am Pulverturm in Straubing und in der Wallfahrtskirche Haindling.
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In seinem Berufsfeld sei es außerdem nicht so, dass man sich selbstständig mache und dann sofort Aufträge bekomme. „Man muss sich an große Betriebe hängen.“ In seinem Fall war es so, dass er weiterhin selbstständig für die Firma gearbeitet hat, bei der er vorher angestellt war. Manchmal gibt es heutzutage auch einen sogenannten Generalunternehmer, der wiederum mehrere kleinere Firmen mit Restaurationsarbeiten beauftragt. „Wenn der Generalunternehmer aber pleite geht, hängen Betriebe dran, die ihr Geld nicht kriegen“, sagt Baumgartner deutlich. Für manche könne das das Aus bedeuten.
Doch nicht nur dadurch gehen die Spenglerbetriebe kaputt. Viele Firmenchefs finden keine Nachfolger und müssen den Betrieb deshalb aufgeben. Auch Baumgartner hatte mal daran gedacht, wie es weitergehen soll, wenn es körperlich nicht mehr geht. „Ich hätte mich dann einfach mehr auf Dienstleistungen, wie beispielsweise Gutachten und Leistungsverzeichnisse erstellen und Fachbauleitungen machen spezialisiert“, sagt er. Weil sein Sohn Paul aber im Jahr 2019 mit in den Familienbetrieb eingestiegen ist und im Oktober 2024 seinen Meister anfangen wird, hat er diesen Gedanken wieder verworfen.
Spengler steht auf der Liste für Mangelberufe
Erschwerend hinzu komme, dass der Beruf des Spenglers in Deutschland mittlerweile auf der Liste für Mangelberufe für Facharbeiter steht. Das macht sich auch bei Spenglermeister Stefan Baumgartner bemerkbar. Aufträge hat er genug, aber es fehlt am Personal. Und weil auch sein Sohn Paul bei der Gesellenprüfung festgestellt hat, dass nur noch wenige junge Leute diesen Beruf lernen (mit ihm waren es neun Absolventen), haben beide wenig Hoffnung, dass sich an der Situation etwas ändert. „Wenn man den Beruf ausgelernt hat, braucht man meistens einige Jahre, bis man die grundlegenden Arbeitsschritte beherrscht. Vor allem, wenn man spezialisiert ist“, sagt Baumgartner.
Franziska Brown/BOG Zeitung vom 9. Dezember 2023 (Gen. durch Lokalredaktion)
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